Verschlimmbessert.

F.E.A.R. war der absolute Hammer. Und ich bin ein Idiot, dass ich bis vor kurzem nicht gemerkt hatte, dass da noch eine Platinum-Edition existiert. Schwupp,...

von Bakefish am: 02.03.2014

F.E.A.R. war der absolute Hammer. Und ich bin ein Idiot, dass ich bis vor kurzem nicht gemerkt hatte, dass da noch eine Platinum-Edition existiert. Schwupp, geholt. Jene Edition beinhaltet nicht nur das Hauptspiel, sondern auch die Erweiterung Extraction Point (oder kurz XP) und das große, auch ohne Hauptspiel laufende „Perseus Mandate“.

Tagelang habe ich nur am Hauptspiel gesessen, nur um die Erweiterung spielen zu können (was aber nicht nötig ist, Extraction Point startet man extern) und so dann auch gleich mit Extraction Point losgelegt. Die Vorfreude war echt groß, aber jetzt, da ich dieses Add-On durchgespielt habe, muss ich ehrlich zugeben, etwas enttäuscht zu sein. Warum, erkläre ich in der folgenden Rezension.

Ach so, ich gehe davon aus, dass Leser dieser Rezension das Hauptspiel bereits durchgespielt haben oder wenigstens kennen. Daher wird es auch in gewisser Form Spoiler geben.

Ins Gesicht!

Extraction Point startet, als das Hauptspiel aufgehört hat- am Ende des originalen F.E.A.R. werden wir nach der riesigen Explosion, die die Origin-Experimentstätte in die Luft geblasen hat, in einen Hubschrauber gesteckt und wollen mit unseren Kollegen Holiday und Sun-Kwon abhauen. Zuerst sieht dieser Plan auch sehr zuversichtlich aus, doch dann kommt urplötzlich die süße kleine Alma an und bringt den Black-Hawk zum Absturz.

Glücklicherweise hat der F.E.A.R.-Point Man- den wir spielen- schon im Hauptspiel bewiesen, dass er mit Explosionen gut klarkommt. Und so wachen wir mitten in einem Gebäude wieder auf, stellen fest, dass Holiday und Sun-Kwon ebenfalls überlebt haben und setzen uns ein neues Ziel- abhauen, so schnell als möglich.

Keine Viertelstunde nach Beginn des Spiels stellen wir fest, dass in der Stadt irgendetwas nicht mit rechten Dingen abläuft- zwar sind alle Replica-Soldaten durch Fettels Tod „deaktiviert“, doch ist es einfach irgendeine Aura, die Unwohlsein beschert. Nicht lange danach zeigt sich plötzlich Fettel wieder und-

Moment mal. Haben wir den im Hauptspiel nicht eigentlich umgebracht?

reaktiviert die Soldaten wieder. Wunderbar, die Flucht fängt schon mal gut an. Wir bleiben die meiste Zeit über von unseren Kollegen getrennt, erfahren aber schon bald, dass auf dem Dach eines Krankenhauses ein Abholpunkt, der namensgebende Extraction Point, aufgestellt wurde. Und schon geht die Reise dorthin los. Und dass diese Reise nicht im Geringsten so verlaufen wird, wie es eigentlich geplant war, dürfte klar sein…

Die Grundstruktur, welche der Story des Add-Ons verpasst wurde, klingt sehr solide und auch spannend. Doch leider verkrampft die Geschichte sich nur noch darauf, dass wir den XP erreichen müssen und serviert uns sonst nichts Weiteres. Was ist in der Stadt passiert, seitdem es zur Explosion gekommen ist? Was haben die Replica-Soldaten angestellt? Und wie zur Hölle kann Fettel wieder vorkommen? Wieso kommt dieser Fettsack namens Norton Mapes wieder vor, obwohl er erst kurz zuvor einen Schuss mitten ins Herz gekriegt hat? Und warum ist er dann eine Minute nach dieser Szene wieder weg und taucht nie wieder auf? Diese Fragen werden überhaupt nicht beantwortet, es wird keinerlei Hintergrundinformation mehr gegeben.

Auch macht der Fakt, dass wir nun durch Alma schreckliche Horrorvisionen erhalten, die jene des Hauptspiels noch an Grusel und Blut noch übertreffen, das Ganze nicht besser. Manchmal hilft sie uns, manchmal versucht sie, uns mit allen Mitteln zu bekämpfen. Doch was genau sind nun ihre Motive? Ist es nur die Wut, dass wir Fettel getötet haben? Oder Wut an allen anderen? Wurden sämtliche Ereignisse des Hauptspiels an dessen Ende noch nachvollziehbar und gut erklärt, sitzt man nun vor allem nach dem extrem enttäuschenden Ende des Add-Ons da und fragt sich: Was wollen die mir jetzt sagen? Was ist überhaupt passiert? Keine Fakten, nur Mysterien, den wesentlichen Teil der Geschichte habe ich mi selbst zusammengebastelt, indem ich alles interpretiert habe.

Schlussendlich gesagt ist die Story von Extraction Point im Grunde zwar recht solide, mehr aber auch nicht. Im Verlauf bleibt sie recht spannend, doch gab es für mich nicht einmal eine Stelle, an der ich sagte: Wow, damit hätte ich jetzt echt nicht gerechnet, krass, dass es so gekommen ist. Im Hauptspiel gab es noch einige dieser Momente. Doch vor allem die Logikfehler haben mir sehr missfallen. Schade, dass Timegate an dieser Stelle doch einiges an Potenzial verschenkt hat.

