Anders. Doch nicht nur positiv.

Klar, wenn man ein grandioses Spiel spielt und dann von einer Fortsetzung hört, freut man sich drauf. Doch je besser der Vorgänger ist, desto...

von Bakefish am: 19.10.2013

Klar, wenn man ein grandioses Spiel spielt und dann von einer Fortsetzung hört, freut man sich drauf. Doch je besser der Vorgänger ist, desto höher sind dann auch die Erwartungen. Ich will nicht sagen, dass Crysis 2 schlecht ist, ganz und gar nicht, doch ich war im Vergleich zum ersten Teil vom Spiel enttäuscht. Warum, erkläre ich nun.

 

Tentakelmonster?!?! Gould?! Öhhhhh…

 

Storymäßig spielt Crysis 2 3 Jahre nach seinem Vorgänger. Auf der Welt ist es zu einer riesigen Weltwirtschaftskrise gekommen, die Regierung ist kaum in der Lage, der Sache Herr zu werden. Als es dann auch noch zum Ausbruch eines mysteriösen Virus kommt, ist das Chaos perfekt. Das Spiel wird seinem Namen also endlich mal gerecht.

Wir selbst spielen den Marine Alcatraz. Warum wir so heißen, wird nicht genannt, es klingt nicht unbedingt so, als wären wir das Mitglied irgendeiner Spezialeinheit. Fakt ist, da kommen wir in einem U-Boot angeschwommen auf dem Weg nach New York (welches mittlerweile zur Quarantänezone erklärt wurde) und wollen eigentlich nur etwas „aufräumen“, als wir plötzlich angegriffen werden. Von irgendeinem unbekannten Gegner. Im U-Boot wird mal kurzfristig Tag der offenen Tür durchgesetzt und wir schaffen es gerade noch nach oben- nur um kurz darauf niedergeschossen zu werden. Wer uns abballert, ist unklar.

Und plötzlich kommt es zur Wendung, als wir einen Typen im Nanosuit vor uns sehen. Es ist Prophet, den wir bereits aus dem ersten Teil kennen. Doch anstatt zu sagen: „Prophet, alte Gurke! Was machst du denn hier?“ kommt es zu einem „Äh, was? Was redet der für Stuss?“

Denn als wir wieder aufwachen, stecken wir im Nanosuit und Prophet ist tot. Warum, soll wohl durch eine Nachricht geklärt werden, die er uns noch hinterlassen hat. Doch das einzig informative dieses Videos ist „Gould finden. Das ist alles, was ich tun kann.“ Ist dieses „Gould“ ne neue Waschmaschine oder ne neue Biermarke?

Wer das hier jetzt liest, mag sich fragen, warum ich so einen Stuss erzähle. Die grundlegenden Dinge der Story werden zwar klar (das Virus besiegen und mal wieder die Menschheit vor der Auslöschung durch die Aliens retten), doch Fakt ist, dass die Story etwa zu 70% so erzählt wird wie im vorherigen Absatz, nämlich völlig unverständlich. Das mag anfangs noch cool sein, man muss ja schließlich an den Bildschirm gefesselt werden, doch mit der Dauer wird das Ganze recht schnell nervig. Auch machen es die Gegner nicht besser. Einmal kämpfen wir jetzt gegen C.E.L.L., die Truppe, die unseren Nanosuit entwickelt hat und jetzt wiederhaben will. Aber warum müssen die uns dann abknallen, wenn später gesagt wird, dass man uns per Kopfschuss ausschalten muss, da der Anzug sonst irreversibel beschädigt wird?

Der Knaller sind jedoch die Aliens. Haben wir im ersten Teil noch gegen einen Haufen maschinenähnlicher Monster gekämpft, welche die Ling-Shan-Inseln in eine minus 200 Grad kalte Sphäre packten, so kämpfen wir nun gegen gepanzerte Miesmuscheln. Das heißt, dass sind Monster aus der Tiefsee. Nichts mehr mit Eis. Das komische ist, dass diese Aliens auch noch Strukturen tief in der Erde haben, die da nicht einfach mal so gelandet sind können. Auch wird später angedeutet, dass die Aliens selbst mal auf der Erde gelebt haben. Hmmm… komisch.

