Test: Lenovos neuer Convertible-Laptop verzichtet auf eine Tastatur - kann das gutgehen?

Innovativ ist das Yoga Book mit seinen beiden Bildschirmen in jedem Fall.

Ich habe die vergangene Woche richtig gute Laune gehabt. Das lag zum einen bestimmt am guten Wetter, zum anderen aber auch daran, dass ich das Yoga Book 9i von Lenovo testen konnte. Denn das Convertible-Notebook mit zwei Displays und ohne Tastatur hat mir eine Menge Spaß gebracht.

Was das Yoga Book 9i besser macht als klassische Laptops, wo ich noch auf ein paar Kinderkrankheiten gestoßen bin und warum ich trotz aller Freude nicht glaube, dass das die Zukunft des Notebooks ist, verrät euch dieser Artikel.

Lenovo Yoga Book 9i (2023)

Das Yoga Book 9i gefällt mir persönlich sehr. Immer den richtigen Formfaktor parat zu haben, fühlt sich einfach gut an. Gleichzeitig muss ich mir aber auch die Frage stellen: Hätte ich mir das Gerät für seine fast 2.500 Euro UVP auch selbst gekauft? Hier sind die Abstriche, die man gegenüber klassischen Tablets und Notebooks macht, einfach zu groß. Trotzdem hoffe ich, dass Lenovo am Ball bleibt und das Convertible weiterentwickelt. Denn gerade Minimalisten könnte das Konzept überzeugen.

• mehr Möglichkeiten als bei klassischen Notebooks und Tablets
• bietet für jede Gelegenheit den passenden Formfaktor
• toller Sound
• sieht schick aus

• Bedienung gerade zu Beginn unintuitiv und gelegentlich von Kinderkrankheiten geplagt
• im Tabletmodus zu schwer
• Bluetooth-Tastatur ist auf gutem Tablet-, aber nicht ganz auf Laptop-Niveau

bei Cyberport

Was habe ich getestet

Das Yoga Book 9i wurde mir von Lenovo als Pressemuster für den Test zur Verfügung gestellt - zusammen mit einer Bluetooth-Tastatur, einem Stylus und einer Laptop-Halterung.

Der Hersteller hatte zu keinem Zeitpunkt ein Mitspracherecht am Inhalt dieses Artikels. Ich hatte den Laptop für etwa zwei Wochen im Einsatz, bevor dieser Artikel erschien.

Das Notebook samt Zubehör ist zu einer UVP von 2.499 Euro verfügbar.

Was das Lenovo Yoga Book 9i besser macht als andere Convertible

Das Yoga Book 9i ist kein typischer Laptop. Denn es verzichtet auf eine typische Laptop-Tastatur plus Trackpad und nutzt den Platz stattdessen, um auf der unteren Hälfte noch ein weiteres Display unterzubringen. Außerdem ist es ein Convertible, kann also umgeklappt und daraufhin als Tablet verwendet werden.

In der Praxis hat das eine Reihe von Vorteilen. So lässt sich die untere Laptophälfte vielseitiger verwenden. Klar könnt ihr euch dort auch eine digitale Tastatur und ein digitales Trackpad anzeigen lassen. Aber auch ein weiteres Browserfenster, eure Mails oder ein Discord-Chat sind im Rahmen des Möglichen.

Ermöglicht werden so zwei Anwendungsfälle, die ein normales Convertible nicht bietet: Einen Buchmodus, in dem ihr die beiden Hälften hochkant aufstellt und etwas einklappt, und eine Second-Screen-Erfahrung, bei der ihr etwa auf dem einen Display YouTube laufen lasst und auf dem anderen eine Partie Legends of Runeterra spielt.

Das mag jetzt beides eher nach einem Gimmick klingen - und vermutlich ist es das auch - aber mir hat das Wechseln zwischen den beiden Modi sowie dem typischen Laptop- und Tablet-Modus wirklich gut gefallen. Das Yoga Book 9i hat mir für jede vorstellbare Situation den passenden Formfaktor angeboten.

Ganz abseits des neuen Formfaktors überzeugt haben gleichzeitig auch Design und die Lautsprecher. Ersteres sieht dank der schlanken Maße und der tiefblauen Farbe einfach schick aus. Zweitere stammen von Bowers & Wilkins, ziehen sich über das gesamte Scharnier des Laptops und sind für Notebook-Maßstäbe eine echte Wucht.

Was das Lenovo Yoga Book 9i schlechter macht als andere Convertibles

So gut mir persönlich das Yoga Book 9i im Test auch gefallen hat, so schwierig hat es das Convertible, wenn man es aus einer subjektiveren Warte betrachtet. Da wären zum einen die Kinderkrankheiten, auf die man bei der Verwendung immer wieder stößt.

So ist die Bedienung über Fingerkombinationen (z.B. acht Finger aufs Display, um die Tastatur erscheinen zu lassen) eher unintuitiv - und schlug bei mir sogar nach dem ersten Hochfahren fehl, bis ich das Gerät neu startete. Auch fehlt die Unterstützung durch App- und Webseitenentwickler. Auf dem einen Bildschirm YouTube im Vollbildschirm schauen, während man auf dem anderen die Kommentare liest, ist nicht.

