ChatGPT & Co.: Kommt 2023 noch mehr in Sachen KI oder bleibt es beim neuen Alten?

Das Jahr 2022 wird wohl als der Durchbruch von Bild- und Text-KIs in die Geschichte eingehen. Kann 2023 das noch toppen oder stagniert die Entwicklung eher?

Den Ausblick beginnen möchte ich mit der Warnung, dass jeder, der versucht, bei KI-Themen ein Jahr in die Zukunft zu blicken, schon von vornherein eigentlich genauso gut einen Artikel über die Flachheit der Erde schreiben könnte.

Egal, wieviel Mühe man sich gibt, seine Gedanken dazu auszuführen, man hat eigentlich keine Chance, am Ende Recht zu haben. Aber manchmal ist es trotzdem spannend, ein bisschen in die Glaskugel zu schauen, auch wenn es eben genau keine Verlässlichkeit bietet. Genau das tun wir in diesem Artikel.

Wenn ihr das KI-Thema generell spannend findet, aber lieber zuhören statt lesen wollt, dann lege ich euch unseren aktuellen Podcast dazu ans Herz:

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Der Boom der Sprachmodelle

ChatGPT schlägt derzeit allerlei Wellen, etwa durch Webseiten, die damit mehr oder weniger erfolgreich Newsartikel generieren. So kann es etwa derart hochwertige Texte produzieren, dass sich viele Schulen und Universitäten Sorgen um die Aussagekraft der erledigten Hausaufgaben machen. Und Jura-Prüfungen bestehen ist ebenfalls schon drin:

Bestanden mit 3+: ChatGPT nimmt erfolgreich an Jura-Prüfung teil

Allerdings fallen auch immer mehr Schwachstellen auf, die einer praktischen Anwendung im Weg stehen. Insbesondere fehlt ChatGPT eine Möglichkeit, neue Informationen aufzunehmen. Die Daten, auf denen es einmal trainiert wurde, werden natürlich jeden Tag älter und waren schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Modells nicht mehr taufrisch. Wenn man ChatGPT etwa fragt, wer der deutsche Bundeskanzler ist, antwortet es immer noch mit »Angela Merkel«.

Zwar gibt es schon Ansätze von Modellen, die das Internet durchsuchen können. In Kombination mit einem Modell der Mächtigkeit eines ChatGPT allerdings noch nicht. In die gleiche Richtung geht, dass ChatGPT nicht richtig dazu lernen kann. Es kann lediglich seine eigenen Antworten lesen und eine neue Antwort erstellen. Das Netz selber lernt allerdings nie dazu und ist bei jeder neuen Konversation genauso klug (oder blöd) wie zuvor.

Abhilfe zumindest für einige der Fehler, die ChatGPT macht, schafft vielleicht GPT-4. Das ist der vermutete Nachfolger eines Sprachmodells, an dem sich auch ChatGPT orientiert. So soll GPT-4 etwa über 100 Billionen lernbare Werte verfügen, was in etwa an niedrige Schätzungen für die Anzahl an Verbindungen im menschlichen Gehirn heranreicht. Im Vergleich zu ChatGPT ist es also mehr als 100 mal so groß.

Allerdings gibt es hier auch Quellen, die von einem fast genauso großen Modell sprechen, das seine Größe einfach besser ausnutzt. Vermutet wird, dass GTP-4 eher früher als später in diesem Jahr erscheint.

Bilder erzeugen - KI als Werkzeug

Zwar sind KI generierte Bilder wie dieses schon jetzt beeindruckend, einige Details stimmen aber oft immer noch nicht, wie etwa an der Hand links zu erkennen,. (Quelle: Twitter @Dalle2AI) Zwar sind KI generierte Bilder wie dieses schon jetzt beeindruckend, einige Details stimmen aber oft immer noch nicht, wie etwa an der Hand links zu erkennen,. (Quelle: Twitter / @Dalle2AI)

Im Bereich der Bilderzeugung gab es im Jahr 2022 riesige Sprünge, vor allem wurden die ersten größeren Netze für eine breite Masse an Nutzern verfügbar. Gerade Diffusion Modelle, die aus einer Textbeschreibung ein Bild erzeugen, haben dabei nicht nur zu zahllosen Protesten seitens der Künstler geführt, sondern werden mittlerweile auch produktiv von Designern eingesetzt.

Wie genau diese Modelle arbeiten, erfahrt ihr im Artikel Beeindruckende KI-Bilder mit simplen Tools: Wie funktioniert das und was bringt die Zukunft?. Die Sprünge, die diese Modelle machen, werden aber vermutlich kleiner sein. Die Technologie funktioniert also vermutlich erstmal nur mit höherer Qualität, die zu weniger offensichtlichen Fehlern auf den Bildern führt.

