Max Payne 3 im Test - Alter Hund, neue Tricks

Mit dem Actionspiel Max Payne 3 vereint Rockstar Games brutale Schießereien mit einer berührenden Charakterstudie. Funktioniert dieser Gegensatz? Unser Test verrät’s.

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Max Payne ist ein Mann im Zwiespalt. Im einen Moment lethargisch, selbstversunken, passiv, im nächsten explosiv, kompromisslos, unaufhaltsam in seiner Entschlossenheit. Max Payne 3ist ein Actionspiel im Zwiespalt. In einem Moment emotional, fast schon poetisch, raue Film-Noir-Unterhaltung für Erwachsene, im nächsten eine Action-Klamotte mit genretypischen Gegnerscharen, Moorhuhn-Passagen und Achievements. Doch trotz ihrer Macken sind beide im wahrsten Sinne des Wortes liebenswert.

Und das trotz all der Skepsis im Vorfeld. Schließlich kommt Max Payne 3 nicht mehr vom Serien-Mutterstudio Remedy, die Finnen haben sich mit Alan Wakeeinen neuen Charakterkopf gemeißelt. Stattdessen zeichnet Rockstar Vancouver für Max‘ dritten Rachefeldzug verantwortlich, der Entwickler also, der das formidable Bully: Die Ehrenrundegestrickt hat. Nun folgt die Ehrenrunde für Max Payne – und was für eine! Der Ex-Cop versprüht auf seine alten Tage nämlich nicht nur tonnenweise Blei, sondern auch mehr Zynismus als eine ganze Busladung Altpolitiker.

Die DVD-Version von Max Payne 3 benutzt den Kopierschutz GameShield IronWrap. Steam- und DVD-Version setzen außerdem ein Konto beim kostenlosen Rockstar Social Club voraus, beim dem das Spiel einmalig online aktiviert werden muss. Damit werden Konto und Spiel untrennbar verbunden, was den Weiterverkauf verhindert.

Der Anfang: Ein Mann am Ende

Seit Paynes letzten Abenteuern sind einige Jahre ins Land gegangen, doch der Schmerz über den Verlust seiner Frau und seiner kleinen Tochter ist nicht gewichen, im Gegenteil: Die Liebelei mit Mona Sax aus Max Payne 2war schnell vorbei und vergessen, zurückgeblieben ist nur die immer tiefer werdende Trauer. Max hat seinen Job gekündigt und einen neuen Lebensinhalt gefunden: saufen.

Max’ Kampf gegen die Mafia wird in Rückblicken erzählt : Max’ Kampf gegen die Mafia wird in Rückblicken erzählt

Wie jeden Abend versumpft er gerade in seiner Stammkneipe, da spaziert Raul Passos zur Tür herein, ein alter Bekannter aus besseren Tagen. Im Gepäck ein Jobangebot: Max soll Passos nach São Paulo begleiten und mit ihm als Bodyguard für eine neureiche Industriellenfamilie arbeiten. Das ist so ziemlich das Letzte, wonach Max der Sinn steht, immerhin ist der Alkoholiker schon mit seinem eigenen Leben total überfordert – wie soll er da andere beschützen? Letztlich bleibt ihm dann aber doch keine Wahl: Als Max im Affekt einen halbstarken Gangster erschießt und so einen Kleinkrieg mit der Mafia auslöst, kann er sich in seiner Heimat New Jersey nicht mehr auf die Straße wagen. Also nächster Halt: São Paulo.

Die Story: Hollywood zuhause

Der neue Job geht sich ganz gut an. Auf Cocktailpartys der brasilianischen High Society gibt’s nämlich auch Whiskey. Doch da wird Fabiana, die Ehefrau von Max’ Auftraggeber, entführt, und so muss der Ex-Bulle dann doch was für sein Geld tun. Und auch wenn Max das nie zugeben würde: Er ist gottfroh über die Action!

In wilden Verfolgungsjagden hetzt Max Fabiana hinterher – und verpasst sie immer wieder. In wilden Verfolgungsjagden hetzt Max Fabiana hinterher – und verpasst sie immer wieder.

Die Geschichte von Max Payne 3 erinnert zunächst stark an Hollywood-Vorlagen wie Lebenszeichen oder ganz besonders Mann unter Feuer, wo ebenfalls ein versoffener Ex-Bulle/Soldat/Irgendwas, gespielt von Denzel Washington, seine entführte Schutzperson zurückholen will. Der entscheidende Unterschied zwischen Film und Spiel: In Mann unter Feuer ist das Opfer ein süßes, unschuldiges Mädchen, das eine innige Beziehung zu ihrem Bodydguard aufgebaut hat. Fabiana und Max haben indes nie ein Wort miteinander geredet, und das bisschen, was der Spieler von ihr mitbekommt, wirkt nicht annähernd sympathisch.

Max Payne ist nicht aufzuhalten, lässt aber sichtbar Federn. Und Haare. Max Payne ist nicht aufzuhalten, lässt aber sichtbar Federn. Und Haare.

Bricht deshalb die ganze Story von Max Payne 3 in sich zusammen? Nein! Denn Max geht es gar nicht um Fabiana selbst, der Mann braucht schlicht die Beschäftigung, um sich von seinen eigenen Dämonen abzulenken. Das klingt hart und kaltherzig, aber genau das ist Max in den letzten Jahren auch geworden. Er spricht zwar nach wie vor ständig in inneren Monologen, doch die wehmütige Poesie der Vorgänger ist giftigem Zynismus gewichen.

Wie ein alter, bösartiger Hund in seinen Knochen verbeißt sich Max in den Entführungsfall, und als sich der Schwerpunkt der Handlung später auf andere Ereignisse verlagert, sucht sich Max ohne Umschweife ein neues Ziel für seine Obsession. Und auch seine Lethargie, um nicht zu sagen Todessehnsucht, endet immer dann, wenn er in vermeintlich ausweglose Situationen gerät. Dann erwacht in ihm ein immenser Überlebenswille, ganz egal wie verpfuscht sein Leben auch sein mag. Die eigentliche Handlung von Max Payne 3 rückt also in den Hintergrund, was das Spiel ausmacht ist die Charakterstudie seiner Hauptperson, großartig verkörpert und gesprochen von James McCaffrey. Eine solche schauspielerische Leistung hat das Genre wohl noch nicht gesehen.

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