Im Endeffekt weiß ich nicht wirklich, was ich zur Story sagen soll. Einige Dinge sind wirklich gut gemacht, die typische Endzeitgestaltung wird wieder super umgesetzt, doch das Spiel baut sich aufgrund der Unlogiken seine eigenen Hürden. Daher ist die Story auch aufgrund des mauen und völlig verwirrenden Endes allemal mittelmäßig. Schade!

 

Konservenpanzer

 

Genug mit der Story aufgehalten, es geht nun ums Gameplay. Im Gegensatz zum ersten Teil hat sich einiges geändert, schließlich spielt Crysis 2 in New York und nicht mehr im tiefsten Dschungel.

Wer sich jedoch jetzt gedacht hat, cool, riiiiiiesige Stadtlevel, den muss ich leider enttäuschen. Das mit Abstand auffälligste des Levelaufbaus ist, dass sie nun deutlich enger sind als im Vorgänger. Zwar nicht zu vergleichen mit Call of Duty, doch die gigantischen Level waren eins der Dinge, welche dem ersten Teil noch einen der größten Bonuspunkte eingehandelt hatten.

Das hat sich auch auf den Nanosuit ausgewirkt. Indem man zwei Modi gestrichen hat. Der Tempomodus und Stärkemodus fehlen nun komplett, stattdessen konzentriert sich das Spiel auf den Panzer- und Tarnmodus. Diese wurden nun etwas weiter ausgebaut, beispielsweise verbraucht der Panzermodus jetzt Energie (welche sich auch in diesem Teil nach kurzer Zeit wieder auflädt), schluckt dafür aber auch deutlich mehr Kugeln als im Vorgänger. Schleichfans dürften ebenfalls voll auf ihre Kosten kommen, jetzt ist es mithilfe von Schalldämpfern möglich, auch getarnt zu schießen oder von einem Gegner von hinten ganz leise mithilfe eines Schleichangriffs die Lichter auszuschalten. Das Problem daran ist jedoch, dass der Nanosuit 2, wie er nun genannt wird, sich wie eine abgespeckte Version des ersten Nanosuit spielt. War es im Vorgänger noch möglich, die vier Modi auf unterschiedlichste Art und Weise zu kombinieren, gibt es nun nur noch zwei Möglichkeiten: Schleichen oder Ballern. Einige Elemente wie einen stärkeren Nahkampfangriff beim Gedrückthalten der Taste oder aufhebbare MGs, welche wir dann bequem aus der Hüfte abfeuern, wirken zwar angenehm, aber aufgesetzt.

Dafür sind einige coole Neuerungen mit dabei, so gibt es nun viel mehr Waffen als im Vorgänger (welche man auch hier wieder nach Belieben mit Aufsätzen spicken kann), eine Wärmesichtkamera (welche aber nur einmal im Spiel wirklich etwas bringt), einen Visor, welcher es ermöglichen soll, das Schlachtfeld zu analysieren und taktisch zu planen sowie Anzugupgrades, welche wir durch das Töten von Aliens und Aufsammeln ihrer Nanokatalysatoren aufsammeln. Insgesamt dürfen wir immer vier davon verwenden. Einige dieser Upgrades sind jedoch komplett nutzlos, man merkt an ihnen, dass sie eigentlich für den Multiplayer gedacht sind.

Die Gegner verhalten sich im Vergleich zu anderen Shootern recht klug, haben aber deutlich mehr Aussetzer als noch im ersten Teil. Das merkt man vor allem an den Aliens, welche sich stellenweise so blöd verhalten, dass man vor Lachen fast vom Stuhl fällt. Wie kann das sein, dass die KI schlechter ist als im Vorgänger?

