Verwandelt den Alltag in Kunst: Dies ist die Geheimwaffe für beeindruckende Aufnahmen

Das 50mm-Objektiv sollte meiner Meinung nach in jeder Kameratasche Platz finden. Ich sage euch, warum.

Das obligatorische »Ich fotografiere«-Selfie. Das hier abgebildete (und sündhaft teure) Leica 50mm dient als Symbolbild. Das obligatorische »Ich fotografiere«-Selfie. Das hier abgebildete (und sündhaft teure) Leica 50mm dient als Symbolbild.

Die Welt der Fotografie ist ein endloser Kosmos voller Technik, Kreativität und unzähliger Möglichkeiten. In diesem reichhaltigen Universum gibt es jedoch ein Objektiv, das sich seit Jahrzehnten einen festen Platz im Arsenal jedes Fotografen verdient hat: Das 50mm-Objektiv

In all den Jahren, in denen ich fotografiert habe, habe ich stets ein 50mm-Objektiv besessen und das hat gute Gründe. Welche das sind, erfahrt ihr in diesem Artikel. 

Mehr zum Autor

Linh fotografiert, seit er klein ist. Angefangen hat er mit billigen Kompakt-Kameras. Weil er gerne experimentierfreudig ist, hat er bis heute so gut wie jeden Kamera-Typ besessen, benutzt und getestet: Spiegelreflexkameras, spiegellose Systemkameras, Premium-Kompaktkameras, Action-Kameras, Bridge-Kameras und noch viele mehr. Heute fotografiert Linh am liebsten mit einer analogen SLR und entwickelt die Bilder selbst. Sein heutiges Immer-Drauf-Objektiv: das besagte 50mm-Modell. 

Glossar zu verwendeten Begriffen

  • Brennweite: Die Brennweite bezieht sich auf die Entfernung zwischen dem Objektiv und dem Bildsensor und bestimmt den Blickwinkel und die Vergrößerung des aufgenommenen Bildes. Welche Brennweite ein Objektiv hat sagt euch die Millimeter-Zahl.
  • Blende: Die Blende ist die Öffnung im Objektiv, die die Menge an Licht reguliert, die auf den Bildsensor fällt, und somit die Belichtung und Tiefenschärfe eines Fotos steuert. Sie wird durch eine F-Zahl beschrieben. Je kleiner diese Zahl ist, desto größer ist sie. 
  • Bildsensor: Der Bildsensor ist das Herzstück einer Digitalkamera und wandelt das einfallende Licht in ein elektrisches Signal um, um ein digitales Bild zu erzeugen.
  • Bokeh: Bokeh bezieht sich auf den ästhetischen Effekt der unscharfen Bereiche eines Fotos, insbesondere im Hintergrund, der durch eine geringe Schärfentiefe und eine attraktive Unschärfe entsteht.
  • Vollformat: Das Vollformat bezieht sich auf einen Bildsensor, der die gleiche Größe hat wie ein klassischer 35mm-Film und eine höhere Lichtempfindlichkeit sowie einen größeren Bildausschnitt ermöglicht.
  • APS-C: APS-C ist ein kleinerer Bildsensor, der oft in Spiegelreflex- oder spiegellosen Kameras verwendet wird und zu einem verlängerten Brennweitenbereich führt, da er einen kleineren Bildausschnitt bietet als das Vollformat.
  • Micro Four Thirds: Micro Four Thirds ist ein Kamerastandard, der einen noch kleineren Bildsensor als APS-C verwendet und in spiegellosen Systemkameras zum Einsatz kommt, wodurch kompaktere und leichtere Kameragehäuse ermöglicht werden.

50mm-Objektive sind natürlich

Fotos, die mit einem 50mm-Objektiv geschossen wurden sind, wirken natürlich - als wäre man vor Ort. (Sigma 50mm 1.4) Fotos, die mit einem 50mm-Objektiv geschossen wurden sind, wirken natürlich - als wäre man vor Ort. (Sigma 50mm 1.4)

Das 50mm Objektiv bildet die Welt so ab, wie das menschliche Auge sie sieht. Das lässt Bilder natürlich wirken und hilft den Betrachtern von euren Fotos, in die Szene einzutauchen. 

Es erzeugt somit Bilder mit einer unverfälschten Darstellung der Realität und eignet sich daher sehr gut, um eine Geschichte auf authentische Art und Weise zu erzählen. 

Wenn ihr gerne Portraits schießt, wirken diese daher auch sehr natürlich, ohne die Gesichtsmerkmale der fotografierten Person zu verzerren. 

50mm-Objektive sind vielseitig

Viele 50mm-Objektive können relativ nah fokussieren, um traumhafte Nahaufnahmen zu ermöglichen. (Sigma 50mm F1.4) Viele 50mm-Objektive können relativ nah fokussieren, um traumhafte Nahaufnahmen zu ermöglichen. (Sigma 50mm F1.4)

Nicht ohne Grund habe ich mich dazu entschieden, seit Jahren nur mit einem 50mm-Objektiv zu fotografieren - es eignet sich einfach für fast alles.

Ob Portraits, Landschaften, Street-Fotografie oder sogar Low-Light-Aufnahmen - das 50mm Objektiv hat mich nie im Stich gelassen und ich kann mir sicher sein, dass die Aufnahmen von guter Qualität sein werden. 

Die moderate Brennweite erlaubt es mir, Fotos aus einer angemessenen Distanz zu schießen, ohne aber die Intimität zu verlieren. 

