Die Evolution von DotA! Gelungene Umsetzung der Kultmap für Warcraft 3

S2 Games liefert mit Heroes of Newerth einen weiteren Ableger der berühmt berüchtigten Warcraft 3 Karte
Defense of the Ancients. Mit diesem Klon werden so einige Fehler des Vorbildes DotA ausgebessert, und viele versprochene Features lassen auf große Innovationen hoffen.

Heroes of Newerth - Test

Das Spielprinzip


Das Spielprinzip des von Defense of the Ancients inspirierten Heroes of Newerth lässt sich in MOBA (multiplayer online battle arena) zusammenfassen. Zu Anfang des Spiels wählt man aus eine stetig wachsenden Palette (momentan 62) einen Helden, über welchen man dann im Gefecht die Kontrolle übernimmt.
Unterstützt von bis zu vier Mitspielern stürzt man sich in die Schlacht gegen ebensoviele Gegenspieler. Das Spielprinzip ist leicht erklärt: Die Streitmacht der Legion ist in verbittertem Krieg gegen die Streitmacht
der Hellbourne. Beide Fraktionen senden in regulärem Zeitabstand AI kontrollierte Einheiten in die Schlacht, welche sich dann meist in der mitte der Karte bekriegen. Das Ziel dieser Einheiten ist es, die gegnerische Basis zu penetrieren und das Hauptgebäude zu zerstören.

Hier schreiten die Helden in das Geschehen: Im Kampf gegen die AI Einheiten sammeln die Helden Erfahrung und Gold, welches sie in Level und Skillupgrades und Items investieren, welche Ihnen helfen die direkte Konfrontation mit feindlichen Helden zu überstehen und idealerweise als Sieger aus dem Kampf hervorzugehen.


Teamwork und individuelles Talent

Der wichtigste Faktor in diesem Spiel ist ohne Frage Teamwork. Bis zu fünf Spieler kämpfen einen verbitterten Kampf gegen fünf
Gegenspieler. Teamwork fängt an in der Heldenauswahl: Generell möchte man den Helden nehmen, mit dem man am besten umgehen kann, aber auch den besten Helden für das Team. Absprache ist wichtig, denn man möchte ein möglichst ausgewogenes Team haben um gegen
die Feinde bestehen zu können. Wie in DotA synergieren viele skills der Helden untereinander, so kann man stuns und andere disables (crowd control) aneinander reihen um
die Effekte zu maximieren. Teamwork und gute koordination unter den Spielern ist darum einer der wichtigsten Faktoren für Erfolg in diesem Spiel. Natürlich kommt auch individuelles Talent nicht zu kurz in diesem Spiel: Viele techniken muss man sich über Training und Erfahrung
aneignen, und sobald man diese beherrscht kann man sich einen großen Vorteil gegenüber den Gegnern erarbeiten.

Ausgebesserte Mängel

Die größten Mängel von DotA sind die Pflicht, das Spiel über Battlenet oder Garena zu spielen, beide Varianten lassen DotA unnötig stark laggen, was die Spielerfahrung sehr unangenehm machen kann. Die von S2 angebotene Serverwahl bereinigt dieses Problem, das Spiel läuft lag/ruckelfrei und sorgt für ein hervorragendes
Spielerlebnis. Das zweite Problem sind die 'leaver', ein Problem welches in Battlenet und Garena sehr groß ist. Spielt man public, hat man in 90%
der fälle jemanden im seinem oder dem Gegnerteam, welcher über kurz oder lang disconnecten wird. Es gibt keine Bestrafung für dieses Verhalten. Natürlich gibt es spezielle Ligen und solches welches einen Ausweg bieten sollen, diese sind jedoch für Einsteiger und
'casual gamer' schwer erreichbar. Mit den akkuraten Statistiken in Heroes of Newerth wird jeder leaver gebranntmarkt, wer zu oft leaved kann keine Spiele mit der speziellen Option 'no leavers' beitreten. Im Endeffekt werden leaver dazu gezwungen mit ihresgleichen zu spielen, während der großteil der Community sich über ausgeglichene und faire Spiele freuen kann.


