Erkundung statt Schläuchen
Nichtsdestotrotz ist das Leveldesign eine der Stärken von Rise of the Triad, denn es bietet viel Raum zur Erkundung. Um im Level voranzukommen, müssen wir einen bronzenen, silbernen oder goldenen Schlüssel finden, der uns Zugang zum nächsten Bereich verschafft. Zwar kann dieses Spieldesign mitunter nerven, weil für uns einfach nicht ersichtlich ist, wo sich der nächste Schlüssel gerade befindet. Haben wir ihn dann aber aufgespürt, ist die Freude umso größer. Auch super: Die Level unterstützen das in Shootern viel zu oft vernachlässigte, so genannte »vertical gameplay«, also das Spiel mit unterschiedlichen Höhenstufen.
Umfang überzeugt
Wir dürfen uns mit einem von fünf Charakteren, die sich in Ausdauer und Geschwindigkeit unterscheiden, durch zwanzig Level kämpfen. Das mag zwar erst einmal nicht nach so viel klingen, allerdings brauchen wir etwa eine halbe Stunde oder auch länger für einen Abschnitt. Dadurch ist die Spielzeit für einen Ego-Shooter dann doch sehr ordentlich. Zumal in Rise of the Triad auch Anreize zum Mehrfachspielen stecken. Überall sind Münzen zu finden, die sich auf unsere Levelwertung auswirken. Wer immer das bestmögliche Ergebnis erreichen will, hat also genug zu tun. Und findet so erheblich mehr Waffen, Nahrung und Rüstungen oder auch Gags und Eastereggs.
Schräger Humor
So entdecken wir beispielsweise einen Geheimraum, in dem sich Entwickler und Publisher mit ihren Logos auf Computerdesktops verewigt haben. Auf dem Schreibtisch liegt ein Buch mit dem schönen Titel »Fappercise: Masturbate yourself thin Volume 1«. An der Wand hängt ein Bild, auf dem sich Kim Yong-un halbnackt auf einem Laken räkelt. Rise of the Triad nimmt sich selbst wirklich alles andere als ernst.
Das Spiel steckt voller Humor, der zugegebenermaßen ziemlich pubertär daherkommt und leider nicht immer zündet. Dass unser Alter Ego nach jeder Nahrungsaufnahme rülpst oder furzt, finden wir mit der Zeit einfach nur noch nervig. Die übertriebene Gewaltdarstellung inklusive Zerstückelung der Gegner und meterhoher Blutfontänen können wir auch nur dem schrägen Humor zuschreiben. Um die Effekte ernst zu nehmen oder gar schockierend zu finden, sehen sie einfach zu schlecht aus.
KI zum blöd werden
Noch schlechter ist aber die strunzdoofe KI. Wir erwarten ja schon keine Genies als Gegner, aber dass unsere Widersacher von alleine in die zahlreichen Fallen rennen und sich freiwillig zerstückeln lassen, ist dann doch ein nicht mehr tolerierbarer Grad an Blödheit. Doch das ist noch nicht mal der Gipfel der Fehlprogrammierung. Die Gegner handeln erst, wenn wir uns ihnen auf eine gewisse Distanz genähert haben. Blöd nur, dass die oft geringer ist als unsere Sichtweite. So lassen sich unsere Feinde in aller Seelenruhe abschießen, ohne auch nur die kleinste Reaktion zu zeigen. Selbst die Endbosse, von denen es insgesamt vier gibt, sind grob fehlerhaft und bleiben einfach hängen oder schalten sich durch misslungene Attacken selbst aus.
Doch die Bugs sind nicht nur für die Oberbösewichte lebensgefährlich. Auch dem Spieler wird das Fürchten vor ihnen gelehrt. Beispiel gefällig? Bei einem Kampf soll der zweite Abschnitt auf einer weiter unteren gelegenen Ebene stattfinden, weil die Decke einbricht. Eigentlich eine nette Idee. Dumm nur, wenn die Umsetzung so gar nicht stimmt, und wir auf einmal in der Sollbruchstelle gefangen sind. Aber auch ohne diese Mängel wäre das Bossdesign schlecht. Prinzipiell ist es nämlich immer gleich: Boss schießt, wir gehen in Deckung, Boss hat kurzen Cooldown, wir schießen. Und das dann minutenlang. Ächz!
Schlechte Grafik trotz Unreal Engine 3
Es gibt Stellen, an denen Rise of the Triad richtig hübsch ist. Beispielsweise wenn wir uns den Weg durch ein sonnendurchflutetes Kloster bahnen. Oder bei einer Hüpfeinlage über bedrohliche Lavafelder. Insgesamt sieht es aber ziemlich schlecht aus - besonders für ein auf der Unreal Engine 3 basierendes Spiel. Geschlossene Innenbereiche wirken in der Regel sehr öde und abwechslungsarm. Die Texturen an den Wänden sind oft extrem matschig. Manche fehlen auch komplett.
Im ersten Level waren wir uns beim Blick nach oben nicht sicher, ob das Flackern am Himmel ein Grafikfehler ist, oder aber wohlwollend als Gewitter gedeutet werden kann. Auch die Animationen der Gegner überzeugen nicht. Die sind eigenartig hakelig und wirken mitunter sogar lächerlich, besonders bei Menschen. Zwar sehen die Bewegungen der Robotergegner (ja, die gibt es auch!) ebenfalls steif aus, da unterstellen wir aber einfach mal Absicht.
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