Geralt in Höhstform!

Nach langem Warten ist endlich der zweite Teil von The Witcher erschienen. Man konnte in der Vergangenheit viel über das Spiel lesen, was zu großen Erwartungen...

von - Gast - am: 24.05.2011

Nach langem Warten ist endlich der zweite Teil von The Witcher erschienen. Man konnte in der Vergangenheit viel über das Spiel lesen, was zu großen Erwartungen führte. Dieser Test zeigt nun auf, ob CD Projekt den großen Erwartungen gerecht wird oder ob The Witcher 2 an diesen Erwartungen zusammenbricht.

Zu schön um wahr zu sein!

Das erste was bei The Witcher 2 auffällt, und ihn somit von seinem sehr guten Vorgänger abhebt, ist die sehr schöne Grafik, was nicht bedeuten soll, dass the Witcher hässlich war bzw ist.

Die hauseigene Engine von CD Projekt namens Red Engine zaubert teilweise wunderschöne Bilder auf den Monitor. Besonders zu Beginn des Spiels, nachdem man den Kerker verlassen hat, haut die Grafik einen beim Ansehen der Spielwelt um.

Scharfe Texturen, die überragende Lichtdarstellung, sehr schöne Animationen und die Landschaftsdarstellung können überzeugen. Weiterhin werden auch Zauber, Feuer etc. sehr hübsch dargestellt. Der Grafikstil überzeugt. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Das Bild baut sich langsam auf, so dass etwas weiter entfernte Objekte langsam dargestellt werden. Dies gilt aber nicht für alle Objekte. Ein großer Stein z.B. bleibt zu sehen und wird nicht auf einmal 'hergezaubert'.

Diese Schwachstelle stört jedoch nicht besonders stark, denn schnell wird man wieder von der Grafik verzaubert.

Das ist Musik in meinen Ohren

CD Projekt schafft es mit der Soundkulisse total ins Schwarze zu treffen. Die musikalische Untermalung des Spiels ist hervorragend. Nicht selten habe ich mich dabei erwischt, wie ich nicht weiterspielte um einfach nur der Musik zuzuhören. The Witcher 2 hat für jede Situation, für jede Landschaft, für jedes Ereignis eine passende musikalische Untermalung parat. Diese ist dynamisch und wechselt je nach Spielsituation.

The Witcher 2 überzeugt zudem mit der Auswahl der (deutschen) Sprecher. Einzig König Radovid hätte meiner Ansicht nach eine andere Stimme zugewiesen bekommen sollen. Dies ist aber Kritik auf hohem Niveau, denn wirklich unpassend ist sie nun nicht und auch werden wohl nicht alle dieser Ansicht sein.

Aufgefallen ist, dass die Tonabmischung nicht zu 100% gelungen ist. Bei mir war es zumindest so, dass die Musik im Verhältnis zu der Sprachausgabe zu laute gewesen ist. Nachdem einer Verringerung der Musiklautstärke war dieses 'Problem' aber behoben.

Geralt hat fast alles unter Kontrolle

Eine große Schwachstelle von the Witcher soll die Steuerung gewesen sein, wobei besonders das Kampfsystem von einigen Stimmen stark kritisiert worden ist. Hier hat CD Projekt nun so einiges geändert. Das Ergebnis kann nicht komplett überzeugen.

Besonders die Anvisierung per Maus(zeiger) ist eine große Schwachstelle der Steuerung. CD Projekt hat das Fadenkreuz einfach weggelassen, sodass es nicht immer sofort möglich ist, genau das anzuvisieren was man eigentlich möchte. So kommt es doch schon häufig vor, dass man z.B. direkt vor einer Tür steht, diese aber nicht öffnen kann, weil diese sich nicht erkannt wird. Man muss erstmal wieder einen Schritt zurückmachen und dann nochmals die Tür die anpeilen. So geht leider viel Dynamik verloren.

Weiterhin ist mir nicht verständlich warum man in the Witcher 2 nur noch, wenn man meditiert Tränke zu sich nehmen kann. Also anstatt, wie es noch bei the Witcher möglich war, einfach per Rechtsklick den gewählten
Trank zu benutzen, muss man zunächst Meditieren und dann im Meditationsmenü auf 'Tränke zu sich nehmen' klicken. Das ist einfach nur umständlich und verringert die Dynamik des Spiels.

