Total War: Warhammer im Test - Schlicht und ergreifend

Total War: Warhammer begeistert uns im Test mit herausragenden Fantasyschlachten, vereinfacht aber seine Kampagnenmechanik deutlich. Ob das die richtige Richtung ist?

Total War: Warhammer - Test-Video: Gelingt die Total-War-Revolution? Video starten 12:22 Total War: Warhammer - Test-Video: Gelingt die Total-War-Revolution?

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Im Test von Total War: Warhammer erleben wir eine Revolution - im Guten wie im Schlechten. Was wir in diesen Schlachten so alles treiben können! Mit fliegenden Riesenfledermäusen eine Festungsmauer räumen, turmhohe Spinnen auf Steampunk-Panzer hetzen oder dem Feind einen Kometen auf die Birne knallen, herrlich! Wie großartig Total War und epische Fantasyschlachten zusammenpassen, haben Modder ja schon seit Ewigkeiten erkannt. Jetzt zeigen die Entwickler ganz offiziell, welches Potenzial darin steckt - und wagen so den größten Serienfortschritt seit Jahren.

Aber dann ist da noch die Frage, was wir in Total War: Warhammer alles nicht treiben können. Und in dem Punkt ist es fast genauso revolutionär, wäre aber vielleicht besser traditionell geblieben. Denn es streicht auch jede Menge Spielmechaniken zusammen und ist damit das einfachste Total War seit Jahren. Damit zwar auch das einsteigerfreundlichste, aber wie sieht es mit dem Spaß für Langzeitfans aus?

Unsere Testversion
Wir haben Total War: Warhammer in einer fast fertigen, aber noch nicht finale Version getestet. Unter anderem fehlte noch die DirectX12-Unterstützung und ein Teil der deutschen Vertonung. Sowohl die Grafik als auch die bereits vorhandene englische und deutsche Soundkulisse machte aber bereits einen sehr guten Eindruck. Außerdem soll zum Release noch am Balancing gefeilt und der normale Schwierigkeitsgrad etwas einfacher werden - wir fanden ihn allerdings bereits jetzt sehr einfachm außer vielleicht mit dem Imperium. Wir haben uns daher entschieden, bereits eine Wertung zu vergeben. Sollte sich an der Releaseversion überraschend noch etwas ändern, werden wir den Test entsprechend aktualisieren.

Vier gewinnt

Das Fantasy-Szenario mischt die Total-War-Mechanik zwar ordentlich auf, aber auf manche Dinge können wir uns immer noch verlassen. Wie gehabt bauen wir auf einer Kampagnenkarte rundenweise ein Imperium auf, entsenden mächtige Armeen und schlagen die Schlachten dann in Echtzeit. Das war schon in Shogun ein geniales Rezept. Diesmal ringen wir als eine von vier Fraktionen um die Weltherrschaft: das Imperium der Menschen, die Zwergenreiche, die Stämme der Grünhäute und die Vampirfürsten.

Imperium Vielseitige Truppen, Magier und mächtige Artillerie, aber kaum Flieger. Muss zersplitterte Provinzen mit Macht und Diplomatie vereinen.

Zwerge Die Zwerge: Zähe Infanterie, Flugmaschinen und vernichtende Schießpulverschützen, aber keinerlei Kavallerie. Feindliche Angriffe geben Groll-Missionen und müssen gerächt werden.

Grünhäute Horden wilder Nahkämpfer und riesige Monster. Werden nach erfolgreichen Schlachten mit KI-Unterstützungsarmeen belohnt, aber Truppen prügeln sich im Frieden untereinander.

Vampirfürsten Die besten Flugeinheiten des Spiels und mächtige, furchtlose untote Nahkämpfer und Reiter. Keine Fernkämpfer. Müssen Korruption über die Karte verbreiten.

Auch wenn Total War: Warhammer in der alten Welt des Warhammer-Universums spielt, haben die Entwickler einige wichtige Fraktionen ausgeklammert, allen voran die rattenhaften Skaven und die Waldelfen, die beide nicht im Spiel vorkommen. Das einzige weitere, allerdings rein computergesteuerte Volk ist das Rittereich Bretonia. Warhammer-Kenner könnten also einiges vermissen.

Und auch Serienveteranen dürften erst mal erschrecken: Nur vier spielbare Fraktionen? In einem Total War? Ja, aber keine Sorge: Da steckt mehr drin als gedacht, weil sich die Völker noch nie so stark unterschieden haben.Jedes kämpft mit völlig eigenen Tricks und Spielmechaniken. Nehmen wir zum Beispiel die Vampire. Die untoten Fürsten können es so gar nicht leiden, wenn unter ihren Füßen die Blumen blühen und ringsherum die Vöglein trällern. Also setzen sie spezielle Agenten und Gebäude ein, um schrittweise einen Teppich der Verderbnis über das Land zu legen.

