An der ersten Generation der Pixel Watch gibt es viele Kritikpunkte: zu kurze Akkulaufzeit, eine Einheitsgröße und den vollen Funktionsumfang gibt es nur im Abo.
Trifft das alles auch auf die Pixel Watch 2 zu? Ja, aber weit weniger »schlimm« und ich kann sie sogar guten Gewissens weiterempfehlen, wenn man sich mit gewissen Rahmenbedingungen zufrieden gibt.
Was habe ich getestet
Google hat mir die Pixel Watch 2 für vier Wochen zum Testen zur Verfügung gestellt. Das Gadget geht an den Hersteller zurück, eine inhaltliche Mitsprache fand natürlich nicht statt.
Pixel Watch 2: Design und Verarbeitung
Wie schlicht das Design einer Smartwatch sein kann, beweist Google mit der zweiten Generation seiner Smartwatch. Klein und rund, so könnte der Werbeslogan einer bekannten Marke 1:1 auf die Pixel Watch 2 übertragen werden.
Denn eine zweite oder größere Version gibt es nicht. Google stellt nur ein Modell mit einer Größe von 41 Millimetern in die (digitalen) Händlerregale.
Mein Handgelenkumfang beträgt knapp 18,5 Zentimeter. Für mein Handgelenk ist die Größe der Uhr gerade noch »okay«. Mir persönlich und auch meiner kritischen Partnerin erscheint sie an meinem Arm im Vergleich zu anderen Uhren zu klein.
Aber das ist ja auch Geschmackssache. Mit der Zeit habe ich mich an die relativ kleine Größe einigermaßen gewöhnt.
Zurück zur Verarbeitung. Der Rahmen besteht aus Aluminium, während das Display von Gorilla Glass 5 geschützt wird. Wer hofft, dass die dicken Displayränder mit der zweiten Generation der Vergangenheit angehören, hat weit gefehlt.
Allerdings weiß Google dies mit diversen schicken Ziffernblättern geschickt zu kaschieren.
Mit 1000 Nits ist das Display außerdem unerwartet hell.
Andere Smartwatches wie die Apple Watch Series 9 oder die Galaxy Watch 6 bieten zwar doppelt so hohe Helligkeitswerte (laut Hersteller), aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Google-Smartwatch mehr Licht auf dem Display vertragen würde, weder beim Sport noch beim Wandern oder bei direkter Sonneneinstrahlung.
Nach IP68 ist die Smartwatch auch gegen Staub und Wasser (5 ATM) geschützt.
Wear OS 4: Die Bedienung auf der Pixel Watch 2
Mit Wear OS 4 an Bord handelt es sich um eine Android-Smartwatch, wie sie im Buche steht. Die Navigation ist intuitiv und kinderleicht. Dank des Snapdragon-Chips (Qualcomm 5100) im Inneren läuft das Gadget wie ein Schweizer Uhrwerk. Keine Angst, das ist der einzige Wortwitz in diesem Artikel.
Nur beim Entsperren dauert es etwa zwei Sekunden, bis ich meinen Finger zum Navigieren auf die Uhr halten kann.
Was kann man in der Watch-App einstellen? Das übliche Spiel: Zifferblätter wechseln, anpassen, Gesten der Smartwatch ändern, Anordnung der Lieblingsmetriken ändern und so weiter.
Wie bei anderen Android-Smartwatches steht euch auch hier der große Marktplatz des Google Play Store zur Verfügung, um weitere Zifferblätter auf der Uhr zu installieren.
Aber was ist wirklich neu? Mit Wear OS 4 sind Apps wie Gmail und Kalender hinzugekommen. Beide Anwendungen können nun bequem über die Smartwatch geöffnet werden, um zum Beispiel die Navigation zu einem Termin zu starten oder eine ungelesene E-Mail einzusehen.
Mit dem großen Update ist auch eine Check-in-ähnliche Funktion hinzugekommen, die allerdings nur der LTE-Version vorbehalten ist.
Man kann einen Timer erstellen, der nach Ablauf eine Überprüfung auslöst, ob alles in Ordnung ist. Dabei wird abgefragt, ob der Standort freigegeben ist oder ob Hilfe von den Rettungsdiensten benötigt wird.
Erfolgt keine Rückmeldung, sendet die Smartwatch den Standort automatisch an hinterlegte Notfallkontakte. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Uhr so zu konfigurieren, dass sie den Standort für eine bestimmte Zeit live mit den Notfallkontakten teilt.
