Ich habe meine Tastatur zerstört - und Windows ist schuld!

Man sollte es nicht meinen, aber manchmal kann es passieren, dass man nach einer Ausbildung zum Informatiker und einem halben Informatik-Studium immer noch Fehler macht, wenn man am Rechner oder dessen Peripherie arbeitet. Interesse an Technik führt nun mal dazu, dass man manchmal etwas gehörig in den Sand setzt. Wenn sich aber zur üblichen Tech-Neugier auch noch Verzweiflung und Übermut hinzugesellen, kann es fatal für die Hardware enden.

Wenn ich mit diesem Artikel auch nur eine Tastatur vor dem unnötigen Ableben retten kann, ist es mir den Spott wert, den ich auf mich ziehen werde. Für meine Roccat Vulcan 100, möge sie in Frieden ruhen!

Jan Stahnke

@Sicknor

Seit August 2022 ist Jan im Team von Gamestar Tech. Nach drei Jahren Ausbildung zum Informatikkaufmann hat er Informatik – Game Engineering studiert, bis er drei Semester später festgestellt hat, dass er doch lieber berichtet als entwickelt. Nach einem dreijährigen Exkurs als Radiomoderator und Redakteur schreibt er jetzt über Laptops, Homeoffice und alles, was das Tech-Herz begehrt.

Nur ein kleiner Bug beim Spielen – oder?

Um euch von meiner schändlichen Tat zu berichten und vor allem, um diese vor mir selbst zu rechtfertigen, muss ich ganz von vorne beginnen: 

Eines verhängnisvollen Abends vor wenigen Wochen spiele ich ein paar Runden Heroes of the Storm. Richtig gelesen, das alte MOBA von Blizzard, aber das nur nebenbei. Zweifelsohne beten mich meine Mitspieler gerade für mein unglaubliches Talent als Heiler an, als etwas passiert, dass ich so noch nie erlebt habe. 

Ohne dass ich einen entsprechenden Tastenbefehl ausgeführt habe, wechselt mein PC die Anwendung, als ob ich die Tastenkombinationen Alt + Tab oder Win + Tab gedrückt hätte. Ein kleiner Flüchtigkeitsfehler meinerseits, denke ich mir. Nicht weiter schlimm. Kurze Zeit später passiert es wieder. Diesmal bin ich mir sicher, dass ich die Finger nicht mal in der Nähe der Alt-Taste hatte. Mir fällt außerdem auf, dass jedes Mal, wenn dieser Bug auftritt, das Windows-Startmenü aufgeht. 

Nachdem es wieder und wieder passiert, starte ich erstmal den Rechner neu – ohne Erfolg, der Bug tritt noch immer auf. Langsam werde ich sauer. Was ist nur mit Blizzard los? schießt mir ein zornerfüllter Gedanke durch den Kopf. An diesem Punkt denke ich nämlich noch, dass es an Heroes of the Storm liegt. Ein Irrtum. 

Unmut und Verzweiflung 

Ein paar Tage später schalte ich den PC wieder ein und es erwartet mich das Grauen. Schon nach dem Hochfahren scheint die Windows-Taste festzustecken, es wird also bei fast jedem Drücken auf eine Taste eine Funktion ausgelöst. Drücke ich auf L, wird der PC gesperrt, drücke ich auf E, öffnet sich der Windows-Explorer und so weiter. 

Also mache ich das, was jeder gute Informatiker macht: ein paar Mal auf die Windows-Taste hämmern und das System neu starten – ohne Erfolg. Das muss an der Tastatur liegen, irgendein Staubkorn, das sich unter der Taste eingenistet hat!, denke ich mir. Immerhin sind die Tasten der Roccat-Vulcan-Produktreihe zur Seite hin geöffnet. Also fix die entsprechende Taste entfernt, reingepustet und wieder draufgesteckt. Erneut ohne Erfolg.  

Da ist es wieder, dieses altbekannte Gefühl eines Informatikers, der einen Fehler nicht finden kann: Ungeduld. Einer der Gründe, warum ich heute lieber über Technik schreibe, als sie zu reparieren. Das ist nicht meine Stärke.

