Ganz anders als Nuki: Das Netatmo Smart Lock könnte alle Skeptiker überzeugen, doch es fehlt ausgerechnet das Wichtigste

Das smarte Türschloss von Netatmo soll im Gegensatz zu Nuki & Co. eine besonders sichere Zugangskontrolle für die Haustür bieten und verzichtet auf Internet, Motor und smarte Komfort-Features. Ein Fehler?

Ohne Motor und Internet: Das Netatmo Smart Lock geht unkonventionelle Wege. Für wen es sich eignet, verrät unser Test. (Bildkomposition: Netatmo GameStar) Ohne Motor und Internet: Das Netatmo Smart Lock geht unkonventionelle Wege. Für wen es sich eignet, verrät unser Test. (Bildkomposition: Netatmo / GameStar)

Netatmo ist im Smart-Home-Segment bereits mit Überwachungskameras, Videotürklingel und Rauchmeldern vertreten. Ein smartes Türschloss soll euer Zuhause jetzt noch sicherer machen.

Dabei geht der französische Hersteller jedoch einen etwas anderen Weg als die Konkurrenz. Denn im Gegensatz zu Nuki und Co. verzichtet er auf Motor und Internetzugang. Stattdessen kommen NFC-Schlüssel und Bluetooth zum Einsatz, um besonders sicher zu sein.

Damit hat das Türschloss das Zeug, alle Skeptiker und Bislang-Verweigerer eines smarten Türschlosses zu überzeugen. Im Test zeigt sich jedoch, dass ihm ausgerechnet das Wichtigste fehlt: smarte Features.

Netatmo Smartes Türschloss & Schlüssel
Netatmo Smartes Türschloss & Schlüssel
Das Netatmo Smart Lock beeindruckt mit toller Verarbeitung, sehr guter App und starken Sicherheitsvorkehrungen. Für den hohen Preis wären jedoch komfortable Smart-Features wie Auto-Unlock und eine schnellere Bluetooth-Verbindung wünschenswert.
  • Elegantes Design, hervorragende Verarbeitung
  • Hohe Sicherheit durch Verzicht auf WLAN
  • 3 NFC-Schlüssel im Lieferumfang
  • Sehr lange Batterielaufzeit (+ Notstromversorgung)
  • Nahezu geräuschlos
  • Zum Öffnen immer Knaufdrehung notwendig
  • Öffnung per Handy dauert zu lange
  • Remote-Zugriff nur für HomeKit und mit Verzögerung
  • Kein Auto Unlock
  • Sehr hoher Preis
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Unkonventionelles Smart Lock ohne Motor & Internet

Da sich das Smart Lock von den meisten anderen seiner Gattung unterscheidet, hier zunächst ein paar grundlegende Infos.

Zunächst setzt das Netatmo Smart Lock wie bereits erwähnt auf Bluetooth und NFC, eine Bridge zur Serverkommunikation gibt es nicht. Es lässt sich damit nur in unmittelbarer Nähe und auch nur mit der App oder den zugehörigen NFC-Schlüsseln auf- und zuschließen. Das sind spezielle Metallschlüssel, die vom Smart Lock erkannt werden.

Drei Stück liegen dem Set für 380 Euro bei, ein weiterer kostet 40 Euro. Es gibt jedoch auch ein 3er-Schlüssel-Set für 100 Euro.

Die Schlüssel sind aus Metall und liegen hochwertig in der Hand - drei Stück sind im Lieferumfang enthalten. Die Schlüssel sind aus Metall und liegen hochwertig in der Hand - drei Stück sind im Lieferumfang enthalten.

Ein großer Dämpfer: Auf übliche Komfortfunktionen eines smarten Schlosses wie Auto Unlock oder Fernsteuerung müsst ihr verzichten. Also smarte Features, die gerade bei Nuki, Homematic und Co. so beliebt sind.

Denn Netatmo legt extremen Wert auf das Thema Sicherheit. Der Schließzylinder erfüllt die Norm EN15684 und ist mit einem Anti-Bohr-Pad und gehärteten Sicherheitsstiften ausgestattet, um auch größerer Gewalteinwirkung standzuhalten.

Dafür müsst ihr auch etwas mehr Aufwand beim Einbau in Kauf nehmen. Das Netatmo Smart Lock ersetzt nämlich euren bisherigen Schließzylinder. Das geht jedoch einfacher als gedacht, wenn ihr ein paar Sachen beachtet.