Eine Unfallerkennung fehlt in Deutschland übrigens weiterhin.
Sport- und Schlaf-Funktionen, Fitbit+
Kommen wir zu der Disziplin, für die die meisten ein solches Gadget in Betracht ziehen. Das Tracking von sportlichen Aktivitäten und des Schlafs – und hier punktet die Pixel Watch 2 ziemlich gut.
Denn die Smartwatch von Google wurde mit allerlei Sensoren und Funktionen gefüttert:
- Sensoren zur Überwachung der Sauerstoffsättigung (SpO2)
- EKG-Messung
- Optischer Mehrwege-Herzfrequenzsensor
- 3-Achsen-Beschleunigungsmesser
- Gyroskop
- Umgebungslichtsensor
- Sensor zur Messung der Hautleitfähigkeit (cEDA)
- Hauttemperatursensor
- Barometer
- Magnetometer
- Kompass
- Höhenmesser
Im Gegensatz zur ersten Generation erkennt die Pixel Watch 2 automatisch, wenn ich ein Training beginne. Ich habe die Werte mit der Scanwatch 2, der Apple Watch Series 7 und der Galaxy Watch 5 Pro verglichen.
Allerdings nicht in allen Bereichen, da den Uhren teilweise die neueren Funktionen fehlen. In zukünftigen Artikeln werde ich das Testfeld mit neueren Smartwatches ergänzen.
Schritte
Ich benutze eine Smartwatch hauptsächlich, um meine täglichen Schritte zu zählen und mich zu motivieren, die restlichen Meter zu laufen, um mein Ziel zu erreichen.
Dementsprechend genau muss die Uhr die Schritte zählen. Für jede Uhr habe ich eine Messung von 1000 Schritten durchgeführt, wobei die Strecke mit allen Smartwatches so genau wie möglich gelaufen wurde.
Tatsächliche Schritte | Pixel Watch 2 | Apple Watch 7 | ScanWatch 2 | Galaxy Watch 5 Pro |
---|---|---|---|---|
1000 | 1004 | 1004 | 989 | 1006 |
Herzfrequenz(zonen)
Die Pixel Watch 2 ist in der Lage, die Herzfrequenz zu messen und beim Training auf sogenannte personalisierte Herzfrequenzzonen zurückzugreifen.
Anhand meiner Leistung wird eine Kardiofitness, in anderen Apps auch einfach Fitnesslevel genannt, erstellt. Anhand dieser Daten erstellt die Smartwatch meine personalisierten Herzfrequenzzonen, in denen ich mich während des Trainings, zum Beispiel beim Joggen, bewege.
Die Uhr sagt mir auch, wann und ob ich diese Zonen verlasse. Im Vergleich zur Withings Scanwatch 2 sehen die Werte wie folgt aus
Frequenz | Pixel Watch 2 | Scanwatch 2 |
---|---|---|
Leicht | 89 bpm | 89 bpm |
Intensiv | 187 bpm | 189 bpm |
Schnitt | 153 bpm | 156 bpm |
Zeit/Spitze | etwa 7 Minuten | etwa 7:30 Minuten |
In die Messung wird schnellstmöglich eine weitere Uhr mit aufgenommen und der Artikel an dieser Stelle ergänzt.
Messung der Hauttemperatur
Die Messung der Hauttemperatur erfolgt ausschließlich nachts und nur im Vergleich zum persönlichen Mittelwert der letzten Wochen. Eine manuelle Messung bietet die Fitbit-App leider nicht an, was den Vergleich mit den anderen Uhren erschwert.
HRV + Blutsauerstoffsättigung im Schlaf
Die Pixel Watch hat vielen anderen Smartwatches eine ganz besondere Funktion voraus: die Messung der durchschnittlichen Herzfrequenzvariabilität (auch Herzratenvariabilität genannt) im Schlaf.
Was genau sagt dieser Wert aus? Laienhaft ausgedrückt: Ein gesundes Herz schlägt nie ganz gleichmäßig, auch nicht in absoluter Ruhe, wie zum Beispiel im Schlaf.
Die Herzfrequenzvariabilität bezeichnet die zeitliche Abweichung zwischen den Herzschlägen und beschreibt, wie das Herz-Kreislauf-System mit Belastungen umgeht.
