Iran stellt »Quanten-Prozessor« vor, der sich als Entwickler-Board für ein paar hundert Euro herausstellt

Das hat sich der Iran sicher anders vorgestellt. Den angeblich ersten Prozessor seiner Art könnt ihr auf Amazon kaufen.

Iran stellt extrem fortschrittliche Technologie vor - oder eben nicht. (Bild: AdobeStock - Negro Elkha Tasnim news) Iran stellt extrem fortschrittliche Technologie vor - oder eben nicht. (Bild: AdobeStock - Negro Elkha / Tasnim news)

Das Hantieren mit Quantencomputern ist so eine Sache: Einerseits können sie sehr viele Berechnungen parallel durchführen und komplexe Aufgaben deutlich besser lösen als herkömmliche Rechner. Andererseits sind sie relativ fehleranfällig und teuer in der Herstellung - von der Komplexität ganz zu schweigen. 

Kein Wunder, dass es bisher nur einen in Deutschland gibt. Den »vermietet« das Fraunhofer-Institut für bis zu 11.621 Euro im Monat, unter anderem an Forschungseinrichtungen.

Der Iran hat vor kurzem seinen ganz eigenen »Quanten-Prozessor« vorgestellt. Wie PCGamer berichtet, sollte sich das allerdings bald als glatte Lüge herausstellen.

Amazon statt Quantencomputer

Angeblicher »Quanten-Prozessor« Angeblicher »Quanten-Prozessor«
Links: Quantencomputer des Fraunhofer Instututs Links: Quantencomputer des Fraunhofer Instututs

Wer schon mal einen Quantencomputer gesehen hat, weiß, dass das recht beeindruckende Bauten sind, die oft einen edlen Eindruck machen. Umso mehr Aufsehen hat die Vorstellung des vergleichsweise winzigen »Quanten-Prozessors« der iranischen Imam Khomeini Universität für Meereswissenschaften und Technologien gesorgt.

Eine Woche später hat Gabriel Noronha, ehemaliger Berater des US-Außenministeriums, auf Twitter darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Stück Hardware nicht um einen Quanten-Prozessor handelt. 

Stattdessen ist es eine Platine für Entwickler, die jeder mit einer Internetverbindung und rund 700 Euro auf Amazon bestellen kann. 

Sogar das Hersteller-Logo ist klar und deutlich zu erkennen, wenn man das Board mit dem Amazon-Produkt vergleicht.

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Es handelt sich dabei um das ZedBoard Zynq-7000 von AVNet, das Entwickler nutzen können, um sich mit AMD Xilinx auseinanderzusetzen. Das Board hat gerade mal 256 Gigabyte Speicher, 512 Megabyte DDR 3 RAM und einen Dual Core ARM Cortex-A9 Prozessor. Von Quanten-Technik kann wirklich nicht die Rede sein. 

Zu den offiziellen Zwecken des Boards gehört Videoverarbeitung, Motorsteuerung, Softwarebeschleunigung, Linux/Android/RTOS-Entwicklung, eingebettete ARM-Verarbeitung und allgemeines Zynq-7000 AP SoC-Prototyping.

Auf der deutschen Amazon-Webseite könnt ihr das Board für gut 700 Euro kaufen. Auf der deutschen Amazon-Webseite könnt ihr das Board für gut 700 Euro kaufen.

Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim erklärte im Bezug auf das Board, dass der Iran »mit Hilfe von Algorithmen die Täuschung der Ortungssysteme von Überwasserschiffen bekämpfen.« will.

Das ist nicht das erste Fettnäpfchen, in das die iranische Regierung tappt, wie Vice berichtet. Schon im Jahr 2020 hatten sie sehr früh behauptet einen Detektor für Covid-19 entwickelt zu haben. Auch das stellte sich als falsch heraus.

Was haltet ihr von dem iranischen »Quanten-Prozessor«? Könnt ihr den Fauxpas nachvollziehen? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr bei so etwas enttarnt werden würdet? Könnt ihr euch die Beweggründe vorstellen, die die Verantwortlichen im Sinn hatten? Schreibt uns eure Meinung, wie immer gerne in die Kommentare!

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