Seite 2: Enderal - Skyrim 2.0

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An jeder Ecke Abenteuer

Doch um Missverständnissen vorzubeugen: Enderal wird trotz stringenter Handlung kein lineares Abenteuer, in dem wir nur Auftrag um Auftrag abklappern. Genau wie in der Vorlage dürfen wir frei erkunden, jede Höhle unter die Lupe nehmen, alte Gemäuer durchstromern, Nebenaufträge annehmen oder einfach nur so mit unserem Pferd durch die Botanik reiten. Natürliche Grenze dabei: die Stärke der Gegner im Vergleich zu unserer. Dass es massig zu entdecken geben wird, ist kein hohles Geschwätz. Zwar funktionierte in unserer Version wie gesagt nur die Rynéus-Quest am Stück, aber viele der Gebiete konnten wir auch unabhängig davon untersuchen.

Gleich vor der Hauptstadt Ark etwa ritten wir durch eine liebliche Seenlandschaft, in der Tempelruinen auf tapfere Erkunder warten. Auf der zweiten Ebene der Hauptstadt haben wir uns in schummrig beleuchteten Hehlerbuden umgeschaut, in denen überall kostbare Gemälde an den Wänden lehnten. In einem finsteren Gewölbe trafen wir auf Fallen, Rätsel und einen uralten Zauselgeist namens Yogosh. Mutig erforschten wir eine zerfallene Familiengruft und wehrten uns gegen die knöchernen Überreste der so untoten wie unfreundlichen Bewohner.

Sämtliche Dialoge sollen vertont werden. Die von uns bereits gehörten klingen allesamt professionell. Sämtliche Dialoge sollen vertont werden. Die von uns bereits gehörten klingen allesamt professionell.

Zunächst stranden wir allerdings als Flüchtling aus dem politisch zerrütteten Land Nehrim an der Küste und müssen uns darum kümmern, nicht von jedem dahergelaufenen Wolfswelpen zum Frühstück erklärt zu werden. Nach den ersten Kontakten mit den Bewohnern stellen wir fest, dass irgendwas gehörig schiefläuft in Reich Enderal. Zuvor unbescholtene Bürger werden quasi über Nacht zu Serienmördern, unerklärliche Gewaltexzesse lassen die Einwohner der Siedlungen erzittern. Das Geheimnis dahinter gemahnt ein wenig an die Story aus Mass Effect, ohne diese allerdings stumpf zu kopieren. Und die Lösung ist auch nicht Krieg. Wir sind's. Wie aus dem Nichts in unserem Kopf auftauchende Erinnerungen über die Vergangenheit lassen uns in eine mögliche Zukunft schauen und entsprechend handeln.

Das Coole daran: Die Erinnerungen sind nicht unsere. Wir schlüpfen also hin und wieder etwa in die Haut längst Verblichener und erleben dann deren Geschichten, zumindest in den wichtigen Auszügen. Die Handlung gipfelt schließlich in zwei möglichen Enden. Jedoch ohne dass wir über den ganzen Verlauf des Spiels auf das eine oder andere Finale hinarbeiten könnten, erst knapp vor Schluss wird's die entsprechende Entscheidung geben; zwei Handlungspfade lassen sich dann selbst von einem so ambitionierten Mod-Team wie SureAI kaum stemmen. Im Kleinen dürfen wir die Story allerdings sehr wohl mitbestimmen.

Etwa, wie uns unsere beiden Begleiter Calia und Jespar gesonnen sind. Die zwei werden keine neue Skyrim-Lydia, die wir je nach Belieben zuhause vergammeln lassen oder mitnehmen können. Calia und Jespar stellen für die Handlung wichtige Charaktere dar und mutieren entweder zu ganz engen Freunden (Sie wissen schon, knutschen und so) oder zu Gestalten, die uns eigentlich nicht leiden können, aber ein Zweckbündnis mit uns eingehen. Beeinflussen lässt sich das unter anderem durch unsere Art, mit den beiden zu sprechen. Wenn wir freundlich sind … knutschen und so. Wenn nicht, gibt's miese Laune.

Als Bogenschütze kommt uns das Talent »Auge des Sturms« zugute. Damit verlangsamen wir deutlich die Zeit und können entspannt zuschauen, wie sich unsere Pfeile in Gegner bohren. Als Bogenschütze kommt uns das Talent »Auge des Sturms« zugute. Damit verlangsamen wir deutlich die Zeit und können entspannt zuschauen, wie sich unsere Pfeile in Gegner bohren.

