Saints Row 4 im Test - Ein Wahnsinnsspaß

Im Test von Saints Row 4 stoßen wir gemeinsam mit der Saints-Gang in Absurditäts-Dimensionen vor, in denen kein Actionspiel zuvor gewesen ist – lassen dabei aber die Technik zurück.

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Welcher US-Präsident möchten wir sein? Derjenige, der den Krebs besiegt, oder derjenige, der den Welthunger stillt? Herrje, eine knifflige Entscheidung, die uns Saints Row 4 da gleich zum Beginn auftischt - jetzt wissen wir, wie sich dieser Obama tagtäglich fühlen muss.

Doch wie unser Vizepräsident, der ehemalige Schauspieler Keith David (Platoon, Pitch Black), beteuert, können wir nur eine von beiden Gesetzesvorlagen durchbringen. Wir entscheiden uns für den Krebs, Hunger leiden wir als mächtigster Mann (oder mächtigste Frau) der Erde ohnehin nicht …

Moment! Krebsheilung per Gesetz, ein Hollywood-»Star« aus der B- oder besser F-Riege als Vizepräsident und wir selbst, ein Gangsterboss, als Oberhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika - sind wir da irgendwo falsch abgebogen?!

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Okay, mit Ronald Reagan hat es eine zweitklassige Hollywood-Schmalzlocke tatsächlich mal zum Präsidenten gebracht, und Verbrecher als Staatenlenker würden uns gleich mehrere einfallen. Aber das mit dem Krebs und dem Hunger, das war wohl ein Witz - glauben wir.

Willkommen in der Welt von Saints Row 4, wo Satire, Real-Satire und Over-the-Top-Satire zu einem absurden und wahnwitzig übersteigerten Mix verschmelzen, angereichert um Open-World-Action, einen Hammer-Soundtrack und Superkräfte. Kann ein Spiel mit diesen Zutaten überhaupt schlecht sein?

Steam-Zwang
Saints Row 4 nutzt die Online-Vertriebsplattform Steam als Kopierschutzmaßnahme. Nach der Online-Freischaltung ist das Spiel auch offline spielbar, lässt sich aber nicht mehr weiterverkaufen.

Vom Weltenretter zum Präsidenten

Die Open-World-Spiele der Saints Row-Reihe haben sich in Sachen Absurdität tatsächlich von Teil zu Teil gesteigert - wir erinnern nur an die aus dem Flugzeug purzelnden Panzer im direkten Vorgänger Saints Row: The Third.

So komplett durchgeknallt wie in Saints Row 4 war die Spielwelt aber noch nie. Alles beginnt, als die Saints-Gang und ihr Anführer (unser/e Held/in) mit einem Hubschrauber im Abendrot zu den Klängen von Little Richards »Long Tall Sally« (wie im Schwarzenegger-Klassiker Predator) zu einem Einsatz fliegen. Unseren Charakter haben wir zuvor selbst gebastelt, die machbare Heldenpalette reicht vom Schönling bis zum … Weniger-Schön-Ling.

GTA Vor allem in den Anfangstagen der Serie wirkte Saints Row wie ein übertrieben satirischer Klon des Rockstar-Megasellers. Auch wenn sich die Serie seit dem dritten Teil vom klassischen Gangsta-Milieu weg bewegt, bleibt GTA doch die Blaupause für das Open-World-Action-Prinzip: Wir laufen und fahren durch eine frei erkundbare Stadt und wählen Neben- wie Hauptmissionen aus.

Matrix Dualität von Körper und Geist, Erlösermythos, Erkenntnistheorien – das sind nur ein paar der philosophischen Themen, mit denen sich die Matrix-Filmtrilogie beschäftigt. Ganz so hoch greift Saints Row 4 dann doch nicht, allerdings spielen wir auch hier in einer Computerwelt, deren Regeln sich beliebig beugen und letztlich gegen ihren Schöpfer kehren lassen.

Mass Effect Mit Pathos, Hurra-Reden vor der Schlacht und sexueller Anziehung zwischen den Teamkameraden zieht auch hier eine Raumschiff-Crew in die Schlacht gegen die Alien-Übermacht. Oralsex mit einer Drohne, Billard und Alkohol für die Crew und ein nicht zu gewinnender Kampf um das Schicksal der Erde führen die Mass Effect-Erzählweise ad absurdum.

Prototype Mehr noch als GTA dürfte dieses anarchische Open-World-Spiel Saints Row 4 beeinflusst haben. Der Held Alex Mercer muss Monster-Seuche Herr werden. Zum Glück verfügt er über übernatürliche Kräfte, mit denen er ´springen, gleiten, Fassaden hochklettern oder Panzer zu Klump hauen kann. Im Gegensatz zu Saints Row inszeniert Prototype das Ganze eher grimmig.

