Freiheit um jeden Preis

Gamestar 91IGN 95Edge Magazine 90PC Gamer 94Wired 10/10Die Wertungen überschlagen sich, egal bei welchem Heft oder bei welcher Spieleseite man sich informiert....

von KingLamer am: 14.02.2012

Gamestar 91
IGN 95
Edge Magazine 90
PC Gamer 94
Wired 10/10

Die Wertungen überschlagen sich, egal bei welchem Heft oder bei welcher Spieleseite man sich informiert. Trotzdem überzeugt es mich nicht restlos, ist nicht Spiel des Jahres 2011, ja nicht mal das beste RPG 2011. Warum?

Technik

Ohne Einschränkung muss man die Technik loben. Mit meinem PC (X6, HD6950) läuft es in den höchsten Einstellungen flüssig und dann sind auch die hohen Graphik-Wertungen verständlich und nachvollziehbar.
Die Charakter (PC und NPC) sind detailliert, jedes Rüstungsteil ist sichtbar, die Umgebung wurde mit viel Aufwand hergerichtet und die Landschaft ist einfach nur super. Vor allem, da man sie, dank der extremen Weitsicht, auch bestens geniessen kann. Selbst der gehetzte Spieler bleibt an Aussichtspunkten stehen und beäugt die Herrlichkeit.

Der Grundstein für ein hervorragendes Spiel ist also gelegt, denn optisch wird die Welt schon mal bestens vermittelt. Die Akustik steht im Übrigen der Optik in nichts nach, die Effects und die musikalische Untermalung sind passend gewählt und helfen der Stimmung auf die Sprünge.

Was kann also noch schiefgehen?

Gameplay

Im Bereich Gameplay erwarten uns auch keine Überraschungen. Es handelt sich schliesslich auch um den 5. Teil einer langen und erfolgreichen Reihe. Man ist wie in den anderen Teilen alleine unterwegs, kämpft in first person oder third person actionreiche Kämpfe, bei denen es auch auf Timing, Positionierung und Zielfertigkeit ankommt.

Neu hat man relativ früh im Spiel allerdings einen Begleiter, den man ausstatten kann und welcher selbstständig mitkämpft. Allerdings darf man immer nur einen aktiv haben, obwohl es mehrere gibt. Der Begleiter eignet sich auch bestens als Packesel. Das Pferd, welches man kaufen kann, jedoch leider nicht.

Zudem sind die Skills TES-typisch frei kombinierbar und so können viele effektive Wege gefunden werden, Skyrim zu erobern. Nur als Beispiel: Mein Charakter war Schmied, Bogenschütze und Beschwörer, jedenfalls zu Beginn. Je länger man spielt, desto mehr Skills kann lernen und meistern. Schlussendlich kann man alle Skills meistern.

Das ist alles altbekannt, war schon in Vergangenheit ein erfolgreiches Konzept und hatte Zeit zum Reifen. Dementsprechend gut funktioniert es auch hier. Auch beim Gameplay kann man nichts wirklich bemängeln.

Wo sind denn die Ecken, wo es nicht zusammenpasst?

Story

OK, da kommen wir schon zum ersten Punkt, bei welchem sich die Geister scheiden: Braucht ein open world RPG eine Story?
TES steht für open world und Freiheit. Als Spieler muss man die Freiheit lieben und das Entdecken als Spielinhalt sehen. Man hat zwar immer Quests im Journal, doch meistens findet sich auf dem Weg eine neue Quest, welche man eigentlich schnell angehen könnte. So verzweigt man sich automatisch immer mehr und weicht immer mehr von der ursprünglichen Aufgabe ab.

Das ist einerseits klasse, weil so jeder Spieler sein Spiel spielt und nicht Quests abarbeitet. Andererseits wird es sehr schwer für die Entwickler eine packende Story zu schreiben, welche einen in den Bann zieht.

Meiner Meinung ist das wieder nicht gelungen, es ist besser als bei TESIV, aber in Endeffekt schwach, vor allem wenn man das Spiel mit dem besten seiner Art vergleicht: Fallout New Vegas.

UI

Dem UI gebührt ein eigenes Kapitel. Es ist schlicht und einfach eine mittlere Katastrophe. Keine der häufig verwendeten Aktionen ist eingängig und ich hatte Stunden, bis ich mich halbwegs flüssig durch die Menus bewegen konnte.
Das ist besonders ärgerlich, da man sich ständig im Inventar befindet. Man kann relativ wenig mitnehmen und ist so ständig am Verkaufen, Wegschmeissen und dem Begleiter Übergeben.

