Deus Ex: Revision Mod - Der perfekte Zeitpunkt, um das beste Deus Ex zu spielen

Auch heute gilt das erste Deus Ex noch als eines der besten PC-Spiele überhaupt. Elena erklärt, warum es sich lohnt, den Klassiker zum Release von Mankind Divided noch einmal hervorzuholen und was es mit der Revision Mod auf sich hat.

Es ist soweit, nach einer großen Verschiebung und mehreren Monaten Wartezeit halten die Deus-Ex-Fans endlich ihre große Hoffnung in den Händen: Mankind Divided. Die Fortsetzung zu Human Revolution lässt uns erneut in die Haut des augmentierten Agenten Adam Jensen schlüpfen. Wir müssen weltweite Verschwörungen aufdecken, uns schleichend durch gewaltige Gebäudekomplexe hacken oder eben kurzerhand alles über den Haufen ballern - im Gegensatz zum Vorgänger sogar ohne dafür bestraft zu werden. Ach, was haben wir Spaß. Alle außer ich.

Mein Mankind Divided liegt aktuell nämlich ziemlich unpraktisch in einer Paketstation irgendwo in München - soviel dazu, es gleich am Release-Tag zu spielen. Wer meine letzten Artikel verfolgt hat, weiß aber, dass ich gerade trotzdem nicht auf Deus Ex verzichten muss: Aktuell spiele ich immer noch fast jeden Abend das erste Deus Ex mit der praktischen Revision Mod und Mann, ist das großartig!

Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, das auch anderen näherzubringen: Mankind Divided ist zweifellos ein gutes Spiel, wie auch unser Test belegt, allerdings ist das erste Deus Ex für viele immer noch unerreicht - wer also mit der Story im neuen Teil unzufrieden ist, sich mehr Schauplätze wünscht oder sogar am Gameplay etwas zu meckern hat, sollte es mir unbedingt gleichtun.

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Besser als das Original?

Also warum sollte man gerade jetzt trotz Human Revolution und Mankind Divided zum ersten Deus Ex greifen? Bevor ich auf die spielerischen Aspekte eingehe, möchte ich zunächst die Verbesserungen der Revision Mod vorstellen - dank der ist es aktuell nämlich einfacher und komfortabler als je zuvor, das erste Deus Ex zu spielen: Die Mod ist in erster Linie eine Sammlung aller bisherigen Mods, die Deus Ex grafisch aufwerten wollen und liefert Direct3D-9-Rendering, detailiertere Modelle und überarbeitete Umgebungen und hochauflösende Texturen mit.

Klar, man kann Deus Ex auch völlig ohne Mods spielen und einfach über Steam oder GoG herunterladen, aber mal ehrlich: Wirklich gut gealtert ist der Titel von 2000 nicht. Dem Problem nahm sich vorher schon die New-Vision-Mod an, das Revision-Paket bietet aber noch deutlich mehr Änderungen wie einen neu aufgenommenen Soundtrack, überarbeitetes Level-Design und neue Spielmodi, für die es sich lohnt der Cyberpunk-Welt einen weiteren Besuch abzustatten. Downloaden kann man die Mod auf der offiziellen Website oder sogar über Steam - vorher muss man aber erst einmal die GOTY-Edition von Deus Ex auf Steam kaufen.

Zumindest die Anpassungen am Level-Design stimmen mich aber zunächst skeptisch. Das erste Deus Ex lebt vor allem von all den spielerischen Freiheiten, die es mir bietet. Die funktionieren jedoch nur solange, wie mir Gegnerplatzierungen und Umgebung verschiedene Wege ermöglichen.

Deus Ex - Screenshots aus der Revision Mod ansehen

Kein Deus Ex ohne Story

Meine anfänglichen Sorgen werden aber schon früh im Spiel zerstreut: Die Verbesserungen der Mod sind sichtbar, bis auf wenige Ausnahmen aber subtil und respektvoll dem Klassiker gegenüber. Insgesamt gefällt mir das ausgeklügelte Ur-Level-Design zwar besser, hat man Deus Ex schon mehrmals durchgespielt, erhält man so aber einen erfrischenden neuen Blickwinkel auf die bekannten Schauplätze. Wenn ich beispielsweise durch Hong Kong streife, bleibt der Charakter der düsteren Straßen, die nur vereinzelt durch Neonreklamen aufgehellt werden erhalten - Müll an der Seite und zerfledderte Fähnchen mit asiatischen Zeichen sorgen aber nochmal für deutlich mehr Stimmung. Auch die richtige Beleuchtung macht viel aus: Statt einfach nur dunkel, sind die Wan-Chai-Kanäle nun in ein diffuses violettes Licht getaucht, das die grellen Neontöne der Schilder noch besser zur Geltung bringt. Selbst die Platzierung der Items und zusätzlichen Gegner wirkt fast immer schlüssig - bestimmte Abschnitte wie das NSF Airfield werden so anspruchsvoller, ohne mich zum Schleichen oder Ballern zu nötigen. Im Zweifelsfall muss ich einfach nur besser vorausplanen oder schnell reagieren. Und genau das ist Deus Ex!

Lediglich die ein oder andere verschlossene Tür, die sich nicht wie sonst wahlweise mit Gewalt oder einem Dietrich öffnen lässt, fällt ein wenig aus der Reihe. Das beraubt den Spieler zwar ein Stück weit der für Deus Ex typischen Freiheit, lädt aber natürlich auch dazu ein, die größeren Level noch intensiver zu erkunden.