Einbau des Smart Locks

Der Ersteindruck nach dem Auspacken ist direkt positiv: Das elegante Design in Silber und Schwarz spielt in einer Liga mit den Türschlössern von Tedee und Danalock und gehört für mich zu den schönsten auf dem Markt.

Zwar ist der Innenknauf mit einer Länge von 6 cm nicht gerade winzig, weil in ihm vier AAA-Batterien Platz finden - andere Smart Locks wie das bekannte Nuki 4.0 sind dagegen aber regelrechte Klopper. Zudem ist die Verarbeitung bei Netatmo hervorragend. Nichts klappert, klemmt oder quietscht.

Im Lieferumfang enthalten: Schloss, 3 NFC-Schlüssel, Türmesser, Besitzerkarte, Werkzeuge, Türadapter (35-45-mm), 4 AAA-Batterien und eine Anleitung Im Lieferumfang enthalten: Schloss, 3 NFC-Schlüssel, Türmesser, Besitzerkarte, Werkzeuge, Türadapter (35-/45-mm), 4 AAA-Batterien und eine Anleitung

Auch die mitgelieferten Schlüssel aus Metall liegen angenehm schwer in der Hand. Bevor die zum Einsatz kommen können, müsst ihr jedoch erst das Schloss einbauen und dabei euren vorhanden Zylinder austauschen. Das macht den Einbau zwar etwas umständlicher als bei einigen Konkurrenzprodukten, ist aber auch kein Hexenwerk.

Ihr müsst lediglich eine kleine Schraube in eurem Schloss lösen, den alten Zylinder entnehmen und den neuen einstecken.

Das Wichtigste dabei: Die Länge des Zylinders muss zu eurer Tür passen. Netatmo legt dafür dem Lieferumfang zwei Verlängerungen für 35 respektive 40 Millimeter Länge bei, was für die meisten Türen in deutschen Haushalten passen sollte.

Falls nicht, könnt ihr eine 45- oder gar eine 50 Millimeter-Verlängerung separat für jeweils 30 Euro erwerben. Auch im Innenknauf befindet sich eine Schraube, um den Abstand an eure Tür individuell anzupassen.

Zu guter Letzt wird von Außen noch ein kleiner Knauf montiert, der zwangsweise gedreht werden muss, um die Tür zu öffnen. Immerhin gibt es ja keinen Motor im Schloss.

Auch wenn es etwas Schrauberei erfordert: Dank beiliegender Anleitung, Batterien und Werkzeug hat der Einbau bei mir nur rund 20 Minuten gedauert. Ihr braucht davor keine Angst zu haben. Ob eure Tür kompatibel ist, könnt ihr übrigens auf der Website prüfen.

Im Innenknauf finden die vier Batterien Platz. Außerdem befindet sich hier eine Schraube, um den Abstand an eure Türdicke anzupassen. Im Innenknauf finden die vier Batterien Platz. Außerdem befindet sich hier eine Schraube, um den Abstand an eure Türdicke anzupassen.

Einrichtung in der App

Nachdem das Schloss installiert und die Batterien eingelegt wurden, kann das Netatmo Smart Lock in der Home + Security-App von Netatmo konfiguriert werden. Dabei benötigt ihr zwingend einen Account.

Vorbildlich ist die Benutzerführung durch den Einrichtungsprozess in der App. Schlüssel einstecken, drehen, kalibrieren, fertig.

Die Kopplung mit Apples Home-App hat dagegen mehrere Anläufe gebraucht. Bei mir wurde mehrfach der QR-Code nicht erkannt, sodass ich das Schloss entfernen, zurücksetzen und erneut koppeln musste. Fummelig und nicht so smart, wie man sich das wünschen würde.

Die Einrichtung in der App ist klar verständlich. Die Einrichtung in der App ist klar verständlich.

So funktioniert das Netatmo Smart Lock in der Praxis

Ich habe es ja bereits erwähnt: Sonderlich smart ist das Netatmo-Schloss nicht - zumindest nicht bezogen auf Komfortfunktionen.