Gewalt gegen einen treuen Wegbegleiter

Jetzt kommt der Teil der Geschichte, der mich mit Scham erfüllt. Vorher möchte ich aber noch darauf hinweisen, dass meine Nerven blank lagen. Ich saß seit Tagen an diesem Problem und verspürte Gefühle, die einen Menschen zerfressen können: Wut, Verzweiflung, angekratzter Stolz.

Ich habe die Greifzange genommen, die aus einem mir unbekannten Grund immer einsatzbereit in meiner Stift-Tasse steckt, und die komplette Taste, samt Switch und allem drum und dran, aus der Tastatur gerissen. Zugegeben: Dieser Akt der Gewalt hat sich zunächst gut angefühlt. Ich habe Rache an diesem verdammten Stück Hardware genommen, dafür, dass mein Stolz und mein Zeitmanagement leiden mussten und ich nicht einfach weiterzocken konnte.

Das Ausmaß meiner Handlung war mir aber noch nicht bewusst: Wahrscheinlich habe ich damit die Platine der Tastatur beschädigt und meine schöne Roccat Vulcan für immer zunichte gemacht. Gerade einmal zwei Jahre hat sie mich bis zu dem Punkt begleitet. Sie war verlässlich und wunderschön und ich habe sie mutwillig zerstört. Glaubt mir, wenn ich sage: Meine Reue sitzt tief. 

Das schändliche Ende der Geschichte und meine Wut auf Microsoft 

Dass ich noch eine circa 13 Jahre alte Logitech G510 daheim herumliegen habe, fiel mir erst ein, als es bereits zu spät war. Hätte ich diese direkt angeschlossen, wäre mir sofort bewusst geworden, dass es nicht an der Tastatur liegt, sondern dass es sich um einen fiesen Windows-Bug handelt. 

Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich noch nie etwas von einem derartigen Bug gehört habe, der mir die Nutzung des gesamten Rechners verwehrt. Böse, Microsoft! Pfui! Berichte in Foren zufolge haben auch andere das Problem, vor allem scheint GTA 5 ein Auslöser zu sein. 

Falls ihr euch grade ebenfalls mit den Problemen von Windows 11 herumschlagt, dann kann euch vielleicht dieser Artikel weiterhelfen:

Mehr zum Thema

12 Probleme von Windows 11 und ihre Lösungen

von Sara Petzold

Wie ich das Problem gelöst habe? Nun, ich mache es kurz: Nach stundenlanger und ergebnisarmer Suche in allen möglichen Foren, Subreddits und auf der Microsoft-Webseite habe ich nur noch eine Möglichkeit gesehen: die Windows-Taste in der Registry deaktivieren. Blöd nur, dass ich mit der Vulkan nicht mehr tippen konnte und man in der Registry auch nichts per Mausklick einfügen kann. Außerdem funktionierte Strg + C, dank der festgestellten Windowstaste, ohnehin nicht mehr. Also habe ich den Rechner komplett plattgemacht und neu aufgesetzt. Und stellt euch vor: der Bug trat immer noch auf! 

Erst als ich den PC mit der Windows-eigenen Funktion neu aufgesetzt habe, bei der die Festplatte mehrfach überschrieben wird, hatte ich endlich wieder einen normal funktionierenden PC. 

Und jetzt? Jetzt schreibe ich diesen Artikel mit der 13 Jahre alten Logitech G510, schäme mich und hoffe, dass ihr bei eurer liebgewonnenen Hardware niemals zur Greifzange greift.  

Wie ihr ganz ohne Greifzange einen PC zusammenbaut, erklären wir euch in diesem Artikel: 

Gaming PC selber bauen 2022: Die besten Konfigurationen

Ich wage es kaum zu hoffen, aber: Habt ihr auch schon mal eure Hardware auf hirnrissige Art und Weise geschrottet? Wenn ja, was genau ist passiert? Schreibt es gerne ich die Kommentare. Lasst mich bitte nicht allein dastehen!