XCOM: Enemy Within - Interview - Ananda Gupta: »Die Spieler müssen selbst auf die Jagd gehen«

Wir haben Ananda Gupta, den Lead-Designer von XCOM: Enemy Within, über sein Spiel, die neuen menschlichen Gegner und seine Moralvorstellungen in Bezug auf Cyborgs befragt.

XCOM-Lead-Designer Ananda Gupta and GameStar/GamePro-Redakteur Christian Weigel. XCOM-Lead-Designer Ananda Gupta and GameStar/GamePro-Redakteur Christian Weigel.

Nach unserer Anspielsession gegen die EXALT-Agenten hatten wir Gelegenheit, ein Gespräch mit Ananda Gupta, dem Lead-Designer von XCOM: Enemy Within zu sprechen. Ananda ist professioneller Game-Designer und liebt Brettspiele, Spionageszenarien und Brettspiele mit Spionageszenarien. Eines hat er sogar selbst veröffentlicht: Twilight Struggle, ein Spiel über den Kalten Krieg.

GameStar: Erste Frage, bevor wir über die neuen Gegner sprechen: wurde der berüchtigte Teleport-Bug repariert? Es war einfach nicht witzig, wenn sich in XCOM: Enemy Unknown ohne Vorwarnung ein Trupp Mutonen mitten in die eigene XCOM: Enemy Within - Squad teleportierte.

Gupta: Hast Du auf Impossible-Schwierigkeit gespielt? Da trat dieser Fehler meistens auf. Das Problem war, dass die Platzierungs-Routine für die Alien-Trupps für die unsichtbare Bewegung noch nicht aufgedeckter Aliens einen passenden, leeren Platz benötigte. Wir haben den Fehler beseitigt, durch den Alien-Trupps im Sichtbereich des Spielers »geparkt« werden. Den Impossible-Modus haben wir eigentlich nur für völlig wahnsinnige Masochisten als Bonus-Schwierigkeitsgrad ins Spiel eingefügt und ihm deswegen nur eine geringe Priorität in der Testphase eingeräumt.

GameStar: Wie entstand die Idee für die Gegenspieler-Organisation EXALT, mit der XCOM sich in Enemy Within auseinandersetzen muss?

Gupta: Wir wollten gerne eine weitere Fraktion haben, als komplementären Partner für die Aliens sozusagen, um eine weitere Gegnergruppe ins Spiel integrieren zu können.

Von der Story her sind die EXALT-Untergrundkämpfer aber keine Partner der Aliens - die wollen nur von ihnen profitieren und hoffen, dass die Außerirdischen wieder verschwinden, damit sie sich mit ihrer zusammengerafften technologischen Überlegenheit zu Herren der Welt machen können.

Der XCOM-»Operative« in Enemy Within muss sich nur mit Pistole und Umhängetasche gegen bis an die Zähne bewaffnete Agenten wehren. Gut, dass der Rest der Truppe eingreifen darf. Der XCOM-»Operative« in Enemy Within muss sich nur mit Pistole und Umhängetasche gegen bis an die Zähne bewaffnete Agenten wehren. Gut, dass der Rest der Truppe eingreifen darf.

Ich bin ein Fan von allem, was mit Spionage und dem Kalten Krieg zu tun hat. Deswegen ist die neue Fraktion in XCOM keine, die offensiv angreift, sondern aus dem Hintergrund heraus agiert.EXALT sollte ganz anders als Bedrohung auftreten als die Aliens. Während die Aliens versuchen, den Spieler mit Herausforderungen zu konfrontieren - an verschiedenen Orten finden gleichzeitig Entführungen oder Terrorangriffe statt, auf die der Spieler reagieren musss - kocht EXALT sein eigenes Süppchen, um XCOM zu schaden und will gar nicht, dass der Spieler eingreift.

Es liegt am Spieler selbst, auf die Jagd nach EXALT zu gehen, um der Sache ein Ende zu bereiten. Die verdeckten Operationen gegen EXALT finden nur auf die Initiative des Spielers hin statt, genau wie im Original-Spiel von 1994, in dem der Spieler auch selbst auf die Suche nach Alien-Stützpunkten gehen musste. Wir wollten einfach ein Element im Spiel schaffen, bei dem der Spieler selbst das Operationstempo bestimmt.

GameStar:Spielen sich deswegen auch die taktischen Einsätze gegen die Exalted-Kultisten ganz anders als die Kämpfe gegen die Aliens?

Gupta: Ja. Wir haben in den Missionen, in denen der Spieler einen seiner Soldaten nur mit einer Pistole bewaffnet in den Kampf gegen Exalted schickt, bewusst ganz anders angelegt.

