Weniger ist manchmal mehr

Watch Dogs, das Spiel in dem man die Ganze Stadt Chicago mit seinem Smartphone Kontrollieren kann. So zumindest die Theorie, warum das Spiel das zunächst...

von Bethoniel am: 06.06.2014

Watch Dogs, das Spiel in dem man die Ganze Stadt Chicago mit seinem Smartphone Kontrollieren kann. So zumindest die Theorie, warum das Spiel das zunächst viel Potential hat nicht überzeugen kann, erfahrt ihr in dieser Rezension

 

Die Story 

 

Aidan Pearce, Onkel, Bruder, Hacker und wahrscheinlich einer der Meisten gesuchten Personen Chicagos, heißt unser Protagonist. Beginnen tut zunächst alles mit einer Mission in einem Hotel, was wir dort wollen erfahren wir nicht, nur das etwas schrecklich Schief geht und unser Held plötzlich fliehen muss. Wie wir kurz darauf erfahren haben wir wohl irgend jemanden ordentlich ans Bein gepinkelt und dieser jemand hat einen "Attentäter" Engagiert der uns ordentlich Angst machen soll. Aiden, der gerade mit seinem Neffen Jackson und seiner Nichte Lena unterwegs ist, lauert er in einem Tunnel auf und verursacht einen Unfall bei der die kleine Lena ums leben kommt. Aidan versucht darauf hin den verantwortlichen ausfindig zu machen. 

Da ich das Spiel selbst noch nicht durch gespielt habe kann ich noch nicht sagen ob er den schuldigen letzten Endes findet, man kann aber fast davon ausgehen. Zur Zeit befinde ich mich im 2. Akt (von 4) und muss ehrlich gestehen das ich bisher weder die Beweggründe des Protagonisten verstehe, noch die der Nebencharaktere. Grundsätzlich kann ich sagen das die Charaktere auf mich eher Flach wirken. Man versucht das ganze zwar emotional aufzubauen, aber wirklich überzeugen kann das nicht, da man die Charaktere einfach nicht kennen lernt und sie für mich auch nicht immer Nachvollziehbare Reaktionen zeigen.

 

Das Gameplay 

 

Aidans mächtigste Waffe ist sein Smartphone, so zusagen die Eierlegendewollmilchsau. Damit Hacken wir uns in Kameras, Ampeln, Brückensteuerungen und sogar Sprengsätze. Auch ist es uns möglich mit dem Smartphone Profile von anderen Charakteren zu erstellen. Neben seinem Smartphone kann Aidan aber auch mit allen möglichen Waffen umgehen, woher ein Hacker aber die Fähigkeit hat mit einem Granatwerfer, einem Scharfschützengewehr und Halb- und Vollautomatischen Waffen umzugehen erfahren wir genausowenig wie weshalb die Stadt Chicago sich in den Händen des allgegenwärtigen Betriebs- und Überwachungssystems ctOS (sprich CiTyOS) befindet. Womit wir auch schon beim Stichwort wären. Unsere Hackerangriffe sind nämlich nur möglich da jedes Gerät in Chicago an das ctOS angebunden ist, vom Taschenrechner, über Ampeln bis hinzu Sprengsätzen... Moment Sprengsätze? Ja genau, Sprengsätze. Und das ist nur eine der Ungereimtheiten, dazu aber später mehr. 