Wo mir das Nuki die Tür öffnet, wenn ich mit vollbepackten Händen davorstehe, gibt es beim Netatmo Smart Lock im Grunde nur zwei Optionen, die Tür von außen zu öffnen: Mit einem der NFC-Metallschlüssel oder mit der App. In beiden Fällen muss der Außenknauf gedreht werden. Von Innen könnt ihr logischerweise jederzeit am Knauf drehen.

Öffnen per NFC-Schlüssel: Die Schlüsselvariante funktionierte im Test jederzeit zuverlässig, allerdings nicht unbedingt nahtlos wie bei einem echten Schlüssel.

Denn es dauert ungefähr eine Sekunde, bis das Schloss den Schlüssel erkennt. Dadurch müsst ihr entweder einen Augenblick warten oder dreht eine halbe bis ganze Umdrehung ins Leere, bis der Zylinder sich dreht.

Sollte ein Schlüssel verlorengehen, könnt ihr ihn in der App einfach deaktivieren. Ein Sicherheitsrisiko ist somit nicht gegeben.

Der Schlüssel wird ungefähr nach einer Sekunde erkannt, weswegen ihr manchmal ins Leere dreht, bis sich das Schloss öffnet. Der Schlüssel wird ungefähr nach einer Sekunde erkannt, weswegen ihr manchmal ins Leere dreht, bis sich das Schloss öffnet.

Öffnen per App: Wer wie ich eher digital unterwegs ist und gänzlich auf den Schlüssel verzichten möchte, kann auch zur App greifen, um die Tür zu öffnen. Dazu müsst ihr euch in unmittelbarer Nähe befinden und in der App aufs Schloss-Icon tippen, bevor ihr am Knauf dreht.

Dafür braucht ihr jedoch Geduld, denn es dauert stets rund sechs Sekunden, bis das Schloss reagiert. Zu lang und nervig für den täglichen Einsatz.

Ich verstehe ohnehin nicht, warum Netatmo kein Zubehör wie ein separates Tastenfeld (mit Fingerabdrucksensor) für das Schloss anbietet. Wenigstens eine Bluetooth-Fernbedienung für den Schlüsselbund wäre beim Preis von 380 Euro angebracht, um das Schloss noch attraktiver zu machen.

Remote-Steuerung per Apple HomeKit

Wer im Apple-Kosmos unterwegs ist, kann das Netatmo Smart Lock via HomeKit ins eigene Smart Home einbinden. Dafür braucht ihr jedoch zwingend eine Schaltzentrale wie einen AppleTV oder einen HomePod (mini) in der Nähe des Schlosses, um die Brücke zum heimischen WLAN zu schlagen.

Das mag nützlich sein, um mal eben die Schwiegermama hereinzulassen, wenn die schon auf der Schwelle steht. Denn in jedem Falle muss der Außenknauf gedreht werden, um die Tür zu öffnen.

Allerdings dauerte es in meinem Test viel zu lange, bis das Schloss via HomeKit-Verknüpfung freigegeben wurde. Und ich bezweifle, dass eine fremde Person weiß, dass sie die ganze Zeit den Knauf drehen muss, bis sich der Zylinder endlich in Bewegung setzt.

Abends automatisch die Tür abzuschließen, wenn man ins Bettchen hüpft, ist also nicht möglich. Dafür sind eine Reihe von Automationen denkbar - zum Beispiel, dass im Flur automatisch das Licht angeht, wenn ihr (nach einer bestimmten Uhrzeit) die Tür aufschließt, und umgekehrt. Google Home oder gar Matter unterstützt das Netatmo-Schloss allerdings nicht.

Akkulaufzeit und Lautstärke

Auch wenn es hier und da etwas länger dauert und manchmal einen zweiten Anlauf braucht, bin ich trotzdem immer ins Haus gekommen. Zumal die Akkus eine Ewigkeit halten. Netatmo gibt ein Jahr Laufzeit an. Selbst nach einem Monat zeigte mir die App noch volle Ladung an.

Sollte doch mal der Saft ausgehen, hat sich Netatmo einen Kniff überlegt: Im Notfall könnt ihr das Schloss über einen versteckten MicroUSB-Anschluss mit Strom versorgen.

Immerhin: Aufgrund des fehlenden Motors schließt das Schloss beinahe geräuschlos. Lediglich ein kurzes Surren ist zu hören. Somit wird man beim Mittags- oder Nachtschlummer nicht aus dem Schlaf gerissen, wie es beim lauten Nuki durchaus der Fall sein kann.

