DRAKENSANG macht nicht nur NPCs sprachlos

Dies hier ist nun mein zweiter Versuch einen Lesertest über Das Schwarze Auge Drakensang zu verfassen. Bleibt zu hoffen, dass er diesmal nicht wieder verloren...

von gefallener-zinnsoldat am: 29.01.2009

Dies hier ist nun mein zweiter Versuch einen Lesertest über Das Schwarze Auge Drakensang zu verfassen. Bleibt zu hoffen, dass er diesmal nicht wieder verloren geht.

Ist Drakensang der erhoffte Hit geworden oder doch eher ein Griff ins Klo? Lesen Sie einen Test über ein Rollenspiel, das fast alles richtig und nur sehr wenig falsch macht.

Ideenreichtum pur

Heute habe ich mit einem Kobold gespielt, damit er die gestohlenen Lieblingsfiguren eines Edelmannes wieder herausrückt. Später habe ich eine kleine Schweineherde in ein Goblinlager getrieben, damit sich die vor den Menschen geflüchteten Goblins eine neue Existenz aufbauen und friedliche Schweinehirten werden können. Am späten Abend habe ich dann eine seit vielen Jahren verstrittene Zwergenfamilie wieder miteinander versöhnt. Was diese dinge gemeinsam haben? Ich habe sie gemacht weil ich sie machen wollte, obwohl sie das Hauptgeschehen des Rollenspiels Das Schwarze Auge: Drakensang nicht vorantreiben. Das ist eine der vielen Gründe, warum Drakensang mehr als nur ein gutes Rollenspiel geworden ist.
Die erwähnten und unzählige weitere extrem ideenreiche Aufträge erwarten Sie in der sehr gelungenen Umsetzung des erfolgreichsten deutschen Pen & Paper Rollenspiels.

Aller Anfang ist leicht

Am Anfang des Spiels wählen Sie zunächst einen aus insgesamt zwanzig vorgefertigten Heldencharakteren. Das Repertoire reicht vom typischen, Schwerter schwingenden Krieger, über die Amazone bis zum Kampfmagier und natürlich nicht zu vergessen dem kettenhemdbewehrten Zwergensöldner - meine persönliche Lieblingsklasse. Das Geschlecht dürfen Sie (bis auf wenige Ausnahmen wie die ausschließlich weiblichen Amazonenkriegerinnen) selbst bestimmen, das Aussehen ist aber nicht änderbar. Für “DSA-Profis” gibt es noch einen Expertenmodus, in welchem die Startwerte entsprechend den Regeln der vierten Edition des Schwarzen Auges angepasst werden können.
Ist der gewünschte Charakter erstellt landet er prompt und ohne weitere Ladezeit in dem kleinen verschlafenen Nest Avestreu, dem Startpunkt des Spiels. Nachdem Sie sich mit der gewöhnungsbedürftigen Maus und Tastatursteuerung zum Dorfkern gefunden haben finden Sie schnell heraus, dass der Schein trügt, denn in Avestreu treibt eine Räuberbande ihr Unwesen. Wenn das mal kein Fall für Ihren frischgebackenen Helden ist. Weil alleine kämpfen blöde und in Drakensang tödlich ist suchen Sie das Dorf nach Verstärkung ab, die Sie - DSA-typisch - in der örtlichen Taverne vorfinden. Zufällig ist die temperamentvolle Amazone Rhulana gerade vor Ort und gibt lautstark bekannt, dass sie sich nach einem guten Kampf sehnt um die Wartezeit zu verkürzen.
Wartezeit? Hm… ja da war noch was. Die Gardisten haben Anweisung niemanden in die Großstadt Ferdok zu lassen, solange die schrecklichen Morde in die in letzter Zeit in der Gegend verübt wurden nicht aufgeklärt sind. Ungünstig, dass Sie auch gerade dorthin wollen um einen alten Freund zu besuchen. Dann müssen Sie sich wohl oder übel darum kümmern, dass jemand für unsere Rechtschaffenheit bürgt.
Im Laufe dieser Quests, die als Einführung in das Spiel dienen lernen wir wie sich das für ein ordentliches Rollenspiel gehört zwei Personen kennen, die wir im Laufe des Spiels noch öfter sehen werden: Den guten und den Oberfiesling.