Viele Jahre zuvor habe ich nur mit 28mm fotografiert - eine bei Smartphones weit verbreitete Brennweite, die deutlich weitwinkliger ist. Damit es immer noch notwendig, sehr nah an Motive heranzutreten, was manchmal schwierig sein kann und die Stimmung der Bilder verändern kann. Hier punktet das 50mm-Objektiv mit seiner etwas längeren Brennweite. 

Man befindet sich damit immer noch »in der Szene«, jedoch nicht so sehr, dass man diese stören würde. Nichtsdestotrotz bleibt auch das 28mm einer meiner Favoriten, aber das ist eine andere Geschichte.

50mm-Objektive liefern traumhafte Unschärfe

Dieses Bild habe ich mit einer Lubitel 166B geschossen - einer sogenannten Twin-Lens-Reflex. Dabei handelt es sich um eine analoge Mittelformatkamera mit einem 75mm-Objektiv, das 50mm auf Vollformat entspricht. Dieses Bild habe ich mit einer Lubitel 166B geschossen - einer sogenannten Twin-Lens-Reflex. Dabei handelt es sich um eine analoge Mittelformatkamera mit einem 75mm-Objektiv, das 50mm auf Vollformat entspricht.

Moment, unscharf? Sollten gute Objektive nicht das Gegenteil sein? Scharf? Macht euch in der Hinsicht keine Sorgen: Die meisten 50mm-Objektive sind sehr scharf und liefern eine sehr gute Bildqualität. Was ich mit traumhafter Unschärfe meine, ist das sogenannte Bokeh. 

Damit wird die Hintergrundunschärfe beschrieben, die euch ein 50mm-Objektiv liefert. Die meisten von ihnen besitzen große Blenden von F2.0 bis F1.0 (teilweise sogar mit F.095) und sie können daher den Hintergrund butterweich verschwimmen lassen, während euer Hauptmotiv gestochen scharf bleibt. 

50mm-Objektive sind kompakt und diskret

Dank der Brennweite konnte ich dieses Foto schießen, ohne den Tänzern zu sehr auf die Pelle zu rücken. (Sigma 50mm 1.4) Dank der Brennweite konnte ich dieses Foto schießen, ohne den Tänzern zu sehr auf die Pelle zu rücken. (Sigma 50mm 1.4)

Die meisten 50mm-Objektive sind sehr klein und kompakt. Das hat erst einmal den Vorteil, dass ihr nicht viel mit euch herumtragen müsst.

Als ich vor einigen Jahren ein großes und schweres Zoom-Objektiv als Immer-Drauf-Objektiv verwendet habe, blieb die Kamera öfter zu Hause, als ich dachte. In dem Fall habe ich mir dann doch lieber einfach das Smartphone geschnappt. 

Mit einem 50mm-Objektiv ist diese »Mitnahme-Hürde« deutlich geringer. Zusätzlich wirkt man mit einem so kompakten Objektiv deutlich weniger aufdringlich und fällt weniger auf. Dadurch fängt man Momente unverfälscht und authentisch ein. 

50mm-Objektive machen kreativ

Hierbei habe ich mir die Herausforderung gestellt ein Portrait-Shooting mit einer Diana F+-Kamera zu schießen - einer Plastik-Mittelformat-Kamera mit 75mm-Objektiv (entspricht 50mm auf Vollformat). Hierbei habe ich mir die Herausforderung gestellt ein Portrait-Shooting mit einer Diana F+-Kamera zu schießen - einer Plastik-Mittelformat-Kamera mit 75mm-Objektiv (entspricht 50mm auf Vollformat).

50mm-Objektive sind Festbrennweiten: Das heißt, ihr könnt damit nicht zoomen. Man ist quasi gezwungen mit seiner Umgebung zu interagieren und sich selbst in Bewegung zu setzen, wenn man den Bildausschnitt verändern will. 

Jedes Foto wird dadurch »bewusster« und mit einer gewissen Intention geschossen. Gleichzeitig ist der Schwierigkeitsgrad nicht sehr hoch, da man durch ein 50mm-Objektiv die Welt ungefähr so sieht, wie es das menschliche Auge sieht. Deswegen eignet sich ein solches Objektiv perfekt für Einsteiger, die in die Welt der Festbrennweiten eintauchen wollen. 

50mm Objektive sind günstig

Das Beste kommt zum Schluss: All diese Vorteile, die ich euch genannt habe, kommen zu einem kleinen Preis. 50mm-Objektive starten schon bei ganz kleinen Preisen. Viele gibt es schon für etwa 100 bis 150 Euro. 

Wenn ihr euch nicht vor dem Kauf eines gebrauchten Objektives scheut, könnt ihr euch sehr günstig eines bei eBay oder Kleinanzeigen erwerben. Mein aktuelles Pentax M 50mm F1.7 hat mich gerade mal 30 Euro gekostet. 

Achtung an Nutzer von Systemkameras mit APS-C- und Micro-Four-Thirds-Sensoren: Diese Kameras besitzen kleinere Bildsensoren, weshalb sie auch einen kleineren Ausschnitt der Objektive ablichten.

Wollt ihr mit einer Kamera mit APS-C-Sensor einen Bildausschnitt von einem 50mm-Objektiv erreichen, müsst ihr zu einem Objektiv mit einer Brennweite von etwa 30 bis 35 mm greifen. Für Micro Four Thirds-Kameras wählt ihr ein 25mm-Objektiv. 

Ich hoffe mein Artikel war hilfreich für euch! Welches sind eure Lieblings-Objektive? Fotografiert ihr selbst mit 50mm-Objektiven? Wollt ihr mehr Fotografie-Inhalte auf Gamestar Tech sehen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! 

zu den Kommentaren (11)

Kommentare(11)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.