Spiele mit Biss:Plus-Report zu Vampiren in Spielen

Wo die Vampire vorrücken wollen, sollten sie zunächst Korruption verbreiten. Wo die Vampire vorrücken wollen, sollten sie zunächst Korruption verbreiten.

Nur durch korrumpierte Provinzen dürfen sie marschieren, ohne dass ihre Truppen Schaden einstecken. Dafür müssen sterbliche Armeen umgekehrt einen Blutzoll zahlen, wenn sie sich ins Land der Vampire wagen. Indem wir benachbarte Provinzen verderben, können wir dort sogar einen Vampir-Putsch auf den Plan rufen, der sich für uns um die sterblichen Besitzer kümmert.

Jedes Volk hat solche Kniffe im Ärmel. Die Grünhäute können mit erfolgreichen Feldzügen etwa eine regelrechte Lawine lostreten: Zeigen wir mit ein paar erfolgreichen Schlachten, dass wir der größte und stärkste von allen sind, strömen uns begeistert neue Krieger zu und bilden einen Waaagh, eine KI-gesteuerte Armee, der wir sogar ein Ziel zuweisen können. Falls wir hingegen zu friedfertig herumhocken, mucken unsere Soldaten auf und wollen »beruhigt« werden - indem wir einige von ihnen niedermetzeln. Die Orks wollen also deutlich aggressiver gespielt werden als die anderen Völker, die ebenfalls alle ihre eigene Persönlichkeit haben und ein anderes Erlebnis bieten. Die Entwickler beschreiben diese Unterschiede als die größte Leistung von Total War: Warhammer - und sie haben recht!

Total War: Warhammer - Screenshots ansehen

Chaos ist das halbe Leben

Aber wir können uns nicht über die vier coolen Fraktionen auslassen, ohne die fünfte zu erwähnen: die Chaoskrieger. Sie wissen schon, die Partei, die wir nur mit einem Extra-DLC spielen dürfen. Der sollte mal kostenlos für Vorbesteller sein, nach lautem Aufschrei kriegen ihn jetzt auch Käufer in der ersten Woche nach Release gratis. Aber es bleibt absurd, dass wir überhaupt einen DLC fürs Chaos brauchen. Denn in der Warhammer-Geschichte ist es das größte Übel der Welt, genauso könnte man Schlacht um Mittelerde ohne Mordor oder Star Wars: Battlefront ohne das Imperium veröffentlichen. Und die Sache ist: Genau diese Rolle des überwältigenden Bösen nimmt das Chaos auch im Spiel ein - selbst ohne den DLC, dann ist die Fraktion exklusiv der KI vorbehalten.

Armeen des Chaos Beim Angriff auf das Imperium stolpert unsere Ork-Horde (inklusive zweier Waaagh-Armeen, erkennbar an den hellgrünen Symbolen) mitten in die Chaos-Invasion.

Heerführer des Chaos Chaos gehört auch auf dem Schlachtfeld zu unseren gefährlichsten Feinden, hier führt ein Dämon des Tzeentch die Armee an.

Wie die Hunnen oder Mongolen aus früheren Total Wars brechen seine Armeenaus dem Norden über die Welt herein und brennen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Das passt hervorragend, und diese enorm mächtige Invasion ist eine spannende Herausforderung. Seinen eindrucksvollen Armeen schickt das Chaos ähnlich wie die Vampire seine eigene Korruption voraus, die wir mit allen Mitteln - Tempel, Helden, Gegenkorruption - in den Griff kriegen müssen, sonst drohen Aufstände.

So bestimmt der Verlauf der Chaosinvasion ganze Kampagnen. In unserem Vampirfürsten-Feldzug haben wir uns etwa clever zurückgehalten, während sich Chaos und Imperium gegenseitig zerfleischt haben. Und dann kurzerhand aufgeräumt und uns die rauchenden Krater der imperialen Provinzen unter den Nagel gerissen, um zur Großmacht Nummer Eins aufzusteigen. Überhaupt hat das Imperium von allen vier Fraktionen am meisten unter den Invasoren zu leiden, was den Schwierigkeitsgrad für Spieler des Altreiches maßgeblich erhöht.

Total War: Warhammer - Screenshots aus dem DLC »Chaos Warriors« ansehen

Aber das passt ja auch, Menschen sind im Warhammer-Universum nun mal die Deppen, die von allen Seiten auf den Schädel kriegen. Die Chaos-Attacke ist also unterm Strich eine hervorragende Idee - umso unverständlicher finden wir's, dass eine derart wichtige Fraktion zum optionalen Extra deklariert wird. Zumal wir die Chaoskrieger nochmal einen komplett eigenen Spielstil mitbringen. Wie die Hunnen aus Attila bauen sie keine Städte, sondern ziehen als brandschatzende Horde umher. Will sagen, die KI tut das - wir nicht, zumindest nicht ohne DLC. Schade.

