Starpoint Gemini 2 im Test - Mit halber Kraft voraus

Starpoint Gemini 2 soll alles besser machen als das Original und tatsächlich: Im Test ist das Weltraumspiel seinem Vorgänger klar überlegen. Aber der hat 2011 auch nur eine Wertung von 57 Punkten kassiert.

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Über den Vorgänger von Starpoint Gemini 2 wollen wir am liebsten gleich wieder den Mantel des Vergessens werfen. Das Seriendebüt war kaum mehr als der erste Gehversuch des kroatischen Entwicklerteams Little Green Men. Der weiterhin auf Einzelspieler beschränkte Nachfolger macht nun einen deutlichen Sprung nach vorne, sowohl bei der Technik als auch bei den spielerischen Freiheiten.

Bleibt allerdings die Frage, ob die Verbesserungen reichen, um an Klassiker wie Freelancer anzuknüpfen und sich vor dem Release von Spielen wie Elite: Dangerous oder dem noch fernen Star Citizen einen Platz im wieder aufkeimenden Genre zu sichern.

Steam-Info und Retail-Version
Starpoint Gemini 2 wird als Download-Version über Steam und Gog.com angeboten, ist aber auch als Retail-Fassung im Handel zu haben. Auch die muss allerdings an ein kostenloses Steam-Konto gebunden werden und kann dann nicht weiterverkauft werden. Die Version bei Gog.com ist DRM-frei.

Das All brennt

Bevor wir als Kapitän eines Schlachtschiffs in Starpoint Gemini 2 das inzwischen nicht mehr zweidimensionale, sondern komplett offene Universum erkunden, wählen wir eine der drei Klassen, die uns verschiedene Skillsets und Boni liefern: Der Kommandant konzentriert sich auf defensive Fähigkeiten und unterstützt begleitende Flottenschiffe (wir können bis zu zwei KI-Söldner anheuern) oder stärkt die eigene Jägerflotten, sofern wir Hangars und Gleiter haben. Der Schütze kann alle Waffenarten zeitweise überladen und somit ordentlich austeilen. Und zuletzt legt der trickreiche Ingenieur gegnerische Systeme lahm und kann sogar Anomalien erzeugen, die sich auf die Schiffe auswirken.

Die Klassen: Kommandant Darauf ausgelegt, mehrere Schiffe zum Kampf zu schicken und sich selbst zu schützen. Dieser Stil verleiht defensive Boni.

Schütze Diese Klasse gibt mehr Durchschlagskraft und größere Batterieladungen, sodass wir im Kampf richtig austeilen können.

Ingenieur Hier geht es eher hinterhältig zu. Der Ingenieur kann durch Hacks und Anomalien gegnerische Schiffe sabotieren und so leichter Schaden anrichten.

Herzstück von Starpoint Gemini 2 sind die 3D-Kämpfe, bei denen wir unser Schiff stets in der Außenansicht sehen und die Kamera wahlweise hinter das Schiff setzen und direkt steuern oder die Ansicht auf den Gegner fokussieren und über WASD oder mit dem Gamepad nachziehen. Da wir hier aber keinen Raumjäger mit starr nach vorne ausgerichtete Waffen steuern sondern unsere Geschütze über das Schiff verteilt sind, kommt viel Taktik ins Spiel.

Durch die zusätzliche dritte Dimension gewinnen die Kämpfe im Gegensatz zum ersten Starpoint Gemini an Dynamik und Spannung. Wir schieben unsere Raumschiffe jetzt nicht mehr wie auf einem Schachbrett herum, sondern machen Rollen, umkreisen den Gegner und fallen ihm in die Flanke.

Die Herausforderung besteht darin, einzelnen Schildsektionen des Gegners zu durchbrechen und dann möglichst viel Hüllenschaden zu verursachen, während das eigene Schiff so positioniert bleibt, dass voll geladene Schilde und Waffen in Richtung des Gegners zeigen, während sich andere Systeme regenerieren. Im besten Fall nutzen wir noch die zur Situation passenden Spezialfähigkeiten oder legen die Energieverteilung fest. So ziehen wir im Gefecht vom Antrieb Saft ab und leiten ihn in unsere Schilde oder geben den Kanonen mehr Batterieleistung. Wir können unserer Crew sogar befehlen, nach eigenem Ermessen auf Gegner zu feuern, oder wir übernehmen das Zielen selbst.