Bleiben wir vorerst beim ctOS und unseren uneingeschränkten Hackermöglichkeiten mit unserem Allmächtigen - Engelschor bitte - Smartphone! Wie bereits gesagt ist das Smartphone unsere mächtigste Waffe, und dank des allgegenwärtigen ctOS können wir uns damit in jedes nur erdenkliche Gerät hacken. Könnte man meinen. Auch wenn offensichtlich alles mit einander Vernetzt ist, so kann man sich eigentlich in nur sehr wenige Sachen auch tatsächlich rein hacken. Ampeln, Straßenpoller, Nagelketten, Brücken, ja sogar Dampfleitung gehören zu den Objekten mit denen wir in der Stadt Chaos stiften können. Spielerischen Sinn hat das aber nur wenn wir uns auf der Flucht vor der Polizei oder feindlichen Hackern befinden, da wir zwar ein Meister schütze sind, aber seltsamer weise nicht in der Lage sind aus einem Fahrenden Fahrzeug zu schießen. Grundsätzlich lässt sich sagen das es außerhalb von Missionen alles andere als Leicht ist die Aufmerksamkeit der Polizei zu erregen. Dazu trägt auch das mehr als nur Nutzlose Moralsystem bei, auch dazu später mehr.  Wenn man es aber mal geschafft hat die Polizei auf sich aufmerksam zu machen sind die Verfolgungsjagden sehr spannend und können sich manchmal schon über mehrere Minuten ziehen. Leider stellt sich diese aber als extrem Aggressiv heraus, selbst auf einfachste vergehen wie den Wagendiebstahl scheinen die nur den Schusswaffengebrauch zu kennen. Dazu gesellt sich noch eine bei vielen Fahrzeugen nicht wirklich präzise Steuerung, selbst mit einem Motorad hat man viel zu schnell einen Wendekreis wie ein LKW. Dafür haben die Fahrzeuge zumindest ein halbwegs realistisches Crash verhalten (LKWs rammen PKWs einfach aus dem Weg), wenngleich es praktisch kein Schadensmodell gibt. Aber zurück zum Hacking. 

Im Verlaufe des Spiels können wir über die mittlerweile obligatorischen Erfahrungspunkte noch weitere Dinge freischalten die Wir Hacken können, da wäre zum einen die Fähigkeit die Kommunikation unserer Feinde zu stören, oder zu verhindern das jemand die Polizei ruft, aber auch Helikopter können wir per Hacking kurze Zeit deaktivieren. Als am nützlichsten dürfte sich aber das Hacken von Überwachungskameras und Smartphones erweisen. Da es in der Stadt nur so von Überwachungskameras wimmelt ist es uns möglich uns bei so gut wie allen Missionen einfach irgendwo in der Nähe des Feindeslandes hinzustellen, eine Kamera zu hacken und damit erstmal in aller ruhe alle Wachen zu erfassen. Glücklicherweise können wir dabei auch andere Objekte Hacken. Haben wir beispielsweise eine Wache gefunden die einen Sprengsatz bei sich trägt können wir den einfach Haken und sehen dabei in entspannt zu wie die sich im Idealfall selbst in die Luft jagt. Oder wir locken Wachen zu einer Trafostation oder einem anderen explosiven Objekt und jagen gleich eine ganze Gruppe in die Luft. Da wir uns dabei aber auch von Kamera zu Kamera hacken können, und teilweise auch müssen, können wir viele Missionen, gerade am Anfang auch abschließen ohne das Feindgebiet auch nur zu betreten. Wir können aber auch genausogut mit Waffengewalt vorgehen, aber Vorsicht, Aidan hält nicht besonders viel aus, da die KI aber so dumm wie Stroh ist, und ich möchte das Stroh wirklich nicht beleidigen, können wir uns auch eine halbwegs geschützte Stelle Suchen und erschießen die Gegner einer Nachdem anderen. Benutzen wir dabei noch eine Waffe mit Schalldämpfer, ist die KI sogar zu blöd um aktiv nach dem Schützen zu suchen wenn sie eine Leiche findet. Aber wehe ihr macht Sie auf euch aufmerksam, dann braucht Ihr bloß außerhalb des auf der Karte markierten Bereichs zu verstecken (das rote Gelände) und schon wird Sie euch nicht mehr finden, da sie einfach zu doof ist auch außerhalb des Sperrgebiets zu suchen. 