Sie leben! Im Science-Fiction-Trash-Klassiker unterwandern Aliens die Erde mit unterschwelligen Botschaften (Gehorche! Konsumiere!). Die Hauptdarsteller Keith David und Roddy Piper spielen in Saints Row 4 sich selbst! Und was wäre die Spielegeschichte ohne den Satz: »I have come to kick ass and chew bubblegum... and I'm all out of bubblegum.«

Ehrensache, dass wir ein besonderes Schnuckelchen erstellen, eine »Lady« mit lila Rastaschopf, Zorro-Gedächtnis-Spitzbart und gesund-gelblicher Haut. Unsere Mission: einen verrückten Terroristen davon abhalten, eine Nuklearrakete abzufeuern. In den folgenden Tutorial-Minuten jagen wir den Bösewicht in bester Call of Duty-Manier, werden in Zeitlupe von Explosionen zu Boden geworfen und hechten schließlich heldenhaft auf die startende Atomrakete.

Den sicheren Tod vor Augen setzt im Hintergrund Aerosmiths Schmachtschnulze »I don´t wanna miss a thing« aus dem Asteroiden-Schinken Armageddon ein, und all unsere Freunde nehmen bereits tränenreich, gleichgültig oder beleidigend von uns Abschied. Doch - oh Wunder! - wir machen das Geschoss unschädlich und landen beim Sprung aus den Wolken direkt im Oval Office.

Aus Mass Effect in die Matrix

In der realen Welt verfügen wir zwar nicht über Superkräfte, ein schöner Mech tut´s aber auch. In der realen Welt verfügen wir zwar nicht über Superkräfte, ein schöner Mech tut´s aber auch.

Ein gelungener Einstieg, Saints Row 4 hat noch nicht mal richtig begonnen und schon mehrere Filme, Spiele sowie Bands durch den Kakao gezogen - und uns ins mächtigste Amt der Erde katapultiert. Ähnlich temporeich geht's weiter: Nach einer herrlich belanglosen Pressekonferenz im Weißen Haus fallen die Zin-Aliens unter ihrem sarkastischen Anführer Zinyak über die Erde her und zerblasen mal eben das Weiße Haus.

Als vermeintlich mächtigste Rastalocken-Braut der Erde stellen wir uns Zinyak entgegen, werden aber vermöbelt, woraufhin der Ober-Außerirdische unseren Geist in eine computersimulierte Welt einsperrt. Zunächst in eine verzerrte Friede-Freude-Eierkuchen-Version des Amerikas der 50er Jahre (eine ähnliche Episode gab´s auch in Fallout 3), danach in eine Simulation der Großstadt Steelport, in der bereits Saints Row: The Third spielte.

Independence Day Roland Emmerichs Invasions-Spektakel sei hier stellvertretend für alle anderen »Außerirdische überfallen die Erde und scheitern auf unfassbar-dämlich-Weise«-Filme genannt. Sei es wie hier eine fehlende Firewall gegen Apple-Notebooks, Wasserallergie (Signs) oder Schnupfen (Krieg der Welten). Kein Wunder, dass sich die Aliens an den Saints die Zähne ausbeißen.

Tron Disneys visionäres Achtziger-Jahre-Kultspektakel führte erstmalig virtuelle Welten in großem Stil ins Bewusstsein der breiten Popkultur ein. Begriffe wie »User«, »Program« oder »Mainframe« wurden allgemein bekannt. Das legendäre Motorrad-Rennen des Films und dessen reduzierte Optik mit Neonfarben vor Schwarz werden in Saints Row 4 direkt zitiert.

Splinter Cell Ein Levelabschnitt von Saints Row 4 zelebriert die üblichen Logiklücken von Schleich-Shootern. Ein Hochsicherheitstrakt, dessen Lüftungsschächte nicht zugeschweißt sind? Klar. Doofe Wachen, die hilflos durchs Dunkle tappen? Genau. Ausschießen von Glühbirnen als ultimativer Trick? Jep. Brachial-Shoot-Out-Finale? Na endlich.

Double Dragon Es gab mal eine Zeit, da wurden viele Spiele an Arcade-Automaten in Spielhallen gezockt. Ein Koop-Klassiker aus jener Zeit ist der Horizontal-Prügler Double Dragon (und ja, auch damals gab´s schon unsägliche Spieleverfilmungen!). Für alle, die damals nicht dabei waren, belebt Saints Row 4 das Gerne in einem Level authentisch wieder.

Saints Row Die Saints-Row-Spiele zitieren sich auch gerne mal selbst. Teil vier fährt dazu nochmals alles an Geschützen auf: Längst verloren geglaubte Freunde wie Feinde, Begegnungen mit früheren oder bösen Ichs, Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten, Rückblicke auf vorherige Ereignisse und Ausflüge in die Ursprungstadt Stilwater.

Wie in den Matrix-Filmen mit sind wir in der Simulation gefangen, können uns aber mit eigener Kraft und einigen Hackertricks daraus befreien. Und ganz so wie das Vorbild Neo können wir die Regeln der Physik in dieser virtuellen Welt beugen und ausbeuten, sprich: wir entwickeln Superkräfte!

Während wir im simulierten Steelport allmählich zum Superhelden à la X-Men aufblühen, müssen wir in der echten Welt weiterhin mit unserem menschlichen Körper zurechtkommen. Dieser Unterschied zwischen den zwei Welten, der bereits einen Reiz der Matrix-Trilogie ausmachte, sorgt in den folgenden 15 bis 30 Spielstunden (je nach Spielweise) für eine interessante und abwechslungsreiche Missionsgestaltung.

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