Titanfall 2 - Die Revolution versucht´s nochmal!

Titanfall 2 ist das zweite Spiel von dem Ex-CoD-Entwickler Respawn Entertainment, das vor zwei Jahren mit dem ersten Teil von Titanfall den Versuch unternahm,...

von Morrodes am: 06.01.2017

Titanfall 2 ist das zweite Spiel von dem Ex-CoD-Entwickler Respawn Entertainment, das vor zwei Jahren mit dem ersten Teil von Titanfall den Versuch unternahm, frischen Wind in den von Battlefield, Call of Duty, Counter Strike und Co dominierten Shooteralltag zu bringen.

Damals erregte man vor allem mit dem schwungvollen und actiongeladenen Parkoursystem und der ausgeklügelten Kombination aus Piloten und Titangameplay einiges Aufsehen. Letztendlich jedoch blieb der große Erfolg aus, die Spielerzahlen fielen im Vergleich zur Konkurrenz ernüchternd aus und das kleine Waffenarsenal, sowie der häufig kritisierte Mangel an Umfang führten dazu, dass die meisten Shooterfans einen Bogen um das eigentlich gute Spiel machten.

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Allerdings bewies Respawn Entertainment bereits in Titanfall, dass sie ihre Lehren aus der Kritik der Fanbase ziehen können. Kostenlose DLCs fügten nach und nach viele verlangte Elemente hinzu, wie zum Beispiel private Matches. In Titanfall 2, so hofften viele, würde sich der Trend fortsetzten und es zeigte sich, dass Respawn Entertainment weiterhin auf die Kommentare der Spieler gehört hatte: Kein Seasonpass mehr, dafür eine Singleplayerkampagne. Aber auch sonst hat sich viel getan im und um den Kampf der Titanengoliaths gegen die Pilotendavids. 

Singleplayer

Das, worauf wohl ein Großteil der hartgesottenen Fans des ersten Teils gespannt gewartet hatte, war der Singleplayer von Titanfall 2. Spiel installiert, Grafikeinstellungen je nach Hardware nach oben gedreht und ab geht’s in die Kampagne. Dort wird man zu Beginn in der Person des Jack Cooper, einem einfachen Grunt der Militia, von Captain Lastimosa, einem erfahrenen Veteranen, zum Piloten ausgebildet.

Dieses Einsteigertutorial führt den Spieler an die Grundlagen des Pilotengameplays inklusive Parkoursystem heran und verfügt auch über eine Teststrecke, in der man das eben gelernte gleich einsetzten und seine Zeit anschließend mit anderen Piloten vergleichen kann. Bevor Cooper sich jedoch zusammen mit seinem Mentor ans Titantraining machen kann, wird der Unterricht von einem Alarm unterbrochen. Jeder Mann wird gebraucht um einen Angriff auf den Planeten Typhon durchzuführen. Dort schießt sich der Spieler zunächst als Grunt durch einige Spectres, bevor feindliche Titans auftauchen und jedem bis auf Lastimosa und Cooper den Garaus machen. Lastimosa erliegt wenig später seinen Verletzungen und übergibt Cooper mit seinen letzten Atemzügen die Kontrolle über BT-7274, einem Titan der Vanguard Klasse.

Der Beginn der Story fällt etwas mager aus, in gerade mal zehn Minuten werden alle wichtigen Personen eingeführt, weshalb auch im späteren Verlauf alle Charaktere flach und eher uninteressant wirken. Mit Ausnahme von BT und Cooper. Die Haupthandlung dreht sich nämlich nicht nur um die Kämpfe zwischen IMC und Militia, sondern auch im die Beziehung zwischen BT und Cooper. So können wir, wie nur sehr selten in Shootern, auf Kommentare des Titan zwischen verschiedenen Antworten auswählen oder auch einfach gar nichts sagen. Dies führt dazu, dass sich der Spieler in der Person des Jack Cooper immer mehr mit dem Titan verbunden fühlt, die Beziehung zwischen dem Mech-Giganten und seinem Piloten ist ein Punkt, der die Kampagne von Titanfall 2 zu einem unterhaltsamen Erlebnis macht.

