Eine Firma entlässt einen Mitarbeiter und nimmt seinen Laptop zurück. Sechs Monate später fragt sie ihn nach seinem Passwort

Ein Fall, der hoffentlich nicht oft vorkommt: Nach einem halben Jahr soll der Nutzer dem Unternehmen sein Passwort verraten - um Spam handelt es sich dabei nicht.

Ein unbekanntes Passwort sorgt bei einem Firmen-Notebook für Probleme. (Bild: stock.adobe.com - Thapana_Studio) Ein unbekanntes Passwort sorgt bei einem Firmen-Notebook für Probleme. (Bild: stock.adobe.com - Thapana_Studio)

Im Reddit-Forum schildert ein Community-Mitglied einen kuriosen Fall. Der passende Thread trägt übersetzt den bezeichnenden Titel Ehemaliger Arbeitgeber will 6 Monate nach meiner Entlassung das Passwort für den Computer, den ich benutzt habe.

Es handelt sich zwar um einen Einzelfall und die Firma wird nicht genannt. Ihr Vorgehen ist aber so fragwürdig, dass die Geschichte bei Reddit mit über 24.000 Upvotes und mehr als 3.700 Kommentaren für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Warum das wichtig ist: Der Fall betont einmal mehr, dass ihr nie euer Passwort herausgeben solltet, ganz egal, mit welcher Begründung auch danach gefragt wird.

  • Oftmals handelt es sich bei so solchen Anfragen um Spam, was hier teils ebenfalls in den Kommentaren vermutet wird. Der Reddit-User spicyad, der den Vorfall schildert, verneint das aber. Er kenne die Person, die ihn kontaktiert hat, noch von seinem ehemaligen Arbeitgeber.
  • So oder so sollten bei euch die Alarmglocken klingeln, wenn euch jemand nach eurem Passwort fragt. Ignoriert die Anfrage am besten komplett und kommt so einer Aufforderung nicht nach.

Im Detail: Das Community-Mitglied gibt an, nur 30 Tage in dem Unternehmen beschäftigt gewesen zu sein. Nach einem Hinweis auf das nicht erlaubte Arbeiten mit bestimmter Software ohne Lizenzen sei es zu der schnellen Entlassung und der Rückgabe seines Arbeits-Notebooks gekommen.

Im Reddit-Beitrag ist auch die Mail zu sehen, die er nach einem halben Jahr bekommen hat (siehe das folgende Bild). Darin heißt es, dass man nicht in der Lage dazu sei, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen, weil beim Anmelden weiter nach einem Passwort gefragt werde.

Die Nachricht, die das Reddit-Mitglied erhielt. Die Nachricht, die das Reddit-Mitglied erhielt.

Ob die Aussagen des Reddit-Mitglieds der Wahrheit entsprechen, lässt sich nicht überprüfen. Auf uns wirken aber sowohl der Beitrag selbst als auch seine zahlreichen Antworten darunter authentisch.

Warum der Fall so fragwürdig ist

Es sind primär drei Aspekte, die die Geschichte so problematisch machen:

  1. Ein Problem ist allein die Zeit, die zwischen der Entlassung des Reddit-Mitglieds und der Frage nach seinem Passwort vergangen ist. Man sollte meinen, dass eine Firma sich früher darum kümmert, Hardware für den nächsten Mitarbeiter vorzubereiten.
  2. Besonders kritisch zu bewerten ist der Umstand, dass der ehemalige Angestellte ernsthaft um die Nennung seines Passworts gebeten wird.
  3. Zu guter Letzt sollte die Firma auch ohne sein Passwort dazu in der Lage sein, das Notebook zurückzusetzen.

Vor diesem Hintergrund überraschen Aussagen von spicyad nicht, laut denen es in dem Unternehmen seiner Erinnerung nach keine eigene IT-Abteilung gibt.

Ist ein Passwort nötig, um ein Notebook zurückzusetzen?

Das kommt auf das genaue Gerät, das verwendete Betriebssystem und die vorgenommenen Sicherheitsvorkehrungen an.

  • In diesem Fall kam ein MacBook zum Einsatz, dessen einzige Schutzmaßnahme seitens der Firma darin bestand, Mitarbeiter vom Computer auszusperren, so spicyad. Abseits davon war laut dem Reddit-Mitglied alles mit seiner Mail-Adresse bei der Firma und der Apple ID verknüpft.
  • Ist so eine Verknüpfung mit einer Apple ID bei einem aktuellen MacBook vorhanden, benötigt man selbst nach dem Zurücksetzen das Passwort, um es wieder nutzen zu können.
  • Für Firmen gibt es auch bei MacBooks Lösungen, um so ein Gerät als Administrator ohne das Passwort eines individuellen Nutzers zurücksetzen zu können. Hier wurde aber offenbar keine davon angewendet.

Selbst wenn der ehemalige Angestellte grundsätzlich bereit dazu wäre, der Firma entgegenzukommen (was nicht der Fall ist), gäbe es da ein weiteres Problem: Er kann sich inzwischen nicht mehr an das Passwort erinnern.

Wie auch in den Kommentaren bei Reddit angemerkt wird, sollte der Apple-Support der Firma aushelfen können, wenn sie nachweist, dass ihr das MacBook gehört. Doch hier wurde wohl der vermeintlich einfachste Weg gewählt und der ehemalige Mitarbeiter nach seinem Passwort gefragt.

So oder so gilt: Das Unternehmen hätte sich vorab Gedanken darüber machen müssen, in welcher Form es Hardware an den Mitarbeiter herausgibt, die einerseits ausreichend geschützt ist und die andererseits nach einer Trennung problemlos wieder für die Firma zugänglich gemacht werden kann.

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