Und darum geht's wirklich!
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Irgendwann mitten in The Beginner's Guide macht es nämlich Klick und der Spieler wird auf die Metaebene katapultiert. Vielleicht geschieht das, weil uns die Thematik eines der Spielefragmente emotional packt und so zum ganz persönlichen Erlebnis wird. Uns ist das zum Beispiel in dem Part passiert, in dem wir minutenlang repetitive Haushaltsarbeiten machen mussten, während uns ein klobiger NPC persönliche Geständnisse machen will. Ist das etwas autobiografisch? Sind wir da in etwas hineingeraten, das wir gar nicht sehen sollten?
Oder es passiert, weil Wreden gar zu gewagt über die Intentionen und den Geisteszustand von Coda plaudert. Hat ein Spiel einen depressiven Unterton oder symbolisiert laut Wreden ein Gefängnis, urteilt er ungeniert, wie einsam sich der Entwickler doch fühlen musste. Warum spielt er sich als Hobby-Psychologe auf? Was gibt ihm das Recht dazu? Kann man ihm überhaupt glauben? Was sagt das über uns als Spieler aus, wenn wir dem Spiel eine Interpretation aufzwingen?
The Beginner's Guide schafft es, dass man sich dank dieser Metaebene emotional in das Spiel einbringt - sei es durch Themen, die das Adventure durch die (fiktiven?) Spiele von Coda aufwirft, etwa wenn es uns durch ein einfaches Frage-und-Antwort-Spielchen in wenigen Minuten zu einem schlechten Menschen macht. Oder durch die dauernde Unsicherheit, ob da nicht doch Wreden selbst in sein Innerstes blicken lässt.
Oder geht's doch um was ganz anderes?
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Egal wann und wie es passiert - sobald man zu zweifeln und hinterfragen beginnt, hat einen The Beginner's Guide gepackt. Man vertraut weder dem Sprecher, noch seinen eigenen vorgefertigten Meinungen. Darf man einfach so am Werk eines anderen herumbasteln? Darf man als Fan von The Stanley Parable etwas anderes erwarten als das hier? Selbst als Journalist hinterfragt man den eigenen Test immer und immer wieder.
Oder anders gesagt: Worum es in The Beginner's Guide wirklich geht, ist für jeden Spieler ein bisschen anders - trotz des erklärenden Plot-Twists gegen Ende des Spiels. Es ist das, was man selbst daraus macht. Man kann ignorieren, wenn einen das Spiel fragt, ob man mit seinem Job glücklich ist. Ob man anderen Menschen gefallen will. Ob man überhaupt will, dass ein Spiel diese Dinge anspricht. Und genau das möchte The Beginner's Guide erreichen.
Vielleicht ist das für manche nur prätentiöse Pseudo-Philosophie, die sich etwas zu selbstverliebt in der intellektuellen Metaebene eingenistet hat. Für andere, und da zählen wir uns dazu, ist es ungemein bereichernde Videospielkunst, die ganz bewusst mit allen Merkmalen des Mediums spielt: das Leveldesign, die Funktion des Erzählers, die Rolle des Spielers, die Grafik, ja sogar Bugs - all das dient dem Erlebnis in einer Art und Weise, die in keiner anderen Form und in keinem anderen Medium möglich gewesen wäre.
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