Die Entscheidungen: Ein ständiges Für und Wider
So hetzen wir von einem spannenden, spektakulären oder dramatischen Ereignis zum nächsten, ohne dass es stört, dass Mass Effect 3 seine Haupt- wie Nebenmissionen im Grunde stets ähnlich aufbaut: Latsche durch schlauchige Levels von A nach B, schieße unterwegs alle Feinde zu Klump und drücke am Ende auf einen Knopf.
Vor allem die Dialoge und die Story kleiden das vergleichsweise ernüchterndem Spieldesign in eine aufregende Abendgarderobe. Das ist so ähnlich, wie beim Menschen: Wenn man einen Blick auf das (wahlweise weibliche oder männliche) Skelett wirft, ist es völlig schleierhaft, wie ein Wesen mit solcher Anatomie uns allein durch sein Äußeres jemals derart verwirren, bezaubern, ja verhexen konnte. Das funktioniert in Mass Effect 3, weil die zahlreichen Gespräche nicht nur fantastisch gefilmt und geschnitten sind, sondern uns auch immer wieder mit einbeziehen, indem sie uns serientypische Entscheidungen fällen lassen.
Das reicht vom Drama im Detail (ob wir beispielsweise einen Gefangenen exekutieren oder ihm Gnade gewähren), bis hin zu Handlungsalternativen mit weitreichenden Folgen, die uns beim Test bisweilen minutenlang grübeln, abwägen, hadern ließen. Und hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir über die eine oder andere sogar ganz gern eine Nacht geschlafen. Wer sich an Mass Effect 1 und die Entscheidung »Ashley oder Kaidan« erinnert, der weiß, was wir meinen.
Collector's Edition
Neben der normalen Verkaufsfassung von Mass Effect 3 stellt Electronic Arts auch die sogenannte N7 Collector’s Edition in die Händlerregale. Inhalt der etwa 75 Euro teuren Box: das Spiel in einem edlen Steelbook, ein 70-seitiges, gebundenes Artbook, ein Comic, ein N7-Aufnäher sowie ein 10x15cm großer Lithograph. Zudem bietet die Sammleredition diverse digitale Zusatzinhalte, darunter vier exklusive Waffen, einen Roboterhund für die Normandy, den Soundtrack des Spiels sowie eine zusätzliche Nebenmission.
Die Neuerungen: eher spartanischer Natur
Im Grunde hört sich das alles schwer nach Mass Effect 2 an, oder? Nun, abseits des überarbeiteten Talentsystems und der durch die abgerundete Handlung noch mal verbesserte Dramaturgie hat Bioware auch an diversen Details in der Mechanik gefeilt.
Beispielsweise wurde das auf Dauer repetitive Scannen von Planeten nach Rohstoffen gestrichen und durch eine weniger mühsame, weil schnellere Variante ersetzt. Zudem bekam Shepard eine coole, wenn auch für unseren Geschmack etwas zu mächtig geratene Nahkampf-Attacke spendiert. Drücken und halten wir die entsprechende Taste im richtigen Moment, haut der Commander selbst ganze Husk-Gruppen aus den Latschen, ohne auch nur eine Kugel zu vergeuden.
Davon abgesehen steuert sich Mass Effect 3 genau wie sein Vorgänger; weder an der Benutzeroberfläche noch am Pausenmodus hat Bioware etwas verändert. Das war auch gar nicht nötig, funktionierten diese Elemente schon in Mass Effect 2 blendend. Auch das Zielen oder die Auswahl von Talenten funktioniert mit der für PCs klassichen Kombination aus Maus und Tastatur reibungslos.
Übrigens: Wer hofft, auf dem PC mit einem Gamepad spielen zu können, den müssen wir enttäuschen. Laut Senior Designer Manveer Heer war »schlicht keine Zeit mehr, die Benutzeroberfläche der PC-Version soweit anzupassen, dass die Xbox-360-Symbole angezeigt werden.« Eine schwache Entschuldigung, wie wir finden. Allerdings ließen schon die beiden vorangegangenen PC-Mass Effects eine Gamepad-Unterstützung vermissen.
Die Technik: etwas angestaubt
Auch bei der Grafik werden wir wohl so manches Erbe der (nicht mehr ganz konkurrenzfähigen) aktuellen Konsolengeneration ertragen müssen. In Mass Effect 3 werkelt die Unreal Engine 3, die bereits im ersten Teil von 2008 zum Einsatz kam und mittlerweile nicht mehr verbergen kann, wie viele Jahre sie bereits auf dem Buckel hat.
Vor allem die Detailarmut der Umgebungen fällt verglichen mit anderen aktuellen Rollenspielen negativ auf. Zwar hat Bioware der PC-Fassung spezielle HD-Texturen verpasst, die den Oberflächen durchaus mehr Details und Struktur verpassen. Die generelle Polygonarmut können die höher aufgelösten Texturen aber nicht kaschieren.
Bei den Charakterdetails und Animationen gibt es hingegen keinerlei Anlass zur Kritik. Shepard und Co. bewegen sich serientypisch äußerst realitätsnah, und die detaillierten Gesichter sind wie frisch geputzte Schaufenster mit Blick direkt auf jede Emotion der Charaktere -- klasse. Der Sound bewegt sich ebenfalls auf gewohnt hohem Niveau.
Die dynamische Musik untermalt das Geschehen jederzeit passend, die Soundeffekte knallen ordnungsgemäß und gut abgemischt aus den 5.1-Boxen, und die deutschen Sprecher leisten sehr gute Arbeit. Schlussendlich waren wir im Test nur wegen einer Sache enorm traurig, enttäuscht – und starrten abermals entsetzt auf den Monitor: als das Spiel vorbei war.
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