Auf der Game Developers Conference in San Francisco stellen die Rearden Studios ihren Online-Vetriebsweg OnLive vor. Die Besonderheit: Die Spiele werden aber nicht auf dem heimischen PC berechnet, sondern auf der Server-Farm von der Betreiberfirma Onlive Inc. und dann als Video übertragen. Dadurch sollen selbst schwachbrüstige Windows XP-, Vista- und Mac-OS-X-Rechner Hardware-Fresser wie Crysis flüssig auf den Schirm bekommen. Am PC wird die Technik über eine Browser-Erweiterung (Plug-In) realisiert. Alternativ soll die etwa handflächen große OnLive MicroConsole die Signale über eine Netzwerkverbindung entgegen nehmen, den Videostream dekodieren und über HDMI an einen Flachbildfernseher ausgeben. Die MicroConsole soll weniger als Nintendos Wii kosten, vorrausichtlich also maximal 200 Euro. Die Steuerungssignale zum Beispiel vom Gamepad werden direkt zum Server geschickt, um die Latenzzeiten klein zu halten und flüssigen Spielen zu ermöglichen. Schließlich kann die Server-Farm bei OnLive das nächste Bild naturgemäß erst berechnen, wenn die Aktion des Spielers bekannt ist.
720p-Videostream
Die maximale Auflösung des Videostreams beträgt 1280x720 Pixeln bei 60 fps. Dafür veranschlagt OnLive eine 5-MBit-Verbindung. Bei 1,5 MBit pro Sekunde genügt es nur noch für die normale PAL-Auflösung. Gegenüber heutigen PC-Monitoren mit oft mehr als 1680x1050 Bildpunkten dürfte der Videostream qualitativ zurück bleiben - unkomprimiert wären die Datenraten viel zu hoch für aktuelle Breitbandverbindungen.
Spannende Community-Funktionen
OnLive soll weitreichende Community-Funktionen bieten. Dazu gehören eine Freundesliste, Sprachkommunikation per Voice-over-IP oder eine Aufnahmefunktion, mit der Sie bis zu 15 Sekunden lange Videoschnipsel Ihren Freunden zur Verfügung stellen können. Der eigene Spiele-Stream lässt sich auf Wunsch auch für alle User im OnLive-Netzwerk der für ausschließlich für die User auf Ihrer Freundesliste freigeben. Steve Perlman, der CEO von OnLive Inc., skizziert diese Lösung auch für Beta-Tests, in denen Spiele-Publisher den Testern über die Schulter schauen können.
Breites Spiele-Angebot
OnLive soll im nächsten Weihnachtsgeschäft den Betrieb aufnehmen, ein Beta-Test ist für Mitte des Jahres geplant. Laut Perlman wird eine Monatsgebühr fällig sowie zuzüglich Leihkosten oder "Kaufpreise" für einzelne Spiele. Bisher haben folgende Publisher ihre Zusammenarbeit mit OnLive angekündigt (anders als etwa bei Gametap will OnLive aber keinen Archiv-Katalog sondern in erster Linie aktuelle Spiele anbieten):
- Atari
- Codemasters
- Eidos
- Electronic Arts
- Epic
- Take Two
- THQ
- Ubisoft
- Warner Bros.
Das die versammelte Spiele-Industrie auf OnLive aufspringt, verwundert uns nicht weiter. Das Rendering der Spiele auf der Server-Farm von OnLive verhindert zum einen zuverlässig Raubkopien und Cheats. Nur trifft es eben auch die ehrlichen Spieler: Es legt den Gebrauchtmarkt trocken (ein lange gehegter Wunsch der Industrie) - Spiele, die Sie nicht als DVD besitzen sondern nur als Nutzungsrecht bei einem Online-Service lassen sich eben nicht weiterverkaufen. Auch Tuning-Modifikationen, zum Beispiel in den Konfigurationsdateien eines Spiels, sind ausgeschlossen, weil der Zugriff auf die Dateien fehlt.
Ob es OnLive wie versprochen schafft, einen tatsächlich Lag-freien Spielgenuss sicherzustellen (der Hersteller spricht von einem Ping unter einer Millisekunde), kann nur ein Test der fertigen Version des Dienstes zeigen. Gerade für Besitzer älterer Hardware könnte OnLive aber durchaus interessant werden.
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