Ein würdiger Nachfolger

Borderlands ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele gewesen- ein hammermäßiges Gameplay, unglaublich böser Humor, Loot ohne Ende....

von Bakefish am: 01.10.2013

Borderlands ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele gewesen- ein hammermäßiges Gameplay, unglaublich böser Humor, Loot ohne Ende. Dementsprechend hatte ich vom zweiten Teil auch ziemlich hohe Erwartungen. Dann sollte schon bald die Game-of-the-Year-Edition herauskommen und- schwupps, gleich geholt. Die Erwartungen waren hoch- eine bessere Geschichte, viel längere Spielzeit, noch mehr Koop-Spaß, noch mehr Loot? Ja, geht das denn überhaupt? Jetzt, da ich es durchgespielt habe, kann ich alles in einem Satz zusammenfassen- hammermäßig, Gearbox hat sein Versprechen tatsächlich gehalten. Den Vorgänger zu übertreffen, schafft das Spiel trotzdem nicht. Warum, erkläre ich in der folgenden Rezension. Auch diesmal werde ich erneut die vier DLCs im Test mit werten.

 

Des Diktators neuer Wahnsinn

 

Borderlands 2 spielt 5 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers- die Vault ist geöffnet, doch war nicht das drin, was sich alle erhofft hatten. So zogen die vier Hauptcharaktere des Hauptspiels in alle Richtungen und lebten ihr eigenes Leben, enttäuscht von der Leere der Vault.

Währenddessen begann sich die Hyperion Corporation (welche wir ja auch schon aus dem Vorgänger kennen), für Pandora zu interessieren- die Öffnung der Vault hatte das Freisetzen eines sehr seltenen außerirdischen Elements bewirkt. Also ist Hyperion auf den Planeten gezogen und hat begonnen, Eridium abzubauen. Unter dem Vorwand, nur das Beste für die Bevölkerung tun zu wollen, hat der Anführer des Konzerns, Handsome Jack, den ganzen Planeten seiner skrupellosen Diktatur unterzogen. Jeder, der sich ihm widersetzt, stirbt auf brutalste Art und Weise. Kinder und Frauen? Jack kennt keine Rücksicht.

Ganz Pandora? Nein! Eine von unbeugsamen Resistenzkämpfern bevölkerte Stadt namens Sanctuary (welche auch schon im Hauptspiel erwähnt wurde) hört nicht auf, dem Konzern Widerstand zu leisten. Seit geraumer Zeit bekämpft die kleine Gruppe, die sich um Roland aus Teil 1 gescharrt hat, Hyperion durch Sabotageakte und Spionage.

Und mittendrin kommen wir an. Frisch aus dem Zug herausgesprengt, landen wir in der Eiswüste und erhalten schon recht bald unser Hauptziel- Handsome Jack das Handwerk zu legen.

Diese Hintergrundgeschichte klingt nicht nur sehr spannend, sie wird auch sehr gut umgesetzt. Sämtliche Quests des Spiels werden nun in Audioform erzählt und nicht mehr nur in stupiden Texten wiedergegeben.

Auch neue Charaktere sind hinzugekommen, hauptsächlich jedoch verwendet Gearbox die aus dem ersten Teil und steckt sie nun alle auf einen Haufen. Doch egal, ob alt oder neu, alle Charaktere werden schön detailliert beschrieben und haben ihre eigenen Macken. Das beste Beispiel dafür ist Handsome Jack- der Typ ist so ein Dreckskerl, dass man ihn schon wieder mögen muss. Wie genau das zustande kommt, erkläre ich an dieser Stelle nicht.

Jedenfalls ist die gesamte Geschichte deutlich besser erzählt als die des Vorgängers. Das liegt auch daran, dass in Borderlands 2 in deutlich stärkerem Maße mit Dramatik gearbeitet wird. Der sehr schwarze Humor kommt trotzdem nicht zu kurz.

Schlussendlich gesagt kann sich die Geschichte von Borderlands 2 nicht mit so einer wie aus Mass Effect messen, dennoch ist sie deutlich besser dargestellt als die des ersten Teils. Hier bekommt Gearbox schon mal ein dickes Plus.