Wichtiger Hinweis: Wie in der Fitbit-App angemerkt, sollen diese Information ausschließlich dafür genutzt werden, um das Wohlbefinden zu kontrollieren und zu steuern. Smartwatches und technische Finessen wie das Messen von Gesundheitsdaten ersetzen bei weitem nicht den Arztbesuch. Bei konkreten Fragen sollte daher ein Facharzt aufgesucht werden.
Da keine der verfügbaren Smartwatches über diese Funktion besitzt, gibt es keine Vergleichstabelle. Die Withings Scanwatch 2 soll diese Funktion übrigens (doch erst) im Jahr 2024 erhalten … hust.
Wie bei der Herzfrequenzvariabilität erfolgt die Messung der Blutsauerstoffsättigung ausschließlich im Schlaf. Alle vier Uhren zeigen ähnliche Messwerte.
Pixel Watch 2 | Apple Watch 7 | ScanWatch 2 | Galaxy Watch 5 Pro | |
---|---|---|---|---|
Sp02 | 98 | 97 | 98 | 97 |
Fitbit vs. Fitbit Premium
Beim Kauf der Pixel Watch 2 gibt es sechs Monate Fitbit Premium gratis dazu. Braucht ihr das Gesundheits-Abo?
Das kommt darauf an, was ihr mit der Pixel Watch 2 machen wollt.
Zählt ihr Schritte und sucht, wie ich, einen zuverlässigen Begleiter beim Joggen, der zudem die Daten der personalisierten Herzfrequenzzonen recht übersichtlich aufschlüsselt, dann könnt ihr meiner Meinung nach getrost auf das Abo verzichten.
Wenn ihr aber euer allgemeines Wohlbefinden mit der Smartwatch überwachen wollt oder die Daten während des Schlafs übersichtlich aufgeschlüsselt haben möchtet, dann kann sich ein Blick auf das Premium-Abo schon lohnen.
Hier die Unterschiede zwischen den beiden Paketen:
Feature | Fitbit | Fitbit+ (kostenpflichtig) |
---|---|---|
Tagesform-Index | Nein | Ja |
Workout-Videos | Nur Vorschau | Ja |
Aktivitäts-Tracking | Ja | Ja |
Herzfrequenzmessung & Aktivzonenminuten | Ja | Ja |
Echtzeitdaten | Ja | Ja |
Schlafindex | Nur Index | Detaillierte Aufschlüsselung |
Schlafprofil | Nein | Ja |
Stressmanagement | Nur Index | Detaillierte Aufschlüsselung |
Achtsamkeitsübungen | Nur Vorschau | Ja |
Gesundheitsbericht | Nein | Ja |
Trends der Gesundheitswerte | Ja | Ja |
Gewichtsaufzeichnung | Ja | Ja |
Tracking des Blutzuckerspiegels | Ja | Ja |
Zyklus-Tracking | Ja | Ja |
Tracking von Mahlzeiten & Wasseraufnahme | Ja | Ja |
Rezepte | Nur Vorschau | Ja |
Ich empfehle, die Uhr etwa vier bis sieben Tage ohne Premium-Abo zu nutzen. Danach hat man ein gutes Gefühl und kann Fitbit+ sowieso sechs Monate testen.
Andere Anbieter wie Apple und Samsung bieten ihre Gesundheitsfunktionen ohne kostenpflichtiges Abonnement an, dafür sind ausgewählte Funktionen nur in Kombination mit den hauseigenen Smartphones der Hersteller verfügbar.
Pixel Watch 2: die Akkulaufzeit
Eher positiv überrascht hat mich die Pixel Watch 2 bei der Akkulaufzeit. Meine Erwartungen waren nicht sonderlich hoch, nachdem schon die erste Generation wenig Begeisterung auslöste.
Aber: Mit einem täglichen Jogging von knapp 30 bis 40 Minuten und aktivierter GPS-Funktion kam ich problemlos über den Tag. Nach der Überwachung meiner Gesundheitsdaten im Schlaf hatte ich am nächsten Morgen noch knapp 35 bis 40 Prozent Akkukapazität.
Erwähnenswert ist, dass ich das Always-on-Display immer ausgeschaltet habe und auch keine Nachrichten von Messenger-Diensten wie WhatsApp, Telegram oder Signal zulasse.
Wenn ich an einem Tag überhaupt nicht trainiert habe, waren es am nächsten Morgen noch etwa 50 bis 55 Prozent Akkuladung.
