Wir sind nicht mehr so weit davon entfernt, bemannte Roboter einzusetzen, als ihr glaubt

Von Menschen gesteuerte Mechas gibt’s nur in Spielen, Filmen und Animes? Da wären wir uns nicht mehr so sicher …

Riesenroboter wie im legendären Anime-Klassiker Neon Genesis Evangelion: Undenkbar oder nicht? (Bild: Tokyo TV) Riesenroboter wie im legendären Anime-Klassiker Neon Genesis Evangelion: Undenkbar oder nicht? (Bild: Tokyo TV)

Neon Genesis Evangelion gehört zu den beliebtesten Animes aller Zeiten (den ihr euch übrigens auf Netflix mit deutscher Synchro anschauen könnt), auch wegen der coolen Riesenroboter.

Darüber hinaus erfreut sich das Gundam-Franchise seit Jahrzehnten riesiger Beliebtheit – in Japan gibt es ganze Shops mit Bausätzen.

Selbst in Hollywood sieht man sie an jeder Ecke. In Edge of Tomorrow herrscht Krieg gegen Aliens namens »Mimics«. Damit die Menschheit überhaupt eine Chance hat, hat sie mechanische Kampfanzüge entwickelt, in denen Tom Cruise und Emily Blunt ordentlich extraterrestrische Hintern versohlen.

In Fallout besteigen die Spieler sogenannte Power Armors, mit denen sie wilden Ghuls und Todeskrallen zu Leibe rücken. Das Prinzip ist ein ähnliches.

Doch wie realistisch sind solche bemannten Roboter eigentlich? Sicher ist sowas nicht möglich, oder? Aber der Reihe nach.

Die Geschichte des bemannten Roboters

Die sogenannten Tripods gehören mit zu den ersten bemannten Robotern der Fiktion. (Bild: Universal) Die sogenannten Tripods gehören mit zu den ersten bemannten Robotern der Fiktion. (Bild: Universal)

Die Idee kam bereits 1868 auf, als der Autor Edward S. Ellis The Steam Man of the Prairies schrieb. Jules Verne mit The Steam House und H. G. Wells mit The War of the Worlds folgten auf dem Fuße (auch wenn die Tripods von Aliens bemannt sind und nicht von Menschen).

Ab 1931 nahm Japan das Mecha-Zepter in die Hand. In diesem Jahr erschien Ōgon Bat als Kamishibai, eine Art Theaterstück, das auf der Straße aufgeführt wurde, mit einem bösen großen Roboter als Antagonist. Mit Atomic Power Android nahm dann der Held 1948 schließlich das Steuer in die Hand. Von da an riss der Erfolg der Mechas nicht mehr ab.

Immer nach vorne: Mecha-Manga und -Anime sind in Japan nach wie vor extrem beliebt. (Bild: Tokyo TV) Immer nach vorne: Mecha-Manga und -Anime sind in Japan nach wie vor extrem beliebt. (Bild: Tokyo TV)

In Videospielen erfreuen sich die Riesenroboter ebenfalls großer Beliebtheit. Die gefeierte MechWarrior-Reihe allein brachte seit 1989 zwölf Spiele auf den Markt, zuletzt den fünften Teil der Hauptreihe 2019. Nicht zu vergessen die Power Armors in der Fallout-Serie.

Doch gibt's sowas auch in echt?

Japan produziert bereits Mechas

Tsubame Industries, ein Start-up in Tokio, hat bereits von Menschen gesteuerte Roboter vorgestellt, aber seht selbst:

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Archax ist viereinhalb Meter groß und wiegt dreieinhalb Tonnen. Der Mecha besitzt einen aufrechten Robotermodus und kann sich in ein Vehikel verwandeln, um mit knapp 10 km/h zu fahren. Im Video ist auch das Cockpit mit drei Bildschirmen zu sehen, das sehr futuristisch anmutet.

Kostenpunkt: 3 Millionen US-Dollar pro Mecha. Gründer Yoshida plant, erst mal nur fünf Roboter zu verkaufen. 

Zum Kämpfen ist Archax allerdings nicht gedacht, sondern soll vor allem bei der Katastrophenhilfe und womöglich im Weltall zum Einsatz kommen.

Es stellt sich die Frage: Sind Kämpfe mit Mechas überhaupt möglich?

Das sagen Experten

In einem Artikel von 2021 hat Wired Branchen-Experten wie Maschinenbauer und Roboter-Designer zum Thema befragt – und deren Antworten sind so detailliert wie interessant.

Der Gundam auf Odaiba ist mit knapp 20 Metern mächtig groß, aber zum Kämpfen nicht gedacht. Der Gundam auf Odaiba ist mit knapp 20 Metern mächtig groß, aber zum Kämpfen nicht gedacht.

Der Mecha im Bild steht auf Odaiba in Japan. Wenn wir an Riesenroboter denken, dann im Prinzip an humanoide Formen, doch die sind eigentlich ziemlich unpraktisch.

Laut dem Experten im Interview würde allein durch das immense Gewicht sämtlicher Mechas den Boden unter ihnen zerstören. Beton würde einfach zerbröseln und natürlicher Erdboden hat zu unterschiedliche Beschaffenheiten, als dass der Mecha sicher darauf laufen könnte – Umkippgefahr droht.

Um dem entgegenzuwirken, gibt es drei Möglichkeiten: Riesige metallene Clownschuhe, die das Gewicht besser verteilen, deutlich mehr Beine wie bei Tausendfüßlern, oder Ketten, die den Mecha ziehen, wie etwa der Shagohod aus Metal Gear Solid 3.

Ein ziemlich beeindruckender Mecha in Metal Gear Solid 3 – zumindest so lange, bis Snake ihn in die Luft jagt. (Bild: Konami) Ein ziemlich beeindruckender Mecha in Metal Gear Solid 3 – zumindest so lange, bis Snake ihn in die Luft jagt. (Bild: Konami)

Das Steuern eines solchen Gefährts wäre die Hölle für die Piloten, denn unsere Körper könnten das ständige Rütteln und Schütteln nicht über lange Zeit aushalten. Deshalb bedienen Fahrer Industrie- oder Abbruchfahrzeuge immer nur höchstens ein paar Jahre, damit ihre Körper nicht zu Schaden kommen.

Der Wired-Artikel kommt zum Schluss, dass Mechas nicht für den Kampf geeignet sind. Es stellen sich zu viele Fragen rund um Sicherheit des Piloten und die Physik als solche, als dass riesige Roboter wirklich einsatztauglich wären.

Experten sehen den Einsatz eher bei Katastrophenhilfe oder bei groß angelegtem Terraforming, Aufgaben eben, die nach großen Maschinen verlangen.

Staunen wir daher also lieber über die schiere Opulenz und Coolness der Roboter wie dem Odaiba Gundam und belassen kämpfende Mechas lieber in der Fiktion.

Der Odaiba Gundam ist beeindruckend, vor allem in Bewegung Video starten 1:39 Der Odaiba Gundam ist beeindruckend, vor allem in Bewegung

Apropos Bauen mit Robotern: Eine australische Firma macht es vor.

Wusstet ihr, dass erste Maschinen bereits in der Antike zum Einsatz kamen? Damals dienten sie vor allem Show-Zwecken in Theaterstücken. »Deus ex machina« beschreibt in einer Geschichte die scheinbar aus dem Nichts kommende Rettung in letzter Sekunde und heißt wortwörtlich übersetzt »Gott aus der Maschine«. Das ist auf eben diese griechischen Theaterstücke zurückzuführen, wo der Gott aus der Maschine den Tag rettete.

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