Herr der Ringe Online - Free to Play vs. Abo-Modell

Turbine, der Entwickler von Der Herr der Ringe Online, baut das Online-Rollenspiel zum Free-to-Play-Titel um. GameStar-Redakteur Daniel Matschijewsky kommentiert die Gründe und Auswirkungen dieser drastischen Maßnahme.

Im April 2007, also vor etwas mehr als drei Jahren, ist Der Herr der Ringe Online erschienen. 38 Monate, in denen die Spieler monatliche Gebühren abdrücken mussten, je nach gewähltem Abo-Modell bis zu 13 Euro. Ab Herbst 2010 soll die Bezahlpflicht nun entfallen, der Eintritt ins virtuelle Mittelerde wird für alle kostenlos.

Der Herr der Ringe Online schlägt also einen Kurs ein, den bestehende Free-to-Play-Titel wie Runes of Magic bereits erfolgreich fahren: Jeder darf gratis abenteuern, doch wer spielerische Vorteile erkaufen will, der muss echtes Geld dafür bezahlen.

Der Herr der Ringe Online wird im Herbst 2010 zum Free-to-Play-Spiel. Der Herr der Ringe Online wird im Herbst 2010 zum Free-to-Play-Spiel.

Käufer von Der Herr der Ringe Online werden angesichts dieser Ankündigung erstmal laut aufgeschrien haben. Denn wer 50 Euro für das Hauptspiel und jeweils 30 Euro für die Addons Die Minen von Moria und Die Belagerung des Düsterwalds ausgegeben hat, der fühlt sich nun entsprechend geprellt. Ganz zu schweigen von den Ringe-Fans, die 150 Euro für einen so genannten Lifetime-Account gezahlt haben, durch den die monatlichen Gebühren dauerhaft entfallen.

Ich finde dennoch, dass die Entscheidung, Der Herr der Ringe Online zum Free-to-Play-Titel umzubauen, richtig ist. Turbines Online-Rollenspiel war nie außerordentlich erfolgreich und schwamm trotz seiner sehr hohen Qualität nur im Kielwasser des übermächtigen Genre-Giganten World of Warcraft. Codemasters, der Noch-Publisher des Spiels in Europa, verschwieg dauerhaft aktuelle Spielerzahlen - als börsendotiertes Unternehmen wolle man solche Daten lieber für sich behalten, hieß es offiziell. Wären eben diese Daten in irgendeiner Form bemerkenswert gewesen, hätte Codemasters aber sicher einen Teufel getan, sie zu verheimlichen.

Runes of Magic hat mit dem kostenlos-Konzept Erfolg. Runes of Magic hat mit dem kostenlos-Konzept Erfolg.

Was also liegt für den neuen Turbine-Besitzer Warner Bros. Interactive und den Entwickler näher, als ein bestehendes Produkt, das durch sein Abo-Modell nicht genug Interessierte anspricht, umzustellen und an der aktuellen Marktentwicklung auszurichten, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen?

Die Vorteile für den Spieler liegen auf der Hand: Der Herr der Ringe Online existiert bereits seit über drei Jahren und ist entsprechend umfangreich und poliert. Zudem besitzt es eine eingefleischte, erfahrene Fan-Gemeinde. Solche Pluspunkte müssen in neu startenden Free-to-Play-Titel erst »wachsen«. Das jüngere Runes of Magic etwa läuft zwar weitgehend fehlerfrei, aber lange nicht so rund wie Turbines Ringe-Abenteuer. Und in Sachen Spielwelt, Atmosphäre und Vielfalt hat das virtuelle Mittelerde ebenfalls die Genre-Nase vorn. Wenn das nun mehr Menschen entdecken, ausprobieren und nutzen, bleibt Der Herr der Ringe Online die drohende Abschaltung der Server erspart, was letztlich auch den Spielern hilft, die seit Anbeginn gegen Saurons Orks und Trolle kämpfen.

Besser noch: Die eingangs erwähnten kostenpflichtigen Zusatzoptionen für Free-to-Play-Spieler werden für Lifetime-Abonnenten (und teilweise auch für Käufer der normalen Retail-Versionen) umsonst angeboten und sogar weiter ausgebaut. Der befürchtete Verrat am zahlenden Kunden ist also glücklicherweise keiner.

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