Das Kampfsystem wurde bekanntermaßen verändert und auf Action getrimmt. Leider kommt es hier dadurch zu Problemen, dass das Spiel von allein auf einmal und ohne jeglichen Grund einen anderen Gegner anvisiert, was dazu führt, dass Geralt von einem zum anderen Gegner hin und her 'springt' um diesen zu vermöbeln. Dies führt zu einer ungewollten Hektik. Dieses Problem lässt sich zwar dadurch umgehen, dass man per Tastendruck dauerhaft einen bestimmten Gegner anvisieren kann, jedoch ist dies etwas zu umständlich geraten. Schöner wäre es gewesen, wenn das Spiel automatisch bei einem Ziel bleiben würde, bis man sich von diesem wegdreht. Dennoch sollte man dieser Umständlichkeit nicht zu viel Beachtung schenken. Die ersten beiden Mankos sind meines Erachten schwerwiegender.

CD Projekt hat aber auch einiges verbessert. So lassen sich Talente nun zur jederzeit verteilen. Dafür muss man nur auf die C-Taste drücken und schon ist man bei der Charakterentwicklung. Ein suchen nach einem Lagerfeuer gehört somit zum Schnee von gestern an. Auch die Meditation selbst lässt sich jetzt, außer bei Kämpfen, zu jeder Zeit ausführen. Somit gewinnt the Witcher 2 einiges von der eingebüßten Dynamik zurück.

Geschichte kann auch spannend sein!

Das Herzstück von the Witcher 2 ist ganz klar die packende Story, die überzeugend erzählt wird. Die Geschichte an sich sowie wie diese erzählt wird muss sich hinter 'Geschichtsgrößen' wie Mafia 1 nicht verstecken, ganz im Gegenteil. The Witcher 2 setzt Maßstäbe wie eine gute Story auszusehen hat und wie diese erzählt werden muss.

Anders als Mafia 1, dass die Storyline in einer Rückblende erzählt, bedient sich the Witcher 2 mehrerer Erzählebenen. Zum Beispiel steuert man neben Geralt auch den König Henselt. Was man mit Henselt erlebt läuft zeitlich gesehen parallel zur Reise Geralts nach (dies wird hier jetzt nicht verraten) ab, bis beide aufeinander treffen. Auch versucht Geralt in der Gegenwart mehr über die Meuchelmörder herauszufinden und begibt sich mit Hilfe eines Rituals in die Vergangenheit, sodass sie dann eine gewisse Zeit aus der Sicht des Meuchelmörders spielen.

Die etwa 25 - 30 stündige Story ist dabei in einen Prolog, Akt I, Akt II, Akt III und einem Epilog aufgeteilt. Jeder dieser Aufteilungen kann überzeugen. Zeitlich gesehen sind die ersten beide Akte die längsten. Akt III fällt ein ganzes Stück ab, aber nur zeitlich, den hier erreicht die Story ihren Höhepunkt! Wer bisher der Meinung gewesen ist, dass Computerspiele keine gute Geschichte erzählen können, muss diesen Akt unbedingt gespielt haben. Der letzte Akt zeichnet sich ganz klar nicht durch Action aus, sondern von seinen Dialogen, von dem 'Wie' die ganze Story über und um Geralt von Riva sich zusammensetzt. Das soll aber nicht heißen, dass die Action hier zu kurz kommt, den hier kämpft man z.B. gegen einen Drachen, was natürlich packen dargestellt wird, inklusiver Sequenz nach dem Kampf bzw. währenddessen.
CD Projekt hat hier ein Meisterstück geschaffen und sich getraut eine Geschichte nicht nur durch Kämpfe zu erzählen, sondern auch durch Dialoge! Hut ab!

Ich schreibe die Geschichte!

Ein ganz wichtiger Punkt warum die Story auch so packend inszeniert wird ist, dass der Spieler immer wieder Entscheidungen zu treffen hat, die sich mal mehr mal weniger stark auf die Spielwelt und auf die Storyline auswirken. Dies führt dazu, dass man sich nicht nur als Zuschauer sieht, sondern als Teil der Geschichte. Dadurch regeneriert the Witcher 2 eine unheimliche Motivation weiterspielen zu wollen, da man unbedingt wissen möchte, wie die Story weitergeht bzw. wie sich die eigenen Entscheidungen auswirken. Dies führt zudem zu einem hohen Wiederspielwert.

