Zweiunddreißig Jahre nach der Rückkehr der Voyager öffnet sich unerwartet ein Tor zurück in den Delta-Quadranten. Dort warten aufregende neue Abenteuer und Gefahren auf die Kapitäne der Sternenflotte, des Klingonischen Reichs und - seit der vorletzten Erweiterung Legacy of Romulus - der Romulaner. Das aktuelle Addon Delta Rising bereichert Star Trek Online nämlich um sein bisher bestes Storykapitel sowie um zahlreiche neue Inhalte und Features. Zwar spricht Cryptics gebührenfreies Online-Rollenspiel auch weiterhin hauptsächlich Trekkies an, für die lohnt sich der Neu- oder Wiedereinstieg nun jedoch mehr denn je. Allein schon dank der spannenden Missionen mit Besatzungsmitgliedern des Raumschiffs Voyager, deren Texte von den Seriendarstellern eingesprochen wurden.
Außerdem bringt Delta Rising zusätzliche Fertigkeiten und Spezialisierungen, fabrikneue Raumschiffe sowie Aufwertungen für bestehende Sternenkreuzer und Ausrüstung. Seit unserem letzten Kontrollbesuch im März 2012 wurden noch dazu viele ältere Einsätze komplett überarbeitet und verbessert, auch die anfänglichen Tutorials hat Cryptic runderneuert. Allein die teils argen Längen der neuen Episodenstaffel, das eher sinnfreie PvP und die Preise für Schiffsupgrades trüben den Sternenglanz ein wenig. Aber ein wahrer Captain sieht darüber gerne hinweg!
Prominente englische Sprecher
In Star Trek Online treffen Sie nicht nur auf viele bekannte Charaktere aus den Filmen und Serien. Die meisten Figuren werden zudem auch von ihren Original-Schauspielern gesprochen. So wurden Texte beispielsweise von Schauspielern wie Leonard Nimoy, Michael Dorn, Jeri Ryan, Tim Russ und Denise Crosby eingesprochen. Bei Charakteren wie Dr. McCoy oder Montgomery Scott war dies natürlich leider keine Option mehr, darum kommunizieren diese ausschließlich über Bildschirmtext. Der eigene Charakter hat bisher keine Stimme. Wer mit deutscher Clientsprache spielt, muss Untertitel lesen und sich mit deutschen Missionstexten begnügen. Die Sprachausgabe ist nur in englischer Sprache verfügbar.
Besser auf Englisch
Wenn Sie in den Delta-Quadranten vorstoßen, sind Sie keineswegs auf sich allein gestellt. Stattdessen begleiten Sie den mittlerweile zum Admiral beförderten Tuvok und trommeln mit ihm einige alte Bekannte wie Neelix, Seven of Nine, Harry Kim und den Doktor zusammen. Janeway fehlt, denn die sitzt bekanntlich im Knast - zumindest in der Netflix-Serie Orange Is The New Black.
Die aus Raumschiff Voyager bekannten Charaktere werden von ihren Originaldarstellern gesprochen, überhaupt gibt es seit unserem letzten Kontrollbesuch deutlich mehr Sprachausgabe - allerdings ausschließlich englische mit deutschen Untertiteln. Merkwürdig auch, dass unsere Hauptfigur grundsätzlich stumm bleibt und nur in Untertiteln spricht, während alle anderen Charaktere eine Stimme haben.
Richtig gut gefällt uns dafür die Handlung von Delta Rising. Liefen die Missionen früher oft auf »Hurra, wir sind die Sternenflotte und ballern alles weg!« hinaus, kommt in der Erweiterung richtiges Trek-Feeling auf. Statt den Spielern einfach eine offensichtlich böse Macht wie die Borg vor die Nasen zu setzen und alles in Schwarz und Weiß zu malen, bietet die neue Episodenstaffel reichlich Grauzone.
Hier stehen sich zwei Zivilisationen im erbitterten Krieg gegenüber und kämpfen ums nackte Überleben. Beide Seiten greifen auf moralisch fragwürdige Mittel zurück, weil sie nichts mehr zu verlieren haben. Niemand ist eindeutig gut oder böse. Auch die Spieler selbst sind keine perfekten, unfehlbaren Superhelden mehr, gegen die selbst Kirk oder Janeway verblassen würden. Sie müssen Opfer bringen, können nicht immer jeden retten.
Zugegeben: Es ließ uns beim Spielen emotional relativ kalt, wenn bei einer Mission Zivilisten umkamen. Dennoch wirkt die Handlung glaubhafter: Es herrscht Krieg, hier sterben Unschuldige, und man kann noch so erbittert für das Gute kämpfen - manchmal lässt sich ein Unglück nicht mehr verhindern. Spielerisch ändert sich trotz der guten Erzählung natürlich nichts. Es wird immer noch überwiegend gekämpft, ab und zu scannen wir auch mal oder unterhalten uns mit NPCs, die alte Star-Trek-Online-Leier eben. Dank der verbesserten Story werten wir die Quests dennoch um einen Punkt auf.
Neue alte Missionen
Delta Rising ist für Spieler der bisherigen Maximalstufe 50 vorgesehen und führt Sie bis zur neuen Maximalstufe 60. Wiedereinsteiger ohne hochstufige Charaktere kommen trotzdem von Anfang an auf ihre Kosten. Dafür sorgen die überarbeiteten Tutorien für Klingonen, Romulaner und Sternenflottenoffiziere.
Bekam man früher in der Spieleinführung noch namenlose Brückenoffiziere an die Backe genagelt, gibt es in den überarbeiteten Startmissionen auch Sprachausgabe für die zukünftige Crew. Zu jeder Fraktion erleben Sie so eine eigene Geschichte darüber, wie Sie das Kommando über ihr erstes Schiff bekommen und wie Ihre Crew zu Ihnen stößt. Altbekannte Einsätze, in denen es früher nur die obligatorischen Textwüsten gab, verfügen inzwischen über mehr Sprachausgabe und Zwischensequenzen.
Star Trek Online - Bilder aus der Erweiterung »Delta Rising« ansehen
Bei all der Begeisterung für die neuen und verbesserten Inhalte müssen wir aber auch über die recht spürbare Content-Streckung in Delta Rising motzen. Konnte man vor der Erweiterung noch bequem von einer Mission zur nächsten leveln, reicht die Erfahrung in den neuen Abenteuern nie so ganz von einer Stufe zur nächsten. Um die Levelanforderung für die nächste Mission zu erfüllen, muss man oft bereits bekannte Inhalte wiederholen, vergleichsweise öde Patrouillenflüge absolvieren oder sich über die Gruppensuche für instanzierte PvE-Inhalte anmelden.
Das ist kein Weltuntergang, nimmt der Erzählung aber das Tempo. Und wenn man unbedingt wissen will, wie die Geschichte weitergeht, ist der Zwang zum Aufleveln zwischen den Episoden gleich doppelt frustrierend. Aber mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt ein Free2Play-MMO wegen der Story gespielt? In Star Trek Online fühlen wir uns richtig gut unterhalten. Und das für lau - mehr oder weniger.
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