Assassin's Creed Film - Unser Eindruck nach 20 Minuten

Wir haben in London die ersten 20 Minuten von Assassin's Creed gesehen. Und geben ein gemischtes erstes Fazit zum Film.

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Ich war in London, um mir die ersten 20 Minuten von Assassin's Creed anzuschauen. Also nicht von irgendeinem Spiel, sondern vom kommenden Kinofilm mit Michael Fassbender und Marion Cotillard. Der Film war zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der Post Production fertig, es fehlten also noch diverse Computereffekte.

Trotzdem: Vor Ort konnte ich einen ersten Eindruck gewinnen, in welche Richtung der Assassin's-Creed-Filmen gehen soll, wie er Fans und Laien gleichermaßen ansprechen will und ob er überhaupt etwas taugen könnte.

Aber bevor ich ins Detail gehe, nochmal zur Erklärung: Der Kinofilm zu Assassin's Creed spielt innerhalb des Universums der Videospiele. Das heißt, anders als beispielsweise bei Prince of Persia, Hitman oder den Uwe-Boll-»Meisterwerken handelt es sich hier nicht um eine Adaption. Die Geschichte von Callum Lynch spielt in derselben Welt wie die von Desmond Miles, Ezio und Co.

Gleichzeitig will er Film natürlich die Leute ansprechen, die keines der Spiele gespielt haben - folglich besteht der Cast überwiegend aus Figuren, die in den Spielen bisher keine Auftritte hatten (abseits von Ausnahmen wie Alan Rikkin, dem Big Boss von Abstergo). Wie die Spiele findet er in der Gegenwart und in der Vergangenheit statt, von letzterer sieht man anfangs aber noch nicht sonderlich viel. Der Film konzentriert sich auf Callum Lynchs Leben, und nicht auf das seines Vorfahren.

Das neue Figuren-Ensemble in der bekannten Welt der Assassin's-Creed-Spiele entpuppt sich als mutiger Spagat, denn um den Hardcore-Fans und Fachfremden gleichermaßen gerecht zu werden, muss der Film quasi zur eierlegenden Wollmilchsau werden. Und das kann schnell auf Kosten des Drehbuchs gehen.

Spoilerfrei?
Ich halte diesen Artikel weitgehend spoiler-frei (und habe ja eh nur 20 Minuten gesehen), wenn Sie allerdings absolut gar nichts über den Film wissen wollen und auch keine Trailer schauen, dann sollten Sie sich das Lesen nochmal überlegen.

Ein Film für Fans?

Der erste Aspekt, der mir beim Schauen gut gefallen hat: Assassin's Creed nimmt mich als Fanernst und zwingt altgediente AC-Spieler nicht, die Hintergründe rund um Animus, Abstergo und die Assassinen in ewig langer Exposition nochmal neu zu lernen. Stattdessen gibt's einen knackigen Lauftext zur Einführung, ein paar Kindheitsszenen von Held Callum Lynch (Michael Fassbender) und schon geht es mitten rein ins Geschehen. Gut so!

Generell fühlt sich der Film recht flott an, springt nach der Kindheitseinführung in die Zeit der spanischen Inquisition, danach (mit einer coolen Überleitung) in die Gegenwart eines erwachsenen Callum. Nach den ersten 20 Minuten ist der Film bei Callums erstem Einstieg in den Animus.

Assassins Creed Film - E3-Trailer wirft einen Blick hinter die Kulissen Video starten 2:13 Assassin's Creed Film - E3-Trailer wirft einen Blick hinter die Kulissen

Und das geht wirklich fix, wenn man bedenkt, dass man dem Zuschauer die ganze Idee mit der Reise in die Vergangenheit erstmal vermitteln muss. So sehr mir die Geschwindigkeit beim Etablieren der Regeln von Assassin's Creed gefällt, so besorgt blicke ich doch auf den Rest des Films, wenn er mit diesem enormen Tempo fortfährt. Denn mein größtes Problem mit den ersten 20 Minuten ist die Oberflächlichkeit.

Natürlich muss nicht jeder Filmeinstieg gleich alle wichtigen Aspekte einer Story abdecken, aber mir fällt doch auf, wie blass die Charaktere von Assassin's Creed anfangs bleiben. Und das liegt nicht daran, dass Callum Lynch keine interessante Geschichte zu erzählen hätte. Ganz im Gegenteil: In seiner ersten Szene als Erwachsener soll er hingerichtet werden (!).

Und das passiert (zumindest in den USA) nicht, weil man einer alten Dame ihr Eis klaut. Der Kerl hat also einiges auf dem Kerbholz, Michael Fassbender steht ja ohnehin für ausdrucksstarkes Schauspiel. Trotzdem poltert die Handlung so rasch durch die einzelnen Abschnitte, dass ich kaum Zeit habe, mit den Figuren warm zu werden. Und es gibt zu Beginn auch keine Szene, die sich darauf konzentriert. Folgender Abschnitt aus den ersten fünf Minuten illustriert das:

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Callums Eltern werden direkt zu Beginn des Films umgebracht, ohne dass ich als Zuschauer irgendeinen Bezug zu ihnen aufgebaut habe. Wir erhalten kaum Indikatoren für Callums Charakter, seine Beziehung zu seinen Eltern und so weiter. Wahrscheinlich wird das später nochmal wichtig, im Einstieg verpasst der Film aber die Chance, so einer tragischen Szene emotionales Gewicht zu geben.

Assassin's Creed legt keinen schlechten Einstieg hin. Die Musik sorgt für Stimmung, die Szenen sind stilsicher und interessant ausgestaltet. Und dass sich der Film auf die Gegenwarts-Story konzentriert, muss ja nichts schlechtes sein, wenn man bedenkt, wie sehr die letzten Spiele das vernachlässigt haben. Meine größte Sorge ist, dass der Film zu oberflächlich bleibt und die Zuschauer durch das Drehbuch treibt, ohne sie emotional gefangen zu nehmen. Aber nach den ersten 20 Minuten ist dafür ja durchaus noch Zeit.

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