 

Schon wieder wählen…

 

Wie schon in Teil 1 dürfen wir am Anfang des Spiels zwischen vier Charakteren entscheiden, mit Erweiterungen sind es sechs. Der Commando Axton wirft ein automatisch feuerndes Geschütz auf Gegner, die Sirene Maya hält Feinde für kurze Zeit in der Luft fest, der Assassine Zer0 macht sich für kurze Zeit unsichtbar und erhält einen extremen Waffen- sowie Nahkampfschaden und der Gunzerker Salvador nimmt einfach zwei Waffen in die Hände. Dazu kommen noch der Psycho und der Mechromancer, diese erkläre ich aber nicht.

Wie schon in Teil 1 erhalten wir ab Level 5 unseren ersten Skillpunkt, mit welchem wir unseren Action-Skill aktivieren. Mit jedem weiteren Level bekommen wir je einen Skillpunkt.

Erneut verfügt jeder Charakter über drei Skillbäume, in welche er die Punkte stecken kann. Gearbox hat uns an dieser Stelle deutlich mehr Skills vorgesetzt als noch im Vorgänger. Erneut dürfen wir in einen Skill maximal 5 Punkte stecken und müssen immer mindestens 5 Punkte pro Ebene verteilen, bevor wir die nächsten zwei Skills der nächsten Ebene aktivieren können. Ab einen bestimmten Punkt gibt es pro Ebene nur noch einen Skill.

Dabei gilt auch wieder, dass Skills mit jeder weiteren Ebene stärker werden. In diesem Teil wirken sie auch deutlich abgefahrener und kreativer. So kann Zer0 mithilfe eines Skills einen erhöhten Schaden gegen alle Feinde durchsetzen, die mit dem Rücken zu ihm stehen, Maya setzt einen erhöhten Schaden gegen alle Feinde durch, die noch mehr als 50% ihrer Gesundheit haben, Salvador erhält Gesundheitsregeneration, wenn er angeschossen wurde und Axton erhält eine Chance, bei tödlichem Beschuss sofort die Hälfte seiner Gesundheit zu regenerieren.

Dabei gibt es auch wieder die Kill-Skills, welche uns starke Boni für eine kurze Zeit nach dem Töten eines Gegners geben. Jeder Charakter verfügt dabei über ganz spezifische.

Neu hinzugekommen sind hingegen die so genannten Gamechanger-Skills. Diese können wir mit nur einem einzigen Punkt aktivieren, dafür ändern sie das Spielgefühl wesentlich. So kann der Commando einen Nuklearschlag freisetzen, wenn er sein Geschütz aktiviert oder mit diesem Raketen verschießen, die Sirene zieht Feinde zu ihrem Phaselock hin, Salvador zeigt Feinden den Mittelfinger und brüllt üble Beleidigungen, wodurch er für eine Zeit massive Schadensresistenz erhält, Zer0 führt einen vernichtenden Nahkampfstoß aus. Es gibt pro Skillbaum immer mindestens 2 dieser Skills, jeden davon sollte man mal ausprobiert haben.

Schlussendlich gesagt: Die neuen Skills sind einfach abgefahren und sollten bei jeder Klasse alle einmal ausprobiert worden sein. Auch in diesem Teil kann man Skills kombinieren und seinen Charakter extrem stark machen. Probiert alles aus!

 

Noch mehr Luht!

 

Gameplaytechnisch gibt es im zweiten Teil kaum Veränderungen. Nach wie vor sind Gegenstände durch einen Farbcode gekennzeichnet, der von weiß über grün und blau in lila und orange resultiert. Ein kleiner Unterschied ist, dass man den Waffen ihre Seltenheit anhand ihrer Qualität ansieht- so sind die meisten weißen Gegenstände extrem rostig und wirken sehr verschlissen, violette dagegen sehen wie hochpoliert aus und glänzen.

Eine Änderung dabei ist, dass es nun auch legendäre Schilde, Granaten- und auch Classmods gibt. Am besten ist es, wenn ich die Gegenstände nochmal kurz erläutere.

