Starcraft: Remastered - Wo ist die Liebe?

Obwohl Starcraft noch nie von der Technik lebte, geht Blizzard beim HD-Remaster technisch nicht weit genug, sagt Micha.

Starcraft: Remastered geht Michael Graf technisch nicht weit genug. Starcraft: Remastered geht Michael Graf technisch nicht weit genug.

Mag sein, dass ich speziell bin, erst recht, wenn es um Starcraft geht. Und um dessen HD-Remaster. Denn das erste Starcraft gehört für mich zu den besten Echtzeit-Strategiespielen aller Zeiten. Vor allem dank seiner Story: Den schamlosen Verrat an Kerrigan und ihre Wiederauferstehung als rachelüsterne Zerg-Königin werde ich nie vergessen.

Und den Großteil dieses Story-Dramas entfaltete Starcraft nicht in den spektakulären Renderfilmen zum Kampagnen-Kapitelende, sondern in simplen Portraitdialogen während oder zwischen den Missionen. Animierte Pixelgesichter, Sprachausgabe, fertig.

Starcraft war 1998 der Beweis dafür, dass es keinen Filmbombast à la Command & Conquer braucht, um in einem Echtzeit-Strategiespiel eine packende Geschichte zu erzählen, sondern nur … na ja, eine packende Geschichte. Technik ist nicht alles, war sie nie, wird sie nie sein. Auch nicht in Starcraft: Remastered.

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Jetzt kommt das Paradoxon: Blizzard geht mir mit der Remastered-Version von Starcraft dennoch nicht weit genug. Technisch gesehen. Mir ist klar, dass die Entwickler das alte Gameplay bewahren wollen und daher keine großen Engine-Experimente wagen. Höhere Auflösungen, Widescreen-Unterstützung, das war's. Der Größenmaßstab der Einheiten und die Kameraposition bleiben gleich, wie Blizzard in einem Interview bestätigt hat.

Neu ist nur, dass »Sequenzen im Comic-Stil« die Story in und zwischen den Missionen weiterspinnen sollen. Aha. Ich bin gespannt, wie das aussieht. Vielleicht besser als die alten Portrait-Dialoge. Vielleicht wie die Endsequenz von Diablo 3: Reaper of Souls. Aber das ist nicht der Punkt.

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Michael Graf hat die Echtzeit-Strategie von Anfang an geliebt - genauer gesagt seit 1993, als ihm sein Bruder den Genre-Urvater Dune 2 aus der Uni mitbrachte. Dann folgten das erste Warcraft, Command & Conquer - und schließlich Starcraft. Und ja, okay, dann kam irgendwann Warcraft 3, das Starcraft in Sachen Storytelling noch bei Weitem übertroffen hat. Weil Micha aber Science-Fiction lieber mag als Fantasy, ist ihm das herzlich egal. Weswegen Homeworld für ihn persönlich auch beste Echtzeit-Strategiespiel aller Zeit ist. Punkt. Er weiß übrigens, dass die Meinung, die er hier vertritt kontrovers ist. Viele Spieler bevorzugen, dass Blizzard das Starcraft-Spielgefühl bewahrt. Auch gut, die dürften mit dem Remaster glücklich werden. Vorausgesetzt, der Preis stimmt - den der ist noch unbekannt.

Wo bleibt die Liebe?

Der Punkt ist, dass ich mir für ein Starcraft-Remaster eine neue Engine gewünscht hätte. Zum Beispiel die von Starcraft 2. Denn eine Remastered-Version ist für mich nur dann willkommen, wenn sie das Originalspiel in ein zeitgemäßes Gewand hüllt. Oder zumindest ein halbwegs zeitgemäßes. Das hat mich auch an der Age of Empires 2 HD Edition immer gestört.

Was ich damit meine? Nun, das beste Beispiel ist Homeworld Remastered: Als ich den generalüberholten Weltraumklassiker erstmals ausprobiert habe, dachte ich: Hey, das sieht ja aus wie damals! Und dann spielte ich noch mal die Originalversion und dachte: Ach du Schande, nein, sieht es nicht! Raumschiffe, Hintergründe, damals war alles viel detailärmer. Homeworld Remastered sah mit seiner schicken Grafik so aus, wie ich das alte Homeworld in Erinnerung hatte. Nicht so, wie es tatsächlich aussah.

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Und genau das wäre für mich die Crux an einem Starcraft-Remaster: Dass ich diese wundervolle Kampagne mit ihrem fantastischen Gameplay in moderner Optik erleben kann. Und dass ich dabei wirklich merke, mit wie viel Liebe die Entwickler dieses alte Spiel in die Neuzeit gehoben haben. Ob das dann »Remaster« oder »Remake« heißt, ist mir doch schnuppe. Bei Modern Warfare Remastered hat das doch auch geklappt. Und selbst Skyrim: Special Edition sah besser aus als das Original (okay, ohne Mods).

Starcraft: Remastered sieht hingegen einfach genauso aus wie früher, nur in höheren Auflösungen. Schon klar, dass auch das einige Entwicklungsarbeit erfordert, etwa, was die Einheiten-Sprites angeht. Aber lobenswerte Gameplay-Bewahrung hin oder her: Das brauche das nicht. Denn es strahlt für mich - im Gegensatz zum Homeworld-Remaster - keine Liebe aus, sondern eher, dass Blizzard den geringstmöglichen Aufwand investiert. Und das hat Starcraft in meinen Augen nicht verdient.

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