Schön dabei ist, dass man nicht nur immer zwischen A und B wählen kann. Manchmal stehen auch mehrere Entscheidungsmöglichkeiten offen oder anstatt sich zwischen A oder B gleich entscheiden zu müssen, besteht oftmals die Möglichkeit sich durch ein weiteres Befragen oder Untersuchen ein besseres Bild zu machen um dann mit besseren Gewissen eine Entscheidung treffen zu können.
Gerade wenn man sich nicht sofort entscheidet und sich auf ein weiteres Gespräch einlässt bzw auf weitere Untersuchungen kann man beobachten, dass der eigentlich gefestigte eigene Entschluss doch so langsam in Wanken gerät. So hatte ich mir fest vorgenommen eine bestimmte Person zu töten, wenn ich endlich vor ihr stehe. Nachdem ich aber mich auf ein (längeres) Gespräch eingelassen hatte, war ich mir dann nicht mehr so sicher.
Klasse, so muss ein Spiel seine Spieler binden!!!

Ich bin Geralt und nicht Superman

Okay, die Überschrift ist polemisch, drückt aber ziemlich gut aus, wie es sich mit der Balance des Spiels verhält.

Getestet wurde das Spiel auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Schon hier ist das Spiel kein Selbstläufer mehr. Sobald sich Geralt mit mehr als zwei Gegnern konfrontiert sieht wird es für den Hexermeister schwer zu bestehen, wenn dieser nicht von seiner Beweglichkeit und seinen Tränken und vom Zauber Gebrauch macht. Besonders viel Schaden muss Hexer Geralt nehmen, wenn dieser von hinten getroffen wird. Wer also stumpfsinnig einfach in einen Haufen voller Gegner springt wird nicht lange überleben und Spaß an dem Spiel haben. Schon hier ist der Kopf gefragt!
Wie es aber auch 'normal' ist, ist eine einzelne Person unter normalen Umständen es nicht möglich einfach einen Haufen von geschulten Kriegern umzuhauen. Wer aber dagegen seinen Kopf nutzt wird deutlich weniger Neuladen müssen und das Spiel nicht als zu schwer empfinden.

Besonders wenn man sich durch den Einstieg gekämpft hat und seinen Talentbaum ausgebaut hat , wird feststellen, dass das Spiel mit der Zeit eigentlich leichter wird. Hier liegt eigentlich das Problem. Das Problem ist also nicht, dass das Spiel zu schwer ist, sondern dass wenn man bestimmte Talente ausprägt sogar irgendwie zu leicht wird, zumindest auf 'normal'. Der größte 'Übeltäter' ist dabei das Zeichen 'Quen'. Dieser Zauber absorbiert eine gewisse Zeitlang den Schaden und gibt einen gewissen Prozentsatz des Schaden seinem Absender zurück. Wenn man dieses Zeichen auf seiner maximalen Stufe freigeschaltet hat so dauert es bis zu 2 Minuten an und teilt dabei ordentlich aus. Erleidet Geralt jedoch Schäden so verringert sich die Restzeit des Zauber je danach, wie stark der gegnerische Treffer gewesen ist. Hat man aber zudem seinen 'Manaspeicher' ausgebaut, so hat man nahezu einen unbegrenzten Schutz, zumindest schwächeren oder kleineren Gruppen von Gegnern gegenüber

Fühlst du die Atmosphäre?!

Wenn man gezwungen werden würde, mit wenigen Worten the Witcher 2 zu beschreiben, so würde definitiv das Wort 'Atmosphäre' fallen.

The Witcher 2 setzt auch in Sachen Atmosphäre Maßstäbe. Nicht nur die packende Story gepaart mit dem erstklassigen Sound sowie mit der überzeugenden Grafik sind die Gründe warum die Atmosphäre so dicht ist, dass man sie förmlich anfassen kann.
The Witcher 2 schafft eine lebendige Welt. Die geklonten NPC gehören bis auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit an. Alles wird sehr gut in Szene gesetzt. Nichts wirkt irgendwie aufgesetzt. Viele kleine Details tragen ihren Teil dazu. So kämpft man sich im dritten Akt durch eine kleinere Höhle und entdeckt einen kleineren Wasserfall in dieser Höhle mit schöner Vegetation!!!

Angriff ist die beste Verteidigung

Wie bereits beschrieben wurde das Kampfsystem verändert. Obwohl der Schwerpunkt auf Action liegt ist, sind jedoch taktische Züge nicht zu leugnen. Wie erwähnt, wer einfach nur in eine Gruppe von Gegnern springt hat keine Chance. Man muss mit Köpfchen an die Sache rangehen, nur dann kann man den Sieg davontragen.

Geralt stehen neben seinen beiden Schwertern (Stahl gegen Menschen; Silber gegen Monster) noch 5 Zaubersprüche sowie diverse Bomben und Wurfmesser zur Verfügung. Alle dieser Mittel haben ihre Daseinsberechtigung.

