Seite 3: Star Citizen - Ist Star Citizen möglich?

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Böses Blut

Anonyme Quellen des Kotaku-Artikels berichten von mangelnder Erfahrung von Produzenten und Koordinatoren. Das soll in unrealistischen Zeitvorgaben resultiert sein, die die Teams teilweise sogar selbst aufstellten. Die Projektdaten und -dokumente sollen ein einziges Chaos gewesen sein. Gegen Ende 2014 stellte Roberts fest, dass das Projekt ernsthaft in Gefahr geraten würde, wenn es so weiterginge, wie bisher.

Er sah sich daraufhin das Studio in Manchester genauer an, das unter seinem Bruder Erin sehr effizient arbeitete und zu dieser Zeit wohl das Rückgrat der Entwicklung darstellte. Die Struktur dort sollte nun auf alle Studios übertragen werden: Ein straffer Produktionsplan und klare Verantwortlichkeiten sowie sinnvoll delegierte Aufgaben waren das Ziel.

Diese Umstellung und die Etablierung einer strikten Hierarchie im Management passte nicht jedem bei Cloud Imperium Games. Es gab böses Blut und einige Abgänge und die Studios waren sich eine Weile untereinander nicht sonderlich grün. Außerdem wurde knallhart aussortiert: Wer nicht in Roberts' Studiophilosophie passte oder sich nicht ins Team integrieren konnte, wurde gefeuert.

Star Citizen: Squadron 42 - Morrow Tour: So fängt die Kampagne an Video starten 11:55 Star Citizen: Squadron 42 - Morrow Tour: So fängt die Kampagne an

Laut Chris Roberts war das ein notwendiges Übel: »Du musst die Chemie passend bekommen. Es wird in ihren Lebensläufen nicht gut aussehen. Aber vielleicht passen sie einfach nicht rein. Und manchmal stellst du jemanden ein und nach ein oder zwei Monaten realisierst du, dass es nicht funktioniert. Das ist das Schlimmste, denn du stellst ja niemanden ein, nur um ihn wieder zu feuern.«

Die Umstellung zeigte offenbar Erfolg, CIG kommt nach eigenen Angaben (und wenn man nach der Gamescom-Demo 2016 geht, auch sichtbar) viel schneller voran als noch vor einem Jahr. Die hochanspruchsvollen Engine-Überarbeitungen sind bereits weit fortgeschritten. Technik wie die prozedurale Generierung von Planeten, die eigentlich erst nach Release entwickelt werden sollte, steht mit der für Ende des Jahres angekündigten Alpha 3.0 bereits kurz vor der Veröffentlichung.

Hier zeige sich laut CIG auch der große Vorteil der gleichzeitigen, mehrgleisigen Entwicklung: Da sich alle Studios genau die gleiche Code-Basis teilen, können Entwickler in jedem Studio jederzeit auf der bereits erledigten Arbeit aufbauen, anstatt Dinge mehrfach machen zu müssen.

Der Rest ist Schmutzwäsche

Der Artikel auf Kotaku zitiert nun verstärkt anonyme (Ex-)Mitarbeiter, die gegen Roberts persönlich schießen. Die Aussagen, die ihm Missmanagement vorwerfen und ihn als Ursache der Probleme hinstellen, versieht der Artikel überwiegend mit Gegenaussagen von Roberts. Zu Beginn läuft dieses Spiel von Schuldzuweisungen und Verteidigung noch auf einen interessanten Clou hinaus.

Der Ursa Rover ist ein sechsrädriges Vehikel für Planetenoberflächen. Der Ursa Rover ist ein sechsrädriges Vehikel für Planetenoberflächen.

Denn jene anonyme Quellen, die behauptet hatten, Roberts' Forderungen wären schlicht unmöglich, werden durch die aktuelle Alpha von Star Citizen widerlegt. So hat CIG beispielsweise die Grundlagen für ein vielschichtiges Inventar- und Kleidungssystem gelegt und auch die Übereinstimmung der First-Person- und der Third-Person-Ansicht ist dem Team gelungen.

Chris Roberts kommentiert das wie folgt: »Das ist ein Beispiel für Leute, die sagen: 'Nein, das geht nicht' und sich darauf versteifen. Das sind die Leute mit denen ich nicht kann, und das sind die Leute, die am Ende nicht mehr in der Firma sind. Um es klischeehaft auszudrücken, wenn es sich dabei im einen Amerikaner handelt, würde ich sagen, ich will einen Ameri-can, nicht einen Ameri-can't. Ich will jemanden, der es versucht [...] weil wir es absolut schaffen können.«

Star Citizen - Mit der ARK-Starmap jetzt schon das Universum erkunden Video starten 5:41 Star Citizen - Mit der ARK-Starmap jetzt schon das Universum erkunden

Doch die anonyme Diskussion von Roberts' Charakter und Eignung als Projektleiter führt im weiteren Verlauf des Artikels zu keinem sinnvollen Ergebnis mehr. Der teils hervorragend recherchierte Artikel, der bisher mit vielen Fakten arbeitete, driftet zusehends in die Darstellung unbewiesener Vorwürfe ab. Die eine Quelle sagt, CIG hätte lieber nur ein ordentliches Dogfighting-Spiel machen sollen - und das würden die meisten Leute in der Branche so sehen.

Eine andere anonyme Person will eher religiös werden, als an Star Citizens Machbarkeit zu glauben. Die Zielstellung des Artikels, nämlich herauszufinden ob Star Citizen überhaupt machbar sei, wird so am Ende nicht erreicht, denn die anonymen Quellen lassen sich bezüglich ihrer Erfahrung und Projekteinsicht für den Leser nicht seriös einschätzen. Zudem fehlen für die meisten Aussagen verwertbare Belege.

Star Citizen: Squadron 42 - Screenshots der Solo-Kampagne ansehen

Offene Fragen

Hätte Roberts den Kurs des Studios früher korrigieren müssen? Das hätte zumindest einigen Ärger sowie eine Menge Zeit erspart. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, ob es für die Zukunft einen Plan B gibt, falls eine technische Hürde irgendwann doch mal zu hoch ist, um genommen zu werden. Darauf geht der Artikel nicht ein.

Auch beantwortet er nicht die Frage, wie viel von Star Citizen mit dem bereits eingenommenen Geld fertiggestellt werden kann. Der Verdienst der Kotaku-Reportage ist, dass wir nun wissen, unter welchen Geburtsschmerzen sich der Aufbau effizienter Strukturen bei Cloud Imperium Games vollzogen hat und welche Umstände den Verschiebungen und Verzögerungen zugrunde liegen.

Ob Star Citizen in seinem geplanten Umfang und mit allen Features erscheint - und wann es das tut! - das werden die nächsten Monate und Jahre zeigen müssen. Die nächste große Präsentation steht kurz bevor: Am 09. Oktober wird auf der CitizenCon Neues zum prozeduralen Planetensystem zu sehen sein und wir werden eine Mission aus Squadron 42, der Einzelspielerkampagne, zu sehen bekommen. Vielleicht wissen wir danach wieder etwas mehr.

3 von 3


zu den Kommentaren (194)

Kommentare(187)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.