Waffentechnisch gibt es wieder verschiedene Typen- Sturmgewehre, Schrotflinten, Pistolen und noch mehr. Auch sind diese wieder von verschiedenen Herstellern produziert worden. Diese unterschieden sich nun allerdings noch stärker voneinander. So stellt Torgue nur noch Explosivwaffen her, Vladof setzt wie gewohnt auf hohe Feuerrate, Hyperion stellt Waffen her, die bei Dauerfeuer noch genauer werden, anstatt zu verreißen und Maliwan setzt wieder auf Elementartechnologie. Besonders witzig in diesem Teil sind Tediore-Waffen. Anscheinend hat Gearbox den Begriff „Wegwerfwaffe“ etwas zu wörtlich genommen; waren diese Waffen im ersten Teil noch aufgrund ihrer sehr niedrigen Qualität meistens einfach nur schlecht, erhalten sie nun einen starken Sympathiebonus- anstatt diese Waffen nachzuladen, schmeißen unsere Charaktere sie einfach weg und erzeugen damit eine starke Explosion. Es lohnt sich wirklich, all diese Waffen mindestens einmal ausprobiert zu haben. Gearbox hat sämtliche Waffen so ausbalanciert, dass es nun keine wirklich guten und keine wirklich schlechten Hersteller mehr gibt. Eine sehr sinnvolle Neuerung.

Ach so, apropos Elemente; auch die gibt´s wieder. Allerdings zählt Explosivschaden nicht mehr hinzu. Nach wie vor können wir Waffen mit Feuer-, Säure- und Elektrotechnologie finden. So röstet Feuer alles, was aus Fleisch besteht, Säure nagt Panzerungen ab und Schock grillt feindliche Schilde. Neu hinzugekommen ist der Slag: Diese violette Brühe sorgt dafür, dass Feinde, welche mit ihr überzogen sind, deutlich mehr Schaden von allen Attacken nehmen. Vor allem im Mehrspieler ist dies sehr praktisch.

Auch wurde am Zufall-System etwas geändert. Blaue, lila und orangene Gegenstände sind nun deutlich seltener zu finden als noch im Vorgänger, dafür aber auch deutlich besser. Dazu kommt, dass Waffen jetzt nicht mehr mit unterschiedlich guten Teilen spawnen, sondern immer mit bestimmten Teilen diverser Firmen. So kann ein Scharfschützengewehr von Jakobs mit einem Lauf von Dahl, einem Visier von Vladof und einem Kolben von Hyperion zu finden sein. Der Vorteil des Ganzen ist, dass Waffen dadurch sehr viel cooler aussehen können. Der Nachteil ist, dass damit indirekt die Möglichkeit, eine noch bessere Waffen desselben Typs zu finden, praktisch gestrichen wurde. Die verschiedenen Teile haben zwar unterschiedliche Auswirkungen auf den Status einer Waffe, allerdings sind diese eher geringfügig. Das System, dem noch besseren Loot hinterherzujagen, ist damit eingeschränkt worden.

Auch bei Schilden hat sich einiges getan. Je nach Hersteller haben Schilde ganz bestimmte Fähigkeiten- da gibt es welche, die eine extrem hohe Kapazität haben, aber unsere maximale Gesundheit einschränken, dann gibt es welche, die uns resistenter gegen Elementarschaden machen (denn in diesem Teil sind wir deutlich empfindlicher gegen Feuer, Säure und Strom), einige geben uns einen Nahkampfbonus, wenn sie geplättet wurden. Je nach Spielstil kann man sich aussuchen, was man will- wenn man es denn erst einmal gefunden hat. Neu hinzugekommen ist, dass Schilde nun auch eine variierende Zeit benötigen, bis sie sich nach Beschuss wieder aufladen können.

Natürlich sind auch wieder Granaten im Spiel. Diese sind deutlich mächtiger als im Teil davor und besitzen ebenfalls interessante Fähigkeiten. So erzeugen Singularitätsgranaten vor der Explosion ein Feld, welches näher stehende Gegner direkt zur Granate hinzieht, bevor sie explodiert. Dann gibt es natürlich wieder die Transfusionsgranaten, welche Feinden Gesundheit abziehen und diese auf unsere addieren. Auch kann eine Granate immer mit einem zufälligen Aspekt spawnen, welcher ihre Wurfphysik verändert. So können Granaten sich wegteleportieren, Feinde selbst suchen oder über den Boden hüpfen, bevor sie ein Ziel finden und explodieren. Hinzu kommt, dass nun jede Granate einen bestimmte Zeit bis zur Explosion benötigt.