Ein Weiterer ist das Gameplay und hier glänzt Titanfall im Vergleich zu seinen Konkurrenten. Das Spiel bietet verschiedene Arten von Gegner, mit individuellen Stärken und Schwächen, das Leveldesign funktioniert perfekt mit dem Parkoursystem zusammen und in jedem Kapitel gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Kämpfe zwischen BT und anderen Titans werden als Minibosskämpfe inszeniert und stellen regelmäßig den Höhepunkt eines Levels dar. Die gesamte Kampagne schafft es mühelos ihr Tempo beizubehalten und wirft den Spieler von einer Adrenalinachterbahn in die Nächste.

Umso schwerer wiegt es, dass das gesamte Abenteuer gerade Mal sechs Stunden in Anspruch nimmt. Zusammen mit der etwas schwachen Story und den abgesehen von BT und Cooper flachen Charakteren, liefert die magere Spielzeit die drei größten Kritikpunkte an der Kampagne, die jedoch vom Gameplay und dem Einfallsreichtum der Entwickler wieder wettgemacht werden.

 Multiplayer

Nachdem man sich die Kampagne zu Gemüte geführt hat und glaubt sich ganz gut als Pilot schlagen zu können, begibt man sich in den Multiplayer. Dieser wurde in Titanfall 2 deutlich umfangreicher und mit mehr Anpassungsmöglichkeiten ausgestattet, als es noch im Vorgänger der Fall war.

Es gibt nun die Möglichkeiten seinen Piloten und Titans verschiedene Skins überzuziehen und auch die Waffen verschieden anzupinseln. Dabei hat jede Waffe und jeder Titan sein eigenes Level, über welches Aufsätze, Skins und allerlei sonstiger Krimskrams erst nach und nach freigeschaltet werden. Welche Waffen, Titans und Pilotenklassen uns zu Verfügung stehen, das entscheidet das eigentliche Spielerlevel. Allerdings ist es möglich, sich am Levelsystem vorbeizukaufen. Mit Ingamecredits können Waffen, Piloten und Titans permanent freigeschaltet werden. Die hier von vielen befürchteten Microtransactions blieben glücklicherweise aus.

Sobald wir uns nun unsere Pilotenklasse, unseren Titan und unseren Schießprügel, von denen es nun deutlich mehr gibt, ausgesucht haben, können wir uns ins Gefecht stürzen. Um dabei nicht komplett alleine unterwegs zu sein, können wir uns einem Netzwerk anschließen. Über diese ist es leichter, Mitspieler zu finden und für eine Stunde am Tag, deren Zeitpunkt vom Netzwerkadmin festgelegt wird, können wir uns etwas zusätzliche Ingamecredits verdienen.

Auch wenn sich das Grundlegende Spielprinzip von Titanfall 2auf den ersten Blick nicht wirklich vom Vorgänger unterscheidet, so hat sich in den Details jedoch viel geändert. Nach wie vor beginnt und endet eine Partie mit kurzen Zwischensequenzen in denen man entweder mit einem Dropship auf dem Schlachtfeld ankommt, von diesem nach einer Niederlage wieder abgeholt wird oder im Falle eines Sieges auf fliehende Piloten schießt. Die Karten, auf denen gespielt wird, sind genau wie im ersten Teil für ein ausgiebiges Nutzen des Parkoursystems ausgelegt, fallen im Vergleich zum ersten Teil ein klein wenig an der Qualität ab. Auch die Spielmodi ähneln dem ersten Teil der Reihe, neu ist einzig und allein der Kopfgeld-Modus, in dem die Spieler Grunts abschießen, dadurch das ausgesetzte Kopfgeld erlangen und dieses auf Banken einzahlen müssen. Stirbt man vorher, muss man die Hälfte seines gesammelten Kopfgeldes an den Gegner abgeben.

