Wenn Mad Max die Sammelsucht packt

Nach Fallout 3 schickt uns nun auch Gearbox Software auf, in einer Endzeitwelt Abenteuer zu bestehen, und hier ist ebenso (rein zufällig?) ein 'Vault' Dreh- und...

von - Gast - am: 25.11.2009

Nach Fallout 3 schickt uns nun auch Gearbox Software auf, in einer Endzeitwelt Abenteuer zu bestehen, und hier ist ebenso (rein zufällig?) ein 'Vault' Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das Action-Rollenspiel weckt hier ganz Diablo-like die Sammelsucht in uns, versaut es sich aber ganz entschieden in der Storyentwicklung und Erzählweise...

Dicke Striche

Auf dem Planeten Pandora herrscht Aufbruchstimmung, denn ein langer Winter ist endlich vorbei, und Siedler sowie die ansässige Tierwelt erwachen wieder zum Leben. Dass jedoch Mensch und Tier sich eher die Gebiete streitig machen, scheint vorprogrammiert, und wir als Protagonist kommen ihnen als (Kanonen-)Futter gerade gelegen. Gleichzeitig lockt aber auch der sogenannte 'Vault' sein Pforten und lockt mit unermesslichem Reichtum, was nicht nur uns, sondern auch allerlei zwielichtige Gestalten auf den Plan bringt.

Schon das Intro verrät im Groben, welcher Stil in Borderlands vorherrscht, das Grafikgerüst ist komplett im Cel-Shading-Look gehalten, was einfach cool aussieht und eine erfrischende Alternative ganz im Stil des Actionkrachers XIII darstellt. Auch im Tutorial kommt der Spaß nicht zu kurz, denn wir werden, als wir in der Siedlung Fyrestone ankommen, von einem kleinen sprechenden Blechkasten begrüßt, den alle wegen seines losen Mundwerks schlicht 'Claptrap' (was so viel heißt wie 'Geschwätz') nennen. Er versorgt uns mit ersten Informationen und begleitet uns bis ins Zentrum der Siedlung, um die Steuerung und die Welt kennenzulernen. Das Handling funktioniert hierbei Shooter-typisch sehr gut, ebenso wie die Inventarverwaltung.

Vier gegen alle

Wir können im Single-Player- als auch im Koop-Modus Pandora erkunden, dabei wählen wir zwischen vier verschiedenen Klassen: den Soldaten, den schmächtigen Jäger, hünenhaften Berserker oder die liebliche Sirene. Jede(r) von ihnen verfügt über unterschiedliche Spezialisierungen im Umgang mit Waffen und hat gleichzeitig noch eine besondere Fähigkeit im Petto. So kann der Soldat ein stationäres Maschinengewehr mit integriertem Schutzschild aufstellen oder der Jäger seinen Falken auf die Feinde loslassen, während sich die Sirene unsichtbar macht und der Berserker im Nahkampf den Siedlern ordentlich was auf die Mütze gibt.

Rollenspiel-typisch stehen uns drei Talentbäume zur Verfügung, die wir nach einem Levelaufstieg aufwerten können, aber nicht sehr üppig ausgefallen sind. Die Charakterentwicklung ist auch nur als nettes Zubrot anzusehen, denn wie in Diablo herrscht hier der Jäger-und-Sammeltrieb vor, welcher den Hauptteil und die eigentliche Motivation des Spiels ausmacht. Unzählige Kisten, Truhen, Spinde oder Knochenhaufen herbergen allerhand nützliche Dinge wie Geldbündel, Munition oder Feuerwaffen, und gerade Knarren und Schilde halten die Motivationskurve auf hohem Niveau, jede von ihnen haben bestimmte Angriffs- und Schutzwerte, die automatisch mit unseren aktuellen verglichen werden. Ähnlich auch bei den Gegnern, nicht wenige verfügen über Schutzschilde, sind aber auch durch kritische Treffer leichter auszuschalten. So müssen wir z.B. bei den sogenannten Spiderantlings (sehe ich da einen Vergleich zu Half-Life 2?) zuerst auf den Kopf zielen, wo sie zwar dick gepanzert sind, sich aber darauf verwirrt umdrehen und ihre empfindlichen Leiber preisgeben.

Geduldssache

Wo der Beginn des Spiels noch ein wenig Spaß und motivierende Scriptsequenzen zu bieten hatte, müssen wir uns schnell damit abfinden, dass dies im Grunde alles war, was man uns an Storypräsentation so relativ aufwändig vorsetzt. Die Hauptquest erzählt sich zumeist über Tonbänder, und die hübsche junge Dame, die uns im Auge behält, meldet sich nur durch (immerhin) vertonte Nachrichten. Noch schlimmer sind die Nebenquests geraten, diese verkümmern leider im üblichen Töte-jenen-hole-mir-10-davon-Einheitsbrei. Warum es trotzdem motiviert, liegt einzig an den Belohnungen und den fair gesetzten, wenn auch nicht zahlreichen Speicherpunkten.