Natürlich gibt es auch wieder Classmods, welche jeweils einem Charakter bestimmte Boni geben können. Je nach Seltenheitsgrad erhöhen sie auch bestimmte Skills. Natürlich gibt es dabei auch Classmods, welche dem gesamten Team einen Bonus geben können.

Neu hingegen sind die Artefakte. Diese kleinen Überbleibsel der Aliens geben unseren Charakteren kleine Boni wie erhöhtem Schaden bestimmter Waffen, höhere Gesundheit etc. Dafür wurden Elementarartefakte für unsere Actionskills gestrichen.

Kurzum gesagt macht der Sammelwahn auch in Borderlands 2 wieder einen Riesenspaß und motiviert immer und immer wieder zum Weitersuchen. Doch durch die Neuerung, verschiedene Firmenteile an Gegenstände zu setzen, ist dieser Spaß leider etwas getrübt worden.

 

Noch zu erwähnen

 

Abseits dessen hat Gearbox das restliche Gameplay des Spiels etwas flüssiger gestaltet. So gibt es jetzt beispielsweise die Neuerung, dass durch Classmods verbesserte Skills auch dementsprechend angezeigt werden.

Zuerst fällt auf, dass es eine unglaubliche Menge an neuen Feinden gibt- gorillaähnliche Bullymongs, neue Arten von Banditen, aus dem Boden schießende Thresher, sich unsichtbar machende Stalker, die Privatarmee von Hyperion- da ist für jeden etwas dabei, auch erfordern die meisten Gegnergruppen jeweils eine eigene Taktik.

Bei Quests gibt es nun auch stärkere Hilfen, um zum Ziel zu finden- haben wir uns in die entsprechende Nähe eines Ziels begeben, wird dies durch einen weißen Marker dargestellt. Ab und zu gibt es aber auch Missionen, bei denen ein bestimmter Bereich einer Karte markiert wird, das gesuchte Objekt befindet sich dann irgendwo darin, in diesem Falle heißt es suchen. So oder so ist die Markierung hilfreich, allerdings nur bei Quests, die auf einer Ebene stattfinden. Müssen wir beispielsweise durch Gebäude, nützt uns die Minikarte eher wenig.

Auch gibt es wieder das System, dass wir durch zu hohen Schaden nicht sterben, sondern in den Fight-for-your-Life-Modus fallen, in welchem wir noch einen Feind töten müssen, damit wir nicht verbluten. Konnte man sich in Borderlands nicht von der Stelle rühren, ist es im zweiten nun noch möglich, in diesem Modus zu kriechen.

Auch gibt es wieder genug Gebiete, in denen wir mit Autos durch die Gegend brettern können. Allerdings sind Fahrzeuge nun bei weitem nicht mehr so mächtig wie noch im Vorgänger.

Außerdem hat Gearbox einige Dinge, die im Vorgänger nur über DLCs zu kriegen waren, ins Hauptspiel integriert- so gibt es nun eine Bank, in der wir Equipment abladen können, wenn wir es momentan nicht brauchen und es gibt nun wieder ein Fahrzeug, in welches vier Leute einsteigen können.

Eine wirklich coole Neuerung ist die der Transfer-Bank. Haben wir einen wirklich mächtigen Gegenstand gefunden, mit welchem unser Charakter allerdings nichts anfangen kann, so können wir diesen Gegenstand in die Transfer-Bank abladen. Spielen wir dann einen anderen Charakter, können wir einfach zu dieser Bank laufen und den Gegenstand dort herausholen. Super, Gearbox!

Zuletzt gibt es dann noch das System der BadAss-Ranks. Töten wir eine bestimmte Anzahl einer bestimmten Gegnergruppe oder sammeln wir genug Geld, heilen wir eine bestimmte Anzahl an Lebenspunkten oder machen noch viele andere solcher Dinge, erhalten wir dafür BadAss-Ranks. Haben wir eine bestimmte Menge dieser gesammelt, erhalten wir ein BadAss-Token und dürfen einen von fünf Statuseffekten unseres Charakters dauerhaft verbessern- Nachladegeschwindigkeit, Schildkapazität, Genauigkeit aller Waffen, Nahkampfschaden usw. Dieses System motiviert sehr, doch sind die Boni insgesamt eher klein und haben daher nur einen geringen Einfluss auf das Spielgefühl.

