Lustige und kuriose Werbedeals in Spielen - Leucht-Kondom und Lara-Gel

Kondome, Rasiergel und Zahnpasta – wir präsentieren in unserem Special skurrile Werbedeals, abgedrehte Vorbestellerboni und gehen der Frage nach, was das alles eigentlich soll.

Verrückte Werbe-Deals in Spielen - Duschen mit Lara Croft + Kondome aus Infamous Video starten 3:54 Verrückte Werbe-Deals in Spielen - Duschen mit Lara Croft & Kondome aus Infamous

Bartträger aus Überzeugung haben es derzeit schwer, wenn sie bei Assassin's Creed Unity jeden Gegenstand abstauben wollen. Denn Ubisoft belohnt das Rasieren: Mit jedem Kauf von Rasiergel einer bestimmten Marke gibt's mit ein bisschen Glück einen exklusiven Ingame-Gegenstand - mal eine Kapuze, mal eine Rüstung, mal sogar eine Waffe. Wer mit sowas nichts anfangen kann (zum Beispiel auch die weibliche Spielerschaft) ist entweder gezwungen, ein nutzloses Produkt zu kaufen oder auf Spielinhalte zu verzichten.

Noch abgedrehter geht's bei einigen Vorbestelleraktionen zu: Beispielsweise enthielt die in italienischen Gamestop-Filialen verkaufte Preorder-Version von Infamous: Second Son neben zwei Dosen eines Energydrinks ein im Dunkeln leuchtendes Kondom. Klingt völlig beknackt? Aus Sicht der Publisher und Marketingabteilungen nicht, denn hinter den vermeintlich abgedrehten Werbedeals und Vorbestellerboni verbirgt sich ein raffiniertes Vermarktungskonzept.

Kuriose und schräge Werbe-Aktionen in Spielen - Die besten Deals im Überblick ansehen

Werbung funktioniert bei mir nicht

Dazu holen wir ein bisschen weiter aus: Medien- und Werbewirkung funktionieren nämlich heutzutage anders, als man sich das gemeinhin vorstellt. Der Trick hinter guter Reklame ist nicht, den potenziellen Käufer einfach mit Argumenten dazu zu überreden, schnurgerade in den Laden zu rennen, weil er urplötzlich unbedingt den Geschmack von braunem Zuckerwasser auf der Zunge braucht. Solche Vorstellungen quittieren die meisten Menschen mit einem »So was funktioniert bei mir eh nicht«. Klar, das tut es nicht. Mit direkten Aufforderungen lassen sich heutzutage die wenigsten Leute ködern.

Denn wir werden tagtäglich mit einer ganzen Flutwelle an gleich klingenden Produkten überschwemmt, die alle von sich behaupten, das beste ihrer Art zu sein. Dementsprechend schwierig ist es, mit Fakten die Gunst der Käufer zu gewinnen. Die Mechanismen hinter den Kampagnen rund um das Assassin's-Creed-Rasiergel oder die SimCity-Zahnpasta arbeiten folglich viel subtiler und steuern direkt die unbewussten Emotionen und Wertmaßstäbe der Zielgruppe an.

Weder Zahnpasta noch Auto-Reklame retten SimCity vor dem PR-Debakel Weder Zahnpasta noch Auto-Reklame retten SimCity vor dem PR-Debakel

Denn Kaufanreize funktionieren eben nicht nur über den Verstand, sondern maßgeblich über emotionale Bedürfnisse. Die Kalkulation geht in etwa so: In einem gigantischen Supermarktregal, in dem man die Wahl zwischen 40 verschiedenen Rasiergelsorten hat, ist die richtige Entscheidung schwer. Jedes Gel hat den gleichen Preis, verspricht die gleichen Features, sieht gleich aus.

Ist jetzt aber eine einzige Dose der 40 Sorten mit Assassin's-Creed-Motiven bedruckt, kann man als Verkäufer davon ausgehen, dass eine Zielgruppe von jungen Männern tendenziell zur Arno-Variante greift (die Wahl des Produkts ist bei der - zumindest in der Vorstellung der Industrie - überwiegend männlichen Spielerschaft natürlich kein Zufall).

