Objektiv der beste Teil der Serie - Subjektiv der schlechteste

Ich habe Empire mit Spannung erwartet, seitdem es angekündigt wurde, denn seit Medieval 1 bin ich überzeugter Anhänger der Total War-Serie und auch als ich im...

von TJHC am: 24.05.2009

Ich habe Empire mit Spannung erwartet, seitdem es angekündigt wurde, denn seit Medieval 1 bin ich überzeugter Anhänger der Total War-Serie und auch als ich im Nachhinein Shogun gespielt habe hat mir das Spiel eine Menge Spaß bereitet.
Jedes Spiel brachte eine neue große Kampagne, die immer wieder ausgebaut und erweitert wird, ob es der Übergang von Provinzen zu einer frei begehbaren Karte zwischen Medieval und Rome war, oder die Trennung zwischen Burg und Stadt in Medieval 2, oder die Einführung von Papst bzw. Senat. Jede dieser Kampagnen hat Spaß gemacht und mich viele Stunden an den PC gefesselt. Die Schlachten waren auch in allen Spielen absolut episch, taktisch anspruchsvoll und esgibt einem kaum ein anderes Spiel so ein befriedigendes Gefühl, wenn man in die gegnerische Flanke prescht und der dezimierte Feind panisch flieht.

Neues aus Civilization

Meine Erwartungen in Empire waren also entsprechend sehr hoch.
Also habe ich mir das Spiel sofort gekauft (allerdings nicht die Special-Force-Edition, meiner Meinung nach sollte ein Vollpreis-Singleplayer-Spiel keine zusätzlichen Bezahl-Inhalte haben und auch keine zwangsweise Registrierung über Steam) und die große Kampagne mit Großbritannien gespielt. Nach einigen Runden Einspielzeit hatte ich die Neuerungen auch begriffen und habe Gefallen an dem Forschungssystem, in dem man sich in den drei Rubriken Militär, Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickelt, der Diplomatie, bei der man endlich auch vernünftig mit den anderen Zivilisationen verhandeln kann, dank Beziehungsübersicht, und den dezentralisierten Regionen, also die Verteilung der Städte über die Provinzen, gefunden. Diese Inhalte erinnern ein wenig an Civilization und fügen sich gut in das restliche Spiel ein.

Erste Kämpfe

Nach ein paar Runden erklärte mir dann eine Indianer-Fraktion den Krieg. Da es Bei Empire kaum neutrale Gebiete gibt, in die man expandieren kann, kam mir das auch ganz gelegen. Zwar hatte ich in Amerika noch kaum Armee postiert, aber dank der viel zu passiven KI hatte ich genug Zeit ein Kolonialheer auszuheben. Ich starte also meine Invasion ins feindliche Territorium und bald kommen die Indianerhorden um mich abzufangen.
In einer grafisch beeindruckenden Umgebung stellen sich meine frühen Linieninfanteristen den Nahkämpfern und Bogenschützen des Gegners. Ich denke mir: Das gibt eine simple Exikution, immerhin hab ich Gewehre. Aber zu meiner Überraschung kamen die Indianer doch gut durch und haben mir, trotz meines Sieges schwer zugesetzt. Leider kommen andere Einheiten nur in der Frühphase gegen die später übermächtigen Linieninfanterie an, wodurch keine Einheitenvielfalt ala Rome zustande kommt. Trotzdem sind die Gefechte taktisch fordernd und es gibt etliche Strategien, die man verfolgen kann, vor allem nachdem man erste Spezialmunitionen und Formationen erforscht hat.

Rule Britannia-Britannia rules the Waves

Mit den Indianern hatte ich schnell abgerechnet und bald kam es zu meinem ersten großen Krieg gegen Frankreich. Neben Landschlachten auf dem europäischen Kontinent sowie in den Kolonien, kam es nun auch zu ernstzunehmenden Seeschlachten, um Handelswege, Handelsschauplätze und natürlich Truppentransport, die seit Empire selbst steuerbar sind. Hier musste ich mich erstmal an das komplexe System mit Einfluss von Wind, 3 verschiedenen Munitionstypen und an langsame, schwerfällige Kähne gewöhnen, allerdings machten mir die wunderschön inszenierten Seeschlachten mit realistischem Wellengang, brillianter Wasserspieglung und detailreichen Schiffen bald mehr Spaß als die Landschlachten. Es geht eben nichts darüber einen Gegner mit einer vollen Breitseite zu zerpflücken und Britannien kann die Seehoheit ja nicht einfach an Frankreich abgeben.

Festungenskampf

Auch Frankreich war irgendwann besiegt und ich wurde als nächstes von meinem Verbündeten in einen Krieg mit Preußen gezogen. Hier hatte ich es nun mit einem gewaltigen Heer, teilweise verschanzt in Festungen konfrontiert. Allerdings war mein Heer mittlerweile so weit entwickelt und meine Kolonialeinnahmen so hoch, dass ich hier überlegen war. Die Festungen habe ich eingenommen, allerdings war ich von dem Belagern lange nicht so begeistert wie bei den Vorgängern von Empire: Die Festungen sind lange nicht so mächtig, wie eine Stadt oder Burg der Vorgänger. Belagerungseinheiten spielen keine Rolle, da die Linieninfanteristen sich mit Seilen an den Mauern hochziehen. Darüber hinaus konnte ich zu dieser Zeit langsam keine Linieninfanterie mehr sehen, da die Kämpfe mit ihnen sich ähnlich statisch verhalten wie die Kämpfe zwischen Phalangen: richtig aufstellen und geduldig warten, bis einer endlich zerrieben ist.

