3D-Drucker starten von selbst – und verpassen Nutzern einen gespenstischen Schrecken

Der Fall des unheimlichen 3D-Druckers: Nur ein Cloud-Fehler oder doch eine geisterhafte Erscheinung?

»Who You Gonna Call?«, fragte einst Ray Parker Jr. - und jetzt auch die Nutzer von 3D-Druckern. (Bild-Quellen: Renan und Damir Khabirov über Adobe Stock) »Who You Gonna Call?«, fragte einst Ray Parker Jr. - und jetzt auch die Nutzer von 3D-Druckern. (Bild-Quellen: Renan und Damir Khabirov über Adobe Stock)

Stellt euch vor, ihr wacht morgens auf – und plötzlich hat euer 3D-Drucker in Eigenregie einen Gegenstand ausgedruckt. Grübelnd kratzt ihr euch am Kopf und fragt euch: »Habe ich geschlafwandelt, dabei meinen 3D-Drucker eingeschaltet – oder spukt es doch in meiner Wohnung?«

So oder ähnlich ist es in der Nacht des 15.08. vielen Besitzern von 3D-Druckern der Marke »Bambu« ergangen. Auf X (ehemals Twitter) berichten die Leidtragenden davon, wie sie morgens aufgestanden sind und erstmal an ihrem Verstand gezweifelt haben. So schreibt etwa Jonathan Laubach (zitiert von Nero 3D):

»Letzte Nacht haben sich meine beiden 3D-Drucker hochgefahren. Ich bin total verwirrt aufgewacht. Ich konnte mich einfach nicht erinnert: Hatte ich meinen 3D-Druckern einen Druckauftrag für die Zukunft gegeben, oder nicht? Für gute zwei Minuten stand ich morgens absolut irritiert herum, konnte mir keinen Reim auf die Sache machen.«

Im Tagesverlauf häuften sich ähnliche Erlebnisberichte. Manche Nutzer berichteten sogar von beschädigten 3D-Druckern oder -Ausdrucken. Doch was steckt wirklich hinter dem Vorfall, wenn schon kein »geisterhaften Haufen Ektoplasma in der Maschine«?

Was ist mit den 3D-Druckern von Bambu Labs passiert?

Laut Blog-Meldung des Herstellers waren gleich drei Fehler für die unfreiwillig-nächtliche Druck-Aktion verantwortlich.

Fehler 1 - Getrennte Clients: Verantwortlich für den geisterhaften Vorfall war ein Ausfall von Bambus Cloud. Einer der beiden MQTT-SDK-Clients wurden aufgrund einer Zeitüberschreitung getrennt. Auf dem »Bambu Lab Blog« heißt es dazu: »Normalerweise stellt der Dienst die Verbindung automatisch wieder her. In diesem Fall aber meldete der Dienst eine erfolgreiche Verbindung, obwohl die gar nicht hergestellt war. In dieser Zeit sammelte sich eine Reihe von Druckstartmeldungen an.«

Fehler 2 - Zu viele Druckstartmeldungen: Des Weiteren wurde ein weiterer Verbindungsabbruch festgestellt. Bei diesem gelang es dem Dienst zwar, die Verbindung erfolgreich wieder herzustellen, allerdings mit einer unerwünschten Nebenwirkung: Das System verschickte die sich angesammelten Druckstartmeldungen an die Drucker. Die Drucker empfingen diesen Auftrag und fingen munter mit dem Drucken an.

Fehler 3 - Überlasteter API-Dienst: Zuletzt der API-Dienst wurde durch die große Anzahl zugleich eintreffender API-Zugriffsanfragen überfordert. Deshalb misslang es dem API-Dienst rechtzeitig zu reagieren. Dass Bambu Studio einen Mechanismus eingebaut hat, bei der eine Druckanfrage umgehend nach dem Zugriff auf die Cloud neu gestartet wird, hat nicht gerade geholfen. Das hat die Anzahl der API-Zugriffsaufrufe sogar noch erhöht und den API-Dienst weiter überfordert.

Wie hat Bambu Labs auf den Fehler reagiert?

Der Hersteller hat reagiert und Updates angekündigt, die zusätzliche Sicherheitsschritte einführen.

»Bambu Lab«-Drucker mit LIDAR (X1-Serie) sollen im Zuge eines neuen Firmware-Updates mit einer Auswahlmöglichkeit ausgestattet werden. Mit diesem sollen Nutzer vor dem Start eines Druckauftrags kontrollieren können, ob sich noch Gegenstände auf der Druckplatte befinden. Damit reagiert der Hersteller auf Kundenberichte, laut der die automatischen Druckaufträge beschädigte 3D-Gegenstände zur Folge hatte.

Bei 3D-Drucker der P1-Serie ohne LIDAR würdet ihr als Nutzer dazu aufgefordert, eure Druckplatte zu kontrollieren. Danach würdet ihr eine Eingabeaufforderung überprüfen und hiernach erst mit dem eigentlichen Drucken beginnen.

Jenseits davon soll das System künftig auch die Zeitstempel der jeweiligen Druckaufträge strenger kontrollieren. Damit soll das Risiko von unerwünscht sich wiederholenden Druckaufträgen verringert werden.

Außerdem werden soll das Update potenziellen Brandgefahren entgegenwirken, indem Nutzer beispielsweise im Falle einer ungewöhnlichen Hitzeentwicklung des Druckers gewarnt werden. Daneben soll der LAN-Modus der Drucker verbessert werden. Damit soll es möglich werden, die Drucker aus der Ferne zu steuern – und zwar auch ohne Internet- oder Cloud-Verbindung.

Letztendlich war doch keine geisterhafte Erscheinung für die sich verselbstständigen 3D-Drucker verantwortlich. Ein wenig unheimlich ist die Begebenheit dennoch, wenn des Nachts Maschinen plötzlich unverhofft aktiv werden.

Übrigens: Dass auch konventionelle Drucker Ärger machen können, davon können Nutzer von HP-Geräten berichten.

Ist euch schon mal Ähnliches mit (3D-)Druckern oder anderen, technischen Geräten passiert? Habt ihr einen 3D-Drucker von Bambu bei euch stehen, und wart vielleicht sogar von dem Fehler betroffen? Wie bewertet ihr die schnelle Reaktion von Bambu Labs? Könnt ihr Geschichten erzählen von Geräten und Maschinen, die sich selbstständig gemacht haben? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.

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