Beschnittene Karriere
Die fünf Rennklassen stemmen einen Großteil der Abwechslung in GRID Autosport. Und auch einen Großteil der Motivation. Die Karriere tut das nämlich nicht, denn Codemasters hat ihr einiges an Spannung entzogen: Statt wie in Codemasters-Rennspielen üblich unsere eigene Karriere aus einer Garage aus zu managen und nach und nach unsere erspielten Karren dort zu parken, starten wir die Saisons aus einem stinknormalen und obendrein gähnend langweiligen Menü heraus.
Es gibt kein Geld, das wir verdienen, sondern lediglich Erfahrungspunkte. Kommen wir damit über einen bestimmten Bereich in allen fünf Disziplinen, schalten wir zusätzlich die GRID-Series frei. Und das mit den Sponsoren hat Codemasters auch irgendwie verhunzt. Wir erhalten vor jeder Saison (die sind gerade im ersten Drittel extrem kurz geraten und bestehen teilweise nur aus drei bis vier Rennen) Angebote von zwei (oder mehr) Sponsoren, allerdings ohne uns dabei hochzuarbeiten.
Nach der Saison ist der »Vertrag« mit unserem Arbeitgeber rum und wir müssen uns wieder zwischen neuen Angeboten entscheiden. Ein weiterer Wermutstropfen: Die Sponsoren stellen die Fahrzeuge - keine große Auswahl vor den Rennen, obwohl das Spiel mit gut 80 Autos (inkl. unterschiedlichen Modellen) eigentlich viel zu bieten hat.
Diese Entscheidungen nehmen uns die Motivation, den Karrieremodus zu spielen. Hier fehlt GRID Autosport einfach die Persönlichkeit und die Herausforderung.
Zielvorgaben der Sponsoren (»Absolviere ein Renn-Event ohne Kollisionen«, »Fahre die schnellste Runde«) sollen zwar so etwas wie Motivation bringen, allerdings funktionieren Bonus-EPs nicht, solange wir uns davon nicht als Belohnung eine Karre oder dergleichen kaufen können.
Fahren im Team
Unserem Teamkollegen, der sich mit jedem Sponsor ändert - bei der Kürze vieler Saisons also sehr häufig -, können wir während der Rennen über unser Teamradio Anweisungen geben. Etwa dass er seine Position halten oder Plätze gutmachen soll.
Der Kollege setzt unsere Anweisung dann so gut wie möglich um, lässt sich also etwas zurückfallen oder macht Druck auf den Vordermann. Nur: Davon haben wir in den meisten Fällen nichts. Lediglich wenn sich der Kollege direkt vor uns befindet und er uns auf Befehl vorbeiziehen lässt, springt ein Plätzchen für uns raus. Das kann aber auch nicht Sinn der Sache sein!
Aggressive Fahrer
Die Gegner-KI fährt in GRID Autosport gewohnt stark. Die virtuellen Fahrer gehen nicht nur der Ideallinie nach, sie fahren genauso gut mal im Pulk oder lösen sich davon. Sie bauen sogar Unfälle, in die dann wiederum weitere Fahrzeuge verwickelt werden. So weit, so gut. Doch die KI-Fahrer haben auch eine hässliche Angewohnheit: Sie streifen und rammen uns ganz gern, wenn es ihnen in den Kram passt.
Unsere Karre schert dann aus und wir verlieren im besten Fall nur einen Platz und ein paar Sekunden. Im schlimmsten Fall knallen wir gegen die Bande und die nachfolgenden Autos drehen uns entgegen der Fahrtrichtung.
Dass das passiert, finden wir gut. Wie häufig es passiert, jedoch nicht. Selbst Profifahrer, die GRID Autosport auf realistisch gestellt haben, sollten ob der ungestraften Aggressivität mancher KI-Gegner ein paar Rewinds in ihren Rennen einplanen. Trotz der Kritik an der künstlichen Intelligenz gehört Codemasters Computerfahrer immer noch zu den besten des Genres.
Öde Online-Karriereleiter
Die Online-Karriere ist grob ans Single-Pendant angelehnt: Wir düsen in den bekannten Rennkategorien über die Pisten und leveln uns mit guten Platzierungen auf - wahlweise über Onlinelisten oder selbst erstellte Events mit eigenen Regeln. Online liegt der Schwerpunkt allerdings nicht ausschließlich auf Erfahrungspunkten, sondern auch auf der Kohle, die wir für jedes Rennen erhalten.
Mit der kaufen wir uns Autos, die wir uns in die Garage stellen. Und wir nutzen den Editor, um unsere Fahrzeuge optisch zu tunen: Wir verteilen Muster und Sponsorenlogos aus einem Bilderpool auf dem Lack und färben entsprechend ein. Außerdem wechseln wir die Felgen nach Belieben aus.
Was der Offline-Karriere fehlt, bekommem wir nun also im Mehrspieler-Modus auf einmal vorgesetzt. Das Gelbe vom Ei ist der Autokauf aber nicht: Denn wir erhalten im Mehrspielermodus auch Leih-Fahrzeuge, wenn wir ein Auto mal nicht besitzen sollten.
Das können wir dann zwar nicht tunen, wir sparen uns dafür aber auch einen Großteil der Kohle, die der Unterhalt kostet, also etwa einen Teil der Reparaturkosten.
In den Rennen fahren die Leihwagen mit einem Zustand von etwa 85 Prozent ganz gut mit. Wer aber alles aus einem Fahrzeug herausholen möchte, muss es sich kaufen. Erst dann können wir nämlich optisch tunen, Einstellungen am Fahrzeug vornehmen und (levelabhängige) Upgrades einbauen.
Wer will, kann über Codemasters Racenet-Plattform Clubs gründen und mit Freunden zusammen fahren. Auch ein gemeinsames Club-Design erstellen wir uns.
Ein besonderes Lob verdient Codemasters für die Integration eines Splitscreen-Modus, in dem bis zu zwei Spieler auf einem Monitor zocken können.
Augenweide dank HD-Texturen
Technisch zeigt sich GRID Autosport von der besten Seite: Fahrzeugmodelle und Streckenumgebungen sehen insbesondere dank des kostenlosen HD-Texturenpaket hervorragend aus, viele Details wie winkende - wenn auch etwas lieblose - Zuschauer am Straßenrand, Vogelschwärme oder Flugzeuge sorgen für Atmosphäre.
Auch die vielen Lichteffekte sind klasse gelungen und das optische Schadensmodell kann sich mit abgerissenen Karosserieteilen sehen lassen. Nur die hässlichen unscharfen Armaturen der Cockpitperspektive wollen so gar nicht zum stimmigen Gesamtbild passen. Der Sound gibt sich ebenfalls überdurchschnittlich und bietet satte Soundeffekte und eine ordentliche Vertonung des Boxenfunks.
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