Der Helikopter Ingenuity ist der fliegende Sidekick
des Mars-Rovers Perseverance und bestreitet seit 2021 Erkundungs-Missionen der NASA. Er schoss Fotos der roten Dünen und kartierte so für das Wissenschaftlerteam verschiedenste Orte aus der Luft. Er war also so etwas wie die fliegenden Augen der Forscher.
Jetzt hat er seine Flugfähigkeit bei einem Landeunfall verloren und wird wohl nie wieder abheben. Doch was wie ein tragisches Ende klingt, ist eigentlich nur sein letzter Meilenstein auf einer langen Reise.
Denn die Lebensdauer dieses Helikopters ist ein kleines Wunder und sein langer Mars-Trip hätte so gar nicht passieren sollen. Dazu gleich mehr.
Die letzte Reise eines Pioniers
Anfang 2024 sollte der Mars-Helikopter in einer vertikalen Flugbahn abheben und später wieder landen. Es war sein mittlerweile 72. Flug und alles schien wie immer.
Doch ein Meter über dem Boden reißt der Kontakt plötzlich ab und wenig später bestätigte ein Schattenbild die Befürchtungen der NASA-Forscher: Mindestens eine Spitze der Rotorblätter ist beschädigt:
▶ Die ernüchternde Diagnose: Ingenuity wird wohl nie wieder fliegen können. Nach 3 Jahren Lebensdauer und 129 geflogenen Minuten ist endgültig Schluss. Unglaubliche 17 Kilometer legte der solarbetriebene Helikopter in dieser Zeit zurück.
▶ Die letzte (Bruch)Landung auf einer langen Reise: Geplant waren nur eine Handvoll Flüge und eine Lebensdauer von maximal 30 Tagen.
Dieses Ziel wurde bereits um ein Vielfaches überboten und wäre ohne Unfall wohl nur noch ein paar Wochen oder Monate so weitergegangen. NASA-Forscher berichteten immer wieder von Problemen – ein zeitnahes Ende war also absehbar.
Ein Meilenstein der Fluggeschichte
Es ist das erste Flugzeug, das einen kontrollierten Motorflug auf einem anderen Planeten durchführte. Eine Leistung, die als Moment der Gebrüder Wright bezeichnet wurde.
So beschreibt die NASA ihr Projekt auf der Webseite. Der Helikopter landete quasi als kleiner Bruder gemeinsam mit Rover Perseverance.
▶ Seine Aufgabe: Ein fliegender Ausguck für die Forscher sein. Anhand von Luftbildern konnten bessere Routen des Bodenfahrzeugs geplant werden. Doch auch eigenständige Erkundungen zählten zu seinem Aufgabengebiet.
So sieht das Titelbild übrigens in der roten Wirklichkeit aus, wenn die zwei NASA-Fahrzeuge in der Mars-Wüste nebeneinander posieren:
Der Helikopter ist eine kleine Sensation an sich. Die Marsatmosphäre besitzt nämlich nur 1 Prozent der Dichte unserer Erdatmosphäre. Die Rotoren der Ingenuity müssen sich also wesentlich schneller drehen, damit der Helikopter überhaupt fliegen kann.
Wissenswert: Die Rotorgeschwindigkeit von Ingenuity beträgt laut Tagesschau 2537 Umdrehungen pro Minute. Zum Vergleich: Rotoren von Helikoptern auf der Erde drehen sich bei maximal 660 Umdrehungen pro Minute.
Eine lange Reise durch die unwirtliche Marswüste
Wie oben angesprochen sollte die Ingenuity maximal 30 Tage auf dem Mars zu überleben und dabei eine Handvoll Testflüge durchführen. Die Bedingungen des Mars sind extrem – nachts wird es bis zu minus 90 Grad kalt. Kein gutes Umfeld für einen batteriebetriebenen Helikopter.
Doch aus einem Testflug wurde ein Zweiter und ein Erfolg überbot den nächsten. Hier seht ihr die komplette Reiseroute der Ingenuity. Insgesamt 17 Kilometer legte das Fluggerät in diesen 3 Jahren zurück:
Zukünftige Nachfolger des Ingenuity-Helikopters
Aus 30 Tagen wurden 3 Jahre voller Erkenntnisse für zukünftige Flug-Missionen auf fremden Planeten – und Ideen über mögliche Nachfolger gibt es bereits einige.
▶ Marsflugzeug statt Helikopter: Das Magazin t3n berichtete beispielsweise über das Konzept eines solarbetriebenen Flugzeugs namens MAGGIE, welches vertikal starten und landen kann und mit einer einzigen Akkuladung 179 km weit fliegen soll.
▶ Titan: Einen Plan für einen weiteren Helikopter gibt es ebenfalls. Die Dragonfly soll laut der NASA frühestens 2028 starten – allerdings nicht in Richtung Mars, sondern Saturn! Genauer gesagt wird der Saturn-Mond Titan das neue Flugziel der NASA.
Wer hätte gedacht, dass so ein kleiner Helikopter nur 120 Jahre nach den Gebrüdern Wright in die Pionier-Fußstapfen unserer Luftfahrtgeschichte treten wird. Nicht auf der Erde, sondern in den staubigen Wüsten unseres roten Nachbarplaneten.
Wir können also mehr als gespannt sein, welche Flugmaschinen in der Zukunft in den Atmosphären des Mars, dem Mond Titan oder anderen Planeten fliegen werden.
Bis dahin heißt es wohl ungeduldig mit dem Fuß tippen und in Gedanken eine berühmte Action-Figur zu rezitieren: To infinity and beyond – Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!
Was denkt ihr über diesen Mars-Helikopter? Hattet ihr ihn auf dem Schirm? Habt ihr Ideen, wo und wofür solche zukünftigen Flugmaschinen am besten eingesetzt werden könnten? Wird es zukünftige Missionen eurer Meinung nach erleichtern, falls effiziente Drohnen die Rover begleiten? Schreibt uns gerne eure Gedanken in die Kommentare und tauscht euch aus, welche Vorteile diese Technologie bei der Erkundung fremder Planeten mit sich bringt.
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