Rent-a-Killer

Wusstet ihr das die häufigste Todesursache in den Industrienationen der Tod durch Herzversagen ist? Erst auf Platz 10 finden sich Autounfälle aller...

von Tsabotavoc am: 28.12.2012

Wusstet ihr das die häufigste Todesursache in den Industrienationen der Tod durch Herzversagen ist?

Erst auf Platz 10 finden sich Autounfälle aller Art.

Auf Platz 39 der Tod durch Elektrische Schläge...

So gesehen kann unser aktuelles Opfer durchaus zufrieden mit sich sein: Beim Urinieren an einem Stromschlag zu sterben ist auf jeden Fall einprägsamer als betrunken beim laufenden Gasherd wegzusterben...

Der Hitman ist wieder da... Und wo er hingeht sind seltsame Unfälle nicht weit. Warum der Spieler riskiert an Todesursache Nummer 1 zugrunde zu gehen zeigt dieser Test.


Das Ziel in Hitman mutet im ersten Moment relativ einfach an: Töte eine oder auch mehrere Zielpersonen. Das Spiel lässt einem bei der Wahl der Mittel recht freie Hand. Vom Erdrosseln mit der Klavierseite, die Tötung mit vergiftetem Essen, Bombenattentate, Anschläge mit dem Scharfschützengewehr oder einem kleinen Gasunfall ist praktisch alles dabei.

Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten wie man Hitman spielen kann... Ich sage theoretisch weil Möglichkeit 1 keinen Spaß macht.

 

Möglichkeit 1: Die John Rambo Methode


Auch besser bekannt als "Besser deine Mama weint als meine"-Methode. Man schnappt sich die erstbeste Knarre und schießt sich den Weg frei. Das funktioniert kurioserweise erstaunlich gut da einem längst nicht in jedem Level die Polizei entgegentritt. Spaß macht Hitmen so aber kaum.

 

Möglichkeit 2: Die Biene Maya Methode


Ok das war gelogen. Die Biene Maya Methode gibt es nicht. Wenn euch das Spiel auftragt ihr müsst Person XY töten dann müsst ihr das auch. Während jedoch im Uralt Hitman tatsächlich eine Motivation bestand jemanden aus dem Weg zu räumen ist das jetzt nicht immer der Fall. Zumindest kann man aber dafür sorgen das nicht zu viele Unschuldige dabei ins Gras beissen. Um das zu erreichen hat der Hitman wie immer mehrere Mittel zur Hand.


Kleidung macht den Mann

 

Der Hitman bedient sich oft und gerne der Kleidung seiner beseitigten Gegner. Das geht denkbar einfach: Nachdem man sich von hinten angeschlichen hat, reicht ein simpler Druck auf die Q-Taste um einen hinterhältigen Angriff gegen das Ziel durchzuführen. Dabei sollte man aber besser aufpassen die richtige Waffe zur Hand zu haben. Wirklich lautlos arbeitet der Hitman nur mit der Klaviersaite oder mit den blossen Händen. Wer seinem Ziel von hinten die Kehle durchschneidet gibt ihm noch Zeit alle Gegner zu alarmieren. Wer es hingegen mit blossen Händen bewusstlos würgt ist absolut lautlos... Das mag vielleicht spielerisch Sinn ergeben um einen armen Gärtner nicht permanent wegblasen zu müssen - logisch ist es aber dennoch nicht.

Zudem sollte man besser darauf achten auch wirklich punktgenau hinter dem Gegner zu stehen und nicht etwa im Winkel da sonst der Hitman zu Bud Spencer mutiert und die Fäuste schwingt. Das liest sich nun tragischer als es ist da es nicht wirklich oft zu diesen Maleurs kommt. Wenn man jedoch bedenkt wie weit die einzelnen Checkpoints voneinander entfernt sind ist es jedoch trotzdem ärgerlich.

So oder so: Nachdem man den Gegner beseitigt hat kann man sich seiner Kleidung bemächtigen und nun ungesehen durch die Reihen der Feinde schreiten... Oder fast ungesehen...

Oder... Vergesst den letzten Satz am besten... Erinnert ihr euch an den Film der Schakal? Als Bruce Willis als Polizist verkleidet die komplette Polizeitruppe zum Narren hielt? In diesem Spiel wäre er damit gnadenlos untergegangen.

Denn: Jeder mexikanische Gärtner kennt ausnahmslos alle Gärtner aus Mexiko. Die Branche scheint sehr übersichtlich zu sein... Das aber der Polizist einer Millionenstadt alle Kollegen schon aus 100 Meter Entfernung erkennt und den Hitman binnen Millisekunden als Fälschung enttarnt ist lächerlich.

Es ist verständlich denn sonst hätte ja Mittel Nummer 2 keinen Sinn:

 

The way of fire...

 

Der Hitman ist nun mit einem Instinktmodus ausgestattet. Wenn man den aktiviert kann man allerlei tolle Dinge machen.

