Free-2-Play-Vorurteile - Nur der Tod ist umsonst (und der kostet das Leben)

Den Free-2-Play-Spielen schwappt nicht selten spontaner Hass entgegen. GameStar-Autor Christian Schneider kann diese grundsätzliche Ablehnung des noch jungen Finanzierungsmodells nicht nachvollziehen.

Ich verstehe manchmal die Welt nicht mehr. Zum Beispiel verstehe ich nicht, wie man ein Geschenk, auch wenn es sich im Einzelfall als faules Ei entpuppen kann, unbesehen und quasi aus Prinzip von vorn herein verteufeln kann, sagen wir mal ein kostenlos spielbares PC-Online-Rollenspiel. Davon gibt es, und wird es demnächst immer mehr geben. Die so genannten Free-to-Play-Titel sind derzeit groß in Mode, selbst etablierte Namen wie Herr der Ringe Onlinewerden auf die Kostenlos-Variante umgestellt. Ein Grund zu Freude sollte man meinen, doch wenn man Foren und Kommentare durchstöbert, wird man schnell eines Besseren belehrt: Tatsächlich seien diese (vermeintlich) kostenlosen Spiele gar nicht so kostenlos, grenzten im Gegenteil fast an Betrug, würben mit falschen Tatsachen.

Die Wahrheit ist aber, dass die allermeisten Free-to-Play-Spiele halten, was sie versprechen: Sie sind kostenlos spielbar. Dass nun auch automatisch alle Inhalte umsonst sein müssen, oder dass es spielerische Vorteile nicht gegen bare Münze geben darf, hat im Vorfeld niemand behauptet. Aber Leute, mal ehrlich: Glaubt jemand ernsthaft, dass die Spieleentwickler und -Publisher ihre millionenteuren Projekte einfach ohne jede Möglichkeit zur Refinanzierung unters Volk bringen? Natürlich wollen die mit ihrer Arbeit auch Geld verdienen, und das ist ihr gutes Recht.

Und hier kommt der mündige Kunde ins Spiel. Diese extragroßen Demo-Versionen, die neuerdings unter dem Titel »Free-2-Play« vertrieben werden, sind ein Angebot, ein sehr kundenfreundliches sogar. Sie können das Spiel ausgiebig antesten und wenn Sie darüber hinaus von den kostenpflichtigen Angeboten überzeugt sind, dann zahlen Sie. Wenn nicht, spielen Sie entweder in der kostenlosen Variante gratis weiter und leben mit Einschränkungen (das geht bei einigen Titeln sehr gut, bei anderen weniger) oder Sie löschen das Spiel von Ihrer Festplatte - ganz einfach. Und mal ehrlich, wenn Sie in einem Free-to-Play-Spiel soweit kommen, dass Sie tatsächlich für etwas zahlen würden, dann macht es Ihnen doch auch Spaß. Und spätestens dann haben es die Anbieter verdient, entlohnt zu werden.

Es gibt noch jede Menge weitere Argumente für und auch einige gegen Free-to-Play-Spiele. Aber am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass es Ihre Entscheidung ist, ob Sie das Angebot annehmen oder nicht. Das Free-to-Play-Model vom Start weg abzulehnen, ist hingegen nur eines: engstirnig.

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