Meilenstein der Kriegsshooter-Serie

Manchmal muss man im Leben mehrere Versuche unternehmen, um etwas (nahezu) perfekt beherrschen zu können. Man lernt aus seinen Fehlern, um sie danach zu...

von - Gast - am: 08.02.2009

Manchmal muss man im Leben mehrere Versuche unternehmen, um etwas (nahezu) perfekt beherrschen zu können. Man lernt aus seinen Fehlern, um sie danach zu verbessern, wartet danach auf Reaktionen.
Im Falle der Call of Duty-Reihe ist das durchaus wörtlich zu nehmen, denn die am beständigsten erhaltene Kriegsserie in der PC-Spiel-Geschichte findet in Teil 4 ein neues Szenario, eine packende Story mit jede Menge Action und eine Inszenierung, wie sie noch niemand vorher gesehen hatte...

Antreten!

Wer CoD 4 startet, wird im Ausbildungscamp der britischen Armee zuerst auf Herz und Nieren getestet. Also bestreiten wir zwar genretypisch das übliche Tutorial, aber werden auch auf einen Parcours geschickt, in dem unsere Zeit gestoppt wird. Und hier werden wir mit etwas Ungewöhnlichem konfrontiert - das Spiel errechnet von selbst einen passenden Schwierigkeitsgrad. Diesen müssen wir zwar nicht annehmen und können selbst entscheiden, welchen wir wählen wollen, aber ist durchaus sinnvoll und spiegelt auch durch das allgemeine Spielgefühl unsere wahre Spielstärke wieder. Und auch tatsächlich sah ich mich dann in den nächsten 6-7 Spielstunden (zugegeben äußerst kurzen Spielzeit) entsprechend gefordert.
Und um es vorweg zu nehmen: Es werden die denkwürdigsten Momente in der Geschichte der PC-Action-Spiele werden, soviel möchte ich soweit vornehmen, wenn jemand das Spiel noch nicht kennen sollte.

Ausschwärmen!

Weil nun Kriegs-Shooter eigentlich nur von der Dramatik der Szenerie lebt, hatte ich zuerst Angst, daß Teil 4 ebenso ein äußerst steriles Vergnügen im Stile der Vorgänger bzw. Konkurrenten wie der Medal of Honor-Reihe werden würde.
Hier werde ich aber eines Besseren belehrt. Zwar teilt sich das Geschehen in 2 Handlungssträngen auf, in denen der britische Part persönlicher gestaltet ist als der amerikanische, aber die Story erklärt durch die Schicksale der Protagonisten den Identifikationsmangel mit dem US-Pendant auf äußerst dramatische Weise. Dadurch bleibt alles nachvollziehbar und macht damit das Schicksal des Soldaten umso erschreckender (ich möchte hier ausnahmsweise nicht spoilern).
Um die Story kurz anzureissen: Wir befinden uns ihm Konflikt mit dem arabischen Terroristen Khaled Al-Asad und dem russischen Ultranationalisten Imran Zhakaev, die beide die Macht über einen fiktiven Staat übernehmen wollen. Also wird man in den Krisenherd geschickt, um die Tyrannen dingfest zu machen, während in Russland ebenfalls Krieg herrscht. Die beiden Ereignisse laufen später dann zusammen, als man die beiden Namen in Verbindung bringen kann. Also kämpfen wir uns in typischer CoD-Manier durch die Reihen. Aber, und das ist neu in der Spielereihe, wechseln sich Schleichmissionen gar mit Luftangriffszenen ab, in denen wir die Kontrolle übernehmen.

Attacke!

Während wir als US-Boy typisch mit viel Krawumm in Häuserkämpfe verwickelt werden, haben wir als SAS-Soldat die Wahl, ob wir leise vorgehen möchten oder doch wie bewährt kämpfen. Dazu gesellt sich aber auch eine Mission, in der wir in Tarnkleidung unterwegs sind und von erhobenem Posten gar Zhakaev selbst aufs Korn nehmen. Für Abwechslung ist also gesorgt, was die Spielbarkeit deutlich erhöht entgegen seiner Vorgänger, in denen man sich ja meistens durch Gegnerhorden von Szene zu Szene ballerte.
Zwar ist auch hier die Spielmechanik dieselbe geblieben wie in den Vorgängern, aber durch das neuzeitige Szenario wirkt alles viel direkter und gehaltvoller, hier tut auch die Story ihr Übriges, denn die ist toll erzählt worden, vor allem gefallen mir die Dialoge sehr gut. Die sind nämlich teilweise sehr derbe ausgefallen, wenn man in einer Luftangriffsmission von oben herab ganze Gegnertrupps mit Schüssen drapiert und dann nur lakonische Sprüche zu hören sind - erschreckend echt!