Nur der Anfang
Total War: Warhammer soll der erste Teil einer Trilogie werden. Die beiden Fortsetzungen werden aber nicht für sich allein stehen, sondern ihre neuen Karten an die bestehende Welt des ersten Teils andocken, um die angeblich größte Total-War-Karte aller Zeiten zu formen. Dabei sollen wir alle drei beliebig miteinander verknüpfen können und müssen nicht alle drei besitzen. Der erste Teil soll außerdem stetig mit DLC erweitert werden, darunter kostenpflichtige neue Kampagnen und legendäre Helden. Aber auch kostenlose Inhaltspakete wird es geben, noch dieses Jahr soll eine Gratis-Fraktion dazukommen. Wir tippen auf Bretonia, das bereits als KI-Volk in der Kampagne mitmischt und in Gefechten spielbar ist, aber noch keine eigene Kampagne hat. Außerdem dürfen wir uns entgegen ursprünglicher Ankündigungen auch wieder auf Mods freuen, die werden ab Release unterstützt - nur solche, die andere Lizenzen wie Herr der Ringe ins Spiel integrieren, haben die Warhammer-Schöpfer bei Games Workshop verboten.

Stunde der Helden

Helden schalten zunehmend mächtigere Reittiere frei, hier duelliert sich Karl Franz auf seinem Pegasus mit Zombiedrachenreiter Manfred von Carstein. Helden schalten zunehmend mächtigere Reittiere frei, hier duelliert sich Karl Franz auf seinem Pegasus mit Zombiedrachenreiter Manfred von Carstein.

Wie es sich für ein Fantasy-Szenario gehört, bringt Total War: Warhammer dafür deutlich aufgemotzte Rollenspiel-Aspekte mit sich. Zu Beginn jeder Kampagne entscheiden wir uns für einen von zwei legendären Helden als Fraktionsführer. Für das Imperium ziehen entweder Imperator Karl Franz mit seinem vernichtenden Kriegshammer oder Chefmagier Balthasar Gelt ins Feld. Den jeweils anderen Helden können wir dann erst später im Spiel rekrutieren, und beide leveln auf wie Rollenspielcharaktere.

Und hey, wie viel Spaß das macht! Denn Total War: Warhammer fährt die größten Fähigkeitsbäume der Seriengeschichte auf. Damit spezialisieren wir unsere Helden in unterschiedlichste Richtungen. Vampirfürst Manfred von Carstein kann beispielsweise Todesmagie oder Nekromantie lernen. Oder soll er lieber auf rohe Gewalt setzen und Feinde im Nahkampf hinschlachten? Oder sich darauf konzentrieren, als Befehlshaber seine Schergen zu stärken? Zuletzt können wir ihm auch noch Kampagnenkartenvorteile wie höhere Marschreichweite spendieren und ihn auf immer mächtige Reittiere setzen. Los geht's bescheiden mit einem untoten Ross, am Ende wartet ein kolossaler Zombiedrache. Und dann erbeuten wir im Kampf auch noch Items, die Manfred weiter aufbrezeln.

Fähigkeitsbaum Unsere Helden spezialisieren wir über die bislang umfangreichsten Fähigkeitsbäume der Serie.

Items In Schlachten erbeuten wir Items wie Waffen und magische Amulette für unsere Helden.

Kurz gesagt: Serienveteranen müssen hier gehörig umdenken; wer seinen General wie früher möglichst aus dem Kampf heraushält, verliert eine seiner mächtigsten Waffen. Klar, denn was wären Fantasyschlachten ohne legendäre Helden?Noch dazu gibt's die motivierenden Fähigkeitswahl und Ausrüstung nicht nur für unsere Fraktionsführer, sondern auch für reguläre Generäle- und sogar für Agenten! Während Letztere früher nur über die Kampagnenkarte spazierten und Spezialaktionen durchführten, können sich Magier, imperiale Priester, Ork-Assassinen und dergleichen jetzt auch in den Kampf stürzen. Was uns noch mehr strategische Entscheidungen gibt, wie wir sie am besten nutzen und spezialisieren wollen.

Unsere Fraktionschefss haben aber noch einen einzigartigen Vorteil. Sie schalten im Lauf der Kampagne eine Handvoll Questschlachten frei. Die müssen wir zwar nicht schlagen, sie schütten aber einige der besten Items im Spiel aus. Im Grunde handelt es sich dabei um die historischen Schlachten früherer Total Wars, die wir können auch wieder direkt übers Hauptmenü ansteuern können. Aber jetzt sind sie eben auch in die Kampagne integriert und hauchen ihr eine kleine Dosis Story ein, eine schöne Idee. So cool inszeniert, wie manche Trailer hoffen ließen, sind die Gefechte aber nicht. In der Regel hält unser Held nur eine kleine Rede und die eigentliche Schlacht unterscheidet sich gar nicht immer groß von einer normalen. Da wäre noch mehr gegangen.

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