Schöne Welt, wenig Inhalt

Mit Gothic 3 setzt Piranha Bytes die erfolgreiche Rollenspielserie um den namenlosen Helden und seine vier Freunde Diego, Lester, Gorn und Milten fort. Kann der...

von Setebos am: 29.03.2008

Mit Gothic 3 setzt Piranha Bytes die erfolgreiche Rollenspielserie um den namenlosen Helden und seine vier Freunde Diego, Lester, Gorn und Milten fort. Kann der Entwickler an die Stärken der Vorgängerspiele anknüpfen?

Neues Land

In Gothic 3 erreichen die Protagonisten nach der Schiffsreise von Khorinis aus das Festland, Myrtana. Dieses ist von den Orks besetzt, nur in der Haupstadt Vengard halten die Menschen noch der Belagerung stand. Sie erfahren, dass der Dämonenbeschwörer Xardas offenbar die Orks befehligt und versuchen in der Folge, diesen zu finden und zur Rede zu stellen. Dabei gelangen sie von dem waldreichen Myrtana auch in die umliegenden Länder, Varant und Nordmar. Varant wird durch seine großen Wüsten geprägt und ist von den Assassinen bevölkert, die anscheinenend mit den Orks gemeinsame Sache betreiben.

Nordmar ist ein eisiges Gebiet das von den kriegerischen Nordmarern bewohnt wird, welche den Kampf gegen die Orks nicht aufgeben.

Neuer Glanz

Gothic 3 basiert auf einer neueren Engine und sieht auch dementsprechend aus. Es ist zweifellos, auch mehr als 1 Jahr nach seinem Release, noch eins der schönsten Rollenspiele auf dem Markt. Negativ fallen, wie schon beim Konkurrenten TES4: Oblivion, Grafiken in weiter Entfernung auf sowie einige Clippingfehler. Den sehr guten Gesamteindruck kann das jedoch kaum trüben.

Auch soundmäßig weiß Gothic 3 zu überzeugen: Der orchestrale Soundtrack zählt zu den Besten der letzten Jahre, auch wenn die Musik zuweilen etwas aufdringlich werden kann. Die Synchronsprecher überzeugen mit ihren markanten Stimmen und gut gesprochenen Texten.

Allerdings hätte es auch soundtechnisch durchaus noch Potential für Verbesserungen gegeben. Manche Sounds, zum Beispiel beim Ziehen des Schwertes oder das Rauschen eines Wasserfalls fehlen schlicht, der ein oder andere Effekt tönt recht lasch über die Lautsprecher.

Lost in Myrtana

Rollenspiele zeichnen sich häufig durch komplexe Stories und die Beziehungen zu verschiedenen interessanten Charakteren aus. Bei Gothic 3 ist dies nicht der Fall, was vor allem Kenner der Vorgänger enttäuschen dürfte. Im wesentlichen soll man Xardas finden und sich dann entscheiden, ob man sich auf die Seite des guten Gottes (Innos), des Bösen Gottes (Beliar) oder auf einen Mittelweg begibt. Ende. Nun, eine Story muss nicht unbedingt gut sein, wenn sie denn wenigstens gut präsentiert wird - Leider ist das in Gothic 3 ebenfalls nicht der Fall. Rendersequenzen im Spiel wie im Vorgänger gibt es nicht mehr. Auch die Beziehungen zu den bekannten Personen aus Gothic 1 und 2 verlieren stark an Bedeutung. Gleich zu Beginn des Spiels zerstreuen sie sich in verschiedene Regionen, bis man sie dann wiedersieht vergeht eine lange Zeit, die folgenden Dialoge sind enttäuschend kurz und belanglos. An Quests mangelt es in Gothic 3 nicht, allerdings funktionieren diese fast ausschließlich nach dem Muster 'Hol mir dies/Töte jenen'.
Somit bleibt die einzige Motivation in Gothic 3 zum Spielen das Erkunden der Landschaft und die Punkte- und Gegenstandssammelgier. Und das kann durchaus funktionieren, denn die Landschaft ist den Machern sehr gut gelungen. Trotz der riesigen Größe wirkt die Welt an nahezu allen Enden authentisch und weniger steril als in Konkurrenzprodukten. Zusammen mit der schönen Grafik und dem guten Sound schafft Gothic 3 so eine dichte Atmosphäre, die anderen Rollenspielen - wenn überhaupt - nur wenig nachsteht.

Gameplayschwächen

Wie die Story zeigt auch das Gameplay starke Schwächen. So schafft das Spiel kein Herausforderung durch clever agierende Gegenr, sondern eher durch deren schiere Masse. Das Kampfsystem, das Variationen zwischen schnellen, schwachen und langsamen, starken Schlägen sowie Specialmoves zulässt klingt in der Theorie gut, krankt in der Praxis aber daran, dass man diese Variationen nie einsetzen muss. Das führt dazu, dass man häufig einfach so lange eine Maustaste klickt, bis der Gegner umfällt. Auch in Sachen Items hätte mehr drin sein können - im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Vielfalt der Gegenstände weiß stellenweise, besonders was die Schwerter angeht, nicht gerade zu überzeugen. Zudem ist der Einfluss eines stärkeren Schwertes oder einer besseren Rüstung kaum spürbar - nicht gerade förderlich für die Motivation. Ein weiteres Ärgernis können Bugs darstellen. Zwar ist das Spiel bereits 1 1/2 Jahre auf dem Markt, fehlerfrei ist es aber trotz diverser Patchs vom Entwickler und der Community immer noch nicht. Allerdings ist die Fehlerrate im Vergleich zum Releasezustand doch deutlich gesunken, insofern ist Gothic 3 zwar kein fehlerfreies, aber zumindest auch kein unspielbares Spiel.

Fazit

Man merkt dem Spiel an, dass sich Piranha Bytes mit Gothic 3 übernommen hat. Wo Landschaft, Grafik und Sound überzeugen könnne, enttäuschen Story, Charaktere und KI. Wer über diese Makel hinwegsehen kann und wem Forscherdrang als Motivation reicht, wird jedoch viel Zeit in Myrtana verbringen - die Welt ist dafür groß genug.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Wunderschöne Landschaften, nette Effekte
  • Sound: markante Synchronstimmen, sehr guter Soundtrack...
  • Balance: 3 Schwierigkeitsgrade, fordernd aber selten unfair
  • Atmosphäre: stimmige/lebendige Welt
  • Bedienung: Gutes Interface, eingängige Steuerung
  • Umfang: Riesige Welt mit massig Charakteren und Quests
  • Quests/Handlung: verschiedene Enden, Quests nett präsentiert
  • Kampfsystem: guter Fernkampf, Versch. Schlagarten/Kampfstile...
  • Charakter: vielfältige Fertigkeiten, Berufe etc.
  • Items: meist hohe Vielfalt, Herstellen eigener Items
  • Grafik: teil hässlich in der Entfernung, Clipping-Fehler
  • Sound: ...z.T. zu aufdringlich, fehlende/mäßige Effekte
  • Balance: z.T. schwankendes Niveau,
  • Atmosphäre: eventuell Bugs
  • Bedienung: schlechte Questlogs
  • Umfang: keine Kontrapunkte
  • Quests/Handlung: Story kaum vorhanden, Quests nach WoW-Prinzip
  • Kampfsystem: ... deren Einsatz nicht notwendig ist
  • Charakter: wirken sich z.T. nicht stark genug aus
  • Items: zu wenig Schwerter, wirken sich nicht genug aus

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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