Im Herbst 1999 entbrennt eines der heftigsten Duelle der Spielegeschichte: Auf dem Höhepunkt der Echtzeit-Strategiewelle streitet sich Command & Conquer: Tiberian Sun mit Age of Empires 2 um die Krone, das ein Jahr alte StarCraft mischt eifrig mit. Gewinner ist schließlich Age of Empires 2. Trotz der fulminanten C&C-Atmosphäre mit seinen zahlreichen Rendervideos, trotz StarCraft mit seinen drei unterschiedlichen, perfekt ausbalancierten Rassen. Denn AoE 2 hat die besten Missionen und Kämpfe, eine clevere KI und bestens verknüpfte Wirtschaft. In der damaligen GameStar-Wertung schlägt's die Konkurrenten deshalb mit 93:89 (C&C3) und 93:90 (StarCraft).
Jetzt gibt's den Klassiker der Ensemble Studios für rund 20 Euro als Age of Empires 2 HD Edition. Die HD-Abkürzung ist ja bekanntlich schwer in Mode - aber was genau steckt hier dahinter? Und vor allem: Wie gut schlägt sich das Mittelalter-Epos nach über 13 Jahren, in einer Zeit also, in der die Echtzeit-Welle längst abgeebbt, ja verdunstet ist?
Unsere Wertung
ACHTUNG: Wir haben Age of Empires 2 HD wie ein aktuelles Spiel bewertet. Die aktuelle Endwertung bekommt es vor allem wegen seiner zeitlosen Stärken (Missionen, Spieltiefe, Verzahnung aus Wirtschaft, Schlachten und Forschung). Von den Änderungen durch die HD-Version sind wir allerdings weniger angetan: Die höheren Auflösungen rächen sich immer wieder mal mit einem steigenden Ruckelfaktor der Animationen, die Internet-Partien haben bei Partien mit vielen Teilnehmern ebenfalls technische Probleme, LAN-Verbindungen sind gar nicht erst eingebaut. Daher haben wir im Bereich Grafik und Bedienung Punkte abgezogen und sprechen eine Multiplayer-Warnung aus: Wenn Sie AoE 2 vor allem online spielen wollen, sollten Sie mit dem Kauf noch abwarten. Wir behalten die Situation im Auge.
In Würde gealtert
Die gute Nachricht zuerst: Age of Empires 2 spielt sich heute noch ganz, ganz großartig. Das liegt aber nicht an der HD-Version, sondern daran, dass seine Stärken einfach zeitlos sind. Hinter der damals schicken Grafik mit ihren tollen Einheiten-Animationen steckte eben auch ein tolles Spiel. Anders als Grafikblender wie Rebel Assault oder, um im Genre zu bleiben, Total Annihilation, die wir heute nicht mehr mit der Zange anfassen würden, ist Age of Empires 2 in Würde gealtert.
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Und es ist verflixt gut spielbar geblieben: Schon nach wenigen Minuten hantieren wir wie weiland1999 mit unseren Arbeitern, verbessern Truppen, hüpfen in die nächste Epoche. Die Bedienung geht flott, was auch daran liegt, dass AoE 2 damals schon Komfortfunktionen (erfunden) hat: Per »Alarmknopf« fliehen Arbeiter in die Dorfhalle und beschießen Angreifer. Wir können frisch ausgehobene Einheiten automatisch zu einer Zielposition schicken - das klappt auch beim »Arbeitsplatz« für unsere Malocher, etwa ein Stein- oder Goldvorkommen.
Keine Hektik
Noch etwas fällt auf: Age of Empires 2 spielt sich nicht so hibbelig-hektisch wie StarCraft oder die letzten C&C-Teile. Das sticht vor allem dann ins Auge, wenn man zum Vergleich eine Runde Heart of the Swarm spielt. Dort ist eine Mission schon mal nach einer Viertelstunde gewonnen - da haben wir in Age of Empires 2 gerade die Rohstoffversorgung auf Vordermann gebracht und die Karte vorsichtig erkundet. Und: Hier bekommen wir nicht alle naselang blinkende Hinweise, dicke Richtungspfeile oder winkende Zaunpfähle, was als nächstes zu tun ist. Nein, wir müssen uns den Sieg wirklich allein erarbeiten. Tipps wie »im Nordwesten liegt ein Artefakt« sind schon das höchste der Gefühle.
Was nicht heißt, dass es hier trödeliger zugeht: Wenn's rumpelt, dann gleich richtig, denn in Sachen Massenschlachten muss sich der Klassiker nicht verschämt vor seinen wenigen modernen Konkurrenten verstecken. Aber man merkt eben, dass AoE 2 in einer Zeit entstand, als wir beim Wort »Rush« noch nicht so an GDI-Panzer oder Zerglinge dachten, sondern eher an Pop-Röhre Jennifer.
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