Ein verschlimmbesserter Faktor des Spiels ist das Inventarmenü. Dieses hat ein ganz neues holgraphisches Design spendiert bekommen, doch nervt es, dass man immer zwischen Waffen hin- und herschalten muss, um irgendeine auswechseln zu können. Im ersten Teil hat dies noch besser funktioniert. Cool aussehen tut es aber trotzdem.

Ach so, eines muss ich ja nochmal kurz erwähnen… es gibt nun auch im Hauptspiel einen mächtigen Raid-Boss…

 

Kumpel? Haut rein!

 

Auch im Mehrspieler hat Gearbox einiges verbessert. So verfügt jeder Charakter nun über Skills, die dem gesamten Team direkt oder indirekt helfen. Dabei hat vor allem Maya eine Schlüsselfunktion, da sie extrem viele Skills besitzt, die dem gesamten Team helfen können.

Natürlich ist das System wieder so geregelt, dass mehr Spieler stärkere Feinde implizieren. Und stärkere Feinde werfen logischerweise bessere Beute heraus.

Hinzu kommt auch das Trading-System. Nun ist es möglich, dass zwei Charaktere untereinander handeln können. So geht der Austausch von Gegenständen flott zustande. Besonders schön bei dieser Neuerung ist, dass man für Gegenstände, die man weggibt, auch Geld verlangen kann oder einen anderen Gegenstand zum Austausch. Ist der andere mit diesem Tauschgeschäft nicht einverstanden, können die beiden Charaktere sich gegenseitig um die Gegenstände duellieren.

Insgesamt macht es mal wieder richtig Laune, zusammen mit Freunden zu spielen, da das Team sich so hervorragend ergänzen kann. Eine Sache habe ich jedoch anzukreiden- da es im zweiten Teil keine Waffenspezialisierungen und-erfahrungslevel mehr gibt, kann dies unter einer Gruppe schon mal Streit auslösen, da nie ganz klar ist, welcher Charakter nun welche Waffen verwenden soll. Klar, der Assassine setzt halt auf Scharfschützengewehre und der Commando eher auf Sturmgewehre, doch wenn man sich im Vornherein nicht einige ist, wer nun welche Dinge nutzt, kann es schon mal Ärger geben. Dass die Spezialisierungen weggefallen sind, kreide ich dem Spiel jedenfalls negativ an.

 

Noch einen? Noch einen!

 

Auch Borderlands 2 wird durch seine einzigartige Atmosphäre bestimmt. Dabei spielt vor allem der sehr, sehr böse Humor eine Rolle. Dachte ich nach dem ersten Teil noch, dass man so etwas Böses nicht mehr toppen kann, hat Teil 2 mir eindeutig das Gegenteil bewiesen. Das kann schon gerne mal dazu führen, dass die gesamte Spielergruppe laut lachend vor dem PC sitzt und sich gar nicht mehr einkriegen kann.

Hinzu kommt an dieser Stelle auch, dass Pandora im zweiten Teil nicht mehr durch Wüsten dominiert wird. Starten wir auf einer eiskalten Insel, begeben wir uns schon bald in etwas wärmere Tundren, schlachten uns durch riesige Festungen, reisen durch große Steppen, besuchen auch mal die Wüste und bekommen es letztendlich mit Vulkanen zu tun. Optisch gibt es also jede Menge Abwechslung.

Kurz gesagt ist der zweite Teil atmosphärisch ebenfalls ein Knüller und schafft es auch oft genug, den Vorgänger zu toppen. Borderlands-Fans werden hierbei jedenfalls voll auf ihre Kosten kommen.

 

Raining dirt, Baby

 

Grafikmäßig setzt Borderlands 2 auch wieder auf die Cel-Shading-Optik, also Comic-Grafik. Gegenüber dem Vorgänger gibt es dabei allerdings nur wenige Neuerungen- die Texturen sind allgemein etwas schärfer und die Lichteffekte ordentlich aufgemöbelt. Dabei integriert das Spiel die PhysX-Software von Nvidia. Stellt man diese an, regnet es Dreck, wenn wir in den Boden schießen, Funken fliegen herum, Flaggen lassen sich zerschießen. Das sieht cool aus, kostet aber auch jede Menge Leistung.