Aber auch über die Kinderkrankheiten hinaus hat es das Yoga Book 9i schwer. Denn so attraktiv die Erweiterungen durch den neuen Formfaktor sind, so schmerzhaft sind auch die Abstriche, die man dafür machen muss.

Die meiste Zeit habe ich das Gerät doch im klassischen Laptop- oder Tabletmodus verwendet. In Letzterem stößt man dabei auf das Problem, dass die meisten Convertibles plagt: Um das Tablet gemütlich über lange Zeit verwenden zu können, ist es einfach zu schwer. Und im Notebook-Modus ist das Schreiben auf einer digitalen Tastatur einfach nicht das Gleiche, wie mit einer physischen.

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Das lässt sich etwas beheben, indem man die mitgelieferte Bluetooth-Tastatur anschließt. Dann bekommt man ein minimalistisches Home-Office-Setup mit zwei Bildschirmen - schleppt aber auch immer ein zusätzliches Gerät mit sich herum.

Wer das Yoga Book nur selten mobil verwendet und es vor allem in den eigenen vier Wänden nutzt, ist davon weniger betroffen. Dann lässt sich dank Clickpad und Tastatur eine Basisstation am Schreibtisch einrichten, aus der das Convertible zum Feierabend schnell entfernt werden kann - etwa, um es im Lese- oder Tabletmodus auf der Couch weiterzuverwenden.

Die Bluetooth-Tastatur zeigt sich im Test von ihrer Schokoladenseite. Klar kann sie mit ihrem superflachen Profil nicht mit hochwertigen mechanischen oder Laptop-Tastaturen mithalten. Aber wenn man sie mit anderen Laptop-Tastaturen vergleicht, habe ich nichts zu meckern.

Für wen eignet sich das Lenovo Yoga Book 9i

Die große Frage lautet: Wer braucht so ein Gerät, das zwar mit einer spannenden Innovation aufwartet, bei dem man gleichzeitig aber einige Abstriche und einen hohen Anschaffungspreis in Kauf nehmen muss?

Positiv wie ich bin, glaube ich, dass abseits der Masse durchaus der ein oder andere Interesse an dem Yoga Book 9i haben dürfte.

Das Lenovo Yoga Book 9i ist für euch geeignet, wenn:

• ihr gerne neue, technische Spielereien ausprobiert
• ihr euer Notebook vornehmlich in den eigenen vier Wänden verwendet
• ihr ein vielseitiges Gerät für Arbeit UND Freizeit sucht
• ihr auf eurem Tablet viele E-Books lest und vom Lesemodus des Convertibles profitiert

Das Lenovo Yoga Book 9i ist nicht für euch geeignet, wenn:

• ihr einfach nur ein gut funktionierendes Convertible-Notebook sucht
• ihr auf keinen Fall eine klassische Laptop-Tastatur verzichten möchtet
• ihr wenig Frusttoleranz für Kinderkrankheiten habt

Technische Daten

Display

• Bildschirmdiagonale: 13,3 Zoll (33,78 cm)
• Auflösung: 2.880 x 1.800 Pixel
• Bildwiederholrate: 60 Hertz
• Display-Technologie: OLED

Hardware

• CPU: Intel Core i7-1355U
• GPU: Intel Iris Xe
• Arbeitsspeicher: 16 GB LPDDR5X
• Massenspeicher: 1 TB SSD

Akku

• Laufzeit: zwischen 7,3 und 14 Stunden (laut Hersteller)
• Akku: 80 Wh Lithium-Polymer

Ausstattung

• Kamera: 5 MP USB-Kamera (Full-HD)
• Lautsprecher: 2x 2-Watt und 2x 1-Watt von Bowers & Wilkins, Dolby Atmos
• Anschlüsse: 3x Thunderbolt 4
• Konnektivität: Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2

Weiteres

• Maße: 1,60 x 29,91 x 20,39 cm
• Gewicht: 1,34 kg

Fazit der Redaktion

Alana Friedrichs
@_alanani_

Selten ist mir ein Test so schwergefallen wie dieser. Denn wie in der Einleitung erwähnt, gefällt mir das Yoga Book 9i persönlich wirklich sehr. Immer den richtigen Formfaktor parat zu haben, fühlt sich einfach gut an.

Gleichzeitig muss ich mir aber auch die Frage stellen: Hätte ich mir das Gerät für seine fast 2.500 Euro UVP auch selbst gekauft oder dann doch lieber zum klassischen Convertible - oder einer gleichpreisigen Kombination aus Laptop und Tablet - gegriffen?

Und hier bin ich mir ehrlich gesagt nicht mehr so sicher. Für viele von euch dürfte die Frage aber eine klare Antwort kennen, und die heißt nun mal nicht Yoga Book 9i.

Ich hoffe trotzdem, dass Lenovo am Ball bleibt und das Konzept weiterentwickelt. Denn wenn die Kinderkrankheiten einmal ausgebügelt sind und Webseiten und Apps den Formfaktor wirklich unterstützen, dann steckt im Yoga Book 9i zwar ein nischiges, aber trotzdem überzeugendes Konzept.

Vor allem unter Minimalisten, die ein einziges Gerät für Arbeit, Freizeit und Reisen suchen, könnte das Yoga Book Fans finden.