Das beste Rollenspiel des Jahres

Irgendwie erschreckend, dass es seit dem Erscheinen von Baldurs Gate 2 kein Rollenspiel mehr geschafft hat, eine ähnliche tolle Story zu bieten und sie so gut...

von Razyl am: 06.12.2009

Irgendwie erschreckend, dass es seit dem Erscheinen von Baldurs Gate 2 kein Rollenspiel mehr geschafft hat, eine ähnliche tolle Story zu bieten und sie so gut zu inszenieren. Selbst die Entwickler von Baldurs Gate 2, Bioware, konnten kein Rollenspiel danach entwickeln, das so gut war. Nun veröffentlichten die Kanadier dieses Jahr Dragon Age: Origins und es erreicht fast die Genialität eines Baldurs Gate 2. Warum das so ist erfahrt Ihr im Testbericht.

Überall Entscheidungen

Wie schon in Mass Effect, auch von Bioware, muss man sich in Dragon Age immer mal wieder entscheiden. Zwar mögen die Entscheidungen anfangs nicht wirklich schlimm sein, jedoch können sich die Auswirkungen auch erst am Ende zeigen. Lässt man nun eine Person sterben, weil man denkt, es sei die richtige Entscheidung, könnt Ihr später noch mit der damals getroffenen Entscheidung konfrontiert werden. Manchmal überlegt man auch schon etwas länger, was man tut und dieses andauernde hin- und herdenken in den Entscheidungen verpackt Bioware in eine sehr gute Story, die mit Dramatik und und Spannung aufgebaut ist. Die Hauptstory ist der rote Faden im Spiel und wird dementsprechend auch beeindruckend in Szene gesetzt, so dass andere Rollenspiele 2009 derzeit nur neidisch schauen können.

Willkommen in Ferelden!

Wenn etwas extrem wichtig ist in einem Rollenspiel der Marke Dragon Age: Origins, dann die Story. Deshalb versuche im Test möglichst spoilerfrei zu bleiben und gebe euch nur hier einen kurzen Einblick in die Story, allerdings nur die kleine Hintergrundgeschichte.

Dragon Age spielt im Land Ferelden und genau dort herrscht Krieg. Ferelden ist gespalten und scheint langsam zu zerfallen. Die Elfen, Menschen und Zwerge leben für sich und zudem werden die Weichen für einen heftigen Bürgerkrieg gestellt – keine gute Aussichten für das einst wundervolle Land.
Neben den ganzen ist die Dunkle Brut wieder erstarkt und will die Macht über das Land an sich reißen. Eine Armee von Menschen stellt sich ihnen entgegen, jedoch ist die Dunkle Brut stellenweise stärker und numerisch überlegen. Hinter der riesigen Armee steckt ein Erzdämon, der die Geschicke seiner Einheiten leitet. Den Menschen fehlen die Grauen Wächter, eine Elite-Einheit, im Kampf gegen die Brut. Das Problem ist aber, dass nur noch wenige von ihnen existieren. Also müssen wir eingreifen und werden auserwählt, so dass wir ein Grauer Wächter werden können. Ab sofort steht es in unserer Aufgabe, Ferelden vor dem Untergang zu bewahren.

Rollenspiel Typisch, wie wir es kennen

Dragon Age ist ein Rollenspiel, wie es im Buche steht. Jedoch ist es ein klassisches Rollenspiel, dazu aber später mehr.

Sobald wir das Spiel starten und das Intro fertig gesehen haben startet die Charaktererstellung. Wir entscheiden uns zwischen Elf, Mensch oder Zwerg. Danach können wir eine Klasse auswählen, dabei gibt es nur drei – Krieger, Magier und Schurke. Klingt am Anfang wenig, später kann man sich aber noch spezialisieren. Sobald wir unsere Klasse gewählt entscheiden wir uns für unsere Origin-Storie bzw. unsere Herkunft. Ich habe mir eine elfische Kriegerin erstellt, die aus der Stadt kommt, wo Elfen nicht gerne gesehen sind. Sie werden in ein Extra-Abteil der Stadt abgeschoben und werden von den Menschen geschändet und misshandelt.

An dem Tag, an dem wir ins Spiel einsteigen, sollen wir heiraten – was wir nicht so gerne wollen. Hier merkt man schon, dass Bioware mit viel Feingefühl die Charaktere erstellt hat und einiges an Dramatik verbaut hat – beeindruckend. Wie schon eben angesprochen, wir wollen nicht heiraten, müssen aber. Mitten bei der Zeremonie taucht ein Adliger Mensch auf, samt seiner Wachen und schleppt uns, mit einigen anderen weiblichen Elfen, mit, um uns auf deren Party zu schänden. Nun nehmen wir unser Schicksal selbst in die Hand und vollführen Rache…

Spielspaß pur!

In einem Großteil der Shooter sieht man die Credits schon nach rund acht bis zehn Stunden – also nach kurzer Zeit. In Ferelden verbringt man rund 40 bis 50 Stunden und hat eine Menge Spaß. Die Story bleibt fast durchgehend die gesamte Spielzeit spannend und ermuntert euch immer wieder, weiter zu spielen und nicht aufzuhören, denn man will wissen, wie die Story weitergeht.
Neben der gut inszenierten und spannenden Story gibt es auch einige Nebenquests, die stellenweise eine eigene nette Geschichte erzählen. Im Gegensatz zu Mass Effect hat man die Qualität der Nebenquestlinien verbessert, aber weniger davon verbaut. Einzig langweilig sind die Kantor-Quests, die meist aus Suchen- oder Killquests bestehen. Dafür geben diese Quests ein bisschen Gold, was man sicherlich immer mal gebrauchen kann.