Das Ganze ist mir gänzlich unverständlich, da das in den letzten 20 Jahren schon in vielen RPG gut gelöst wurde. Man hätte sozusagen nur ins Regal greifen müssen und hätte eine annehmbare Lösung gehabt, selbst firmenintern hätte sich da was gefunden.

Hier sind die PC-Tester mMn viel zu lasch gewesen.

Balance

Die Balance lässt zu wünschen übrig: Die Gegner werden ab Level 20 bis 30 (je nach Skills) zu einfach. Ab Level 40 bin ich nur noch durch die Dungeons gelaufen, ohne jemals Angst vor etwas zu haben. Ich habe dann extra Skills verwendet, welche noch nicht ausgebaut waren (<30), um wenigstens etwas Spannung zu generieren. Beim Verwenden der besten Skills (Schleichangriff mit Bogen) habe ich alle Gegner onegeshottet, nur die stärksten haben mehr ausgehalten...

In TESIV war ein einfach möglich, unverwundbar zu werden. Wenigstens das bleibt uns in TESV erspart. Leider ist es z.B. mit Schmieden, welches sehr einfach zu leveln ist, möglich sehr früh die besten Items zu erhalten, was der Balance nicht gerade hilft. Mein Tipp: Schmieden sowie auch Verzaubern auf der Seite lassen.

Freiheit

Mein grösster Kritikpunkt: Alles wird der Freiheit geopfert. Leider werden dadurch auch Schranken weggelassen, wo welche hingehören.

Beispiel Skillsystem: Man kann, wie schon erwähnt, alles meistern. Es gibt kein Levelcap. Man kann sich also ohne Druck für etwas entscheiden, wenn es einem nicht gefällt, kann man dann einfach etwas anderes lernen. mMn gehören zumindest gewisse Schranken dazu, entweder ein Levelcap oder eine maximale Anzahl an meisterbaren Fertigkeiten.

Beispiel Ruf / Faction: TESV hätte solch ein System bitter nötig. Für mich der grösste Spasskiller überhaupt, das z.B. Gilden nicht mit einer Faction verknüpft sind, ja das gar nichts mit Faction verknüpft ist. Das führt laufend zu total unlogischen Situationen, bei denen man nur den Kopf schüttelt. Ohne Faction / Ruf haben auch 99.9% der Aktionen keine Konsequenzen.

Beispiel mitlevelnde Gegner: TESV gewährt seine Bewegungsfreiheit, durch (fast) überall passende Gegner. Das zerstört aber das Gefühl, aufpassen zu müssen. Das zerstört das in klassischen RPG grandiose In-10-Leveln-komm-ich-zurück-und-zeig-es-euch. Schade, denn das war schon in TESIV eine oft geäusserte Kritik.

Beispiele Entscheidungen: Durch die Maxime Freiheit über alles wird es verunmöglicht in der Story, echte Entscheidungen einzubauen. Schliesslich würden diese die Freiheit einschränken, nebenbei wären diese auch sehr schwer umzusetzen. Die einzige Entscheidung (Imperium oder Rebellen) zeigt das.

Besonders schade ist bei all diesen Punkten aber, dass diese für meinen Geschmack schon zufriedenstellend gelöst wurden: in Fallout New Vegas, von Bethesda selbst. Da drängt sich die Frage auf, was sie davon abgehalten hat, diese Punkte zu übernehmen.

All diese Punkte führen bei mir dazu, dass ich den Wiederspielwert als sehr gering ansehe, selbst wenn ich nur 30% der Welt kenne.

Fazit

Schade, Schade

Mit ein paar firmeninternen Zusätzen (v.a. Faction) wäre es auch für mich ein Hit. So bleibt es ein gutes RPG, schafft es aber nicht sich in meiner Bestenliste 2011 an The Witcher 2 vorbeizudrängen. Im Gegensatz zu TW2, welches sich als grandioses Spektakel entpuppt hat, frage ich mich, ob ich von Skyrim mehr als nur ein verschwommenes Bild in Erinnerung halten kann. Besonders im Vergleich zum ähnlichen F:NV bin ich eher enttäuscht als begeistert.

Bemerkungen

F:NV habe ich erst Monate nach dem Release gespielt und hatte dadurch auch keine Bugs mehr.

Allfällige Mods, welche das eine oder andere verbessern, darf man meiner Meinung nicht zu stark einfliessen lassen. Fürs Inventar z.B. gab's keinen guten Mod.


Kommentare(3)
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