Übrigens richtig gelesen, Enderal schließt an Nehrim an, ohne jedoch Wissen über die Oblivion-Mod vorauszusetzen. Wer sich trotzdem auskennt, darf sich über den einen oder anderen Rückbezug freuen. Und abermals richtig gelesen, auch in Enderal dürfen wir ein Eigenheim erstehen und es nach unseren Wünschen einrichten. Eine ganze Burg wie in Nehrim bekommen wir aber nicht geschenkt. Eigentlich schade.

Damit die Weltrettungstouren durchs gigantische Fantasy-Reich nicht in Tagestrips ausufern, hat SureAI ein Schnellreisesystem eingebaut, bei dem es jedoch nicht wie in Skyrim mit einem Klick auf die Karte getan ist, um von A nach B zu gelangen. Auf speziellen Türmen warten gigantische Vögel, die feste Routen abfliegen. Sobald wir uns auf den Rücken eines Tieres geschwungen haben, bekommen wir aktuell noch eine kleine Zwischensequenz zu sehen, anschließend den Ladebildschirm, um dann am Zielort zu landen. Ähnlich wie in Warhammer Online also.

Wenn hinten raus jedoch noch genug Zeit und Entwicklerkraft übrig ist, will SureAI die Flüge in Echtzeit umsetzen, wie wir es etwa aus World of Warcraft kennen. Dann segeln wir über schroffe Berge, liebliche Wälder, Seen, Burgruinen und erspähen aus luftiger Höhe vielleicht noch den einen oder anderen Ort, dem wir unbedingt einen Besuch abstatten sollten. Wem die Vogelreisen zu lange dauern, darf sich allerdings auch eine Zauberfähigkeit erspielen, die ihn an einen zuvor markierten Ort teleportiert.

Konzeptzeichnung Bevor sich SureAI an die Umsetzung der Welt macht, werden wie in einem normalen Studio Konzeptzeichnungen erstellt.

Ergebnis Das Gasthaus »Der rote Ochse« und Umgebung fallen im Spiel aber deutlich opulenter aus als auf der Vorlage.

Mehr Rollenspiel im Rollenspiel

Womit wir bei dem Punkt angelangt sind, in dem sich Skyrim und Enderal maßgeblich voneinander unterscheiden. Anders als in Bethesdas Rollenspiel werden unsere Fähigkeiten nicht stärker, indem wir sie benutzen. Wir müssen sie klassisch freischalten und verbessern, indem wir Erfahrungspunkte und Gold investieren. Insbesondere Letzteres soll dem schnöden Mammon ein stärkeres Gewicht als in Skyrim verleihen und Erkundungstouren attraktiver gestalten. In den Dungeons stehen sicher überall Kisten herum, in denen das eine oder andere Goldstück auf uns wartet.

Obendrein mutieren wir in Enderal nach diesem System nicht über kurz oder lang zur eierlegenden Wollmilchsau, die alles kann. Wir sollen uns vielmehr durch die Einschränkung über Erfahrungspunkte und Gold für zwei, maximal drei von insgesamt neun Disziplinen entscheiden, um etwa zu einem klassischen Krieger zu werden oder zu einer Mischung aus Krieger, Assassine und Zauberer. Wer alles auf Maximum spielen möchte, müsste in der Theorie die Stufe 146 erreichen, in der Praxis ist das aber laut den Entwicklern nicht machbar.

Diese unfreundliche Dame hat sich gerade dank unseres Schattenzungenöls (Talent) lang gemacht. Diese unfreundliche Dame hat sich gerade dank unseres Schattenzungenöls (Talent) lang gemacht.