Neben dem Blocken und dem Ausweichen steht auch noch die Möglichkeit 'Kontern' zur Verfügung, sofern man diese freigeschaltet hat.

Die KI ist bis auf wenige Ausnahmen sehr gut. So werfen die Gegner, je nachdem ob sie welche dabei haben, auch Bomben nach Geralt oder teleportieren sich von Geralt weg, sobald sie zu viel Schaden genommen haben. Auch nehmen sie nicht mehr Schaden als nötig, indem sie sich so schnell wie möglich wieder hinter ihren Schildern verstecken, oder die Schläge von Geralt blocken.

Fernwaffen wie Bögen stehen Geralt aber sonst nicht zur Verfügung. Dies stört aber nicht. Wenn die Geschichte über Geralt von Riva halt von Hexern erzählt, die nicht mit Fernwaffen hantieren, dann sollte man dies auch so hinnehmen. Zudem wäre es überhaupt nicht Geralt-Like mit Pfeil und Bogen zu kämpfen. Für Fernkämpfe reichen die Wurfmesser und Bomben meiner Ansicht nach aus.

Charakterentwicklung / Items und Bugs

Geralt kann maximal das Level 35 erreichen. Dies führt dazu, dass man sorgfältig darüber nachdenken sollte, wie man seine Talentpunkte verwendet.
Man kann entweder wie immer, einen Spezialisten oder einen Allrounder schaffen. Jedoch ist dies nicht die einzige Entscheidung die man treffen kann bzw. muss.
Jede Fertigkeit besitzt zwei Stufen, sodass man auch vor der Entscheidung steht, ob man eine Fertigkeit besonders stark oder doch lieber viele Fertigkeiten ausprägen möchte.
Dies führt unweigerlich zu Experimenten sowie zu einem hohen Wiederspielwert. Jede Fertigkeit hat einen sinnvollen Nutzen, je nach Geschmack des Spielers.
Auf Grund dieser beschränkten Anzahl von Talentpunkten ist die Anzahl der Fertigkeiten keineswegs gering.


In the Witcher 2 ist es nun möglich mehr Items zu finden, als es in seinem Vorgänger möglich gewesen ist, ohne dabei jedoch die Anzahl anderer RPGs zu erreichen. Dies ist aber nicht sonderlich schlimm, denn Geralt hat die Möglichkeit, mit fast jedem Gegenstand etwas nützliches zu machen zu können. So kann er sich bessere Waffen / Rüstungen bauen lassen, selber Tränke mixen oder selber seine Waffen / Rüstungen mit bestimmten Items aufzuwerten. Zumal the Witcher 2 nicht von der Sucht nach immer besseren Items zu suchen lebt, sondern von der Story etc..

The Witcher 2 lief erstaunlich stabil. Während der gesamten Spielzeit stürzte das Spiel nur 2 mal ab, sodass man sich wieder auf dem Desktop fand. Das Spiel konnte sofort wieder gestartet werden.

Während der Spielzeit konnte auch nur ein Bug festgestellt werden. Ein NPC stand auf einmal die ganze Zeit in der Luft. Der Bug war nicht reproduzierbar

Fazit

CD Projekt hat Wort gehalten und ein grandioses Rollenspiel abgeliefert, dass in einigen Bereichen Maßstäbe setzt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Texturen, Landschaften, Animationen, Lichteffekte
  • Sound: dynamische musikalische Untermalung, Sprecher
  • Balance: guter Schwierigkeitsgrad; Fähigkeitenverwertung
  • Atmosphäre: Spielwelt, Story, Entscheidungsfreiheit
  • Bedienung: Meditation u. Charakterentw. zur jeder Zeit, Menüs
  • Umfang: Spielzeit, Wiederspielwert, drei schöne Akte
  • Quests/Handlung: abwechslungsreiche Quests; Story, Entscheidungsfr.
  • Charaktersystem: Anzahl Fertigkeiten u. Talentpunkte, alle sinnvoll
  • Kampfsystem: Taktische Kämpfe, Verwendung v. Fertigkeiten
  • Items: nützliche sinnvolle Items
  • Grafik: entfernte Objekte ploppen teilweise langsam auf
  • Sound: nichts
  • Balance: Quen-Zeichen zu stark
  • Atmosphäre: nichts
  • Bedienung: Mauszeiger, Trankverwendung umständlich
  • Umfang: nichts
  • Quests/Handlung: nichts
  • Charaktersystem: nichts
  • Kampfsystem: seltene KI-Aussetzer; Anvisierung der Gegner
  • Items: weniger als in anderen RPGs

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.