Spannender sind hier neue Gebiete für die Technik. Etwa für Musikanbieter, die uns auf Basis der eigenen Lieblingssongs komplett neue Stücke von der KI generieren lassen. Einerseits potenziell beeindruckend, andererseits vermutlich ebenso schnell im Auge eines Shitstorms. Allerdings dürften wir davon 2023 Auch wohl nur erste Testläufe statt den Einsatz in fertiger Software sehen, wenn überhaupt.

Vielleicht erzeugen Funktionen wie etwa Dein Mix der Woche bei Spotify bald selbst per KI neue Lieder. Noch ist das aber wohl eher Zukunftsmusik. Vielleicht erzeugen Funktionen wie etwa "Dein Mix der Woche" bei Spotify bald selbst per KI neue Lieder. Noch ist das aber wohl eher Zukunftsmusik.

Vielleicht interessanter als die Fortschritte in den Technologien selbst ist vielmehr die Anwendung. Wer etwa in der Unity Engine eine Szene aus einer Textbeschreibung erstellen lässt, spart sich viel Zeit und Geld. Auch wenn diese dann nicht perfekt ist, Prototypen bauen wird damit immer einfacher. Genauso könnte Photoshop in Zukunft auf mehr KI setzen, um Bilder auch für Laien editierbar zu machen.

Auch rechtlich sind 2023 auch einige Grundsatzentscheidungen zu erwarten: Darf eine KI einfach auf Bildern trainiert werden und damit möglicherweise Teile davon wiederverwenden, wenn diese Bilder im Internet verfügbar sind? Der populäre Ansatz von Stable Diffusion sieht sich jetzt einer solchen Klage ausgesetzt. Möglicherweise wäre dann damit der Siegeszug der Bild erzeugenden KI damit erstmal gebremst.

Die echte Welt im Rechner

Ebenfalls spannend könnte der praktische Einsatz von sogenannten »Neural Radiance Fields« (NeRFs) werden, die nur anhand von Bildern lernen, einen dreidimensionalen Raum darzustellen. Auch wenn bisherige Verwendung in etwa der Werbung nicht so beeindruckend erscheint, könnten NeRFs doch etwa für Visual Effects neue Möglichkeiten bieten.

Genauso könnten sie, weil sie so einfach zu erstellen sind, im Urlaubs- oder Wohnungsmarkt Einzug halten: Wer möchte nicht sein potentielles neues Heim einfach schnell am Rechner durchfliegen, statt sich mit großen Gruppen von Menschen durch fremde Wohnungen geschleust zu werden? Die Maklerin müsste einfach nur ein paar Bilder mit ihrem Handy machen und den Rest errechnet der Computer:

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Was die KI selbst dazu sagt

Auf die Frage, was 2023 spannendes im Bereich KI passieren wird, antwortet ChatGPT auf Nachfrage auch selbst. Zuerst mit einem Disclaimer, dass man die Zukunft nur schwer vorher sagen kann. Dann folgt eine Auflistung von großteils langweiligen, technischen Themenblöcken von schrittweisen Verbesserungen.

Interessanter waren dagegen Punkte über Erklärbarkeit von KI, also mehr Transparenz, warum ein neuronales Netz ein bestimmtes Ergebnis liefert. So trivial das klingt, genau hier hapert es oft: Wenn ein Netz sich etwa Patientendaten ansieht, kann es zwar darauf gut Aufgaben lösen, wie etwa zu sagen, woran der Patient leidet - aber eben nicht für einen Arzt verständlich begründen, warum es zu genau diesem Entschluss kommt.

Neben mehr Verständlichkeit »vermutet« ChatGPT, dass es in Zukunft mehr KI für kleinere Geräte wie Handys oder Smarthome geben wird. Die Forschung versucht demnach also, die sonst so riesigen neuronalen Netze etwas einzudampfen. Apropos Smart Home: Was sich in dem Bereich 2023 alles tut, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:

Smart Home 2023: Das kommt dieses Jahr auf euch zu

Kompaktere Modelle sind auch bitter nötig, damit etwa ein Handy, das ChatGPT lokal selbst ausführen möchte, nicht pro Wortbaustein durch 175 Milliarden Zahlen gehen muss, um einen Text zu schreiben. Das wären dann nämlich schnell über 20 Gigabyte, nur um so ein Modell überhaupt zu speichern, geschweige denn zu nutzen.

Am Ende lässt sich also sagen, dass im Jahr 2023 viele kleinere Fortschritte zu erwarten sind, aber das eigentlich coole in der Anwendung drumherum liegt. Ich freue mich aber jetzt trotzdem schon darauf, wenn OpenAI oder Google in wenigen Wochen das nächste »große Ding« aus dem Hut ziehen und meine Vorhersage völlig zu Asche zerfällt.

Wie schätzt ihr die Entwicklung in Sachen KI in diesem Jahr ein? Wird es große Sprünge geben, bleibt alles beim Alten oder liegt die vermutete Wahrheit irgendwo dazwischen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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