Immer das Gleiche - Motivationsprobleme

Innerhalb diese ersten Spiels nahm für mich der Spielspaß bereits ab. Die ganzen Städte auszubauen gestaltete sich dank fehlender übersichtlicher Liste als Fleißarbeit und ich hab schon keine Lust mehr mein Reich zu expandieren. Den ersten Auftrag der 13 Kolonien, bestimmte Gebiete einzunehmen habe ich immer noch nicht beendet, da ich an diesen nicht interessiert bin und mit der Forschung bin ich nach 50 Jahren fast fertig. Also denke ich mir: “Ach, starte ich mal 'ne Revolution.“ Also schraube ich die Zufriedenheit der Londoner Bevölkerung mit Steuern und Schulen herunter und bald habe ich eine Republik Britannien. Die Flagge ist allerdings hässlich und ich entscheide mich doch für die konstituelle Monarchie. Also versuche ich den letzten Spielstand und – Crash To Desktop - das Spiel ist abgestürzt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kann ich die Spielstände einfach nicht mehr laden und auch neue Spielstände auf diesem Spiel aufbauend führen zu CTDs.

Andere Spielmodi

Also habe ich neue Spiele gestartet, mit anderen Zivilisationen und auch mit den Briten, aber nach diesem einen Spiel hat mich anscheinend die Lust schon verlassen. Also habe ich die Kampagne „Road to Independance“ angespielt, ein gut gestaltetes Tutorial, der mich noch ein paar Stunden bei der Stange halten kann. Ein paar Multiplayerspiele, vorzugsweise Seeschlachten, habe ich noch bestritten aber das war es dann auch. Mittlerweile spiele ich wieder Medieval 2 mit der Third-Age-Mod.

Was ging schief?

Also frage ich mich: Warum hat mich der Spaß an diesem Spiel, mit all den tollen Neuerungen, so schnell (schnell ist relativ im Gegensatz zu den Vorgängern) wieder verlassen?
Ich glaube es liegt zum einen an der Atmosphäre. Trotz all des Realismus, oder vielleicht gerade deswegen sieht das Spiel weniger liebevoll aus. Sterile Menüs ersetzen z.B. die Schriftrollen aus den Vorgängern. Man hat nicht mehr romantisch verklärte, mittelalterliche Burgen, die Unwetter und Schlachten trotzen.
Zweitens fehlt dem Spiel die Einheitenvielfalt und die Bindung an die Nation: Außer der Maharata-Konföderation sind Einheiten aller spielbaren Seiten praktisch dieselben : Linieninfanterie, Dragoner, klassische Kavallerie und Kanonen. Man kann nicht wie in Rome mit seinen griechischen Phalangen mitfühlen, wenn sie die Reiterhorden aufspießen. Auch hat man keine Äxte, Speere und Schwerter sowie Armbrüste, Bögen und Gewehre wie in Medieval 1 und 2.
Darüber hinaus hat Creative Assembly diesmal ein Bugbehaftetes und unfertiges Spiel auf den Markt geschmissen und verlässt sich völligt auf die Steam-Patch-Funktionen, eine Schlamperei, die sie sich wieder abgewöhnen sollten.

Fazit:

Mit Empire wurden viele offensichtlich viele gute und sinnvolle Verbesserungen und Erweiterungen eingeführt, die das Spiel aus einer objektiven Sichtweise zum besten Spiel der Reihe machen.
Für mich ist strahlt aber Empire nicht mehr die Klasse und Schönheit seiner Vorgänger aus, erfüllt daher auch nicht meine Erwartungen und ist subjektiv der bislang schlechteste Teil der Reihe!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Epische Schlachten zu Land und See
  • Sound: Passende Musik,Einheiten sprechen in ihrer Sprache
  • Balance: Die spielbaren Fraktionen sind ähnlich gut...
  • Atmosphäre: Realimus, Vegetation, Seeschlachten
  • Bedienung: übersichtliches UI
  • Umfang: RoI-Kampagne, 3 große Schauplätze
  • Startpositionen: historisch korrekt, verschiedene Herausforderungen
  • KI: solider Schlachtengegner
  • Einheiten: Linieninfanterie, Kavellerie, Kanonen,Einheimische
  • Kampagne: Europa, Amerika und Indien erobern
  • Grafik: subjektiv: etwas lieblos
  • Sound: keine Generalsreden mehr
  • Balance: ... weil sie alle fast dieselben Einheiten haben.
  • Atmosphäre: zu steril, wenig Einheitenvariation
  • Bedienung: Städteausbau
  • Umfang: -
  • Startpositionen: -
  • KI: zu passiv
  • Einheiten: unterscheiden sich wenig
  • Kampagne: zieht sich

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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