Auch ist die Umgebung nun bei weitem nicht so zerstörbar wie noch im Vorgänger. Das einzige, was jetzt noch explodiert, sind Fässer und Granaten bzw. Raketenwerfer, einstürzende Hochhäuser sehen wir jetzt jedoch nur noch in Scripts. Allgemein ist in diesem Teil deutlich mehr gescriptet worden als im Vorgänger, was eigentlich unnötig ist.

Kleine Neuerungen wie sich aus der Deckung zu lehnen oder mit Gegenständen zu interagieren sind nett gemacht (auch wenn das Herumspielen nicht wirklich sinnvoll ist), doch die verschlimmbesserten Dinge (vor allem mit Hinsicht auf den Nanosuit)… nun ja. verschlimmbessern das Ganze. Daher sage ich, dass das Gameplay insgesamt gut ist, aber im ersten Teil war es besser.

 

New York, New York…

 

Großstadtatmosphäre kann man hier nicht erwarten. Schließlich ist New York zur obersten Quarantänezone erklärt worden. Nur an einigen Stellen sind Überlebende zu sehen, welche obendrein noch von den Wucherungen des hässlichen Virus befallen sind. Doch die Endzeitstimmung und die Gewissheit, dass bald alles aus sein wird, wenn die Hauptcharaktere nicht schnell genug handeln, verschönern die Atmosphäre des Spiels ungemein.

Komisch ist nur, dass Alcatraz das ganze Spiel über kein Wort sagt. Was Nomad im ersten Teil jedoch getan hat. Sind Crytek die Synchronsprecher ausgegangen? Kein Plan. Atmosphärisch gesehen ist das Spiel jedoch gut umgesetzt, New York mal von einer ganz anderen Facette zu sehen, ist gut umgesetzt worden.

 

Theorie und Praxis

 

Die superneue CryEngine3, wurde gesagt. DirectX11-Unterstützung wurde prophezeit. Und im Endeffekt hat das Spiel, als es rauskam, nicht einmal DirectX10 unterstützt. Nicht, dass die Grafik schlecht war, ganz und gar nicht, aber die potenziellen Möglichkeiten der CryEngine3 wurden (auf dem PC) leider erst mit einem nachträglichen Patch ausgeschöpft. Man merkt dem zweiten Teil deutlich an, dass es sich um eine portierte Version der Konsolen handelt (am besten zu sehen an den Grafikoptionen, hier sind ohne Patch nur vier Möglichkeiten einstellbar).

Ansonsten sehen Lichteffekte sowie Texturenschärfe jedoch immer noch gut aus. Über die Grafik lasse ich mich jetzt nicht weiter aus, da sie für mich persönllich unwichtig ist.

 

No MP

 

Zum Multiplayer kann ich leider nichts sagen- ich habe ihn niemals ausprobiert, und ich bringe auch keine Testberichte von Freunden an dieser Stelle herein. Da müsst ihr also mal in den anderen Rezensionen nachgucken.

 

Gut oder schlecht?

 

Ich mag vielleicht etwas unbeholfen klingen, wenn ich die beiden Crysis-Teile mit Cocktails vergleiche. Von der Mixtur her war Crysis 1 fast perfekt, und wenn man diesen Cocktail trinkt und er einem bekommt, will man entweder genau den Gleichen nochmal oder einen besseren. Die Mixtur von Crysis 2 ist gut, doch sie stimmt nicht so zufrieden wie die des Ersten. Warum? Bei der Mixtur sind es auch die kleinen Dinge, auf die es ankommt. Diese haben Crysis 1 so gut gemacht und spielen auch in der des zweiten Teils mit. Doch die Hauptzutaten bekommen nicht besonders, da sie einfach anders sind bzw. abgespeckt. Daher erreicht Crysis 2 bei mir nur die 77 Punkte. Schade, da das Potenzial dieser „Mischung“ eigentlich noch besser hätte zubereitet werden können.


Wertung
Pro und Kontra
  • schöne Atmosphäre
  • satte Action
  • upgradebarer Nanosuit
  • Endzeitstimmung
  • mehr Waffen
  • Story unlogisch und
  • insgesamt eher schwach
  • doofere Gegner als im Vorgänger
  • abgespecktes Gameplay

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(2)
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