Radadadada-fiuu-daaaaadaaaaaadaaaaaa…

Gameplaytechnisch hat sich am Spiel so gut wie nichts geändert. Nach wie vor nutzen wir unsere SlowMo, um Gegnern damit in Zeitlupe ordentlich einzuheizen. Natürlich müssen wir dabei auch wieder darauf achten, dass wir sie nur eine begrenzte Zeit lang benutzen dürfen und dann warten müssen, bis sie sich wieder weit genug aufgeladen hat.

Dabei agiert die KI der Gegner mal wieder extrem klug, doch habe ich im Add-On erstmals Aussetzer dieser entdeckt. Zwar waren es nur sehr wenige, welche anscheinend auch durch bestimmte Bedingungen verursacht waren, doch möchte ich das an dieser Stelle nicht auslassen.

Dafür wird uns nun eine Handvoll neuer Gegner serviert. Sind dies anfangs noch einfache Soldaten in stärkeren (und cool aussehenden!!) Panzerungen, bekommen wir es schon bald mit stärkeren Robotern, Minigunnern und mysteriösen Geistern zu tun. Vor allem die ersten beiden sind ziemlich zähe Brocken, jene gruseligen Gespenster machen es uns vor allem durch ihre hohe Geschwindigkeit und annähernde Unsichtbarkeit nicht leicht.

Ach so, da ich gerade Minigunner gesagt habe: Waffen gibt es ebenfalls drei neue- eine Minigun, ein Lasergewehr und zuletzt Minigeschütze, die wir wie Granaten werfen können. Zwar stocken diese das recht spärliche Grundwaffenarsenal des Hauptspiels auf, doch wirken sie im Nachhinein etwas aufgesetzt. Die Minigun beispielsweise ist zwar extrem stark, aber auch extrem selten. Das Lasergewehr ist ziemlich schwach- und ebenfalls sehr selten. Die Geschütze lassen sich zwar an Decken und Wänden platzieren, doch sind sie zum einen nicht einsammelbar, wenn man sie einmal geworfen hat und zum anderen vor allem wegen der meistens eher schlauchig gestalteten Level höchstens als kleine Feuerunterstützung brauchbar. Und es gibt sie viel zu selten.

Gesundheits- und Reflexbooster finden wir auch wieder, auch im Add-On müssen wir wieder darauf achten, dass wir die Umgebung gründlich absuchen, um alle zu finden.

Kurz gesagt, die Grundmechanik des Spiels läuft genauso flüssig und gut wie die des Hauptspiels, doch wirken die meisten der wenigen Neuerungen so, als seien sie in das Add-On gequetscht worden, obwohl sie keinen wirklichen Platz dort hatten. Auch an dieser Stelle hat TimeGate also Potential verschenkt.

Mittelmaß?!?

Was die Atmosphäre betrifft, kann ich immer noch nicht ganz sagen, was ich von Extraction Point sagen soll. Klar ist für mich jedenfalls, dass das Action/Horror-Verhältnis im Add-On neu durchgemischt wurde- es gibt sehr viel mehr Action, aber die Horrorsequenzen haben stark abgenommen- und bestehen zum größten Teil nur noch aus Blut- und Psychospielen. Richtige Schocker erleben wir kaum noch, und dann sind sie auch kaum noch richtig gruselig, auch dadurch begünstigt, dass sie sich im Vornherein meistens ankündigen. Damit hängt auch zusammen, dass es keinerlei neue Musik in diesem Add-On gibt.

Sehr gut fand ich hingegen, dass die Schauplätze im Add-On nun sehr viel verschiedener sind- sei es mal eine Kirche, das Krankenhaus, mehrere U-Bahnstationen oder Parkplätze, wir kriegen es an dieser Stelle mit deutlich mehr Abwechslung zu tun. Gut gemacht, dass ein wesentlicher Kritikpunkt des Hauptspiels damit ausgeschaltet wurde.

4 zu 3 nervt.

Grafikmäßig hat sich am Spiel nichts geändert- fast. Texturen, Schatten und Charakteranimationen sind nach wie vor recht gut (zumindest für die damalige Zeit), allerdings lief das Add-On von der Performance her wesentlich schlechter auf meinem Computer. Ziemlich missfallen hat mir auch, dass die Breitbildfunktion, die noch ins Hauptspiel gepatcht worden, im Add-On nicht mehr auffindbar war und es daher nur mit schwarzen Rändern lief. Ich musste also in eine Datei des Spiels gehen und das nachträglich „verbessern“. Ziemlich schwach, das hätte echt nicht sein müssen. Normalerweise interessiert mich das System um die Grafik nicht sonderlich, doch diesmal gebe ich dafür Negativpunkte.

Fazit

Bitte lasst euch von meinen vielen Kritikpunkten nicht täuschen, im Grund ist Extraction Point ein recht akzeptables Add-On geworden. Es dauert recht lange, es durchzuspielen, die Grundmechanik ist solide und vor allem sind die Level deutlich abwechslungsreicher gestaltet worden. Dafür schwächelt das Spiel in der Story, und das teils recht stark, die meisten Neuerungen wirken aufgesetzt bzw. überflüssig, der Horrorfaktor hat abgenommen und die Performance ist mieser. All diese Faktoren ziehen das Add-On in der Endwertung stark herunter und sorgen somit für eine Wertung von 74 Punkten. Das Spielen des Add-Ons macht echt Spaß, doch reicht es lange nicht an die Genialität des Hauptspiels. Schade!

In der nächsten Rezension wird dann wahrscheinlich um Perseus Mandate gehen. Mal sehen, wie gut dieses wird.


Wertung
Pro und Kontra
  • recht lange Spielzeit
  • viel abwechslungsreichere Level
  • bleibt spannend...
  • ...allerdings ist die Story deutlich schwächer
  • wenige und überflüssig wirkende Neuerungen
  • weniger Horror
  • schlechtere Performance, kein einstellbares Breitbild

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
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