Atmosphäre pur

Stellen Sie sich vor dem Spielen bitte genügend Nahrungsvorräte in Reichweite, denn die Atmosphäre von Drakensang wird sie in ihren Bann ziehen, dass sie alles um sich herum vergessen und mit Ihrem Helden verschmelzen. Immer wieder melden sich Ihre Mitstreiter zu Wort und geben einen Stimmigen Kommentar zu der momentanen Situation ab. Auf den Straßen reden die Leute über die aktuellen Geschehnisse, streiten sich Ehepaare um Kleinigkeiten und melden sich Bürger zu Wort die Hilfe benötigen. Wenn sie diese ansprechen sind sie meist schon mitten in der nächsten Quest.
Reden müssen Sie in Drakensang sowieso eine ganze Menge, denn viele Ziele erreicht man nur durchs Reden. Negativ: Kaum ein Gespräch ist komplett vertont. Das drückt die Stimmung. Oftmals hat man jedoch die Wahl ob man zu Gewalt greift oder doch lieber geschickt mit Worten umgeht (vorausgesetzt natürlich, man hat die entsprechenden Kenntnisse, denn ohne gute Überredungskünste kommen Sie in Gesprächen nicht weit). Fast alle wichtigen Personen verfügen über einen ganzen Lebenslauf, den sie Ihnen auf Wunsch auch gerne erzählen. Hier hat Radon Labs große Detailverliebtheit gezeigt.
Irgendwann hilft jedoch jedes gute zureden nicht mehr und sie müssen zur Waffe greifen. Die Kämpfe sind wie in Baldurs Gate rundenbasiert und jederzeit Pausierbar. Ganz in Ruhe geben Sie Ihren bis zu vier Recken Anweisungen. Da haut der Zwerg mit seiner Streitaxt in einem extra starken Manöver dem Banditen auf die Rübe, teilt der Krieger gleich mehrere Hiebe auf einmal aus und deckt damit den Zauberer der seine Zeit braucht, aber dann Feuerstürme zwischen seinen Fingern entstehen lässt und auf die Feinde wirft. Die Befehle gehen dank der guten Bedienungsoberfläche einfach von der Hand. Ein Fest für alle Fans des klassischen Rollenspiels. Mit einem Tastendruck können sogar die im Hintergrund berechneten Regeln eingeblendet werden, so dass man genauer abschätzen kann woran man gescheitert ist.
Wenn Sie den Kampf nicht gewinnen laden Sie einfach neu und versuchen eine andere Taktik. Auf irgendeine Art und Weise kommt man bei Drakensang dank der guten Balance immer zum Ziel.
Liegt ihr Gegner nun niedergestreckt vor Ihnen auf den Boden wird es zeit für ein weiteres wichtiges Rollenspielelement - dem Sammeln von seltenen oder einzigartigen Gegenständen… denken Sie. Doch das meiste das sich auf diese Art und weise finden lässt hat eher gewöhnlichen Charakter. Außerdem lässt nicht jeder Gegner seine Waffe und fünf Goldstücke fallen. Wenn Sie dann allerdings mal an einen besonderen Gegenstand geraten ist die Freunde doppelt so groß. Und schließlich laufen beim Herrn der Ringe ja auch nicht alle Orks mit einem +20 Kälteschaden Schwert herum. Ob Frodo dann wohl überlebt hätte?

Reisefreude pur

Im Laufe Ihrer Abenteuer werden Sie viele Orte bereisen. Dies geschieht wie damals in der “Nordlandtrilogie” (den DSA-Spielen aus den 90ern) per Landkarte. Nahrungsvorräte und neue Schuhe brauchen Sie diesmal allerdings nicht. Während den Reisen von einem Ort zum anderen kommt es immer mal wieder vor, dass sie von Wegelagerern oder wilden Tieren heimgesucht werden. In diesem Fall stehen ihnen zwei Optionen zur Verfügung. Sie fliehen und kehren damit zum Ausgangspunkt zurück oder sie stellen sich dem Feind.
Insgesamt umfasst Drakensang ein sehr großes Gebiet, dass zwar deutlich kleiner als das von Gothic 3 ist, dafür aber umso praller mit Aufgaben und interessanten Geschichten gefüllt.

Während Sie durch die verschiedenen Gebiete reisen müssen Sie sicher hin und wieder innehalten und die wunderschöne Aussicht auf ein grünes Tal oder einen plätschernden Fluss im Sonnenlicht genießen. Die Grafik ist einfach wunderschön; allerdings auch sehr kitschig. Laufen Sie durch Felder wehen Ihnen umherschwirrende Pollen um die Nase, anderswo flattern bunte Schmetterlinge durch die Gegend. Das Gras ist saftig grün und die Blumen blühen angenehm in den verschiedensten Farben.
Dass es keinen Tag und Nachtwechsel gibt stört da nur unwesentlich. Düstere Momente gibt es dennoch zur genüge, denn Drakensang verändert seine Umwelt je nach Situation. Wenn sie zum Beispiel durch einen finsteren Wald voller Ungetüme wandern werden sie keinen Sonnenstrahl zu Gesicht bekommen, was sich äußerst positiv auf die Stimmung auswirkt - Sie können die Bestien quasi in ihrem Nacken spüren.

Fazit (pur)

Soviel kann ich Ihnen jetzt schon verraten: Sie werden während des Spielens von DSA: Drakensang vom Anfang bis zum Ende keine Sekunde Langeweile empfinden. Die Story bleibt durchgehend gut.
Wer jetzt noch zweifelt sich dieses Spiel zuzulegen ist selbst schuld.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: wunderschöne Landschaften, tolle Charaktermodelle
  • Sound: guter Sound, klasse Sprecher...
  • Balance: Kämpfe immer schaffbar...
  • Atmosphäre: atemberaubend, typisch DSA
  • Bedienung: Taktische Pause, übersichtliche Menüs
  • Umfang: viele Quests, oft riesige erforschbare Bereiche...
  • Quests: Abwechslungsreich, viele Ideen
  • Charaktersystem: gute DSA-Regelumsetzung, alle Fähigkeiten sinnvoll
  • Kampfsystem: klassische Taktikkämpfe, pausierbar
  • Items: große Waffen-. Tränke-, und Sonstiges - Auswahl
  • Grafik: schlechte Kamera bei engen Levels
  • Sound: ... die leider so gut wie nie sprechen
  • Balance: ... manchmal etwas schwer
  • Atmosphäre: keine nennenswerten Schwächen
  • Bedienung: Gewöhnungsbedüftige Maus und Tastatur-Steuerung
  • Umfang: ... zu denen man nicht zurückkehren kann
  • Quests: keine nennenswerten Schwächen
  • Charaktersystem: keine nennenswerten Schwächen
  • Kampfsystem: -
  • Items: sehr selten besondere Waffen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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