Der Innenknauf ist elegant und angenehm schlicht. Damit gehört das Netatmo Smart Lock zu den schönsten smarten Schlössern. Der Innenknauf ist elegant und angenehm schlicht. Damit gehört das Netatmo Smart Lock zu den schönsten smarten Schlössern.

Gästezugriff mit Problemen

Egal, ob ihr nun mehrere Personen in eurem Haushalt habt, Schwiegermama Zugang gewähren wollt oder ein AirBnB betreibt: In der App könnt ihr anderen Personen entweder dauerhaft oder zeitlich begrenzt Zugang gewähren.

Dafür legt ihr in der App einfach die Ablaufdauer fest und verschickt einen Einladungslink. Euer Gast muss sich anschließend die zugehörige Gäste-App herunterladen und kann euer Schloss öffnen - ein Account ist dafür nicht notwendig. Das ist praktisch, kommt jedoch nicht ohne Aber.

Das Problem: Euer Gast könnte diesen Link ohne Weiteres an Dritte weiterreichen. Ihr habt keine Kontrolle darüber, wer letztlich durch eure Tür marschiert.

Das mag bei einer Ferienwohnung mit mehreren Personen sinnvoll sein, birgt in meinen Augen jedoch ein unnötiges Schlupfloch im sonst so durchdachten Sicherheitskonzept. Schließlich könnte ich auch einfach mehrere Gastzugänge verteilen. Hier sollte Netatmo dringend nachbessern.

Links seht ihr den Bildschirm von mir als Besitzer in der App und rechts vom Gast mit temporären Zugang. Per Tipp auf das Icon wird das Schloss gesteuert und der Außenknauf kann gedreht werden. Links seht ihr den Bildschirm von mir als Besitzer in der App und rechts vom Gast mit temporären Zugang. Per Tipp auf das Icon wird das Schloss gesteuert und der Außenknauf kann gedreht werden.

Was dagegen gern so bleiben darf: Der Hersteller verzichtet auf ein Abomodell. Alle Funktionen, auch wenn sie recht überschaubar sind, stehen nach dem Kauf zur Verfügung.

Mehr lesen: Wer tiefer ins Thema Smart Locks einsteigen will, sollte sich unbedingt unseren umfassenden Smart Lock-Ratgeber anschauen.

Fazit

Mirco Kämpfer

Das Netatmo Smart Lock überzeugt mit hervorragender Verarbeitung, schickem Design und verfolgt einen spannenden Ansatz für alle, die bei smarten Türschlössern Sicherheitsbedenken haben.

Von allen bisher getesteten smarten Schlössern kommt dieses einem gewöhnlichen Schloss am nächsten, gibt euch aber die Möglichkeit, auch virtuelle Gastzugänge zu verteilen.

Dafür kommt es aber auch mit einem saftigen Preis. Für 380 Euro ist mir dieses Smart Lock einfach nicht smart genug. Ich möchte auf Komfortfunktionen wie Auto Unlock und Fernsteuerung nicht mehr verzichten. Darüber hinaus lässt die Smart Home-Integration zu wünschen übrig.

Wenn es wenigstens ein zugehöriges Keypad gäbe, wäre die tägliche Nutzung noch etwas komfortabler, denn die Bedienung via App dauert einfach zu lange. Zum Vergleich: Für knapp 40 Euro mehr bekomme ich das Nuki 4.0 Pro mit Tastenbedienfeld inklusive Fingerabdrucksensor.

Sollte der Hersteller Zubehör oder gar Updates nachreichen, die den Funktionsumfang erweitern, schaue ich mir das Schloss gern noch einmal an. Bis dahin bleibe ich beim Nuki.

Wer auf den Schlüssel verzichten will, ist hier definitiv falsch. Wer eine smarte, sichere Lösung sucht, die einem herkömmlichen Türschloss gleicht, sollte sich das Netatmo dennoch näher anschauen.

Transparenzhinweis: Das Gerät wurde uns für den Test zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Test.

Was sagt ihr zum Netatmo Smart Lock? Würdet ihr dieses Schloss nutzen und wenn ja, welches Feature hat euch am meisten überzeugt? Schreibt mir gern eure Fragen und Anregungen in die Kommentare.

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