Die Revision Mod verändert das Level-Design an manchen Orten sehr stark und passt nicht nur Gegnerpositionen, optische Details und Itempositionen an. Stellenweise werden die Level weitläufiger und bestimmte Türen sind nur noch mit den passenden Schlüsseln zugänglich. Die Entwickler wollen damit auch Kennern die Chance geben, Deus Ex noch einmal völlig neu zu erleben - wer den ersten Teil noch nie gespielt hat, sollte sich dessen bewusst sein und im Zweifelsfall lediglich zu Grafik-Mods (New Vision und Co.) greifen, um das immer noch geniale ursprüngliche Level-Design unverfälscht zu erleben.

Zwar sehen die Schauplätze in Mankind Divided natürlich trotzdem deutlich besser aus, Deus Ex schickt mich dafür aber wie kaum ein anderes Spiel rund um die Welt: Neben New York und Hong Kong, kann ich auch Paris erkunden, mehrere geheime Basen, von denen eine sogar unter Wasser liegt und eine Kathedrale. Und genau hier möchte ich ansetzen, wenn es darum geht, warum man das erste Deus Ex jetzt spielen sollte: Es fängt einfach so viel besser ein, was »Deus Ex« als Reihe eigentlich ausmacht.

Neue Beleuchtung und Details sorgen für mehr Atmosphäre. Neue Beleuchtung und Details sorgen für mehr Atmosphäre.

Wer also ein Fan von Human Revolution und Mankind Divided ist, der wird den ersten Teil vermutlich lieben. Aus dem nichts wird hier eine Welt geschaffen, die voller spannender Abgründe und Verschwörungen steckt. Während Mankind Divided mich hier mit ein paar Versprechen auf später vertröstet, überschlagen sich im ersten Deus Ex die Wendungen schon früh und machen vor, wie ein Cyberpunk-Thriller funktioniert: Immer wieder muss ich meine eigenen Ideale hinterfragen oder zwischen verschiedenen Übeln einer heruntergewirtschafteten Welt wählen. Statt mit einem einzigen Bösewicht zu konfrontiert zu werden, treffe ich mit NSF, Majestic12, UNATCO und den Illuminaten auf verschiedene Organisationen, die mich von ihren Ideen überzeugen und mitunter zu folgenschweren Entscheidungen zwingen wollen.

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Deus Ex - Revision Grafik-Mod im Vergleich zum Original Video starten 5:02 Deus Ex - Revision Grafik-Mod im Vergleich zum Original

Durchgestylte Freiheit

Obwohl ich dank meiner Augmentierungen so mächtig bin, bleibt so immer das Gefühl zurück, ein Spielball rivalisierender Mächte zu sein. Und genau davon lebt der Cyberpunk und damit auch Deus Ex als spielerisches Paradebeispiel: Ich bin ein Underdog, ein mysteriöser Hacker oder eine modifizierte Kampfmaschine und stelle mich allein einer verbrecherischen Übermacht.

Dieses Gefühl vermittelt das erste Deus Ex dann auch spielerisch. Natürlich kann ich mich aufrüsten und mit einem Raketenwerfer Roboter außer Gefecht setzen, genauso wie ich sie hacken und gegen meine Feinde einsetzen kann - das klappt aber nur, wenn ich von Anfang plane, den richtigen Einstieg ins Level wähle und meine Skillpunkte passend verteile. Fehlen die mir oder bin ich zu weit von einem Hacking-Terminal weg, muss ich die Roboter eben mit EMP-Granaten zerstören und riskieren, dass ich entdeckt werde oder eben einen anderen Weg finden. Ich bin immer unterlegen, aber eben auch cleverer und kreativer als meine Feinde und arbeite mit dem, was ich habe.

Wie wir Gegner wie Roboter angehen, bleibt uns überlassen. Wie wir Gegner wie Roboter angehen, bleibt uns überlassen.

Auch Mankind Divided hat diese Ansätze und die Steuerung ist heute deutlich komfortabler als beim ersten Teil - dass alles duchgeplant und optimiert wirkt, trägt hier aber auch dazu bei, dass ich als Adam Jensen selten wirklich unterlegen fühle. Nie besteht ein Mangel an Fähigkeitenpunkten und ich werde beinahe schon mit der Nase auf all meine Möglichkeiten im Spiel gedrückt, meine Freiheit ist bis ins letzte Detail durchgestylt. Ich will das den neuen Deus-Ex-Teilen nicht unbedingt ankreiden, weil ich weiß, dass Nostalgie bei diesem Gedanken eine große Rolle spielt. Aber ein Stück weit vermisse ich das Unperfekte, das mir ständig das Gefühl gab, auf etwas reagieren zu müssen, ohne mir sicher sein zu können, dass mein Plan funktioniert. Gerade dadurch bringt das erste Deus Ex für mich diese spielerische Freiheit wirklich auf den Punkt. Ich musste mir wirklich etwas ausdenken und nicht einfach zwischen dem Weg A »Schleichen« oder Weg B »Nicht Schleichen« wählen.

Mankind Divided spielt sich großartig - wie man auch in unserem Test nachlesen kann, das steht außer Frage. Mir geht es hier nur um das richtige »Deus-Ex-Gefühl«, das das erste Deus Ex für mich immer noch am besten einfängt. Wer also Fan der neueren Teile ist und den ersten Teil noch nicht kennt oder sich kaum noch an ihn erinnert, sollte ihm definitiv noch eine Chance geben. Und wenn es nur darum geht, sich in Erinnerung zu rufen, welche Möglichkeiten noch in Spielen wie Mankind Divided schlummern. Denn Gameplay ist nur eine Facette, die Deus Ex groß gemacht hat - für mich stehen Story und Spielwelt immer noch direkt daneben.

Hall of Fame: Deus Ex - Rückblick auf den Action-Rollenspiel-Klassiker Video starten 3:51 Hall of Fame: Deus Ex - Rückblick auf den Action-Rollenspiel-Klassiker

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