Egal wie Ihr vorgeht, in jedem Fall sollte man mithilfe des Smartphones oder der Kamera zunächst alle Wachen ausfindig machen und ein Profil von Ihnen anlegen, dadurch findet man mögliche Schwachstellen und hat die Wachen immer auf der Minimap. Profile kann man übrigens nicht nur von Wachen anlegen, sondern auch von Normalen Bürgern, wobei anlegen vielleicht das Falsche Wort ist. Hat man das Smartphone in der Hand kann man mit damit ein paar Informationen über die Bewohner sehen. Das meiste davon ist spielerisch völlig sinnlos. Allerdings kann man auf diese weise an Nebenmissionen und Geld kommen, auch ist es der beste Weg um an Sicherheitsschlüßel zu gelangen welche man für das Crafting benötigt - auch dazu später mehr. Nettes Gimmick, man kann sich auch in Laufende Chats oder Telefonate einklinken, auch das ist spielerisch aber meist einfach nur ein nettes Gimmick. Manchmal bekommt man so aber auch neue Nebenmissionen oder erfährt wo jemand Objekte oder Geld deponiert hat. Achja, das über die Profile erhaltene Geld erhaltet ihr übrigens nicht sofort, sondern müsst es erstmal an einem Geldautomaten - den Ihr übrigens nicht Hacken könnt - abheben. Ein nettes weiteres Gimmick sind das, wenn man mit Ampeln, Brücken usw. genügend Chaos Stiftet, dies auch in den Nachrichten auftaucht, spielerisch wertvoll ist das aber kaum. 

Wer genug vom Hacken hat kann sich auch an den Zahlreichen Minispielen versuchen, da wäre zum Beispiel das Schachspiel. Neben ganzen Partien gibt es auch diverse Puzzle die zu lösen sind. Aber es gibt auch die sogenannten Virtuellen Trips, dabei handelt es sich um kleine Minispiele bei denen es zum Beispiel darum geht mit einem Spinnenpanzer so viel Schaden wie möglich anzurichten, oder bei einem "Schwebesimulator" einen Parcours mit so vielen Punkten wie möglich zu beenden. Um einen passenden Anreiz zu schaffen, kann man sich durch das Spielen dieser Minigames neue Hackingfähigkeiten freischalten oder man erhält bestimmte Boni in Form von besserem Zielvermögen oder ähnlichem. Neben den Minispielen dürfen in einem Open World Spiel aber auch die obligatorischen Nebenmissionen nicht fehlen. Diese gehen von Schalte jemanden aus über bringe ein Fahrzeug von A nach B bis zu verhindere ein Verbrechen. Als Belohnung winken Moralpunkte, Geld, Skillpunkte oder einfach nur Erfahrungspunkte. 

Womit wir beim Must-Have der Open World Spiele wären. Da wären zum einen die mittlerweile obligatrischen Skills, mit denen wir neue Fähigkeiten freischalten können. Einen Spielerischen Mehrwert erhält man dadurch freilich nicht, dadurch das man bei jeder Mission mehrere Lösungswege hat, und man im Spielverlauf jede Fähigkeit freischalten kann hätte man sich die Skills eigentlich auch sparen können, funktioniert in GTA V ja schließlich auch. Dann hätten wir das mittlerweile ebenso obligatorische Geld. Auch dieses hat Spielerisch keinen Mehrwert, da es praktisch keinen Grund gibt es auszugeben und man es an jeder Ecke bekommt, da es auf Bäumen zu wachsen scheint. Weshalb man sich Waffen kaufen kann ist mir ein absolutes Rätsel. Bis auf meine Schallgedämpfte Pistole habe ich noch keine Waffe verwendet. Neue Waffen kann man den Gegnern abnehmen und anders als bei GTA verschwinden diese nicht nach dem Tod. Dazu kommt noch das unnötige Craftingsystem, welches Spielerisch keinerlei Mehrwert hat, von den Sachen die man Herstellen kann habe ich außerhalb der Tutorial Mission, bzw. dort wo es wegen des Missionsziels zwingend notwendig war noch keine eingesetzt. In dieselbe Kategorie reiht sich übrigens das, scheinbar mittlerweile auch obligatorisch gewordene, Moralsystem ein. Schalten wir Verbrechen nicht mit unserer Schusswaffe aus und vermeiden wir es bei den Verbrechensverhinderungsmissionen, dass das Opfer nicht verletzt wird, verbessert dies unsere Gesinnung. Das einzige was wir davon aber haben ist das wir nicht so schnell der Polizei gemeldet werden. Da es aber sowieso nahezu unmöglich ist in den Negativen Bereich zu kommen, es sein man läuft Amok und überfährt alles was einen in die Quere kommt und das über stunden hinweg, hätte man sich das auch gleich sparen können, einen wirklichen Mehrwert bringt es nicht. 

