Ergibt es Sinn, sich beim Netzausbau in Deutschland zu einhundert Prozent auf die Glasfasertechnologie zu fokussieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Sachverständigkeitrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (bekannt als die »Wirtschaftsweisen«) in seinem aktuellen Jahresgutachten (via Heise). Die Antwort lautet: Nein, tut es nicht.
Konkret sehen die Wirtschaftsweisen eine Diskrepanz beim Nutzungsverhalten von Unternehmen und Privathaushalten und demzufolge »verschiedene Anforderungen an die Technologie«. Sie kommen zu dem Schluss, dass keine »einzelne Technologie, ob basierend auf Kupfer-, Koaxial- oder Glasfaserverkabelung oder Funk, [...] aufgrund ihrer technischen und wirtschaftlichen Eigenschaften alle Anwendungsfälle optimal abdecken können [wird]«.
Kein Unterschied zwischen festem und mobilem Internet
Ein signifikanter, positiver Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt durch »den Ausbau und der Nutzung von Breitband oder allgemeiner Kommunikationsinfrastruktur« ließe sich zwar nachweisen, so die Sachverständigen. Allerdings sei »der Effekt von Breitbandinternet statistisch nicht von mobilem Internet unterscheidbar«.
Die Sachverständigen verweisen außerdem darauf, dass die Nachfrage nach schnellem Internet dem Ausbau nicht entspräche und nur 17 Prozent der Anschlüsse tatsächlich genutzt würden. Dementsprechend glauben sie, dass ein flächendeckender Ausbau mit einer einzelnen Technologie, in diesem Fall Glasfaser, ökonomisch fragwürdig sei.
Stattdessen schlagen die Wirtschaftsweisen unter anderem eine Lockerung der Netzneutralität zur Beförderung des Wettbewerbs sowie einen stärkeren Fokus auf den Ausbau der Mobilfunknetze vor. Entsprechend sehen sie auch Pläne kritisch, den Glasfaserausbau durch den Erlös aus der Versteigerung der 5G-Mobilfunkfrequenzen zumindest teilweise zu finanzieren, wie aktuell im Gespräch.
Es müsse eine technologieneutrale Erhöhung der Verbindungsgeschwindigkeiten in Deutschland geben, konstatieren sie abschließend in ihrem Papier.
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