Der Rest des XCOM-Teams greift natürlich ein, um den Agenten zu unterstützen, aber Exalted macht deutlich mehr Druck als die Aliens normalerweise. Exalted verfolgt seine Missionsziele und wird seine Agenten aggressiv dazu einsetzen, die Kontrollzonen zu stürmen, die der Spieler verteidigen muss.

Dazu nutzen die Exalted-Agenten ihre Spezialfähigkeiten sehr clever; die KI versucht, ihre Sniper auf höher gelegenem Gelände zu postieren, und wenn der Spieler seine XCOM-Soldaten in einer engen Formation gruppiert, wird Exalted nicht zögern, die Rakete eines Heavy-Agenten auf so ein lohnendes Ziel abzufeuern.

Einige der XCOM-Spezialfähigkeiten erschienen uns allerdings als zu stark, um sie Exalted in die Hand zu geben: Exalted hat keine Squad-Sight-Scharfschützen, die auf Ziele schießen können, die nur von Kameraden gesehen werden. Es erschien uns unfair dem Spieler gegenüber.

Auch Assault-Soldaten, die sich mit Run&Gun zweimal bewegen und dann noch schießen können, hat Exalted nicht in seinen Reihen.

GameStar: Noch eine Frage zu den MEC-Soldaten: Viele Spieler von Enemy Within werden Bedenken haben, dass die MEC-Soldaten ihre Arme und Beine amputieren lassen müssen, um die MEC-Panzeranzüge steuern zu können.

Gupta: Ja, ich verstehe das Problem. Andererseits denke ich mir, dass die XCOM-Soldaten alle freiwillig für diese Organisation arbeiten, und im Ernstfall ihr Leben für den Kampf um die Erde opfern.

Wenn man einem Soldaten sagen würde, dass er oder sie, um ein mächtiges Waffensystem benutzen zu können, auf seine Gliedmaßen verzichten muss, dann wäre die Entscheidung vielleicht nicht einfach - aber viele würden sie treffen.

Ananda Gupta hat kein Problem damit, dass in XCOM: Enemy Within gesunden Soldaten Arme und Beine abgeschraubt werden, um kybernetische Gliedmaßen montieren zu können. Seiner Ansicht nach finden die moralischen Konflikte des Spiels »im Kopf des Spielers« statt. Ananda Gupta hat kein Problem damit, dass in XCOM: Enemy Within gesunden Soldaten Arme und Beine abgeschraubt werden, um kybernetische Gliedmaßen montieren zu können. Seiner Ansicht nach finden die moralischen Konflikte des Spiels »im Kopf des Spielers« statt.

Außerdem moralisieren wir in XCOM nicht - wir lassen es bewusst aus, ob die XCOM-Soldaten sich freiwillig oder unfreiwillig körperlich modifizieren lassen. Der moralische Aspekt findet nur im Kopf des Spielers statt.

Wer möchte, kann sich denken, dass alle MEC-Soldaten die Prozedur für das Wohl der Menschheit mit Hurrageschrei durchführen haben lassen, und dass XCOM eine »gute« Organisation ist. Genauso kann man sich aber vorstellen, dass XCOM den Kampf um die Erde rücksichtslos führt und die Soldaten zwingt, sich amputieren zu lassen.

Nur eine Sache wollten wir nicht: Es gab die Idee, dass man nur schwer verwundete Soldaten zu MEC-Troopern ummodifizieren können sollte. Das würde aber bedeuten, dass es eine gute Taktik sein könnte, die Soldaten absichtlich zu verwunden, um MEC-Kanonenfutter zu erhalten. Das wollten wir auf keinen Fall.

GameStar: Wird Enemy Within auch für die iOS-Version von XCOM: Enemy Unknown erscheinen?

Gupta: Da kann ich jetzt noch nichts zu sagen. Ein Problem ist sicherlich, dass Enemy Within einfach ein ganz schöner Klotz an Daten ist, und wir die nicht einfach so ins Spiel patchen können wie auf dem PC - aus diesem Grund mussten wir ja für die Konsolen den Umweg über die Commander-Edition gehen, bei der Enemy Within als Standalone-Version verkauft wird, der noch einmal das Grundspiel als Bonus beiliegt.

Ich möchte aber einfach mal unseren Publisher 2K loben, der sich für solche Fälle immer besonders ins Zeug legt und Dinge möglich macht, die uns am Herzen liegen - wie zum Beispiel technisch schwierige Umsetzungen unserer Spiele auf anderen Plattformen. Wenn es einen Weg gibt, Enemy Within auf Mobile-Geräte zu bringen, dann werden wir und 2K ihn bestimmt finden.

GameStar: Vielen Dank für das Gespräch!

*Ananda Gupta steht auf und widmet sich wieder den anderen Journalisten an den Probespiel-Rechnern, deren XCOM-Squads von den Exalt-Agenten regelrecht massakriert werden...*

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