Aus Fehlern gelernt
Und bei Yodas Geist, das macht Spaß! Larry Holland hat mit Tie Fighter nämlich den Frustfaktor von X-Wing gelindert. So darf ich im Nachfolger aus drei Anspruchsstufen wählen, auf »Leicht« muss ich die wenigsten Einsätze wiederholen. Und falls es trotzdem hart auf hart geht, kann ich sogar Cheats à la »Unverwundbarkeit« zuschalten. Auch die Grafik haben Holland & Co. aufpoliert, dank des unaussprechlichen Goraud-Shadings (»Gorohd«? »Gauraut«?) profitierten die nach wie vor »nackten« Schiffsmodelle nun von realistischeren Rundungen. Wobei Wing Commander 3 dank seiner texturierten 3D-Raumer und Realfilm-Zwischensequenzen mit Tie Fighter technisch trotzdem den Boden aufwischt, als es Ende 1994 erscheint.
An der Hotkey-Flut von X-Wing ändert sich zudem wenig, auch wenn dank der informativeren HUD-Zielanzeige die Orientierung wesentlich leichter fällt. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden bleibt Tie Fighter ein Spiel für Profis, die das Energiemanagement im Schlaf beherrschen und kapieren, dass man zuerst Raketenbatterien ausknipsen sollte, wenn man sich auf ein Großkampfschiff stürzt. Jeder Flieger lenkt sich dabei anders, vom wendigen, aber zerbrechlichen Tie-Jäger über den trägen, aber mit Raketen bewaffneten Tie-Bomber bis zum Kanonenboot, das als anfangs einziges Vehikel mit Schutzschilden aufwartet. Später kommen mit dem Tie-Jäger MK II und vor allem dem Jagdbomber zwei Schüsseln hinzu, die jedem anderen Schiff haushoch überlegen sind - was in den späteren der sieben Story-Kampagnen aber auch zwingend notwenig ist, um der feindlichen Übermacht Herr zu werden.
Große Stärke: große Schlachten
Apropos Übermacht: Eine der großen Stärken von Tie Fighter sind die großen Schlachten, in denen mehr und vielfältigere Schiffe aufeinander prallen als in X-Wing oder Wing Commander. Zudem ist mein Pilot selten alleine unterwegs, sondern meist mit einer Staffel, die Flügelmänner darf ich sogar befehligen (»Greift mein Ziel an!«). Und neben den Jägern beharken sich oft auch Dickpötte, was zusätzlich zur dichten Schlachtenstimmung beiträgt.
Neben gewöhnlichen Angriffs- und Eskortmissionen bietet Tie Fighter zudem originelle Aufträge. Unvergessen bleibt ein Einsatz, in dem ein verräterischer Admiral mir neben meinen eigenen Flügelmännern auch noch eine Elitestaffel auf den Hals hetzt - während ich ein Minenfeld räume! Die folgende Flucht ist bockschwer, aber auch unglaublich packend.
Die Erweiterungs-Kampagnen
Die drei Zusatz-Kampagnen des Addons Defender of the Empire von Ende 1994 legen beim Missionsdesign noch eine Schippe drauf, in den knackigen Einsätzen bin ich häufiger alleine unterwegs.
Einmal etwa begleite ich als einsame Eskorte ein Shuttle zu einer Lösegeldübergabe an Piraten. Doch die ist eine Falle: Sobald der Funkspruch »Full Speed to Kiilimar!« ertönt, darf ich das Feuer eröffnen, Verstärkungen treffen ein und eine heftige Raumschlacht entbrennt - super! Außerdem liefert Defender of the Empire einen neuen Jäger: das Raketenboot, das bis zur Bugspitze vollgestopft ist mit Lenkgeschossen.
Für 1995 plant LucasArts ein zweites Addon namens Enemies of the Empire, das jedoch nie einzeln erscheint. Stattdessen finden seine drei Kampagnen (ohne neue Schiffe) ihren Weg in die CD-Version von Tie Fighter, die zudem mit vertonten Briefing-Texten und Flugoffiziers-Tipps aufwartet - ein gewaltiges Atmosphäre-Plus.
Von TIE Fighter zurück zu X-Wing
Vollendet wird die X-Wing-Trilogie (Ableger und Addons nicht mitgerechnet) erst 1999 mit X-Wing Alliance, das die Handlung des dritten Kinofilms Die Rückkehr der Jedi-Ritter mit einer Familiengeschichte verbindet: Als Spross einer unterdrückten Händlersippe stoße ich zur Rebellenflotte und sprenge den zweiten Todesstern. 1997 erscheint noch X-Wing vs. TIE-Fighter, das sich aber trotz des guten Story-Addons Balance of Power vorrangig an Mehrspieler-Freunde wendet und damit nicht zur X-Wing-Kernreihe gehört.
Und heute? Hat sich LucasArts (wie alle namhaften Hersteller) längst von Weltraum-Simulationen abgewandt. Larry Holland arbeitet mit seiner Firma Totally Games inzwischen an iPhone-Spielen. Nichts gegen das iPhone, aber: welch Verschwendung! Der Mann soll endlich wieder Raumsimulationen entwickeln. Und zwar zuerst ein technisch zeitgemäßes Remake von Tie Fighter. Nicht nur meine Ohren würden es ihm danken.
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