Sichten!

Um die Story auch visuell gut umzusetzen, gehört natürlich auch eine gute Grafik-Engine, und die holt hier wirklich alles heraus, was sie kann. Tolle Texturen und detailliert modellierte Schauplätze machen CoD4 zu einem Augenschmaus, auch wenn die Levels doch eher Schlauchcharakter haben und nicht wirklich anspruchsvoll sind. Wer aber nun denkt, dass man durch Ducken und Zielen alle Trümpfe in der Hand hat, sei eines Besseren belehrt, weil Schüsse nun auch durch Wände fliegen und uns böse verletzen können. Zwar sind die Gegner eigentlich strunzdumm, aber sie machen durch ihre Masse (auch wenn sie nach einer gewissen Zeit nicht mehr respawnen) die Levels nicht gerade einfach. Frustmomente werden hier nicht ausbleiben, die sich aber eher in Grenzen halten.
Die Waffenauswahl beschränkt sich leider nur auf die gängigsten Typen, die wir selbst besitzen und die Gegner fallen lassen, sind aber in punkto Design und Handhabung sehr direkt geworden, auch eine bekannte Stärke der CoD-Reihe. Dazu dürfen wir auch weitere Ausrüstung wie Nachtsichtgläser und dergleichen verwenden. Dabei wirkte zu keiner Zeit etwas irgendwie aufgesetzt und passte sich nahtlos in die Atmosphäre ein.

Aufnehmen!

Der Sound ist ebenfalls ein Sahnestück des Spieles geworden. Die Waffen klingen knackig und lebensecht, während der Soundtrack mitreißend ist und gar die deutschen Stimmen gut gewählt und vertont wurden. Dabei bleibt der Name Programm - die Soundkulisse ist hier auch wieder ein Extralob wert, erwähnt zu werden, denn sie passt sich sehr gut in die Inszenierung ein und macht auch den nötigen Wumms aus...
Wer die Solokampagne durch hat und noch nicht genug hat von der Atmosphäre, sollte sich auch in einer Multiplayer-Partie versuchen, die ebenfalls sehr durchdacht und kurzweilig geraten sind. Motivierend sind dabei sicherlich das Belohnungssystem und die eher Counter Strike-typisch kleineren Maps, also wer hier Teamschlachten á la Battlefield erwartet, wird eher enttäuscht sein, was dem Spielspaß aber keinen Abbruch tut.

Wegtreten!

Bleibt zu resümieren, dass CoD4 das mit Abstand intensivste Spielerlebnis seit Medal of Honor - Allied Assault geworden ist. Die Dramatik, Inszenierung, überhaupt das ganze Ambiente hat durchaus Kinocharakter, so daß ich jedem, der das Spiel noch nicht gespielt haben sollte, versprechen kann: Es wird Euch nicht loslassen!
Denn hier hat sich gezeigt, dass ein Entwickler auch den Kunden zuhört - und fast alles Verbesserbare besser gemacht und zu einem Spiel geformt. Leider hat das dann der Nachfolger nicht halten können, aber warum sollte man sich auch andauernd wiederholen?


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: knackige Texturen, detaillierte Level
  • Sound: geniale Kulisse, gute Sprecher
  • Balance: fordernd, Spiel bietet Schwierigkeitsgrad an
  • Atmosphäre: packende Story, toller Gesamteindruck
  • Bedienung: sehr direkt, CoD-typisch
  • Umfang: viele Schauplätze, ausgiebige Kämpfe
  • Leveldesign: glaubwürdige Levels
  • KI: gut postiert, Schießverhalten
  • Waffen & Extras: Ausrüstung, echte Waffen, Sounds klasse
  • Handlung: klasse Story, superdramatisch, Schockmomente
  • Grafik: -
  • Sound: -
  • Balance: -
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: -
  • Umfang: allgemein zu kurz geraten
  • Leveldesign: Schlauchdesign
  • KI: verhalten sich nicht flexibel
  • Waffen & Extras: wenig Auswahl
  • Handlung: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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