Nicht nachmachen! Was passiert, wenn man ohne Prozessor-Kühler spielt?

In unserer "Was passiert, wenn"-Reihe zu PC-Hardware widmen wir uns diesmal dem CPU-Kühler - oder besser gesagt, wir lassen ihn links liegen. Wie schlimm wird es?

So ein CPU-Kühler hat schon seine Daseins-Berechtigung, wie unser kleines Experiment ohne ihn zeigt. So ein CPU-Kühler hat schon seine Daseins-Berechtigung, wie unser kleines Experiment ohne ihn zeigt.

Okay, eins müssen wir gleich zu Beginn zugeben: Bis zum Spielen sind wir ohne CPU-Kühler auf unseren Test-PCs gar nicht erst gekommen. Es ist aber trotzdem sehr interessant, zu sehen, wie (unerwartet) unterschiedlich sich die beiden Probanden Core i9 10900K und Ryzen 5 5600X im Detail verhalten.

Vorab ist außerdem der obligatorische Hinweis wichtig, dass ihr dieses Experiment bitte nicht mit eurer eigenen Hardware wiederholen sollt! Dank moderner Schutzmechanismen halten wir es zwar für sehr unwahrscheinlich, dass die CPU beim Betrieb ohne Kühler wirklich Schaden nimmt. Aber sicher ist sicher.

Unsere bisherigen Experimente mit Hardware in sagen wir mal...eher ungünstigen oder zumindest ungewöhnlichen Situationen findet ihr unter den folgenden Links:

Der Core i9 10900K wehrt sich erstaunlich lange

Starten wir den PC mit Core i9 10900K auf dem Mainboard Asus ROG Maximus XII Extreme ohne Prozessor-Kühler, sehen wir zunächst eine Fehlermeldung wegen des nicht vorhandenen CPU-Lüfters und müssen per F1-Taste ins BIOS. Um Windows dennoch starten zu können, gibt es nun zwei Möglichkeiten:

  • Einen Lüfter mit dem CPU-Anschluss des Mainboards verbinden und ihn ins Leere pusten lassen
  • In den Boot-Optionen vom BIOS ausschalten, dass eine Fehlermeldung beim Start des PCs zwingend per F1 ins BIOS führt:

Wenn wir im BIOS die Option Wait For F1 If Error ausschalten, können wir auch ohne angeschlossenen CPU-Lüfter Windows starten. Dieser Schritt ist aber nicht auf jedem Mainboard erforderlich. Wenn wir im BIOS die Option "Wait For 'F1' If Error" ausschalten, können wir auch ohne angeschlossenen CPU-Lüfter Windows starten. Dieser Schritt ist aber nicht auf jedem Mainboard erforderlich.

Im BIOS selbst ist der PC ohne Prozessorkühler wegen zu hoher Temperaturen von über 100 Grad nach ungefähr zwei bis drei Minuten von selbst ausgegangen. Es ist zwar nicht unüblich, dass die CPU-Temperaturen im BIOS vergleichsweise hoch liegen. Wie lange der Core i9 10900K aber im Gegensatz dazu unter Windows durchgehalten hat, kam für uns dann doch etwas überraschend.

Dabei erreicht die CPU schon kurz nach dem Start des Betriebssystems Temperaturen von fast 100 Grad. Der Core i9 10900K versucht tapfer, dem drohenden Neustart mit immer weiter sinkenden Taktraten entgegenzuwirken. Der Takt-Bodensatz ist schließlich bei 800 MHz auf allen zehn Kernen erreicht. Zum Vergleich: Normalerweise sind mit dieser CPU Werte im Bereich von etwa 5.000 MHz machbar.

Der PC fühlt sich durch die niedrigen Taktraten extrem langsam an und es dauert ungewohnt lange, allein den Explorer zu starten. Es gelingt uns mit etwas Geduld aber trotzdem, diverse Fenster und Programme inklusive Steam zu öffnen. Bis zum Start eines Spiels kommen wir aber nicht mehr, nach ungefähr zehn Minuten der Qual bei über 100 Grad gibt der Prozessor dann doch auf und der PC geht automatisch aus.