Z.B Gegner durch Wände sehen. Anscheinend wurden bei Hitman noch ein paar nicht näher dokumentierte Operationen vorgenommen.

Gegenstände die als Tötungswaffe geeignet sind highlighten. Seine hellseherischen Fähigkeiten sind dabei unbeschreiblich: Per Highlight wissen wir sofort das Pizza XY nur von Lenny gegessen wird. Woher? Instinkt!

Im Wahrsagerseminar gabs dann auch noch gratis die Wegberechnung von Gegnern. Während unser Ziel noch gemütlich an der Bar steht wissen wir schon vom bloßen Ansehen das er als nächstes eine Tänzerin vernaschen will.

So macht planen wirklich Spaß!

Man kann den Instinktmodus Gott sei Dank abschalten. Dafür muss man aber im sogenannten Puristenmodus spielen. Dieser ist erstens: Zum Brechen schwer. Und zweitens: Checkpoints - so rar sie schon gesät sind - und Minimap fallen ihm ebenfalls zum Opfer.


Was Verkleidungen mit dem Instinkt zu tun haben? Gut das ihr fragt! Der Instinkt erlaubt es Hitman die Rübe zu senken und dem Gegner nicht direkt ins Gesicht zu grinsen wenn der ihn merkwürdig anstarrt.


Der Instinktmodus ist mit Sicherheit Geschmackssache. Ich persönlich denke das ein Spiel wie Hitman so etwas nicht notwendig haben sollte. Alle Komfortfunktionen aber gleich mit abzudrehen nur weil man ihn nicht nutzen will empfinde ich aber als Farce.

 

Die Stimmung machts

 

Die KI erkennt Spieler absurd schnell und die Steuerung erlaubt sich den einen oder anderen derben Patzer... Das Hitman dennoch richtig Spaß machen kann liegt an den unglaublich gelungenen Settings.

Wenn man in Doms Nachtklub unterwegs ist oder mitten in eine Drogenrazzia bei ein paar Hippies platzt dann kommt richtig Atmosphäre auf. Die Levels werden zwar im späteren Spielverlauf recycelt (Ein Beispiel hierfür ist das Terminus Hotel oder Chinatown) aber wirklich stören tut das nicht.

Dies gelingt den Entwicklern vor allem durch das gelungene Lichtspiel und die glaubwürdige Simulation von Menschenmassen.

Um noch einmal den Schakal zu bemühen: Eine Szene des Spiels hat mich besonders begeistert in der ich mich wirklich wie Bruce Willis in der Schakal fühlte. Welche das ist? Nur soviel: Sie hat mit einem Zug zu tun...

 

Schon wieder ein Gasherd...


Eingangs habe ich erwähnt das Hitman einem recht freie Wahl bei seinen Methoden lässt. Das stimmt auch. Nur hat man spätestens nach 10 Stunden ziemlich alles an Methoden ausprobiert und gesehen. Wenn ihr z.B einen Gasherd seht könnt ihr eure Seele darauf verwetten das in den nächsten Minuten genau dort jemand eine Zigarette ziehen wird.

Es ist genau diese Vorhersehbarkeit, diese Berechenbarkeit die Hitman in weiten Teilen die Fahrt nimmt.

Der Instinktmodus tut hier sein übriges: Wenn ihr eine Hebebühne gelb markiert seht mit dem Hinweis das Unfälle am Arbeitsplatz immer ein Jammer sind könnt ihr sicher sein das sich genau unter diese Hebebühne die Zielperson stellen wird.

Discokugel? Aber klaro. Es ist fast wie bei den Looney Toons: Man weiß das der Koyote über die Klippe springen wird noch bevors passiert.

 

Und die Silbermedaille geht an...


Hitman hätte das Potential zum großartigen Spiel. So reicht es aber leider nur für ein gutes.  Bei einem Spiel bei dem es kein freies Speichern gibt darf sich die Steuerung keine Fehler leisten. Das passiert aber leider viel zu oft.

Hitman gibt sich riesige Mühe eine glaubwürdige Atmosphäre aufzubauen und macht sie durch Logiklücken in der KI und den absurden Instinktmodus zu einem schönen Teil wieder kaputt.

Alles in allem überlistet sich das Spiel zu einem guten Teil selbst. Dennoch gehört es in die Sammlung von jedem der gern schleicht und kein Problem damit hat sich regelmäßig die Hände schmutzig zu machen.

Denn hier wird extravagant gestorben und das Spiel gehört definitiv nicht in Kinderhände.


Wertung
Pro und Kontra
  • Stimmungsvolle Atmosphäre...
  • Gelungene Lichteffekte...
  • Glaubwürdige Menschenmassen...
  • Teilweise sehr absurde Morde...
  • ...die durch den Instinktmodus stark leidet
  • ...von denen man leider zu selten etwas sieht
  • ...in denen man trotzdem absurd schnell entdeckt wird
  • ...die jedoch praktisch keine Planung erfordern und zu offensichtlich sind

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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