Einsteigerfreundlichkeit

Heroes of Newerth ist sehr Einsteiger-unfreundlich. Wie das Vorbild hat es eine gewaltige Lernkurve. Von allen skills der Helden über zu allen Items bis zu allen möglichen Strategien und individuellen Aktionen , eine gewaltige Breite tut sich auf.
Das Tutorial ist sehr simpel gestaltet und wird Neueinsteigern kaum helfen. Learning by doing ist angesagt, welches im Normalfall eher schmerzhaft ausgeht. Die Community ist sehr unvergebend und wird oft auf Fehlern herumhacken.
Bis man das Spiel begriffen hat und einigermaßen Vernünftig spielt, hat man viele Stunden voller Frust und Beleidigunen der Mitspieler hinter sich.
Der Grund dafür ist simpel: S2 Games zielt auf die ernstere, meist professionelle Spielergemeinde. Heroes of Newerth entwickelt sich
zu einem e-sport, und jeder Handgriff in Richtung Balance wird im anbetracht auf kompetitives Gameplay getätigt.


Innovationen und Fehler

Natürlich unterliegt Heroes of Newerth einigen Fehlern, vorallem in direktem Vergleich zum Vorbild Defense of the Ancients.
DotA Veteranen wird vor allen dingen die Port-Strategie über bereits existente DotA Helden nach HoN nicht gefallen:
S2 entscheidet sich, mehr eigen und von der Community hergestellte Helden in das Spiel zu bringen anstatt die alt bekannten
Helden aus DotA weiter zu porten. Nachteil dieser Geschichte ist dass viele einzigartige Helden, welche über unzählige Patches
balanced wurden und ein Grundstein des professionellen gameplays sind, in HoN nicht auftauchen werden.
Das Metagame (die gewählten Helden/gewählten Bans von Helden am Anfang des Spiels von professionellen Teams) ist darum
recht einseitig, während in DotA ein gegenstück zu quasi jedem mächtigen Helden verfügbar ist, fehlen diese in HoN und lassen
bestimmte picks/bans immer wieder erscheinen (spezielle Helden sind zu stark ohne ihre counterparts).
S2 Games hat vor einigen Tagen die DREAM Plattform bestätigt, eine Internetseite die es jedem Spieler in der Community ermöglicht,
ihre Traumhelden zu erstellen, welche dann von der Community begutachtet und bewertet werden, und sollten die Bewertungen
gut ausfallen besteht die möglichtkeit der Erschaffung dieses speziellen Heldens seitens S2 Games.
Desweiteren wurde ein Map Editor angekündigt, man kann also erwarten dass es neben den neuen zwei Karten (von denen eine
schon bestandteil eines $500 Turniers war) viele spielbare Karten geben wird. Ein großes Plus.
Nebenbei verspricht S2 Games konstante updates, balance fixes und neue Helden, die selbe Entwicklung die DotA seit
Jahren durchmacht.

Grafik und Sound

Die Grafik in Heroes of Newerth ist sehr liebevoll und detaillreich gestaltet, auch wenn sie nicht ganz mit engines vergleichbarer
aktueller RTS mithalten kann. Die Effekte sind spektakulär und passen in das Ambiente, dasselbe gilt für die entsprechenden Sounds.
Der Soundtrack ist einfach gehalten und wird über dauer eintönig und schlichtweg nervig, ein Problem, welches viele
aktuelle Strategiespiele haben. Größere Vielfalt wäre wünschenswert.

Fazit

Heroes of Newerth ist ein schönes Spiel. Es verbessert viele Macken des großen Vorbilds DotA, verzichtet aber größtenteils auf die große
Stärke des Vorgängers, die gewaltige Helden-Auswahl. S2 Games hat ein großartiges Werk verbracht, und anders als manche
andere Entwickler versprechen sie, Ihr Produkt konstant zu warten und zu verbessern. Der Slogan 'expect more, get more' ist durchaus angebracht.
DotA/MOBA fans und Veteranen: zugreifen. Es ist die knapp 24€ durchaus Wert.
Einsteiger: Finger Weg! Ohne den Willen, viel Fleiß in dieses Spiel zu stecken und kräftig zu lernen, wird euer Ausflug nach Newerth eher frustrierend
ausgehen.

Meine Wertung: 83%