Später im Spiel erhalten wir zusätzlich die Möglichkeit, zwischen den Abschnitten schnell hin und her zu reisen. Wer nicht die Geduld hat, die Levels per pedes abzustottern, kann sich auch bald über einen fahrbaren Untersatz freuen. Hier gibt es aber arge Balanceprobleme, denn die Fahrzeuge können gut und gerne dazu genutzt werden, Feinde zu überfahren, ohne großartigen Schaden einstecken zu müssen, und sollte es trotzdem mal brenzlig werden, regeneriert sich das Gefährt mit der Zeit von selbst. Einzig kugelsicher ist das Ding nicht besonders, also kann man immer noch Gegner mit der eigenen Knarre aufs Korn nehmen. Diese verhalten sich relativ doof, auch wenn sie in Deckung gehen, stehen sie meist starr in der Gegend herum oder stürmen todesmutig auf uns zu. Auch wenn man verschiedene Gegnertypen unterschiedlich effektiv ausschalten muss, ist der Anspruch ermüdend niedrig, und selbst Zwischengegner bedürfen in den meisten Fällen nur eines geduldigen Abzugfingers.

Einöde

Die Comic-Optik trägt dazu bei, dass man rein technisch betrachtet keine allzu hohen Erwartungen haben sollte, was den Gesamteindruck aber nicht trübt. Auch wenn in geladenen Abschnitten die Texturen zuerst sichtbar nachbereitet werden, sind diese passend zur Umgebung relativ schlicht gehalten. Zwar gleichen sind alle Levelabschnitte ziemlich, aber dies möchte ich eher als kleines Atmosphäre-Plus hinzu addieren, denn wer erwartet in einem Endzeitszenario schon bunte und prachtvolle Levelarchitektur? Wer trotzdem ein wenig Abwechslung erwartet, wird mit den rar gesäten Dungeons und dem Schlußabschnitt teilweise doch entschädigt.

Zu einem derartigen Design gehört selbstverständlich auch eine dementsprechende Soundkulisse, welche in Borderlands viel von der Atmosphäre zurück gibt. Während ich gerne mal über die etwas tollpatschigen Claptraps grinsen muss, sind meine einsamen Ausflüge in die Welt von Pandora durchaus passend vertont. Die unaufdringlich-seichte In-Game-Musik unterstreicht das wohlwollend, ist auch dynamisch bei größerem Gegneraufkommen. Sehr gelungen auch die (englischen) Sprecher, die ironischen Kommentare der Protagonisten machen einfach Spaß, und NPCs sprechen gerne mal im unverwechselbaren Südstaaten-Akzent.

Fazit

Es ist schön zu sehen, dass dieses Action-RPG einen innovativen Stil verwendet. Es ist schön zu wissen, dass man mit einfachsten Mitteln Motivation erzeugen kann. Nur ist es nicht schön, wenn ein vielversprechendes Szenario eine Menge Potential verschenkt, indem es uns die Hauptstory und andere Quests derart nüchtern vorsetzt. Da hätte ich gerade von Gearbox mehr erwartet, denn sie haben mit der Brothers in Arms-Reihe bewiesen, dass sie durchaus in der Lage sind, erzählerische Tiefe in ein Spiel einzubauen, dies aber in Borderlands sträflich vernachlässigt haben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Cel-Shading Optik, gute Animationen
  • Sound: Musik, Soundkulisse, gute Sprecher
  • Balance: Speicherpunkte, Hauptquest anspruchsvoll...
  • Atmosphäre: Stimmiges Endzeitszenario, Sprecher
  • Bedienung: Shooter-Steuerung, Menüverwaltung
  • Umfang: Über 30 Stunden Spielzeit, Abschnitte großzügig
  • Leveldesign: Verschachtelte Dungeons, atmosphärisch dicht
  • KI: Wirft Granaten, geht in Deckung
  • Waffen & Extras: Massig Waffen und Extras auffindbar
  • Handlung: Guter Anfang...
  • Grafik: Wenige Effekte, Abwechslung
  • Sound: -
  • Balance: ...Nebenquests und Anspruch generell zu leicht
  • Atmosphäre: Kaum Zwischensequenzen, nur Nachrichten
  • Bedienung: Beim Waffensammeln nervige Autofunktion
  • Umfang: -
  • Leveldesign: Ein wenig eintönig in den Außenlevels
  • KI: Steht nur rum oder stürmt blind
  • Waffen & Extras: -
  • Handlung: ...der nach 30 Minuten verpufft, nur Nachrichten

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(6)
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