Jeder der neun Pfade versorgt uns nicht nur mit neuen Skills, sondern auch mit sogenannten neuen Talenten. Diese ersetzen bei Enderal die Drachenschreie aus Skyrim. Einer unserer Lieblinge: »Auge des Sturms«, eine gelungene Anpassung des Drachenschreis »Zeit verlangsamen«, weil wir uns bei der Enderal-Variante ganz normal weiterbewegen können und nicht ebenfalls ausgebremst werden, was insbesondere Bogenschützen zugutekommen dürfte. Ein Schwerpunkt, dem SureAI beim Charaktersystem besondere Aufmerksamkeit schenkt, ist die mögliche Kombination von Talenten. Wer etwa »Schattenzungenöl« und »Flammenpfeile« geskillt hat, kann sich als Leisetreter einen Heidenspaß damit bereiten. Erst in Ruhe aus der Dunkelheit die Routen der Gegner ausspähen, dann das glitschige und leicht entzündliche Schattenzungenöl an Engstellen verteilen. Dann zusehen, wie die unbedarften Feinde darauf ausrutschen und dann gemütlich die Flammenpfeile zücken. Wusch!

Allerdings, so verspricht SureAI, werden Skills nicht zu übermächtig. Es soll also nicht wie in Skyrim so weit kommen, dass wir mit dem richtigen Schleich- Perk ausgestattet wie ein Elefant durch den Porzellanladen trompeten dürfen und trotzdem von niemandem entdeckt werden. Selbst Leisetreterprofis müssen in Enderal stets darauf achten, tatsächlich leise zu sein und in den Schatten zu bleiben. Hübsche und sinnvolle Dauerleihgabe aus den Thief- Spielen dabei: Fackeln lassen sich löschen, um aktiv für mehr Dunkelheit zu sorgen.

Was schauen die beiden denn so misstrauisch? Als würden wir ihnen das Gemüse vom Tisch stehlen wollen! Wollen wir auch, denn nur wenn wir regelmäßig essen (und schlafen) regenerieren sich Gesundheit und Manavorrat. Was schauen die beiden denn so misstrauisch? Als würden wir ihnen das Gemüse vom Tisch stehlen wollen! Wollen wir auch, denn nur wenn wir regelmäßig essen (und schlafen) regenerieren sich Gesundheit und Manavorrat.

Anders auch als in Skyrim und eher wie im richtigen Leben: Schlafen und Essen halten Helden gesund. Wer nicht pennt und ab und zu ein Brot, einen Apfel oder Gemüse einwirft, der regeneriert weder Mana noch Gesundheit. Zwingend erforderlich für erholsame Ruhephasen sind ein Bett oder Lager. Letzteres schlagen wir bei Bedarf selbstständig in der Pampa auf, um es nach einem Nickerchen wieder im Gepäck zu verstauen.

Nettes Detail am Rande: Die lecker aussehenden Brote sind tatsächlich die virtuellen Nachbildungen eines knusprigen Sauerteigprodukts aus einem bayerischen Traditionsbackhaus. Aber ob nun Brote aus Bayern, Hessen oder Thüringen - Enderal wird nach unseren aktuellen Einschätzungen auch unabhängig davon ein Meilenstein im Mod-Bereich. Was das kleine Team von SureAI jetzt schon geschaffen hat, lässt uns ehrfürchtig staunen. Vielleicht wird es am Ende sogar besser als Skyrim.

Skyrim: Enderal - Die Skyrim-Mod im Video: Skills Video starten 6:18 Skyrim: Enderal - Die Skyrim-Mod im Video: Skills

Fazit

Petra Schmitz: So ausufernd über eine Mod beziehungsweise über eine Total Conversion noch vor Release zu berichten - das machen wir ja für gewöhnlich nicht. Aber wenn Enderal mal eines nicht ist, dann gewöhnlich. Was SureAI bis jetzt schon auf die Beine gestellt hat, läuft zumindest bei mir schlicht unter phänomenal. Ich könnte mich ganze Tage in den noch nicht fertigen Gebieten aufhalten, ohne dabei auch nur eine Sekunde Langweile zu empfinden. Gefühlt habe ich das ohnehin schon getan und bei jeder Tour durch die Seenlandschaft oder die Umgebung um den Kornhof stets etwas Neues entdeckt. Das Wissen, dass neben einer großartigen Welt voller spannender Entdeckungen auch noch eine mehr als vielversprechende Story in Enderal steckt, macht mich ganz hibbelig vor Freude. Wann genau ist noch mal Anfang 2015?

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The Elder Scrolls 5: Skyrim

Genre: Rollenspiel

Release: 28.10.2016 (PC, PS4, Xbox One), 17.11.2017 (Switch), 11.11.2011 (PS3, Xbox 360)