Super Dangerous Wad Wad

Diese Entscheidung basiert dann weniger auf rationalen Argumenten als auf emotionalen Impulsen, auf Stimmungen, die man mit einer Marke assoziiert. Wenn dann noch ein DLC mit im Paket ist, gibt's sogar ausnahmsweise einen handfesten Kaufgrund, der das Produkt aus der Masse herausstechen lässt. Denn wenn sich das Rasiergel nicht mehr über seine Alleinstellungsmerkmale als Rasierutensil verkauft, dann eben als zusätzlicher DLC-Container.

Dass sich solche Deals gerade in der Gegenwart häufen, ist kein Wunder: Das Image von Spielen und Spielehelden verändert sich analog zur Zielgruppe. Immer mehr Menschen öffnen sich dem Medium, interessieren sich für Assassin's Creed, schrecken nicht aus Imagegründen davor zurück, sich Merchandise-Pullover oder -Mützen zu kaufen. Spiele sind Mainstream, und damit sind sie für Massenwerbung immer attraktiver.

Wer mit den Massen vernünftig kommunizieren will, muss sich auch Gedanken um Image und Merchandise machen. Wer mit den Massen vernünftig kommunizieren will, muss sich auch Gedanken um Image und Merchandise machen.

Skurrile Preorder-Boni wie die Infamous-Kondome arbeiten ganz ähnlich: Dem Publisher und/oder Händler ist klar, dass ein leuchtendes Verhüterli nur für wenige ein Grund zur Vorbestellung ist - aber der Witz hinter der Idee ist gut fürs Image. In dem Fall ging die Aktion von Gamestop selbst aus. Noch deutlicher verfolgte diese Strategie beispielsweise der Publisher THQ bei der ultra-limitierten Special Edition von Saints Row 4. Wer für die »Super Dangerous Wad Wad Edition« eine satte Million Dollar ausgeben wollte, bekam dafür neben dem Spiel unter anderem eine Schönheits-OP, ein brandneues Hybridauto und einen Trip ins Weltall. Gekauft hat's niemand.

Zwei Unterhosen für Jack the Ripper

Klar, das ist ein Joke, aber er verdeutlicht den Gedanken hinter diesen irrwitzigen Aktionen, die Sympathie der Community zu gewinnen, Stimmungen zu erzeugen und Assoziationen zu wecken. Was Softdrink- und Zigarettenhersteller seit Jahrzehnten beherrschen, peilen auch Publisher und Spielehändler an: den Spieler mit dem Gefühl zu locken, cool zu sein, wenn er ein cooles Produkt von einem coolen Entwickler und einem coolen Publisher kauft. In Zeiten von Überangeboten und über 40 Rasiergelsorten sind Image und clevere Deals der Schlüssel zum Herzen potenzieller Käufer. Denn wenn die harten Fakten bei der Kaufentscheidung nicht mehr helfen, hilft vielleicht das Gesicht von Arno.

Ob es in Assassin's Creed Victory Jack-the-Ripper-Slipeinlagen gibt? Wir sind gespannt. Ob es in Assassin's Creed Victory Jack-the-Ripper-Slipeinlagen gibt? Wir sind gespannt.

Natürlich ist das nur die Spitze des Eisbergs - wie genau Medien- und Werbewirkung bis ins kleinste Detail funktioniert, ist bis heute umstritten. Aber auch als Kritiker sollte man sich damit auseinandersetzen, dass eine vermeintlich absurd anmutende Kooperation zwischen SimCity und Zahnpasta eine gut durchdachte Entscheidung ist. Ob man es gutheißt, dass kreative Marken wie Assassin's Creed oder auch Call of Duty für Imagewerbung zerpflückt werden, steht auf einem anderen Blatt.

So mag man durchaus berechtigte Bedenken vor einer Zukunft haben, in der Spielinhalte an den meistbietenden Werbepartner verhökert werden. Dass man ein Assassin's Creed Unity nicht vollständig besitzen kann, nur weil man keinen Bartwuchs hat, wäre dann nur der erste Schritt. Am Ende muss man sich passende Unterhosen, Mauspads und Kaffeeuntersetzer kaufen, nur um in Assassin's Creed Victory mit Jack the Ripper plaudern zu dürfen. Beispielsweise.

DLCs und Special Editions sind ein wichtiges Mittel, den skurrilen Humor von Saints Row 4 auch jenseits des Spiels zu transportieren. DLCs und Special Editions sind ein wichtiges Mittel, den skurrilen Humor von Saints Row 4 auch jenseits des Spiels zu transportieren.

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