Blut- und Splattereffekte haben dafür deutlich abgenommen. Wie gesagt, ist das halt Geschmackssache, doch hat Borderlands eigentlich ach davon gelebt. Nun ja, in die Wertung fließt es nicht mit ein.

 

Fazit

 

Noch böserer Humor, eine sehr lange Spielzeit, Items ohne Ende und eine gute Story- ja, Gearbox hat seine Versprechen gehalten. Allerdings sind einige Dinge ins Spiel hereingebracht bzw. herausgestrichen worden, bei denen ich mich frage: War das denn wirklich nötig? Ein umständliches Inventarmenü, das Wegstreichen der Waffenspezialisierungen usw. sind zwar nur kleinere Faktoren, allerdings wirken sich diese im Endeffekt so aus, dass das Spiel keine 90 Punkte mehr erreicht. Borderlabds-Fans werden es trotzdem lieben und ich gebe eine klare Kaufempfehlung ab!

 

So, und jetzt zu den DLCs. Vorsicht, es wird einige Spoiler geben, daher mache ich mit Großbuchstaben auf sie aufmerksam.

 

Ich bin ein Pirat! Arrrrrr!

 

Im ersten DLC „Captain Scarlett an her Pirate´s Booty“ geht es um die genannte Piratenbraut Scarlett, welche mit unseren Charakteren einem sagenumworbenen Schatz hinterherjagt. Natürlich läuft der Plan dann nicht so ab, wie es eigentlich geplant war.

Zwar ist die Geschichte recht kurz, doch sehr spannend und witzig erzählt. Während unseres Abenteuers düsen wir mit Hovercraft-Booten durch ehemalige Ozeane (was cool aussieht), kämpfen uns durch mystische Höhlen, besuchen Raffinerien und und und. Für´s Auge gibt es jedenfalls viel zu sehen. Auch der Humor kommt in diesem DLC nicht zu kurz.

Neue Feinde gibt es nur in geringem Maße, doch dafür sind diese cool geraten- Typen, die Anker auf uns schmeißen und verfluchte Piraten, die uns Gesundheit absaugen und sich selbst geben sind nur ein Teil der „Crew“, die uns erwartet.

Neue Waffen gibt es ebenfalls kaum- dafür eine ganz neue Waffengattung. In der Stadt Oasis, in der die Geschichte beginnt, gibt es einen Händler, der mächtige Waffen mit rosa Farbe anbietet- doch er akzeptiert kein Geld, sondern Seraph-Kristalle. Die bekommen wir aber nur, wenn wir es schaffen, bockschwere Raid-Bosse zu töten…

Fazit: Eine coole Kampagne, viel Humor, wechselnde Schauplätze, Piraten in rauen Mengen und das Seraph-System- dieses DLC ist trotz weniger neuer Items ein Muss für jeden Borderlands-Fan.

 

YEEEEEEAAAAAAH!

 

In „Mr. Torgue´s Campaign of Carnage“ geht es, wie der Name schon sagt, hauptsächlich um den Repräsentanten der Torgue Corporation. Dieser hat über eine Arena über einer neu entdeckten Vault errichtet, weil diese sich nur öffnen wird, wenn der ultimative Champion das Blut des ultimativen Feiglings über ihr vergießt.

Gearbox wollte die Arenen wieder einfügen, doch dies hat nicht ganz geklappt. Mit den Arenakämpfen des ersten Teils im Underdome hat dieses DLC nichts mehr gemeinsam. Das Grundkonzept der Story ist, dass wir uns die „BadAss-Liste“ hochtöten und so immer weiter aufsteigen. Von rundenbasierten Kämpfen spürt man jedoch nichts.

Dennoch ist das DLC wirklich empfehlenswert- warum? Eine Antwort: TOOORGUE! Dieser Typ, der an nichts anderes als Explosionen denkt und sich nur mithilfe des Brüllens artikuliert, wächst irgendwann jedem Zocker ans Herz- EXPLOSIONEN?