Bei den Piloten hat sich hingegen viel getan, so gibt es nun mehr verfügbare Fähigkeiten, die gut ausbalanciert sind. Der Stim und die Tarnung sind bereits aus dem ersten Teil bekannt, neu sind die Sonarklinge, die Gegner in einem gewissen Radius durch Wände zeigt, ein aufstellbares Schild, das ausgehende Schüsse verstärkt, der Kletterhaken, ein kurzzeitiger Dimensionswechsel um gefährlichen Situationen zu entkommen und ein Hologramm der eigenen Spielfigur um Gegner zu verwirren. Anstatt Burncards setzten die Piloten nun einen Boost ein, der auf dem Weg zum Titan freigeschaltet wird. Ebenfalls neu ist die aufgezwungene Entscheidung zwischen Pistole und Antititan-Waffe, beides geht nicht mehr, sowie das aufgestockte Arsenal an Primärwaffen.

Auch die Titans haben sich einigen Veränderungen unterziehen müssen. Das Arsenal wurde von drei auf sechs aufgestockt, deren Ausrüstung von vornherein festgelegt ist. Es gibt zwei leichte, zwei mittlere und zwei schwere Titans mit verschiedenen Aufgaben. So ist zum Beispiel der mit Schwert und überdimensionalen Shotgun ausgerüstete Ronin für den Nahkampf und das Pilotenkillen gedacht, während Scorch mit seinen Flammenwaffen auf Gebietsschaden und das Versperren taktischer Zugänge maßgeschneidert ist.Alles in allem funktioniert die Balance zwischen den Titanklassen ziemlich gut, einzig und allein Tone scheint etwas zu stark geraten zu sein.

Die Synergie zwischen Titans und Piloten hat sich auch deutlich geändert: Die Titan haben keinen Schild mehr, wodurch jeder Schaden permanent ist, das Rodeosystem wurde überarbeitet und erlaubt es nun nicht mehr auf einem Titan hängen zu bleiben, bis dieser oder man selbst ins Graß beißt. Der Schaden, den man verursacht, bleibt nach wie vor beträchtlich. Letztendlich führt all dies dazu, dass sich die Titans deutlich schneller abnutzen und man mehr als Pilot unterwegs ist. Da hilft es auch nichts, dass die Piloten im Gegensatz zum Vorgänger rot umrandet sind, wodurch man sie nicht mehr mit einfachen Grunts verwechseln kann.

 Fazit

 

Der Singleplayer von Titanfall bietet eine starke Kampagne, die vor allem beim Gameplay punktet. Wer sich einen Shooter hauptsächlich zum Ballern kauft, liegt hier goldrichtig. Erwartet man jedoch eine tiefgehende oder lange Story, wird man leider etwas, wenn auch nicht vollständig enttäuscht werden. BT und Cooper schaffen es, die Story trotz der seichten Nebencharaktere und der kurzen Dauer, interessant zu gestalten.

Im Multiplayer hat sich einiges getan und es geht nun etwas schneller her als noch im Vorgänger, die Titans segnen schneller das Zeitliche, was dazu führt, dass man sich häufiger als Pilot auf den Karten herumbewegt. Dabei hat man jedoch nur selten bis gar nie das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man stirbt, passiert das häufig durch wirklichen Leistungsunterschied zwischen den Spielern als durch Pech. Das Arsenal an verfügbaren Waffen wurde deutlich erweitert und auch das Fortschrittssystem fällt weit umfangreicher aus als es noch beim Vorgänger der Fall war.

Dass man Titans nun nicht mehr individuell mit Waffen und Fertigkeiten bestücken kann, ist jedoch etwas schade. Mit seinem schnellen Parkoursystem bringt Titanfall neuen Wind in das von Battlefield und Call of Duty dominierte Genre, wer sich für Shooter begeistert und sich mit dem Setting einigermaßen zurechtfindet, der kann bei Titanfall nicht viel falschmachen. Für komplette Neulinge könnte der Einstieg jedoch etwas hart ausfallen, da man sich gleichzeitig um Piloten, Grunts, Titans und das Parkoursystem Gedanken machen muss.


Wertung
Pro und Kontra
  • starke Inszenierung
  • spannender und unterhaltsamer Singleplayer
  • abwechslungsreicher Multiplayer
  • deutlich mehr Umfang im Vergleich zum Vorgänger
  • Singleplayer etwas kurz, etwas flache Story
  • Titans können nur beschränkt angepasst werden

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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