Zum Ausklappen klicken
Gehäuse | 41 mm, rund Aluminiumgehäuse |
Display | AMOLED-Display, Gorilla Glass 5 |
Kompatibilität | Android 9.0 oder neuer Nicht mit iOS kompatibel |
Wasserbeständigkeit | 5 ATM |
GPS | Ja |
Konnektivität | LTE, Bluetooth 5.0 |
Herzgesundheit | Benachrichtigungen bei unregelmäßigem Herzrhythmus Benachrichtigungen bei hoher und niedriger Herzfrequenz EKG App mit Test auf Vorhofflimmern |
Messwerte | Nächtliche Durchschnittswerte, Bereiche und langfristige Trends der Sauerstoffsättigung Herzfrequenzvariabilität Ruheherzfrequenz Atemfrequenz |
Schlafanalyse | Schlafphasen und Schlafindex Schlafprofil Schlaferkenntnisse |
Fitness-Funktionen | Ganztägige Aktivitätsaufzeichnung Automatischer Workoutmodus Mehr als 40 Trainingsmodi Herzfrequenzzonen-Training Tempotraining Erweiterte Trainingsansichten Aktivzonenminuten Tagesform-Index Integriertes GPS Aufzeichnung von Schritten Kalorien-Tracking Ziele und Erinnerungen Bewältigte Stockwerke Schwimmzüge |
Stressmanagement | Ganztägiges Tracking von Körperreaktionen Stressbenachrichtigungen Stressmanagement-Index Stressmanagement mit EDA-Sensoren Stimmungsprotokoll Achtsamkeitsübungen Atemübungen |
Update-Garantie | 3 Jahre OS-Updates |
Fazit
Patrick Schneider
Google, du hättest mich fast als zufriedenen Kunden gewonnen, aber es soll nicht sein. Mit der Einheitsgröße scheide ich leider aus und das nur aus optischen Gründen. Schade, vielleicht bei der dritten Generation.
Auf Dauer kann ich mich damit nicht anfreunden, nicht für 450 Euro (UVP). Und dann wäre da noch die Akkulaufzeit. Mittlerweile bin ich nämlich verwöhnt.
Die Galaxy Watch 5 Pro hält bei mir über zwei Tage (locker!) durch. Der Vergleich mit der Scanwatch 2 ist zwar alles andere als fair, aber was ich damit sagen will: Eine Akkulaufzeit von einem bis eineinhalb Tagen bei einer Smartwatch reicht mir nicht mehr. Zwei volle Tage ohne Mühe und Not müssen es schon sein.
Aber ich möchte das nicht als Minuspunkt ankreiden, immerhin ist ein Fortschritt erkennbar und die Zukunft von Wear OS 4 ist vielversprechend.
Abgesehen von den Kritikpunkten war die Pixel Watch 2 ein wertvoller und zuverlässiger Begleiter an meiner Seite. Ich mag Android, ich mag Wear OS und beides zusammen fühlt sich verdammt gut an!
Die Bedienung ist flüssig und das Design gefällt mir. Außerdem kann ich die Zifferblätter nach Belieben verändern und sogar neue aus dem Play Store herunterladen. Das möchte ich nicht mehr missen.
Die Fitbit App gefällt mir insofern, als dass ich die wichtigsten Daten ganz oben angezeigt bekomme. Allerdings könnte die App noch übersichtlicher sein.
Mein Highlight sind und bleiben die personalisierten Herzfrequenzzonen. Die App zeigt mir sogar an, auf welchen Streckenabschnitten ich welche Zone durchlaufen habe. Super, das hat mir einfach Spaß gemacht.
Aber zum Kaufen reicht es nicht. Und für euch? Meine Empfehlung: Schaut euch die Uhr in einem Geschäft eures Vertrauens genauer an. Wenn euch die Größe passt und euch die Akkulaufzeit sowieso egal ist, dann könnte die Pixel Watch 2 euch glücklich machen.
Die Pixel Watch 2 hat mich also überzeugt, aber nicht zum Kauf der Smartwatch. Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr die Smartwatch von Google schon ausprobieren können oder haben euch Größe und Akkulaufzeit abgeschreckt? Welche Funktionen findet ihr an der smarten Armbanduhr spannend, welche Neuerungen muss die dritte Generation unbedingt bringen? Schreibt es unten in die Kommentare!
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