Neue Items gibt es hingegen wieder nur in sehr geringem Maße- es kommen wieder neue Seraph-Gegenstände sowie ein neuer Raidboss hinzu. Eine coole Neuerung besteht allerdings in den Torgue-Waffenautomaten. Diese Automaten verkaufen ausschließlich blaue und lila Torgue-Waffen, im Tagesangebot gibt es sogar IMMER eine legendäre Torgue-Waffe. Allerdings kann man hier nicht mit Geld bezahlen, sondern nur mit Torgue-Tokens, die man sich im Laufe des Spiels an verschiedenen Orten verdienen kann. Und schon hat man dann bald seinen orangenen Gegenstand im Inventar…

Neue Feinde gibt es ebenfalls nur in geringem Maße- hauptsächlich hat man Banditen und Hyperion-Roboter genommen und in neue Kostüme versteckt- cool aussehen tuen sie trotzdem.

Fazit: Explosionen, unglaublich viel Witz, eine lustige Geschichte und vor allem Torgue selbst machen das DLC zum Genuss. Schade ist allerdings, dass eigentliche Arena-Kämpf an dieser Stelle zu kurz kommen. Borderlands-Fans werden trotzdem ihren Spaß haben.

 

Welcome to the jungle

 

In „Sir Hammerlocks Big Game Hunt“ lädt besagter Gentleman, den wir bereit aus dem Hauptspiel kennen, zur Jagd ein. Dafür geht´s auf den Kontinent Aegrus, auf dem sich etliche böse Monster herumtreiben. Blöd ist dabei allerdings, dass sich ein Scherge von Handsome Jack dort herumtreibt, der uns (ACHTUNG: SPOILER!!!) für den Tod seines Anführers bittere Rache schwört (SPOILER ENDE).

So schnell diese Geschichte erzählt ist, so schnell ist sie auch durchgespielt. Auch, wenn das dritte DLC in einem komplett neuen Gebiet spielt und es einige neue Gegner gibt (von denen einige auch ziemlich fies sind), ist der Umfang im Vergleich zu anderen DLCs sehr knapp ausgefallen. Die neuen Seraph-Gegenstände kann man an einer Hand abzählen, den neuen Raidboss sind wir ja schon fast gewohnt und im Grunde gibt es nur einen neuen Charakter.

Fazit: Zwar ist das DLC insgesamt sehr gut ausgefallen. Die Geschichte ist wieder gut und witzig gestaltet und es gibt einige Neuerungen, doch ist der Inhalt diesmal sehr knapp ausgefallen.

 

Zum Fruste Tolkiens

 

Das letzte DLC hat storytechnisch so gut wie nichts mit den anderen zu tun: Die kleine Tina spielt mit Brick, Lilith und Mordecai ein Brettspiel namens „Bunkers & Badasses“. Die Charaktere, die wir spielen, werden dabei direkt in die Fantasie des kleinen Mädchens katapultiert. Und kaum in dort angekommen, erfahren wir, dass die Prinzessin eines kleinen Reiches vom bösen Handsome Sorcerer entführt wurde…

Das gesamte DLC ist praktisch nichts Weiteres als eine riesige Parodie auf Rollenspiele und das gesamte Fantasy-Genre allgemein. Game of Thrones, Herr der Ringe, Skyrim oder Leetspeak- alles wird hier in den Kakao gezogen, daher dürften vor allem Rollenspiel- und Fantasy-Freunde voll und ganz auf ihre Kosten kommen.

Dementsprechend bekommen wir es auch mit Zwergen, Orks, lebenden Bäumen und Spinnen zu tun. Auch die Gebiete, durch die wir uns bewegen, sind wie eine Fantasiewelt gestaltet- verrottete Wälder, riesige Festungen, dunkle Höhlen- alles ist dabei, von Anfang bis Ende.

Natürlich gibt es auch wieder neue Seraph-Gegenstände und auch legendäre Waffen sowie einen richtig üblen Raidboss.

Fazit: Insgesamt wieder eine recht lange Spielzeit, sehr, sehr viel Humor, eine Parodie nach der anderen sowie einige neue Gegenstände machen das letzte DLC für jeden Rollenspielfan attraktiv.


Wertung
Pro und Kontra
  • ewig lange Spielzeit
  • grandioses Gameplay
  • unglaublich böser Humor
  • viele, viele coole Waffen und Items
  • im Mehrspieler anspuchsvoller
  • deutlich bessere Story als im Vorgänger
  • sehr stimmiger Comiclook
  • nervige Inventarbedienung
  • Questhilfen manchmal nutzlos
  • keine Spezialisierungen mehr

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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