Starpoint Gemini 2 - Screenshots ansehen

An der Balance im späteren Spielverlauf sollten die Entwickler aber noch schrauben. Schon wenige Treffer machen dann auch verstärkte Schilde einfach platt und richten verheerenden Schaden an. Wer gute Manöver fliegt und Unterstützung von verbündeten Einheiten bekommt, erlebt zwar eindrucksvolle Schlachten vor hübschen Weltraumhintergründen, doch gelegentlich überwiegt doch der Frust, wenn unser Schiff wieder in tausend Teile explodiert.

Ebenfalls extrem nervig: Die Informationsvermittlung ist mehr als suboptimal. Wir können zwar ein Feedback-Hologramm um unser Schiff projizieren und so direkt sehen, welche Schilde und Waffen wohin feuern können und wie stark sie geladen sind, doch die Anzeige hängt ständig schief, und ist aus den meisten Kamerawinkeln nicht gut abzulesen. Hier hatten wir uns mehr Verbesserungen aus der monatelangen Early-Access-Phase erhofft, aber besonders in Sachen Menüs hat Starpoint Gemini 2 diese Zeit kaum genutzt und lässt sogar einfachste Genrestandards wie Item-Vergleiche größtenteils vermissen.

Insgesamt das Interface nicht nur hässlich, sondern - was viel wichtiger ist - erschreckend unpraktisch gebaut. Selbst gute Ansätze, wie das Kontext-sensitives Ring-Menü kosten durch die mangelhafte Umsetzung ausgerechnet die Nerven, die wir uns doch viel lieber für die Kämpfe aufsparen würden.

Mein Schiff, meine Crew, meine Waffen

Gewonnene Schlachten werden mit Erfahrungspunkten und Beute belohnt. Die EP investieren wir in Fähigkeiten und kassieren Boni für bestimmte Schiffstypen oder Waffen. Geld und Ausrüstung stecken wir direkt in unser Schiff oder kaufen gleich ein neues, besseres. Immerhin stehen rund 70 Raumkreuzer zur Wahl. Die Jagd nach neuer Ausrüstung, neuen Waffen und neuen Schiffen ist ein wichtiger Motivationsfaktor des Spiels.

Die eigene Crew motzen wir übrigens ebenfalls. Auf jeder Raumstation und jedem bewohnten Planeten können wir Soldaten und Offiziere anheuern, die uns verschiedene Boni für unser Schiff bescheren, sie verlangen jedoch ein monatliches Gehalt. Wird das nicht gezahlt, hauen sie ab.

Massenschlachten vor schönen Weltraum-Panoramen verspricht Starpoint Gemini 2 auf den offiziellen Screenshots und kann dieses Versprechen im Spiel zum Glück auch halten. Massenschlachten vor schönen Weltraum-Panoramen verspricht Starpoint Gemini 2 auf den offiziellen Screenshots und kann dieses Versprechen im Spiel zum Glück auch halten.

Das nötige Kleingeld für diese Shoppingtouren bekommen wir abseits der Kämpfe durch das Abbauen von Asteroiden, den Handel mit Waren, das Kapern und verkaufen feindlicher Schiffe und die vielen zufällig generierten Nebenquests. Allerdings mangelt es bei denen bald an Abwechslung: Passagiere von einer Raumstation zur anderen kutschieren, Piraten abschießen oder festnehmen, Anomalien scannen, Schiffe bestrahlen und damit reparieren, das war's.

Diese Aufgaben lassen sich dann im Detail herunterbrechen auf: »von A nach B fliegen« oder »nur nach A fliegen und Feinde abschießen«. Am Anfang sind die Kämpfe noch Grund genug, um einmal quer durch den Weltraum zu düsen, aber nach spätestens drei Stunden hätten wir gerne wieder mal was anderes zu tun. Und damit kommen wir zur Kampagne.

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