Der 10900K nach dem Booten ohne CPU-Kühler. Das dürften selbst für Hartgesottene etwas zu viele rote Zahlen sein. Der 10900K nach dem Booten ohne CPU-Kühler. Das dürften selbst für Hartgesottene etwas zu viele rote Zahlen sein.

Mit dem Ryzen 5 5600X läuft es ganz anders

Der Ryzen 5 5600X mit sechs Kernen von AMD ist im Vergleich mit Intels ehemaligen Top-Modell Core i9 10900K mit zehn Kernen deutlich weniger energiehungrig. Dennoch kommen wir mit ihm ohne CPU-Kühler längst nicht so weit wie mit der Intel-CPU.

Schon beim ersten Boot-Versuch geht der PC beim Laden von Windows aus. Mit dem 10900K war das Booten dagegen noch kein Problem. Im zweiten Anlauf nehmen wir den CPU-Kühler erst im BIOS ab. Die Temperatur steigt innerhalb kürzester Zeit auf über 110 Grad und der PC geht nicht wie mit dem Core i9 nach zwei, drei Minuten, sondern fast direkt wieder aus.

Nehmen wir den Kühler erst unter Windows ab, um Booten zu können, sind wir dagegen zunächst etwas erstaunt: Machen wir nichts mit dem PC, steigt die Temperatur relativ langsam an. Nach einer Minute sind wir etwa bei 70 Grad, nach zwei Minuten bei 80 Grad und nach drei Minuten bei 90 Grad. Der Core i9 10900K lag dagegen direkt nach dem Start schon bei etwa 100 Grad.

Während es aber mit dem 10900K trotzdem noch möglich war, Fenster zu öffnen, sie zu verschieben und Steam zumindest eine Zeitlang zu bedienen, streicht der PC mit dem Ryzen 5 5600X fast sofort die Segel, wenn wir etwas mit dem PC machen. Steam zu starten war zwar gerade noch möglich, direkt danach kam es aber erneut zum automatischen Ausschalten des PCs.

Immerhin bekommen wir Steam mit dem Ryzen 5 5600X ohne CPU-Kühler noch zu Gesicht. Ein Spiel zu starten ist aber in Anbetracht der unten links zu sehenden Temperaturen nicht möglich. Immerhin bekommen wir Steam mit dem Ryzen 5 5600X ohne CPU-Kühler noch zu Gesicht. Ein Spiel zu starten ist aber in Anbetracht der unten links zu sehenden Temperaturen nicht möglich.

Zumindest im Falle der hier verwendeten Hardware-Konstellationen scheint AMD also den vorsichtigeren Weg mit einer deutlich schnelleren Abschaltung gewählt zu haben. Die Intel-CPU versucht dagegen etwas länger zu retten, was letztlich nicht zu retten ist.

Auch wenn sparsamere CPUs mit besonders geringer Kernzahl möglicherweise noch länger durchhalten würden, macht unser Experiment eins deutlich: Ein PC-Betrieb komplett ohne Prozessor-Kühler ist keine gute Idee und führt nicht sehr weit, weder bei AMD noch bei Intel.

Hat die Hardware Schaden genommen?

Nein, zumindest keinen, der direkt erkennbar wäre. Nach jedem Abschalten des PCs war es auf beiden Systemen stets praktisch sofort wieder möglich, den Rechner erneut anzuschalten und ganz normal zu benutzen.

Grundsätzlich ist es allerdings für PC-Komponenten und ihre Haltbarkeit wichtig, ihre Temperaturen möglichst niedrig zu halten. Auch deshalb ist ein solches Experiment nicht zur Nachahmung empfohlen. Da uns als einziger Grund für das vollständige Weglassen eines CPU-Kühlers Neugier einfällt, ist das in diesem Fall aber wohl kein großer Verlust.

Hat sich euer PC schon mal wegen zu hoher Temperaturen von selbst abgeschaltet, etwa weil ein Lüfter unbemerkt nicht lief oder aus einem anderen Grund? Und gibt es weitere Hardware-Experimente, die wir in Zukunft durchführen sollen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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