 

Technik 

 

Da ich nur die PS4-Fassung besitze kann ich zur Technischen Umsetzung der PC-Fassung leider nicht viel sagen, ich gehe jedoch davon aus das es zumindest beim Sound keine Unterschiede geben dürfte. Zum Sound gibt es aber leider kaum etwas zu sagen, die Sprecher sind wie so oft im Englischen deutlich besser und passender, die Soundeffekte sind passend und stimmungsvoll. Die Grafik ist, zumindest auf der PS4, sehr gut, auch wenn die Fähigkeiten der Konsole wahrscheinlich noch nicht voll ausgereizt werden, aber das ist bei einem so jungen Gerät wie der PS4 normal. 

 

Fazit 

 

Was die Features angeht scheint man bei Watch Dogs nach dem Motto "Alles was geht" vorgegangen zu sein. Über Sinnhaftigkeit, oder den Spielerischen nutzen hat man sich meiner Ansicht nach keine Gedanken gemacht. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen. Auch die Ständig wiederholenden Missionsziele sind auf Dauer eher nervig als Spielfördernd. 

Grundsätzlich scheint man sich nicht viel Gedanken über die Features gemacht zu haben. Kleinere Logikfehler wie der hackbare Sprengstoff, oder dass man sich unbemerkt in alle möglichen Geräte der Stadt hacken kann tragen im Übrigen nicht zur Atmosphäre bei. 

Gimmicks wie das anlegen der Profile und die Informationen die man dadurch über die Bürger erhält sind zwar ganz Witzig, bieten Spielerisch aber keinen Mehrwert. 

Positiv ist hingegen das Chicago sehr lebendig wirkt, das man aber, ähnlich wie zum beispiel in Infamous die einzelnen Stadtteile erst freischalten muss hätte man sich sparen können, logisch begründete Hindernisse wie bspw. bei GTA III wären sinnvoller gewesen und hätten den Spielfluss und die Freiheit genausowenig beeinflusst. 

Woran man ebenfalls länger hätte arbeiten müssen wäre die Story gewesen. Zwar habe ich Watch Dogs wie eingangserwähnt noch nicht durchgespielt, es zeichnet sich aber jetzt schon ab das es sich nur um die Typische Geschichte von jemanden handelt der Rache nehmen will. Vielleicht hätte man mehr auf das ctOS und die damit verbundenen Probleme der vollständigen Überwachung eingehen sollen, ein ähnliches Szenario wie die Haupthandlung der Assassins Creed Reihe hätte sicherlich auch für Watch Dogs eher sinn ergeben. 

Alles in allem sehe ich den Hype um Watch Dogs als nicht gerechtfertigt an. Das Spiel selbst quillt nur so vor Features über die aber allesamt bestenfalls Halbherzig umgesetzt wurden. Die Charaktere bleiben Platt da man einfach nicht genug über Sie erfährt. Und überhaupt hat man versäumt das Potential das durchaus vorhanden war auch wirklich zu nutzen. Für einen eventuellen Nachfolger gibt es in eigentlich allen belangen Nachholbedarf. 


Wertung
Pro und Kontra
  • Man hat jede Menge zu tun...
  • Jede Menge Features...
  • Geld wie Heu...
  • Mehrere Lösungsmöglichkeiten für Missionen
  • Lebendige Stadt
  • ... aber dabei kaum Abwechslung
  • ... aber viele davon nutzlos oder unnötig
  • ... aber kaum sinnvolle Möglichkeiten es auszugeben
  • Strohdumme KI
  • Missionsgelände muss oft nicht mal betreten werden
  • Logik Fehler
  • Platte Charaktere
  • Viel ungenutztes Potential

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
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