Erwachsenes Rollenspiel?

Bioware hat im Vorfeld der Veröffentlichung gesagt, dass man ein durchaus erwachseneres Rollenspiel erschaffen will. Eins kann man sagen: Die Kanadier setzen auf viel Blut. Kurz nachdem man einen Kampf startet und die ersten Schläge fallen, spritzt das Blut und eure Charaktere sehen demnach auch so aus, wenn auch immer gleich. So wirkt das ganze nur am Anfang recht brutal, aber spätestens nach den ersten Kämpfen vergisst man das. Erst wenn man sieht, dass dem Gegner ab und zu ein Kopf abfällt oder ein anderes Körperteil achtet man wieder darauf, obwohl die Sache nun schlimmer klingt, als sie wirklich ist.
Effektvoll sind die Finisher. Wenn man gegen einen Oger kämpft springt z.B. Alistair (ein Mitstreiter aus meiner Heldengruppe) den Oger an, rammt ihn mit voller Wucht das Schwert in die Brust und ersticht den Oger – das alles mit ein wenig Zeitlupe verschönert.

Apropos Kämpfe, davon gibt es einige in Dragon Age. Während kleinere Gruppen von Gegner sehr schnell vorbei gehen, brauchen wir wesentlich mehr Kampfkraft und Ausdauer für größere Gruppen mit bestimmten stärkeren Gegnern. Die stärksten Gegner im Spiel sind ohne Zweifel die Drachen. Sie halten einerseits eine Menge aus und teilen auch viel aus – meistens suboptimal für den Spieler. Für solche Kämpfe braucht man die gesamte Gruppe, ansonsten steht der Drache am Ende über euch… im wahrsten Sinne des Wortes.

Die wichtigste Funktion - die Pause

Wie in Bioware-Spielen üblich, gibt es auch in Dragon Age: Origins eine Pause-Funktion. Diese ist auf dem untersten Schwierigkeitsgrad nicht so extrem wichtig, wie auf höheren Schwierigkeitsgraden.
Mit der Pause-Funktion pausieren wir das Spiel, können unsere Mitstreiter genau positionieren und befehlen, welchen Gegner sie angreifen sollen.

Zu dieser später wichtigen Pause-Funktion gesellt sich auch das Taktik-Menü, wo man für jeden Mitstreiter festlegen kann, was er tut, wenn z.B. Allistair auf 40% seiner Lebensgesundheit sinkt. Das kann man für viele Einstellungen verwenden und wenn man damit umgehen kann, kann dadurch eigene sehr gute Taktiken entwerfen.

Wenige Items und Spezialisierung

Auffällig ist, dass es in Dragon Age wenige Items gibt. Man läuft manchmal mehrere Levels lang mit der gleichen Rüstung rum und Waffe und findet keine geeignete Alternative. Das ist ein Problem, denn so entsteht kein Sammlerdrang, wie man es aus einigen anderen Rollenspielen kennt. Dennoch stört das nur wenig an dem genialen Spielspaß von Dragon Age.

Ich habe weiter oben schon die Klassen-Spezialisierungen erwähnt. Anhand des Krieger-Beispiel erläutere ich es euch kurz. Ab Level 7 könnt Ihr euch auf eine von vier verschiedenen Spezialisierungen festlegen. Berserker, Champion, Plünderer oder Templer sind dies beim Krieger, die sich auch ein wenig unterscheiden. Als Champion bekommt man verschiedene Rufe, die die Moral und Kampfkraft unserer Mitstreiter erhöhen. Ganz große Spezialisierungen sind diese Unterklassen aber nicht.

schwache Grafik, toller Sound

Dragon Age macht in Sachen Inszenierung, Story und Bindung zu den Charakteren fast alles richtig, aber bei der Grafik schwächelt es. Die Details der Charaktere sind zwar noch sehr gut gelungen, aber bei der Umgebungsgrafik hört es auf. Das ist leider nicht mehr zeitgemäß und stellenweise unscharf. Ebenso gibt es wenig Vegetation und viele polygonarme Texturen, was immer wieder auffällt. Mass Effect sah da an einigen Stellen viel schöner aus.

Der Sound in Dragon Age ist dafür gut geworden und auch die deutsche Synchronisation ist gut gelungen. Die englische ist zwar ein Tick besser, aber dennoch kann man sich beide anhören. Auffällig wirkt nur, dass einige Sätze lauter gesprochen werden, als andere. Ansonsten passt der Sound, der zum Spiel passt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: gute Animationen und Effekte, detailierte Figuren
  • Sound: Sehr guter Soundtrack, Schlachtgeräusche
  • Balance: leichter Einstieg, Kämpfe immer fair, Gute Balance
  • Atmosphäre: Sehr gute Dialoge und Zwischensequenzen, stimmig
  • Bedienung: freies Speichern, strukturiertes Menü,übersichtlic
  • Umfang: Sechs Origin-Geschichten,lange Kampagne
  • Quests/Handlung: Gute Hauptstory,spannend erzählt,vielseitigkeit
  • Charaktersystem: Spezialisierung,gutes Moralsystem,KI-Begleiter
  • Kampfsystem: taktisch,nicht zu komplex,pausierbar,Taktikmenü
  • Items: Zauber und Talente ausbaubar,Fallen,Runen,Gifte
  • Grafik: schwache Umgebungsgrafik
  • Sound: Eigener Held spricht fast gar nicht
  • Balance: für Rollenspieleinsteiger zu schwer
  • Atmosphäre: kleinere Bugs
  • Bedienung: -
  • Umfang: -
  • Quests/Handlung: -
  • Charaktersystem: -
  • Kampfsystem: -
  • Items: zu wenig Auswahl

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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