Auf welchem Gerät wurde das originale Doom aus dem Jahr 1993 eigentlich noch nicht zum Laufen gebracht? Piano, Ultraschallgerät, Taschenrechner, Digitalkamera - sogar ein Schwangerschaftstest, alles bereits dagewesen. Nun gesellen sich auch Traktoren dieser illustren Runde hinzu.
Hierbei handelt es sich aber weniger um das Bedürfnis einiger Landwirte, nach dem Düngern des Ackers ein paar Zombies zur Strecke zu bringen, sondern vielmehr um den Wunsch, endlich mehr Kontrolle über das eigene, kostspielige Arbeitsgerät zu erlangen. Wie genau diese beiden Sachverhalte zueinander passen, erklären wir euch jetzt.
Forderung nach freier Reparatur der Traktoren
Stein des Anstoßes ist die von Herstellern wie John Deere eingesetzte Software, die nach Ansicht vieler Landwirte zu restriktiv sei und schnelle Reparaturen an den Maschinen verhindere. Das Prinzip ist bereits von einigen PKW bekannt: Wichtiges Werkzeug für erforderliche Reparaturen besitzen nur zertifizierte Händler und Werkstätten. Selbst dran rumschrauben ist nicht mehr.
Und das ärgert die Kunden, die sich im Internet bereits versammeln und inoffizielle Reparaturanleitungen austauschen. Außerdem hat sich der Hacker Sick.Codes dazu berufen gefühlt, diese Angelegenheit auf seine Art zu lösen: durch einen Jailbreak
der Traktoren-Software, wie man ihn bereits von Smartphones und anderer Unterhaltungselektronik kennt.
Dadurch bekämen die Landwirte zwar mehr Kontrolle über die Maschinen, müssten sich aber auch eines gewissen Sicherheitsrisikos aussetzen, da durch das Öffnen der Hersteller-Software natürlich auch Schutzfunktionen ausgehebelt werden. Ein Risiko, dass aber offenbar viele von ihnen eingehen würden.
Deshalb fiel die Wahl auf Doom
Aber warum ausgerechnet Doom, der Ego-Shooter-Urahn aus dem Jahre 1993? Abgesehen von dem eingangs bereits erwähnten Kult-Status in puncto Portierungen ist das Spiel offenbar auch ein guter Gradmesser für die Fähigkeiten des Hackers an sich. In einem Gespräch mit der Webseite futurezone.at sagt Sick.Code dazu:
Doom bedeutet Vollständigkeit, haha, und wenn ich Doom zum Laufen bringe, kann ich alles zum Laufen bringen. [...] Traktoren zu hacken hat für mich wie eine massive Herausforderung ausgesehen. Und als Hacker liebe ich Herausforderungen, andernfalls langweile ich mich.
Einfach war das Unterfangen aber nicht. Der Hacker soll monatelang damit beschäftigt gewesen sein, an den Codes der Traktoren-Software zu tüfteln, ehe er endlich vollen Zugriff erlangte. Sogar eigene Module musste er an die Hauptplatine der Bedieneinheit löten, um ans Ziel zu gelangen.
Ich habe im Februar begonnen, mich damit zu beschäftigen und bin dann dran geblieben. Der Hack ist sehr kompliziert, aber er beinhaltet keine Modifikationen der John-Deere-Software. Ich habe lediglich meinen eigenen Code hinzugefügt, sowie Open-Source-Code von Fedora Linux.
Das Resultat kann sich dann aber sehen lassen:
Link zum Twitter-Inhalt
Das ganze Prozedere könnte laut Sick.Codes in Zukunft aber auch in Form eines Tools gelöst werden, um den Landwirten den ganzen Aufwand zu ersparen. Für ihn hatte das Unterfangen laut eines Interviews mit dem Magazin Wired auch ein edles Ansinnen:
Wir wollen, dass Landwirte ihren Kram selbst reparieren können, wenn etwas falsch läuft, und das bedeutet auch, dass sie in der Lage sind, die Software in ihren Traktoren zu reparieren und Entscheidungen darüber zu treffen.
Seid ihr als virtueller Bauer im Landwirtschafts-Simulator 22 unterwegs? Wenn ihr bereits die dicksten Kartoffeln, den grünsten Salat und die saftigsten Tomaten geerntet habt und euch nun nach neuen Herausforderungen sehnt, dürften euch die Ankündigungen der kürzlich stattgefundenen Hausmesse FarmCon 2022 frohlocken lassen:
Könnt ihr das Streben der Landwirte nach eigener Entscheidungsfreiheit bei ihren Maschinen verstehen? Oder haltet ihr es wie die Hersteller und sagt: Dieses Software-Korsett ist zugunsten der Sicherheit völlig angebracht? Schreibt uns eure Meinung zu diesem Thema gerne in die Kommentare!
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